Buchbesprechung: Wer´s glaubt, wird selig von Dieter Nuhr

Eine ziemlich lustige Abrechnung mit Esos, Ökos, Ignoranten, Dumpfbacken, religösen und anderen Fanatikern, gepaart mit einem ordentlichen Schuss Philosophie, gewürzt mit einigen Anleihen aus der Hirnforschung. Kein Wunder, dass mir dieses Buch gefällt, bestätigt es doch im Wesentlichen mein eigenes Weltbild. Oder sind es nur meine Vorurteile? Und wo ist der Unterschied? Gar nicht so einfach, einfache Antworten zu finden, wenn man sich einmal entschlossen hat, die graue Masse zwischen seinen Ohren zu nutzen.

Worum es geht und was der Leser davon hat, dieses Buch zu lesen, beschreibt Autor Dieter Nuhr folgendermaßen: „Mit diesem Buch haben Sie endlich einen Überblick. Es stellt dar, woran der Mensch glaubt, und warum er so bekloppt ist, den ganzen Krempel nicht gleich als Humbug zu erkennen.“ Von dem vielfach preisgekrönten (aber was heißt das schon?) Komiker und Philosophen Nuhr stammt der Ausspruch: „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Fresse halten.“ Diese Botschaft transportiert auch dieses Buch und obwohl das ziemlich arrogant klingt, so darf sich ein Schlaumensch wie Nuhr diesen Ratschlag wohl erlauben, zumal er es wie kaum ein Anderer es versteht, seine Angriffe gegen die grassierende Dummheit ausgesprochen lustig zu verpacken.

Dass Nuhr ein schlauer Mensch ist, hat ihm übrigens gerade der Mensa e.V. bestätigt: Dieser Verband der Hochbegabten verlieh dem Wortkünstler gerade den IQ-Preis 2008. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich lohnt, über Nuhr nicht nur zu schmunzeln, sondern auch ´mal nachzudenken, findet sich auf dessen Webseite. Sein Gästebuch musste der Arme nämlich schließen, weil – Zitat – „Da versammeln sich Nazis und alte Sozialisten aus der Stalinschule mit Emanzipationsgeschädigten und Verteidigern von Steinigungen und Auspeitschungen.“ Viel Feind, viel Ehr, würde ich sagen, aber ich schweife ab.

Zurück zum Buch, das sich dem Grundproblem widmet, dass Menschen auch den größten Unsinn glauben, weil sie so wenig wissen. Und woher weiß Nuhr, dass er nicht nur glaubt, wenn er behauptet, dass das 3:2 gegen England in Mexiko in der Verlängerung durch Gerd Müller erzielt wurde? Antwort: „Es handelt sich um eine in meinem Gehirn gespeicherte Geschichte, die dadurch zur Wahrheit wird, dass sie sich mit der Erinnerung anderer deckt“. Vielleicht denkt er aber nur, dass er denkt, könnte man da einwenden oder sich anderer philosophischer Spitzfindigkeiten bedienen. Gut so! Zwar weiß ich nicht, ob Nuhr tatsächlich vorsätzlich seine Leser dazu verführt, über den Sinn des Lebens nachzudenken, aber intelligente Menschen werden sich diesen schön verpackten Denkanstößen wohl kaum verweigern wollen. Ein weiterer Pluspunkt des leicht und schnell zu lesenden Büchleins ist Nuhrs Sammlung von originellen Reisefotos. Sie belegen, dass der Mann nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin gebrütet hat, sondern tatsächlich in die große weite Welt hinaus gezogen ist, um sich eine Meinung zu bilden. „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, hat Goethe dazu gesagt. Mag sein, aber bei Nuhr klingt das einfach eine Prise lustiger: „Nichts bringt die Relativität der menschlichen Geisteskraft so zum Leuchten wie Reisen. Man kommt nach Hause und weiß: Ich bin nicht der einzige Verrückte! Es gibt Milliarden!“