Sardinien – San Teodoro

1 x Bus, 2 x Bahn, 1 x Bus, und dann der gestern gebuchte Mietwagen. So gedenke ich, heute von Alghero nach San Teodoro zu gelangen. Am 6. Tag meiner Reise hat erstmals ein Verkehrsmittel Verspätung. Ich bin in Sassari, und es sind eigentlich nur knapp zehn Minuten, aber zwischen Bus und Bahnhof liegt ein knapper Kilometer und die Umsteigezeit ist ohnehin schon knapp bemessen. Jetzt zeigt sich wieder einmal der Vorteil des Reisens mit kleinem Gepäck, denn drei andere Leute, die ebenfalls zum Bahnhof wollen, lasse ich locker hinter mir. Und wenn ich es recht gesehen habe, haben sie allesamt den Anschluss verpasst.

Ich dagegen genieße die Fahrt mit einer Art Interregio, die durch eine  grüne, hügelige Landschaft mit vielen Eichen- und Olivenbäumen führt. Hier ist es zwar nicht mehr ganz so blüten-bunt wie auf den vorherigen Reiseabschnitten, aber schön anzusehen ist Sardinien eigentlich überall. Beim kleinen Ort Ozieri gabelt sich die Bahnstrecke, und ich steige um in einen äußerlich ziemlich ramponierten, aber sauberen Lokalzug mit lediglich zwei Waggons, der mich nach Olbia bringt. Nach der Beschreibung im Reiseführer des Michael Müller-Verlags bekommt eine Besichtigung keine Priorität und ich steige in einen weiteren Bus, der mich gegen Mittag am Flughafen absetzt.

Hier habe ich gestern Abend für ca. 23 Euro / Tag einen Kleinstwagen gemietet. Es ist – mal wieder – ein Fiat 500. Und wie es beim Autoverleih so üblich ist, versucht die Dame bei der Firma Maggiore mir gleich noch diverse Zusatzversicherungen aufzuschwätzen, die erfahrungsgemäß mehr kosten würden als die Miete selbst, und die ich wie immer ablehne. Sonst läuft aber alles reibungslos, und im Nachhinein stelle ich fest, dass auch die hier angebotene Tankregelung sehr fair ist: Falls ich das Auto mit leerem Tank zurückgebe, müsste ich dafür 66 Euro mehr zahlen – und dieser Literpreis wäre tatsächlich nicht höher gewesen, als beim Selbertanken.

Noch vom Flughafen aus habe ich nach kurzer Überlegung eine Unterkunft in San Teodore gebucht, für zwei Nächte á 50 Euro. Viel billiger wird es hier nicht, und natürlich zahle ich wieder einmal drauf, weil ich als Single unterwegs bin. Es ist ein Luxus, den ich mir leiste. Zwar fühlt es sich manchmal blöd an, beim Essen alleine zu sitzen, aber das ist eben der Preis. Natürlich hatte ich auch schon sehr angenehme Reisegefährtinnen. Aber jederzeit tun und lassen was man will, die Richtung ändern, länger bleiben oder früher abreisen – all diese Privilegien hat man in der Gemeinschaft eben nicht. Und manchmal, wenn ich alleine durch die Landschaft laufe, tun mir jene Pärchen und Grüppchen wirklich leid, die im Dauergespräch vertieft den Moment verpassen und/oder auf Gedeih und Verderb für die Dauer der Reise aneinander gebunden sind.

Das wäre doch wirklich ein Jammer. Stellt Euch vor, ihr findet einen derart schönen Strand, wie ich heute in San Teodore: Die Spiaggia La Cinta liegt auf einer ca. drei Kilometer langen Landzunge, ist breit, weiß und feinsandig und hat um diese Jahreszeit nur wenige Dutzend Besucher. Im Hintergrund liegt ein spektakulärer Felsklotz.  Aber das größte Spektakel bietet das Wasser, das in Dutzenden Farbtönen von dunkelblau über leuchtendes Türkis bis zu glasklarer Transparenz unter der Sonne changiert. Darüber ein blauer Himmel mit Weißtüpfelwolken, und mit ein paar Möwen und ein paar Seeschwalben ist die Szenerie perfekt.

Ja, und nun stellt Euch vor, ihr könntet das nicht auskosten. Dürftet nicht so lange bleiben, wie ihr wollt, und müsstet wegen irgendwelcher Befindlichkeiten der Begleitperson(en) gleich wieder weg – das wäre doch furchtbar. Derweil beobachte ich zwei menschliche Eistaucher die sich ins seichte Wasser wagen. Für Normalos wie mich war es jetzt (Ende April) am offenen Meer noch viel zu kalt zum Baden. Vielleicht sollte ich Ende Oktober nochmals herkommen, wenn die Sonne diese Badewanne namens Mittelmeer aufgeheizt hat, und die Touri-Saison sich zu Ende neigt? Schauen wir mal. Jetzt wird – s.o. – erst der Moment genossen. Die Füße bedanken sich für den langen Strandspaziergang, und als Zugabe kriegt die Haut ein Peeling  von den Sandkörnern, die der kräftige Wind von den Dünen nebenan herbeifegt. Schließlich noch das Bier in der Strandbar, und da war er: Der perfekte Tag am Meer.

Kaum zu glauben, doch scheint es auf Sardinien mindestens drei weitere Strände zu geben, die selbst die schöne Spiaggia La Cinta noch toppen. Das sagen zumindest die „Most Travelled People“ auf ihrer Webseite, wo sie unter anderem ihre weltweit 150 Top-Strände gelistet haben. In Sardinien gehören dazu La Pelosa am End des Nordwestlichen Zipfels, sowie die gut 140 Kilometer südlich meines Standortes gelegenen Cala Goloritze und Cala Mariolu. Ich gebe es zu: Es reizt mich ziemlich, den weiten Weg morgen zu fahren und zu schauen, ob die tatsächlich besser sind als La Cinta.

Für heute habe ich jedoch genug gesehen. Beim Versuch, abends noch ein bisschen zu arbeiten, scheitere ich an der miserablen Internet-Verbindung in meinem Domizil „Quaddrifoglio“, gebe schließlich auf, und lege mich ins Bett.

Sardinien im April – dem Sommer entgegen

Fandet ihr den Winter in Deutschland auch so kalt? Und habt ihr es satt, im nass-trüben zu sitzen und auf den Sommer zu warten? Dann habe ich möglicherweise einen Tipp für Euch. Möglicherweise, weil es mein erster Besuch auf Sardinien ist, der zweitgrößten Insel im Mittelmeer. Bin also noch ziemlich ahnungslos, wenn man davon absieht, dass ich in diverse Lexika geschaut und mir nach gründlichem Vergleich zwei Reiseführer gekauft habe. Beide heißen logischerweise „Sardinien“, doch der Reiseführer aus dem Michael Müller-Verlag gefällt mir noch ein bisschen besser als der Baedeker Sardinien. Beide kosten um die 25 Euro und sind damit teurer als der Flug, den ich bei Ryanair mit Minimalgepäck in einem günstigen Moment geschnappt habe. Wenn meine Statistik nicht lügt, bin ich zum 19. Mal in Italien. 
 
Ist mir übrigens egal, ob irgendwelche „Aktivisten“ mich deshalb für ein Umweltschwein halten, solange die Heuchler statt zu frieren ihre Öfen mit Kohle befeuern und ihr Badewasser wahlreise mit russischem Erdgas oder amerikanischem Frackinggas aufheizen. Und im Gegensatz zu einer Luisa Neubauer und anderen Moralaposteln sehe ich auch keinen Grund, meine früheren Reisen zu vertuschen. Dies ist Nr. 298, und ich bin sehr zuversichtlich, dass es für die Generationen nach mir genauso viel zu reisen und zu entdecken geben wird, wie für uns.  
 
Wo war ich? Ach ja – die Anreise mit dem Billigflieger. Der ist nur zu etwa 2/3 ausgebucht und ich habe eine komplette Sitzreihe für mich. Gut, dass ich auf die Sitzplatzreservierung zu 10 Euro verzichtet habe, denn auch so sitze ich nun auf meinem Lieblingsplatz am Fenster. Fünf Minuten vor der geplanten Abflugzeit sind wir bereits in der Luft und 15 Minuten vor der geplanten Ankunftzeit am Boden.
 
Trotz der mitternächtlichen Stunde ist die Luft in Cagliari spürbar wärmer als bei uns daheim am Tag. Der Flughafen ist klein, aber aufgeräumt und modern. Theoretisch gibt´s auch eine Zuganbindung, die ich gerne genommen hätte. Leider ist es dafür aber zu spät – laut Google fährt der nächste um Viertel vor Sechs. Also nehme ich nach langer Zeit mal wieder ein Taxi, das  – wahrscheinlich schneller als die Polizei erlaubt – zur Stadtmitte braust und mich binnen 7 Minuten an meinem Appartement absetzt, dass nur ein paar Meter vom Bahnhof entfernt liegt. Ich bin gut gelaunt, gebe ein bisschen Trinkgeld und nehme achselzuckend zur Kenntnis, dass die letzten 6 Kilometer mich mehr gekostet haben, als die (laut flightstats.com) 1062 davor.
 
Die nächste positive Überraschung ist meine Unterkunft „Spacebility„. Die hatte ich über Booking.com gefunden und auch wegen der vielen positiven Bewertungen ausgewählt. Die Betreiberin Chiara hatte mir bereits kurz nach der Buchung alle Infos per Whatsapp geschickt (samt Video für die Doofen), und so konnte ich den Nummerncode an der Tür eingeben, mein Zimmerkärtchen am genannten Ort finden und das schön gestylte, große Appartement mit kleinem Balkon und großem Gemeinschaftsraum beziehen. „Coliving for Digital Nomads“ steht auf einem Kärtchen, und das regt mich zum Nachdenken an, warum ich derart coole Orte nicht öfter und länger nutze, statt übellaunig in Deutschland zu überwintern.
Müde bin ich, geh zur Ruh´ und freue mich auf den morgigen Tag mit Besuch des Naturparks Molentargius.

9-Euro-Ticket: Traum oder Trauma?

Was für eine tolle Idee: Wir reisen durch die Lande, sparen einen Haufen Geld, und tun dabei noch ´was für die Umwelt. Die Rede ist natürlich vom 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn, und was kann bei solch einem Angebot schon schief gehen?

Jede Menge, wie sich herausstellt. Volle und überfüllte Züge sowie unklare Regeln sorgen für Enttäuschungen, und hätte man gründlich nachgedacht, wären die 2,5 Milliarden Steuergelder an Subventionen für dieses Projekt anderswo vielleicht besser investiert worden.

Einer von mittlerweile mehr als 7 Millionen, die das Ticket für den Juni gekauft haben, bin ich. Damit ihr wisst, was auf Euch zukommt, teile ich hier meinen ersten Eindruck mit Euch. Eigentlich wollte ich schon am ersten Tag los, zum Beispiel von Offenburg mit dem Rad nach Freudenstadt, und von dort auf dem Kinzigtalweg zurück. Dann war aber unklar, ob das mit der Fahradmitnahme überhaupt klappt, und was man sonst noch so bedenken sollte. Außerdem habe ich viel zu tun, das Finanzamt will all mein Geld, und so habe ich erst mal den Schreibtisch gehütet und all die Berichte gelesen.

Gestern aber, am 4. Tag der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets, stand ein Familienfest an, und so hatte ich einen Anlass, dies mit einem Test zu verbinden. Ziel war es, an diesem Samstag möglichst ohne weitere Zahlungen, ohne ständiges Umsteigen und bei akzeptabler Reisedauer von Offenburg nach Neckargemünd und noch am gleichen Tag wieder zurück zu fahren. Und so ist es gelaufen:

Abschnitt 1: Pünktlich um 14:02 von Offenburg nach Karlsruhe mit der Regionalbahn RE 2. Die läuft von Konstanz kommend und hatte dementsprechend schon viele Passagiere. Dazu kam der recht volle Bahnsteig in Offenburg – aber es hätte schlimmer sein können. Ärgerlich, dass im Nahverkehr noch immer Maskenpflicht herrscht. Auf meiner jüngsten Reise durch Kroatien, Slowenien, Montenegro und Albanien war das weder in Bussen noch in Bahnen nötig – warum also bei uns?

Nun ja. Eigentlich habe ich mich ja daran gewöhnt, dass Deutschland im Allgemeinen und die Deutsche Bahn im Besonderen anderen Ländern hinterherhinkt. Wer hier Bahnfahren will, muss leiden, ist meine Erfahrung aus den letzten Jahren. Ich gehe also mit niedrigen Erwartungen und großen Befürchtungen in dieses Experiment. Und so ging’s weiter:

Die Auslastung des Regionalexpress ist geschätzt 90 %, keiner muss stehen, und ich finde sogar meinen bevorzugten Platz, oben und am Fenster. Die Schaffnerin ist gut drauf und erklärt fröhlich einem Reisenden, dem es hochpeinlich ist, sie für einen Mann gehalten zu haben, dass sie tatsächlich eine Frau sei und woran man das erkennen könne. Ein guter Start, denke ich mir, genieße die relative Ruhe unter meinen Kopfhörern und komme fast pünktlich um 14:53 in Karlsruhe an.

Abschnitt 2: Mit der S-Bahnlinie 3 geht es von Karlsruhe nach Heidelberg. Sie wartet bereits am Gleis gegenüber und bietet bei 2/3 Auslastung genug Platz für alle. „Sehr geehrte Fahrgäste, leider ist der vor uns liegende Abschnitt noch durch einen anderen Zug belegt“, verkündet der Lokführer und verspricht: „Wir setzen unsere Fahrt in Kürze fort.“ Das stimmt sogar, und um 15:02 geht es weiter, mit nur 4 Minuten Verspätung. Am nächsten Bahnhof kommen wieder ein paar Minuten Verspätung hinzu. „Bitte treten Sie aus den Türen zurück, dann können wir auch weiterfahren“ belehrt freundlich der Lokführer.

Ja, es gibt einen Haufen Idioten, die mit der Bahn reisen, denke ich und blicke zu den drei Maskenverweigerer nebendran. Aber haben andere Länder weniger Idioten? Oder reisen die nur bei uns bevorzugt mit der Bahn? So viele Fragen.

Schöne Aussichten übrigens. Erst von der Rheinebene auf den Schwarzwald, von Karlsruhe dann durch den Kraichgau und entlang den Hängen des südlichen Odenwalds bis Heidelberg.

Derweil wird die Verspätung der S-Bahn immer größer, der Anschluss in Heidelberg nach Neckargemünd um 15:49 ist schon weg, während wir noch aus unerfindlichen Gründen in Wiesloch-Walldorf stehen. Gut, dass ich einen Sitzplatz habe, denn wer jetzt noch einsteigt, kriegt keinen mehr.

Abschnitt 3: Die Verspätung von einer Viertelstunde durchkreuzt meinen Plan, in Heidelberg noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Lediglich direkt vorm Bahnhof reicht es für eine kleine Entdeckung: 

Zum ersten Mal sehe ich die Skulptur des Dienstmanns „Muck“, dessen schöne Geschichte ich hier gerne wiedergebe:

„1837 in Heidelberg Neuenheim mit Namen Johannes Fries geboren.
In seiner Jugend arbeitete er als Gänsehirt am Neckar, später im Schreinerhandwerk, dann wurde er zum Dienstmann Nr. 73 am Heidelberger Hauptbahnhof.

Bei den Heidelberger Korps in der „Suevia“ und „Corona“ war er Aufpasser bei Mensuren und erhielt von Ihnen den Namen „Muck“ Gleichzeitig spielte er für die Studentenschaft mit Zuverlässigkeit den Postillion d‘ Amour. Seine große Beliebtheit verdankte er seiner Originalität, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit, Schlagfertigkeit und Loyalität. Johannes Fries verstarb am 19.05.1905 in Heidelberg, mittellos, aber als unvergeßliches Heidelberger Original.“

Ich nehme mir vor, von Muck Bescheidenheit zu lernen, und nicht so viel zu meckern. Dann laufe ich zurück zum Bahnsteig, und nehme, um zum Familienfest nicht zu spät zu kommen, die nächste S-Bahn der Linie 2. Sie fährt durchs Neckartal nach Seckbach und sollte um 16:25 abfahren, hat aber auch wieder 20 Minuten Verspätung. Damit ist mein Zeitpuffer von einer Stunde aufgebraucht.

Am Ende dieser Hinfahrt schaue ich nach, was die schnellste Verbindung gekostet, und wie lange sie gedauert hätte. Ich komme auf 15 – 20 Euro mit meiner Bahncard 25. Unter der optimistischen Annahme, dass die Fernzüge pünktlich gewesen wären, hätte das dann 2 Stunden gedauert, statt der 3 Stunden unter den Bedingungen des 9-Euro-Tickets.

Für die Rückfahrt blieb die Wahl zwischen einer späten Verbindung, ausschließlich mit dem 9-Euro-Ticket, 3,5 Stunden Fahrzeit und vier Mal (!) Umsteigen. Oder schon nach gut drei Stunden zurück und teilweise Fernverkehr, was natürlich extra kostet. Oder gibt es noch weitere Möglichkeiten? Dies herauszufinden, sollte eigentlich kein Problem sein.

Eigentlich. Mit der App der Deutschen Bahn, dem „DB Navigator“, aber wird die Suche zur Herausforderung. Es gibt nämlich keine Option, ausschließlich nach Verbindungen zu suchen, auf denen das 9-Euro-Ticket gültig ist. Aber Hey – was kann schon erwarten für 2,5 Milliarden Euro an Subventionen? Also suche ich einerseits mit der Option „schnellste Verbindung anzeigen“, dann nochmal ohne diese Option, und schließlich noch nach Teilabschnitten, notiere mir die Ankünfte und Abfahrtszeiten, und kombiniere diese in meinem Kopf, während ich alle naselang prüfe, ob es Verspätungen gibt, die meine Pläne durchkreuzen und mich zu später Stunde an einem Bahnhof fern der Heimat zurücklassen würden. Unter „Abenteuer Reisen“ stelle ich mir etwas anderes vor. Aber wer nicht flexibel ist und reichlich Zeit für Verspätungen mitbringt, sollte ohnehin lieber mit dem Auto fahren. Wie auch immer: Folgendes kam bei dem ganzen Rumhirnen heraus:

Abschnitt 4: Pünktlich mit der nur halbvollen S2 um 20:17 ab Neckargemünd in Richtung Kaiserslautern, mit Ankunft in Mannheim um 20:51. Das Einzelticket hätte 10 Euro gekostet, die habe ich also heute auch noch gespart und war dafür sogar auf der schnellsten Verbindung zwischen Neckargemünd und Mannheim unterwegs. Alternativ hätte ich auch in Heidelberg auf einen verspäteten ICE warten können, dann aber nochmals 23 Euro bezahlen müssen, um in einer Gesamtzeit von zwei Stunden heimzukommen.

Dann doch lieber die folgende Variante: In Heidelberg sitzen bleiben und in der mittlerweile vollen S-Bahn in engem Körperkontakt mit einer dicken Dame im rosa Sommerkleid bis nach Mannheim. Ich stelle mir vor, wie sich das an den richtig heißen Tagen anfühlen wird, bei Temperaturen um die 35 Grad, und bei nochmals volleren Zügen wegen Ferienzeit. Nein, eigentlich will ich mir das gar nicht vorstellen.

Abschnitt 5: 8 Minuten Zeit zum Umsteigen, 7 Gleise sind zu unterqueren. Dennoch erreiche ich problemlos in Mannheim die S9, die mich ab 21:06 in einer knappen Stunde nach Karlsruhe bringt. 5 Minuten vor Abfahrt bin ich drin. Für ein Getränk hat es nicht mehr gereicht, und so blicke ich neidisch auf meinen Nachbarn, dessen Maske auf Halbmast hängt, und der ein Sixpack Becks im Arm hält.

Auch seine Kumpels links und hinter mir sind Maskenverweigerer. So wie ca. jeder Zehnte im Zug. Ich wünschte mir wirklich einen Schaffner, der eine klare Ansage macht, und die Jungs dann rausschmeißt. Klar weiß ich, dass die Dummköpfe ein höheres Infektionsrisiko haben, und da sie wahrscheinlich nicht geimpft sind im Ernstfall schneller in der Klinik landen – oder im Grab. Trotzdem fühl ich mich als Depp, wenn andere die Regeln ignorieren, und dies keine Konsequenzen hat. Nächstes Mal lass ich die Maske dann eben auch weg.

Abschnitt 6: Ich komme pünktlich um 22:02 in Karlsruhe an. Somit bleiben mir acht Minuten für den Gleiswechsel zum Regionalzug nach Offenburg mit der Nummer 2. Das reicht sogar, um in der Passage ein Tannenzäpfchen abzugreifen. Natürlich muss man dabei immer im Hinterkopf haben, dass in dieser einen zusätzlichen Minute andere Leute die letzten Plätze belegen könnten. Aber ich habe Glück, und bei 70 Prozent Belegung erwische ich wieder einen meiner Lieblingsplätze, oben und am Fenster. In meiner Reihe sitzen 4 Leute. Keiner trägt Maske. Jetzt habe ich die Schnauze voll und setze meine auch nicht mehr auf. Ein Schaffner kommt sowieso nicht, aber wenn werde ich auf mein Bier hinweisen, das ja schließlich auch konsumiert sein will.

Kurz vor Offenburg erfahren die sehr verehrten Fahrgäste, dass sich die Fahrt noch ein wenig verzögert. Grund ist, dass vor uns noch ein Zug fährt. Aha. So gibt es auf der sechsten Fährt die dritte Verspätung, die aber unter 10 Minuten bleibt, und die ich gut verschmerzen kann.

Premiere mit dem 9-Euro-Ticket: Sechs Züge, sechs Stunden, 216 Kilometer

Um 23:15 bin ich wieder daheim. Sechs Stunden lang saß ich heute in sechs verschiedenen Zügen, wurde ein Mal kontrolliert, und habe laut Google Maps 281 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt, plus nochmals knapp 2 Kilometer zu Fuß zum Startbahnhof und für die Umsteigerei. Zur Bilanz gehört allerdings auch, dass ich am Ziel mit dem Auto abgeholt und wieder zum Bahnhof gebracht wurde, sonst hätte ich weitere 2 – 3 Kilometer laufen müssen. Wenn das Ziel in einer Kleinstadt wie Neckargemünd nahe dem Bahnhof liegt, und man nicht viel zu tragen hat, ist das kein Problem. Auf dem Land aber sieht´s wohl anders aus. Für mich zeichnet sich daher jetzt schon ab, dass ein erklärtes Ziel des 9-Euro-Tickets nicht erreicht wird, nämlich mehr Menschen zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Ganz im Gegenteil liefert man hier eine eindrucksvolle Demonstration, warum das Auto für viele Menschen unverzichtbar bleibt. Insbesondere für jene, die wenig Zeit und viele Ortstermine haben, kann die Bahn in Deutschland auf sehr vielen Strecken einfach nicht mithalten. 

Meine persönliche Bilanz fällt trotz allem recht positiv aus: Letztlich habe ich das Tagesziel erreicht, und bin pünktlich zum Geburtstag und wieder zurück gekommen. Preislich hat sich das 9-Euro-Ticket jetzt schon gelohnt, auch wenn man es nur mit dem Preis eines Baden-Württemberg-Tickets (€ 24) vergleicht. Nicht aber, wenn man so wie ich als Freiberufler in der extra Stunde auch hätte arbeiten und Geld verdienen können.

Meine Erwartungen an die Deutsche Bahn waren wie gesagt gering, nebenher ist dieser Blog-Beitrag entstanden, und so will ich nicht knauserig sein. Für heute gebe ich dem 9-Euro-Ticket die Schulnote 2-3 , freue mich über Eure Kommentare, und bin gespannt auf die nächste Tour.

Schalk wecken in Gengenbach

Es ist vollbracht! Vergangenen Samstag haben wir in Gengenbach den Schalk geweckt. Es war ´mal wieder eine großartige Veranstaltung und für mich zugleich der Startschuss in die diesjährige Fasent-Saison.

Im Gengenbacher Niggelturm (Hintergrund) hat der Schalk fast ein Jahr lang geschlafen. Nun wurde er mit viel Radau von seinem Volk geweckt. Dann versammeln sich alle in Nachthemden und mit Schlafmützen auf dem Marktplatz, um die Schlüsselübergabe durch den Bürgermeister zu beobachten.

Was auf den ersten Blick vielleicht aussieht wie das Jahrestreffen des Ku-Klux-Clans erweist sich bei näherer Betrachtung als ein überwältigendes, gemeinschaftliches Ereignis. Wie der Titel schon sagt geht es darum, den Schalk zu wecken. Der ist die wichtigste Figur der Gengenbacher Fasent, und bis zum Aschermittwoch wird er die Stadt regieren – und nicht etwa der Bürgermeister.

Damit das funktioniert, muss der Schalk allerdings erstmal aus dem Schlaf geholt werden. Fast ein ganzes Jahr hat er nämlich im schönsten Turm der Stadt geschlummert, im Niggelturm. Dort ist der Fasent im Rest des Jahres übrigens auf 7 Stockwerken ein ganzes Museum gewidmet, doch heute  interessiert das Keinen. Das Museum ist geschlossen und es geht nicht um die Theorie, sondern um die Praxis. Und die sieht so aus:

Ab 18:00 ziehen vom Bahnhof aus vorwiegend die Kinder des närrischen Gengenbacher Volkes durch die Stadt. Sie sind ausgestattet mit Rasseln, Kleppern, Töpfen, Deckeln und allem, was Krach macht. Denn darum geht es: Krach machen, bis der Schalk erwacht. Ganz Gengenbach versammelt sich dazu gegen 18:20 unter dem Niggelturm, und alle sind sie in der gleichen Tracht erschienen: Im Nachthemd nämlich, mit roten Halstüchern, Schlafmützen, und bunt gestrickten Socken dazu. Hemdeglunker hast diese Verkleidung, und wer dazugehören will, der hält sich auch an diesen „Dresscode“. Jetzt ist es Zeit, den Spruch anzustimmen, den hier jeder kennt:

Schalk wach uf, Schalk mach mit,
Schalk kum ra, s’isch Fasendszit

Doch der Schalk schläft tief. Und es braucht Dutzende Versuche. Immer lauter wird das Geschrei, dazu die Trommeln und die Rasseln – und ja – sogar ein Feuerwerk brennen die Gengenbacher ab, um ihren Schalk zu wecken. Es herrscht Gänsehautstimmung. Und die erreicht ihren Höhepunkt, als oben im Turm ein Licht erscheint und endlich seine Silhouette erscheint. Der Schalk steigt herab, klettert auf das Tor zur Straße, und grüßt sein Volk mit einem Spruch, in den sie alle einstimmen:

Hoorig hoorig hoorig isch de Bär,
un wenn de Bär nit hoorig wär,
dann wär er au kei Bär!

Schelle, schelle sechse alli alde Hexe – Narro!!!

Oh, du alder Lumpehund, hesch
nit g´wisst, wenn d´Fasend kunnt?
Hätt´sch di Mul mit Wasser g´riebe,
wär der´s Geld im Beutel bliebe! Narro!!!

Nun geht´s zum Marktplatz, wo Tausende von Narren sich versammeln und zuschauen, wenn auf dem Balkon des Rathauses der Schalk die Schlüssel vom Bürgermeister übernimmt. Was für eine Kulisse! Die Kneipen des wunderschönen Städtchens füllen sich, man stärkt sich für die Nacht und trinkt die ersten Gläschen, bald darauf beginnt die Party in dem riesigen Hexenkeller direkt unter dem Rathaus. Eintritt nur im Hemdeglunker – und das wird hoffentlich auch in Zukunft so bleiben!

 

  • Auf der Seite der Narrenzunft Gengenbach präsentieren sich Schalk, Hexen, Spättlehansel und andere Figuren des Fasent samt einer Geschichte, die bis ins Jahr 1499 zurück reicht.
  • In der Wikipedia finden sich einige ganz interessante Details zu Fasent in Gengenbach. Unter anderem habe ich dort erfahren, dass die Narrenzunft mit mehr als 1200 Mitgliedern (Stand 2013) der größte Verein der Stadt ist!
  • Einen schönen Bericht über die Traditionen der Gengenbacher Hexen fand ich in der Zeitschrift Narri-Narro.

Fasent in der Ortenau – was geht?

Schade, dass Fasent 2021 trotz einiger löblicher Aktionen weitgehend ausfällt. So ist aus dem folgenden Artikel eher ein melancholischer Rückblick geworden. Ich wünsche mir, dass wir die Corona-Seuche gemeinsam besiegen und freue mich auf den nächste Saison – dann gerne auch mit meinem aktualisierten Terminkalender.

Sorry Duden, aber ihr liegt leider völlig falsch. Es heißt nicht Fastnacht, und nicht Fasching, und erst recht nicht Karneval. Hier geht es um die Fasent, und die ist nicht nur ziemlich anderes, sondern auch etwas ganz Besonderes. Im Übrigen geht die Fasent nicht nur sechs Tage, sondern der Spaß dauert mindestens einen Monat lang. Und dafür gibt es wohl nirgendwo auf der Welt eine ähnliche Vielfalt von Verkleidungen, Masken, Bräuchen und Traditionen wie bei uns – also in der schönen Ortenau und dem anschließenden Südschwarzwald. Historisch-theoretisch dreht sich alles darum, die Zeit zu feiern, in der man noch nicht fasten muss. Praktisch-realistisch gesehen ist es eine aufregende, bunte, spannende und gerne auch ´mal ausschweifende Zeit. Eine Gelegenheit, aus der eigenen Haut zu schlüpfen, Menschen (neu) kennen zu lernen, und zu feiern, (fast) ohne Ende. Das Angebot ist überwältigend.

Hoorig, hoorig, hoorig isch die Sau: Gemälde im Offenburger Hexenkeller (Copyright M. Simm)

Ärgerlich ist nur, dass es zwar mehrere Hundert Termine gibt, aber keine Übersicht, die alles klar und vollständig präsentiert. Am nächsten kommt dem wohl noch der „Narrenfahrplan“ der Vereinigung schwäbisch-allemanischer Narrenzünfte. Er hat 24 Seiten und kann hier im pdf-Format heruntergeladen werden.

Das kann man besser machen, habe ich mir gedacht, und für Euch eine Art Fahrplan für die Fasent-Saison 2020 erstellt. Er ist das Ergebnis eines guten Jahrzehnts eigener Erfahrungen in und um Offenburg, plus Internet-Recherchen und Gesprächen mit alten Hasen und Häsinnen, die sich in der Gegend auskennen.

Zeitlich spielt sich alles zwischen dem 1. Februar und dem 4. März 2020 ab. Als offiziellen Beginn der Fasent-Zeit sehen manche zwar den 11.11., doch dieses „närrische“ Datum hat für die schwäbisch-alemannische Fasent nur geringe Bedeutung. Schon wichtiger ist dagegen der 6. Januar, wenn mit dem Dreikönigstag die Weihnachtszeit offiziell endet. Dann werden in einigen Städten wie Villingen, Neustadt (Schwarzwald) und Frommern die Narrenkleider und Masken („Häs“) aus dem Keller geholt und entstaubt. Von da an geht´s „dagege“, also auf den Aschermittwoch zu. Ein Narrentreffen jagt das nächste, die Zahl der Umzüge und Feste wird unüberschaubar und erreicht etwa in der Woche zwischen „schmutzigem“ Donnerstag und dem nachfolgenden Aschermittwoch ihren Höhepunkt. Das wäre in diesem Jahr der 26. Februar. Während für Andere dann alles vorbei ist, setzen die Schweizer noch einen oben ´drauf: Sie feiern jeweils ab dem Montag drei Tage lang die Basler Fasnacht. Wow.

Jetzt aber wie versprochen zu Michels Fasent-Kalender. Möglichst viel Events will ich selbst besuchen und vielleicht schreibe ich dann auch hier ein paar Berichte (grün markiert). Weitere Tipps nehme ich nach Prüfung gerne in die Liste auf. 

Samstag, 1. Februar: ab 18:00 Schalk wecken in Gengenbach 
Samstag, 8. Februar: ab 11:00 Narrentag in Offenburg
Samstag, 8. Februar: 20:30 Reblandtreffen in Ebersweier
Sonntag, 9. Februar: 14:00 Umzug Reblandtreffen in Ebersweier
Freitag, 14 Februar: 20:00 Rockschwoof in Fessenbach (Reblandhalle)
Samstag, 15. Februar: 19:00 Lumpenball in Haslach
Dienstag, 18. Februar: ab 20:00 Altweiberball in Appenweier
Mittwoch, 19. Februar: 19:00 Fasent-Ausrufen in Wolfach
Mittwoch 19. Februar: 20:00 Krankenhausball Rammersweier (Festhalle)
Donnerstag, 20. Februar: 6:00 Fasent-Daifi in Offenburg (Lindenplatz)
Donnerstag 20. Februar: 20:00 Hexenball in Zell-Weierbach (Abtsbergh.)
Donnerstag, 20 Februar: ab 20:00 Hermännle-Obend in Ortenberg
Samstag, 22. Februar: ab 11:00 Gugge-Explosion in Lörrach
Samstag, 22. Februar: ab 20:00 Kappeobend in Offenburg
Sonntag, 23. Februar: ab 10:00 Johrmärkt („Montenegro„) in Käfersberg
Sonntag, 23. Februar: ab 15:00 Umzüge und Straßenfasent in Elzach
Montag, 24. Febuar: ab 5:30 Schellemendig in Wolfach
Montag, 24. Februar: ab 20:00 Zunftball  in Offenburg (Reithalle)
Dienstag, 25. Februar: 14:00 Hexenfraß – Schlussrambo Offenburg
Dienstag, 25. Februar: 17:00 Nasenzug in Wolfach
Samstag, 29. Februar: ab 14:00 Guggemonsterkonzert etc. Weil am Rhein
Montag, 2. März: 4:00 Morgenstraich etc. in Basel (bis 4.März)

P.S.: Bevor einer in den Kommentar schreibt „Aber in Köln…“ möchte ich anmerken, dass ich dort schon war, ebenso wie in Bonn, in Mainz und München, in Barcelona, New Orleans, Miami, und sogar in Panama (Rio fehlt noch und Basel werde ich dieses Jahr besuchen). Keine Frage: Auch anderswo kann man schön feiern, und ich wünsche Euch dabei viel Spaß. Aber wenn ihr später einmal auf dem Sterbebett liegt und feststellt, dass ihr die Fasent verpasst habt, will ich kein Gejammer hören. ICH hab´s Euch nämlich gleich gesagt 😉

  • Die Deutsche UNESCO-Kommission bringt das Wesen der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht gut auf den Punkt
  • Der Narrenfahrplan 2020 der Vereinigung schwäbisch-allemanischer Narrenzünfte hat 24 Seiten und bietet wohl die längste Liste von Veranstaltungen
  • Ein gute Auswahl von Terminen in der Region hat auch die Brauerei Bauhöfer zusammengestellt. Darauf trink ich eine Schwaerzwaldmarie!
  • Es gibt sogar eine eigene Zeitschrift zur schwäbisch-alemannischen Fasent. Narri-Narro, heißt sie und hat wirklich viele tiefgründige Berichte, plus die gesammelten Sprüche, Predigten, und vieles mehr. Sehr empfehlenswert!
  • Google ist auch nicht schlecht. Bei mir lieferte das Stichwort „Fasnacht Terminkalender“ jedenfalls immer wieder zusätzliche, gute Treffer.

Hügel um Offenburg – Kammweg Ohlsbach

Ok, nachdem ich bei Offenburg nur einen echten Dreihunderter gefunden habe, kommen jetzt die Vierhunderter ´dran.  Wieder fange ich mit dem Kartenstudium an. Gut lesbar, reiß- und wasserfest ist die Rad- und Wanderkarte „Kinzigtal im Schwarzwald“.  Die hat zwar nur einen Maßstab von 1:50.000, dennoch finde ich dort im Planquadrat nördlich von Gengenbach das Scheibenköpfle (466 Meter), das in der Open Street Map noch nicht verzeichnet ist, und deshalb auch vom Navi in meiner Garmin-Uhr Fenix 5 Plus nicht gefunden wird. Recht prominent und zwischen zwei Mountainbike-Strecken findet sich das Scheibenköpfle auch in der Karte „Offenburg und Renchtal“ (Maßstab 1:30.000). Man hätte das auch als Hinweis nehmen können, dass der Hügel möglicherweise mit dem Rad nicht so ohne weiteres zu erreichen ist – aber so schlau war ich halt nicht…

Jedenfalls erfahre ich nach einiger ´rumgoogelei, dass das Scheibenköpfle wohl früher einmal der Austragungsort des Scheibenschießens war, ein Fasent-Brauch, der mittlerweile als „Schiewerädli-Schießen“ direkt oberhalb von Ohlsbach stattfindet. Im Wesentlichen geht es darum, brennende Holzscheiben der Dame seines Herzens oder anderen hochverehrten Personen zu widmen, und diese  (die Holzscheiben, natürlich) dann mehr oder weniger gekonnt bergab zu schlagen, sodass sie eine feurige Spur am Himmel hinterlassen.

Die Anfahrt von Offenburg zum Scheibenköpfle mit dem Mountainbike führt auf Radwegen über Ortenberg nach Ohlsbach und dort von der Ortsmitte über das Mühleckle in den Wald auf den Kammweg, der an der Gemarkungsgrenze zwischen Ohsbach und Gengenbach verläuft. Der erste Teil ist wunderbar zu fahren, dann kommen immer wieder extrem steile Passagen auf denen man das Bike vor sich her drücken muss (oder man ist gleich so schlau, das Fahrrad stehen zu lassen und den Kammweg bis zum Brandeck-Lindle und zurück zu erwandern). Ziemlich viel Schweiß habe ich dabei an einem Nachmittag im August vergossen, wurde aber belohnt mit Einsamkeit, Wald, und dem gelegentlichen Ausblick über Ohlsbach in das untere Kinzigtal.

Der Bonus für mich war, dass ich nicht nur das Scheibenköpfle erreicht habe, sondern auf dem Weg dahin auch noch zwei weitere „Gipfel“, die auf meinen Karten nicht verzeichnet waren: Hoher Stein (409 M, Geokoordinaten 48,43876618,0166562) und Buchenkopf (460 M, 48,4448438, 8,0206604). Dabei muss man für Ersteren fast schon kraxeln, während Zweiterer halt eher flach ist und „nur“ die höchste Erhebung auf einem Teil des Kammweges darstellt. Beim Hohen Stein gibt´s zwei Betonhocker zum Ausruhen und beide Stellen sind mit Holzschildern und Höhenangaben markiert.

Während der Tour habe ich mich ein bisschen wie Humboldt gefühlt, der auch so einiges „entdeckt“ hat – obwohl natürlich die Einheimischen ihre Hügel schon seit grauer Vorzeit kannten. Jedenfalls bin ich dann noch zum Hauptziel des Tages weitergeradelt, dem Scheibenköpfle (Geokoordinaten 48,4491457, 8,0225519), und dann weiter zum Brandecklindle und auf der anderen Seite des Berges hinunter nach Durbach und zurück nach Offenburg. So ganz perfekt ist diese Entdeckertour noch nicht, daher verlinke ich hier auch noch nicht auf den GPS-Track. Das hole ich dann nach, wenn ich die Strecke in der Gegenrichtung gefahren bin und meine Vermutung sich bestätigt, dass man dabei größere Teile des Kammwegs auf zwei Rädern schaffen kann. Einstweilen habe ich die „fehlenden Berge“ jedenfalls bei Open Street Map eingetragen.

Hinter den Kulissen

… ist einiges hinzu gekommen in den vergangenen Tagen. Neue Beiträge wurden aus dem alten Blog importiert, ebenso von meiner Webseite „gegen-den-euro.de“.

Damit finden Sie hier jetzt ein Dutzend neuer Beiträge zu Reisen in den vergangenen Jahren. Auch können Sie meine Argumente gegen den Eurorettungsschirm im speziellen und die uns aufgezwungene Weichwährung im Allgemein nachlesen, von denen einige (leider) im Licht der jüngsten Entwicklungen schon als erfüllte Prophezeiungen erscheinen. Zum Kampf gegen den Euro gehört inzwischen untrennbar der Kampf für mehr Demokratie, und auch über das Staatsfernsehen kann ich mich ereifern, sodass ich diese Beiträge in Form der REIZ-Themen hervorgehoben habe.

Ein subtiler Umbau der Menüs, sowie die Vereinheitlichung von Schlagwörtern und Kategorien sind ebenfalls gerade im Gange. Ich freue mich, dass die Zahl der Besuche rapide ansteigt und sich binnen eines Monats verdoppelt hat, obwohl ein Großteil der jüngsten Beiträge doch eher einem Aussenseiterthema gewidmet waren, dem Birding. In den nächsten Wochen plane ich nun eine Artikel-Folge zum Thema „Soziale Medien“, zu Facebook also und Twitter, aber auch zu Foursquare und der Handy-App Path, dazwischen eingesprenkelt ein paar Tipps für Touren in die nähere Umgebung und Ergänzungen meiner Hinweise für Vogelfreunde. Mein Abschiedswunsch für heute:

Wenn Ihnen Michels Universum gefällt, empfehlen sie mich weiter, wenn nicht: Behalten sie es für sich 😉