Software-Test PC-Write 3.02

Die deutsche Version des Bestsellers PC-Write 3.02 bietet leistungsstarke Textverarbeitung zu einem günstigen Preis. Die Installation verläuft problemlos, allerdings muss der Arbeitsspeicher zuvor von speicherresidenten Programmen befreit werden. Eine beachtliche Sammlung von Druckertreibern (für über 600 Modelle!) wird mitgeliefert, Mausunterstützung ist ebenfalls vorhanden.

PC-Write verfügt über alle Standardfunktionen einer modernen Textverarbeitung und bietet darüber hinaus noch einige Extras, die sonst nur bei Programmen der obersten Preisklasse zu finden sind. Zu diesen gehobenen Funktionen gehören Spaltensatz, eine Speicherautomatik, Sprungmarken und das automatische Erstellen von Stichwort- und Inhaltsverzeichnissen.

Das Programm ist schnell, die Länge der Texte nur durch den Arbeitsspeicher begrenzt. Hilfreich für Angehörige der schreibenden Zunft ist ein Zähler, der den Umfang von Dokumenten in Bytes, Zeichen, Buchstaben und Wörtern ermittelt. Eine Rechtschreibprüfung ist ebenfalls möglich. Diese weist auf Wunsch schon während der Texteingabe durch einen Summer auf unbekannte Worte hin.

Leider sind die Meldungen der Statuszeile nur mit Hilfe des Handbuchs zu entschlüsseln. Auch die Zusammenstellung der Vielzahl von Menüs und Untermenüs erscheint manchmal etwas willkürlich. Zu viele Tasten und Tastenkombinationen sind mit speziellen Funktionen oder Sonderzeichen belegt, was sich beim Erstellen von Makros störend auswirkt.

Dafür überzeugt die Druckersteuerung. „Punktbefehle“, die direkt in den Text eingegeben werden, erlauben die absolute Kontrolle über alle Druckparameter – endlich kann der Drucker zeigen, was in ihm steckt. PC-Write benötigt 384 KB RAM und kommt auch ohne Festplatte aus.

PC-Write 3.02 deutsch; Kirschbaum Software GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 168 Mark.

(erschienen in der WELT am 10. April 1990)

Software-Test StarWriter 3.0

Ein Textverarbeitungsprogramm der Spitzenklasse ist Star Writer 5.0. Die Benutzeroberfläche lehnt sich an den von IBM entwickelten SAA-Standard an, was eine einfache Bedienung mit Dialogboxen und Maussteuerung ermöglicht. Alternativ stehen dem Anwender aber auch Pop-up-Menüs und die weitverbreiteten Wordstar-Ctrl-Befehle zur Verfügung.

Eine freie Skalierung der Graphik ist auch im Nachhinein möglich; der bereits vorhandene Text wird dann automatisch neu formatiert. Star Writer verfügt über eine variable Druckvorherschau, die sich sehen lassen kann. Eine der herausragenden Eigenschaften des Programms ist eine (fast) perfekte, blitzschnelle Trennhilfe, die den gesamten „Duden“ beinhaltet. Auch die Rechtschreibprüfung enthält mit 227 000 Worten den kompletten Duden-Wortschatz.

Star Writer kann die Formate fremder Textverarbeitungsprogramme nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Zusätzlich wird eine Datenbankfunktion geboten, die sowohl dBase- als auch SDF-Dateien lesen kann. Die Empfänger von Serienbriefen können aus der Datei selektiert werden; auch die direkte Übernahme einzelner Datensätze in den Text ist möglich.

Abgerundet wird das Paket durch nützliche Details wie den Dateimanager, Taschenrechner, ASCII-Tabelle und eine Logbuchfunktion, mit der sich nachvollziehen lässt, wie lange und mit welchem Ergebnis an einem bestimmten Dokument gearbeitet wurde.

„StarWriter 5.0“ von Star Division; für IBM PC/XT-, IBM PC/AT- und PS/2-Computer und -Kompatible; 998 Mark.

(erschienen in der WELT vom 6. April 1990)

Was ist daraus geworden? Die Geschichte dieses Programmes könnt Ihr in ausführlich bei Wikipedia nachlesen. Die Kurzversion lautet, dass der StarWriter erst mit anderen Programmen zur Office-Software gebündelt wurde, dann an Sun Microsystems verkauft wurde und als Open Office wiedergeboren wurde. Open Office selbst wurde inzwischen eingestellt, in der kostenlosen Office-Software LibreOffice steckt aber immer noch mehr als ein Körnchen StarWriter ´drin.

Software-Test Paradox 3.0

Beeindruckend ist nicht nur der Umfang der mitgelieferten Handbücher (vier Kilogramm beziehungsweise über 2000 Seiten). Die Leistung des Datenbanksystems Paradox 3.0 geht auch sonst weit über das hinaus, was Otto Normalverbraucher benötigt. Für dessen Ansprüche genügt denn auch das Studium eines schmalen Bandes von rund 150 Seiten, der ebenso wie die restlichen Dokumentationen hilfreich und übersichtlich zugleich ist.

Auffällig ist die „Intuition“ des Programms, Paradox scheint zu ahnen, was der Anwender im Sinn hat, sichert ohne vorherige Aufforderung, verzeiht und korrigiert Fehler bei der Arbeit, die bei anderen Programmen schnell zur Verstümmelung ganzer Dateien führen können.

Die Daten werden in Tabellenform dargestellt, auf Wunsch auch in Formularen, die der Anwender frei gestalten kann. Ein Formular, erlaubt dabei sogar die Darstellung oder Eingabe von Datensätzen in verschieden Tabellen gleichzeitig. Verzwickte Abfragen, auch über mehrere verknüpfte Dateien hinweg, lassen sich ohne große Mühe erstellen. Abfrage durch Beispiel (QBE) heißt hier das Zauberwort: Der Benutzer schreibt in eine Abfragetabelle ein Beispiel der gewünschten Antwort – Paradox erledigt den Rest.

Das Programm übernimmt auf Wunsch auch die Übersetzung in die professionelle SQL-Sprache und erlaubt damit selbst Anfängern die Nutzung der meisten kommerziellen Datenbanken. Das Ergebnis jeder Abfrage wird automatisch in einer Antworttabelle gespeichert, aus der sich durch Knopfdruck ein Report oder eine Grafik zaubern lässt. Bei letzterer ist Paradox der Konkurrenz haushoch überlegen: Außer der Wahl zwischen zehn verschiedenen Grafiktypen hat man die volle Kontrolle über Titel, Farben, Achsen und Skalierung.

Für Profis, denen an das nicht genügt, stehen „natürlich“ auch noch Makros, ein Anwendungsgenerator, und die hochentwickelte Programmiersprache PAL zur Verfügung. Paradox begnügt sich mit 512 KB und benötigt eine Festplatte.

Paradox 3.0; Borland GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 2451 Mark.

(erschienen in der WELT am 4. April 1990)

Was ist daraus geworden? Habe ein wenig herumgesucht und festgestellt, dass die Firma Corel das Programm zuletzt in der Version 11 vertrieben hat. Aktuell gibt es auf deren Webseiten jedoch keine Hinweise, sodass zu befürchten ist, dass auch diese einstmals führende Software gerade an Altersschwäche stirbt.