Welterbe 02 – Kloster Maulbronn

Hintergrund: Im Mai habe ich mir ein Deutschlandticket gekauft, und bin nun unterwegs, um in diesem Sommer auf meiner großen Tour sämtliche einheimischen Welterbe-Stätten zu besuchen.

Die Distanz zwischen den beiden Welterbe-Stätten Baden-Baden und Kloster Maulbronn beträgt mit dem Auto etwa 72 Kilometer. Mit dem Deutschlandticket kommt man über Karlsruhe und Pforzheim ans Ziel und sollte dafür ca. 2 Stunden einplanen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es keine (einfache) Möglichkeit gibt, die Entfernungen zu ermitteln, die man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt. Sie stehen weder direkt bei der Routenplanung mit Google Maps, noch sind sie der Reiseauskunft der Deutschen Bahn zu entnehmen.

Wer es trotzdem wissen will, muss seine Befindlichkeiten wegen Datenschutz und Privatsphäre über Bord werfen, sich bei Google ein Konto anschaffen und auf dem Handy die Standortermittlung dauerhaft aktivieren. Ab diesem Zeitpunkt kann man über die Google Maps Zeitachse nachschauen, wo man war, wie lange unterwegs, mit welchem Verkehrsmittel – und eben auch die Distanz zwischen diesen Punkten. Zwar haben auch diese Routen gelegentlich Lücken und Ausreißer, aber das ist meines Wissens das Beste, was man kriegen kann. Sogar eine monatliche Zusammenfassung der besuchten Städte und Länder bekommt man auf Wunsch per Mail geschickt, was für Datenfreaks und Statistikfans wie mich eine feine Sache ist. Aber eigentlich wollte ich Euch ja vom UNESCO Welterbe Kloster Maulbronn erzählen:

Gegründet im Jahr 1147 vom Orden der Zisterzienser-Mönche ist Maulbronn heute „die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen“.  In zeitlicher Reihenfolge gibt es hier Elemente der oberrheinischen Spätromanik, der frühgotischen Baukunst und der Spätgotik zu bewundern. Klingt vielleicht ein bisschen arg nach Volkshochschule, aber tatsächlich meint man in dieser ziemlich großen Anlage den Hauch der Geschichte spüren. Die Glanzstücke sind der womöglich aufwendigste noch erhaltene Speisesaal des 13. Jahrhunderts, das Brunnenhaus mit schönen Steinmetzarbeiten und die vielen erhaltenen (bzw. rekonstruierten) Deckengemälde.

Lange nach der Reformation wurde Maulbronn in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, die noch heute besteht. Der sicherlich berühmteste Schüler war Hermann Hesse, der 1891 aufgenommen wurde, jedoch schon ein Jahr später die Flucht ergriff. Der Junge hatte offensichtlich psychische Probleme, wie man hier sehr schön nachlesen kann. Später verarbeitete er seine Eindrücke mit der Erzählung „Unterm Rad„, schrieb mit „Siddhartha„, dem „Steppenwolf„, „Glasperlenspiel“ sowie „Narziß und Goldmund“ einige der bekanntesten deutschsprachigen Bücher, und bekam 1946 den Literatur-Nobelpreis. All dies und viele weitere Fakten, Mythen, Spekulationen und Anekdoten rund ums Kloster erfährt man für 12 € bei einer Führung – ein Zuschlag, der gegenüber den 9 € für den einfachen Eintritt gut angelegt ist.

Welterbe 01 – Baden-Baden

Hintergrund: Sechs Wochen bin ich jetzt schon unterwegs auf meiner großen Deutschland-Tour mit der Mission, sämtliche Welterbe-Stätten in Deutschland zu besuchen. Die Regel ist einfach: Ich reise so oft es geht mit dem Deutschlandticket und/oder dem Fahrrad und suche die kürzeste Verbindung zwischen den 51 Orten, die sich mit dem Titel „Welterbe“ schmücken dürfen (aktuelle Liste hier). Dieser „Ehrentitel“ wird von der UNESCO vergeben, einer Abteilung der Vereinten Nationen, die unter anderem für Wissenschaft und Kultur zuständig ist. Er ist an strenge Voraussetzungen geknüpft, sodass eine Art Bestenliste dessen entstanden ist, was die Menschheit bisher an Kultur hervorgebracht hat (plus mehreren einzigartigen Naturlandschaften). Viele berühmte und überlaufene Touristenattraktionen sucht man auf der Liste vergebens, dafür gibt es aber reihenweise unterschätzte Besonderheiten zu entdecken. Nun aber los – ich muss mich ´ranhalten, wenn ich die Liste in diesem Sommer schaffen will.

Start und Ziel meiner Tour ist meine Wahlheimat Offenburg, wo nicht nur Intercitys halten, sondern auch Regionalbahnen in alle Richtungen fahren. Die nächstgelegene Welterbe-Stätte ist keine 20 Kilometer entfernt: Straßburg mit seiner Alt- und Neustadt. Sehr schön, kenne ich schon, und liegt außerdem in Frankreich. So lasse ich die Nachbarn heute buchstäblich links liegen, obwohl ich mit dem Deutschlandticket auch dorthin fahren dürfte. Stattdessen geht es mit der Regionalbahn 2 in 30 Minuten zum Bahnhof, und mit einem Expressbus in weiteren 10 Minuten ins Zentrum des 38 Kilometer entfernten Baden-Baden. Die Stadt ist Teil des Welterbes „Bedeutende Kurstädte Europas“, zu denen in Deutschland noch Bad Ems und Bad Kissingen zählen, sowie 8 weitere Städte in 6 Ländern. 

Die Blütezeit dieser Städte lag zwischen 1700 und 1930. Hier – und in Baden-Baden ganz besonders – traf sich in den Sommermonaten die damalige Schickeria zum sehen und gesehen werden. Zu den Kuren, Bädern und Quellen, die schon die alten Römer nutzten, kamen Trinkhallen Promenaden und Gärten hinzu, auch ein Spielkasino und ein Theater, Villen, Hotels und Kliniken. Noch immer ist ein Spaziergang entlang der Lichtentaler Allee mit den gepflegten Anlagen und alten Bäumen Balsam für die Seele. Und wer mag kann im Museum Frieder Burda nebenan auch geistige Erbauung finden.

Eine ebenso schöne wie einfühlsame Gebrauchsanweisung für Baden-Baden gibt der Reiseautor Wolfgang Abel in Kapitel 19 seines Büchleins „Ortenau – Streifzüge zwischen Ried, Rebland und Schwarzwald„. Er rät, das Ganze mit einem Tee in Brenners Park Hotel zu starten, dem ersten Haus am Platz. Viel mehr werden die meisten sich dort auch nicht leisten können, aber die Atmosphäre ist halt doch kaum zu toppen. Andererseits: Die Törtchen im Café König sind auch nicht schlecht!

Wer gerne wandert hat ganz in der Nähe zwei Optionen, die beide mit dem Bus der Linie 214 gut erreichbar sind, und die jeweils an der Haltestelle „Wolfsschlucht“ beginnen. Route 1 führt an den Kletterfelsen des Battert vorbei zum Alten Schloss, der ehemaligen Burg Hohenbaden. Sie ist 7 Kilometer lang und dauert gut 2 Stunden. Route 2 beginnt auf der anderen Straßenseite und führt auf den Hausberg, den Merkur. Auch dieser Rundweg ist mit 2 Stunden und 6 Kilometern eher kurz, und wem selbst das noch zu viel ist, der kann zum Aufstieg auch die Merkurbahn am Stadtrand benutzen. Beide Tipps habe ich übrigens aus dem sehr empfehlenswerten Wanderführer Schwarzwald Mitte/Nord des Michael Müller Verlags.

Der perfekte Ausklang, ohne den ein Besuch in Baden-Baden nicht komplett wäre, ist das Friedrichsbad. Hier wird das Baden auf 16 Stationen im römisch-irischen Stil zwischen Marmor, Fayence-Kacheln und Jugendstil regelrecht zelebriert. Mitbringen braucht man: Nichts. Denn erstens ist das Bad textilfrei, und zweitens sind Badeschuhe, Tücher und der ganze Rest im Preis von 35 Euro enthalten. Mann und Frau genießen das strömende Wasser samt Ruhezonen und optionalen Massagen gemeinsam, geöffnet ist von 9:00 bis 22:00. Wellness und Genuss im Weltkulturerbe – das ist wirklich einen Besuch wert!

Bahn frei zur Großen Deutschland-Tour

So Freunde. Es ist soweit. Nach diversen Ärgernissen habe ich rechtzeitig zu Beginn des Monats mein Deutschlandticket erhalten. Die ersten 10 Fahrten mit Bus und Bahn nahe meiner Wahlheimat Offenburg haben allesamt geklappt, zwei Mal auch mit Fahrradmitnahme. Und die einzige Verspätung (von 13 Minuten) kam mir gerade recht, weil ich dadurch einen Zug noch erreicht habe, der sonst buchstäblich abgefahren wäre.

Und jetzt? Natürlich ärgere ich mich über den Streik der Bahn-Gewerkschaft. Nicht nur wegen Zugausfällen, sondern auch, weil ich deren Forderungen absolut überzogen und unsolidarisch finde. Wie immer wird man am Ende der Erpressung nachgeben. Und dann dürfen die Steuerzahler die Zeche übernehmen (und natürlich die Kunden, mit höheren Ticketpreisen).

Zum Glück habe ich kürzlich die Selbstbetrachtungen des Marc Aurelius gelesen. Der alte Römerkaiser hat schon vor fast 2000 Jahren erkannt, dass die ganze Aufregung ja ´eh nichts bringt, und er lehrt, dem Leben mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Und das heißt für mich: Bahn-Ärger hin oder her – ich werde mein Deutschlandticket ausreizen und genießen.

Natürlich kann der Michel nicht einfach so losfahren und sich überraschen lassen. Nein, er muss einen möglichst grandiosen Plan machen und seiner Liebe zum Enzyklopädischen frönen. Das Ergebnis ist der Entschluss, mit dem Deutschlandticket meine Heimat „komplett“ zu bereisen, und möglichst alles „Wichtige“ zu sehen.

Bei der Zusammenstellung habe ich mich an Leuten orientiert, die Ahnung haben. Also in meinen nicht wenigen Reiseführern und Lexika geschmökert, mein Textarchiv konsultiert und natürlich auch die Wikipedia und Google befragt. Und um dem Ganzen auch noch ein sportliches Element zu verleihen, habe ich versucht, eine Rundreise zu  entwerfen, die mit möglichst wenigen Kilometern alles abdeckt.

Für Insider: es geht hier um das „Problem des Handelsreisenden„. Start und Ziel sind gleich, alle anderen Orte werden nur einmal besucht, und die gesamte Reisestrecke soll so kurz wie möglich sein. Auf Papier bin ich mit meiner Lösung schon ziemlich weit, und eine Landkarte habe ich ebenfalls gebastelt. Hier sind allerdings in einem ersten Schritt nur die ersten 15 Top-Sehenswürdigkeiten (UNESCO-Welterbe) verzeichnet. Ich habe nämlich beschlossen, einfach mal loszufahren, statt immer nur zu planen. Den Rest ergänze ich dann von unterwegs, anhand meiner Recherchen vor Ort und gerne auch mit Euren Vorschlägen:

 

Ärgernis Deutschlandticket

Heute sind es 16 Tage, dass ich bei der Deutschen Bahn ein Abo für 588 Euro abgeschlossen und eine Einzugsermächtigung erteilt habe. Meine Hoffnung war, dass mir als einer der Ersten die Gnade eines Deutschlandtickets zuteil würde. Offenbar ist man jedoch bei der Bahn wieder einmal überfordert. Aber hey – wie hätte man beim „Unternehmen Zukunft“ denn auch ahnen können, dass auf das 9-Euro-Ticket ein Nachfolger kommen würde? Es wird ja schließlich erst seit 9 Monaten von Politikern aller Parteien lautstark gefordert. Und es ist gerade einmal zwei Monate her, dass der Bundestag das Deutschlandticket beschlossen hat ,und es angeblich nur noch einige Details bei der Verrechnung zu klären gab.

Zugegeben: Ich bin kein Experte, aber wenn ich das recht sehe, wäre die Prozedur der Buchung und die Programmierung für die App DB Navigator doch wohl  weitgehend identisch mit dem 9-Euro-Ticket gewesen. Übrigens bewirbt die Bahn diese App mit

Der DB Navigator ist dein perfekter Begleiter im Nah- und Fernverkehr sowie für U-Bahn, Straßenbahn und Bus.

Blöd nur, dass dieses Viech sich bei mir konstant weigert, nach Angabe von Abo- und/oder Auftragsnummer plus Nachnamen das Ticket aufs Handy zu laden. Ich erhalte zwar eine Auftragsbestätigung per E-Mail. Der folgt jedoch eine halbe Stunde später eine Nachricht mit dem Betreff „Die Aktivierung ihres Abonnements verzögert sich.“

Geduldig warte ich eine Woche und schreibe dann an abo@bahn.de mit meiner Reklamation. Die Antwort kommt prompt – nur leider in Form eines automatischen Schreibens in dem steht, wie zum Hohn:

dies ist eine Eingangsbestätigung Ihrer E-Mail. Ihre Anfrage haben wir unter der Bearbeitungsnummer: 2592426 aufgenommen.

Ab dem 3. April können Sie unkompliziert ins neue Deutschland-Ticket wechseln. Als Nahverkehrs- und Verbundabonnent:in besuchen Sie dafür das Aboportal unter www.bahn.de/aboportal.
Auch als Neukund:in können Sie ab 3. April unter www.bahn.de/abo Ihr Deutschland-Ticket bestellen.

Sie haben Fragen zum Deutschland-Ticket? Auf https://www.bahn.de/deutschland-ticket haben wir die häufigsten Fragen für Sie beantwortet.

Das war vor acht Tagen, und seitdem ist nichts passiert. Heute habe ich dann die Servicenummer angerufen, wo zwar kein Mensch ´rangegangen ist, eine Ansage vom Band mir aber geraten hat, das Handy neu zu starten, und es dann noch einmal zu versuchen. Hat nicht geklappt. App deinstalliert, Handy neu gestartet, App wieder installiert – gleicher Kack wie zuvor. Ich bin ja, trotz allem, Optimist. Und habe deshalb gleich noch den Next DB Navigator ausprobiert, der laut Eigenwerbung die modernere Version darstellt und mindestens so toll ist wie der Vorläufer, denn:

Alles Wichtige für deine Reise mit dem Next DB Navigator: – Schneller Zugriff auf die Bereiche Buchen, Reisen und Profil – Immer schnell informiert

Und stellt Euch vor: Ich habe es doch tatsächlich geschafft, dieses Teil zu installieren, und mich mit meinen Kundendaten einzuloggen. Jedoch: Zu früh gefreut. Auch der Next DB Navigator will mein Deutschlandticket nicht laden, und die Begründung lautet, dass dies nur für Tickets möglich ist, die ich aus dieser App heraus gekauft habe!

So. Und jetzt bin ich ziemlich sauer. Fliege erst mal nach Sardinien und bin schon ziemlich sicher, dass selbst im einstmals sprichwörtlich unzuverlässigen Italien die Sache mit dem Bahn- und Busverkehr besser flutschen wird als mit dem Sanierungsfall Deutsche Bahn.

Nachtrag: Mit Sardinien hatte ich recht, und nachdem ich unterwegs noch eine weitere nutzlose „bitte-haben-Sie-Geduld“-Nachricht der Bahn bekommen hatte, fand ich dann zwei Tage vor dem offiziellen Start (am 29.4.) eine weitere Mail in meinem Postfach, mit der Ansage:

Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie Ihr digitales Abo Ticket ab sofort im DB Navigator hinzufügen können

Halleluja. Es hat geklappt und damit steht meinem großen Deutschlandtrip eigentlich nichts mehr im Weg. Mehr dazu demnächst auf Michels Universum.

9-Euro-Ticket: Traum oder Trauma?

Was für eine tolle Idee: Wir reisen durch die Lande, sparen einen Haufen Geld, und tun dabei noch ´was für die Umwelt. Die Rede ist natürlich vom 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn, und was kann bei solch einem Angebot schon schief gehen?

Jede Menge, wie sich herausstellt. Volle und überfüllte Züge sowie unklare Regeln sorgen für Enttäuschungen, und hätte man gründlich nachgedacht, wären die 2,5 Milliarden Steuergelder an Subventionen für dieses Projekt anderswo vielleicht besser investiert worden.

Einer von mittlerweile mehr als 7 Millionen, die das Ticket für den Juni gekauft haben, bin ich. Damit ihr wisst, was auf Euch zukommt, teile ich hier meinen ersten Eindruck mit Euch. Eigentlich wollte ich schon am ersten Tag los, zum Beispiel von Offenburg mit dem Rad nach Freudenstadt, und von dort auf dem Kinzigtalweg zurück. Dann war aber unklar, ob das mit der Fahradmitnahme überhaupt klappt, und was man sonst noch so bedenken sollte. Außerdem habe ich viel zu tun, das Finanzamt will all mein Geld, und so habe ich erst mal den Schreibtisch gehütet und all die Berichte gelesen.

Gestern aber, am 4. Tag der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets, stand ein Familienfest an, und so hatte ich einen Anlass, dies mit einem Test zu verbinden. Ziel war es, an diesem Samstag möglichst ohne weitere Zahlungen, ohne ständiges Umsteigen und bei akzeptabler Reisedauer von Offenburg nach Neckargemünd und noch am gleichen Tag wieder zurück zu fahren. Und so ist es gelaufen:

Abschnitt 1: Pünktlich um 14:02 von Offenburg nach Karlsruhe mit der Regionalbahn RE 2. Die läuft von Konstanz kommend und hatte dementsprechend schon viele Passagiere. Dazu kam der recht volle Bahnsteig in Offenburg – aber es hätte schlimmer sein können. Ärgerlich, dass im Nahverkehr noch immer Maskenpflicht herrscht. Auf meiner jüngsten Reise durch Kroatien, Slowenien, Montenegro und Albanien war das weder in Bussen noch in Bahnen nötig – warum also bei uns?

Nun ja. Eigentlich habe ich mich ja daran gewöhnt, dass Deutschland im Allgemeinen und die Deutsche Bahn im Besonderen anderen Ländern hinterherhinkt. Wer hier Bahnfahren will, muss leiden, ist meine Erfahrung aus den letzten Jahren. Ich gehe also mit niedrigen Erwartungen und großen Befürchtungen in dieses Experiment. Und so ging’s weiter:

Die Auslastung des Regionalexpress ist geschätzt 90 %, keiner muss stehen, und ich finde sogar meinen bevorzugten Platz, oben und am Fenster. Die Schaffnerin ist gut drauf und erklärt fröhlich einem Reisenden, dem es hochpeinlich ist, sie für einen Mann gehalten zu haben, dass sie tatsächlich eine Frau sei und woran man das erkennen könne. Ein guter Start, denke ich mir, genieße die relative Ruhe unter meinen Kopfhörern und komme fast pünktlich um 14:53 in Karlsruhe an.

Abschnitt 2: Mit der S-Bahnlinie 3 geht es von Karlsruhe nach Heidelberg. Sie wartet bereits am Gleis gegenüber und bietet bei 2/3 Auslastung genug Platz für alle. „Sehr geehrte Fahrgäste, leider ist der vor uns liegende Abschnitt noch durch einen anderen Zug belegt“, verkündet der Lokführer und verspricht: „Wir setzen unsere Fahrt in Kürze fort.“ Das stimmt sogar, und um 15:02 geht es weiter, mit nur 4 Minuten Verspätung. Am nächsten Bahnhof kommen wieder ein paar Minuten Verspätung hinzu. „Bitte treten Sie aus den Türen zurück, dann können wir auch weiterfahren“ belehrt freundlich der Lokführer.

Ja, es gibt einen Haufen Idioten, die mit der Bahn reisen, denke ich und blicke zu den drei Maskenverweigerer nebendran. Aber haben andere Länder weniger Idioten? Oder reisen die nur bei uns bevorzugt mit der Bahn? So viele Fragen.

Schöne Aussichten übrigens. Erst von der Rheinebene auf den Schwarzwald, von Karlsruhe dann durch den Kraichgau und entlang den Hängen des südlichen Odenwalds bis Heidelberg.

Derweil wird die Verspätung der S-Bahn immer größer, der Anschluss in Heidelberg nach Neckargemünd um 15:49 ist schon weg, während wir noch aus unerfindlichen Gründen in Wiesloch-Walldorf stehen. Gut, dass ich einen Sitzplatz habe, denn wer jetzt noch einsteigt, kriegt keinen mehr.

Abschnitt 3: Die Verspätung von einer Viertelstunde durchkreuzt meinen Plan, in Heidelberg noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Lediglich direkt vorm Bahnhof reicht es für eine kleine Entdeckung: 

Zum ersten Mal sehe ich die Skulptur des Dienstmanns „Muck“, dessen schöne Geschichte ich hier gerne wiedergebe:

„1837 in Heidelberg Neuenheim mit Namen Johannes Fries geboren.
In seiner Jugend arbeitete er als Gänsehirt am Neckar, später im Schreinerhandwerk, dann wurde er zum Dienstmann Nr. 73 am Heidelberger Hauptbahnhof.

Bei den Heidelberger Korps in der „Suevia“ und „Corona“ war er Aufpasser bei Mensuren und erhielt von Ihnen den Namen „Muck“ Gleichzeitig spielte er für die Studentenschaft mit Zuverlässigkeit den Postillion d‘ Amour. Seine große Beliebtheit verdankte er seiner Originalität, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit, Schlagfertigkeit und Loyalität. Johannes Fries verstarb am 19.05.1905 in Heidelberg, mittellos, aber als unvergeßliches Heidelberger Original.“

Ich nehme mir vor, von Muck Bescheidenheit zu lernen, und nicht so viel zu meckern. Dann laufe ich zurück zum Bahnsteig, und nehme, um zum Familienfest nicht zu spät zu kommen, die nächste S-Bahn der Linie 2. Sie fährt durchs Neckartal nach Seckbach und sollte um 16:25 abfahren, hat aber auch wieder 20 Minuten Verspätung. Damit ist mein Zeitpuffer von einer Stunde aufgebraucht.

Am Ende dieser Hinfahrt schaue ich nach, was die schnellste Verbindung gekostet, und wie lange sie gedauert hätte. Ich komme auf 15 – 20 Euro mit meiner Bahncard 25. Unter der optimistischen Annahme, dass die Fernzüge pünktlich gewesen wären, hätte das dann 2 Stunden gedauert, statt der 3 Stunden unter den Bedingungen des 9-Euro-Tickets.

Für die Rückfahrt blieb die Wahl zwischen einer späten Verbindung, ausschließlich mit dem 9-Euro-Ticket, 3,5 Stunden Fahrzeit und vier Mal (!) Umsteigen. Oder schon nach gut drei Stunden zurück und teilweise Fernverkehr, was natürlich extra kostet. Oder gibt es noch weitere Möglichkeiten? Dies herauszufinden, sollte eigentlich kein Problem sein.

Eigentlich. Mit der App der Deutschen Bahn, dem „DB Navigator“, aber wird die Suche zur Herausforderung. Es gibt nämlich keine Option, ausschließlich nach Verbindungen zu suchen, auf denen das 9-Euro-Ticket gültig ist. Aber Hey – was kann schon erwarten für 2,5 Milliarden Euro an Subventionen? Also suche ich einerseits mit der Option „schnellste Verbindung anzeigen“, dann nochmal ohne diese Option, und schließlich noch nach Teilabschnitten, notiere mir die Ankünfte und Abfahrtszeiten, und kombiniere diese in meinem Kopf, während ich alle naselang prüfe, ob es Verspätungen gibt, die meine Pläne durchkreuzen und mich zu später Stunde an einem Bahnhof fern der Heimat zurücklassen würden. Unter „Abenteuer Reisen“ stelle ich mir etwas anderes vor. Aber wer nicht flexibel ist und reichlich Zeit für Verspätungen mitbringt, sollte ohnehin lieber mit dem Auto fahren. Wie auch immer: Folgendes kam bei dem ganzen Rumhirnen heraus:

Abschnitt 4: Pünktlich mit der nur halbvollen S2 um 20:17 ab Neckargemünd in Richtung Kaiserslautern, mit Ankunft in Mannheim um 20:51. Das Einzelticket hätte 10 Euro gekostet, die habe ich also heute auch noch gespart und war dafür sogar auf der schnellsten Verbindung zwischen Neckargemünd und Mannheim unterwegs. Alternativ hätte ich auch in Heidelberg auf einen verspäteten ICE warten können, dann aber nochmals 23 Euro bezahlen müssen, um in einer Gesamtzeit von zwei Stunden heimzukommen.

Dann doch lieber die folgende Variante: In Heidelberg sitzen bleiben und in der mittlerweile vollen S-Bahn in engem Körperkontakt mit einer dicken Dame im rosa Sommerkleid bis nach Mannheim. Ich stelle mir vor, wie sich das an den richtig heißen Tagen anfühlen wird, bei Temperaturen um die 35 Grad, und bei nochmals volleren Zügen wegen Ferienzeit. Nein, eigentlich will ich mir das gar nicht vorstellen.

Abschnitt 5: 8 Minuten Zeit zum Umsteigen, 7 Gleise sind zu unterqueren. Dennoch erreiche ich problemlos in Mannheim die S9, die mich ab 21:06 in einer knappen Stunde nach Karlsruhe bringt. 5 Minuten vor Abfahrt bin ich drin. Für ein Getränk hat es nicht mehr gereicht, und so blicke ich neidisch auf meinen Nachbarn, dessen Maske auf Halbmast hängt, und der ein Sixpack Becks im Arm hält.

Auch seine Kumpels links und hinter mir sind Maskenverweigerer. So wie ca. jeder Zehnte im Zug. Ich wünschte mir wirklich einen Schaffner, der eine klare Ansage macht, und die Jungs dann rausschmeißt. Klar weiß ich, dass die Dummköpfe ein höheres Infektionsrisiko haben, und da sie wahrscheinlich nicht geimpft sind im Ernstfall schneller in der Klinik landen – oder im Grab. Trotzdem fühl ich mich als Depp, wenn andere die Regeln ignorieren, und dies keine Konsequenzen hat. Nächstes Mal lass ich die Maske dann eben auch weg.

Abschnitt 6: Ich komme pünktlich um 22:02 in Karlsruhe an. Somit bleiben mir acht Minuten für den Gleiswechsel zum Regionalzug nach Offenburg mit der Nummer 2. Das reicht sogar, um in der Passage ein Tannenzäpfchen abzugreifen. Natürlich muss man dabei immer im Hinterkopf haben, dass in dieser einen zusätzlichen Minute andere Leute die letzten Plätze belegen könnten. Aber ich habe Glück, und bei 70 Prozent Belegung erwische ich wieder einen meiner Lieblingsplätze, oben und am Fenster. In meiner Reihe sitzen 4 Leute. Keiner trägt Maske. Jetzt habe ich die Schnauze voll und setze meine auch nicht mehr auf. Ein Schaffner kommt sowieso nicht, aber wenn werde ich auf mein Bier hinweisen, das ja schließlich auch konsumiert sein will.

Kurz vor Offenburg erfahren die sehr verehrten Fahrgäste, dass sich die Fahrt noch ein wenig verzögert. Grund ist, dass vor uns noch ein Zug fährt. Aha. So gibt es auf der sechsten Fährt die dritte Verspätung, die aber unter 10 Minuten bleibt, und die ich gut verschmerzen kann.

Premiere mit dem 9-Euro-Ticket: Sechs Züge, sechs Stunden, 216 Kilometer

Um 23:15 bin ich wieder daheim. Sechs Stunden lang saß ich heute in sechs verschiedenen Zügen, wurde ein Mal kontrolliert, und habe laut Google Maps 281 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt, plus nochmals knapp 2 Kilometer zu Fuß zum Startbahnhof und für die Umsteigerei. Zur Bilanz gehört allerdings auch, dass ich am Ziel mit dem Auto abgeholt und wieder zum Bahnhof gebracht wurde, sonst hätte ich weitere 2 – 3 Kilometer laufen müssen. Wenn das Ziel in einer Kleinstadt wie Neckargemünd nahe dem Bahnhof liegt, und man nicht viel zu tragen hat, ist das kein Problem. Auf dem Land aber sieht´s wohl anders aus. Für mich zeichnet sich daher jetzt schon ab, dass ein erklärtes Ziel des 9-Euro-Tickets nicht erreicht wird, nämlich mehr Menschen zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Ganz im Gegenteil liefert man hier eine eindrucksvolle Demonstration, warum das Auto für viele Menschen unverzichtbar bleibt. Insbesondere für jene, die wenig Zeit und viele Ortstermine haben, kann die Bahn in Deutschland auf sehr vielen Strecken einfach nicht mithalten. 

Meine persönliche Bilanz fällt trotz allem recht positiv aus: Letztlich habe ich das Tagesziel erreicht, und bin pünktlich zum Geburtstag und wieder zurück gekommen. Preislich hat sich das 9-Euro-Ticket jetzt schon gelohnt, auch wenn man es nur mit dem Preis eines Baden-Württemberg-Tickets (€ 24) vergleicht. Nicht aber, wenn man so wie ich als Freiberufler in der extra Stunde auch hätte arbeiten und Geld verdienen können.

Meine Erwartungen an die Deutsche Bahn waren wie gesagt gering, nebenher ist dieser Blog-Beitrag entstanden, und so will ich nicht knauserig sein. Für heute gebe ich dem 9-Euro-Ticket die Schulnote 2-3 , freue mich über Eure Kommentare, und bin gespannt auf die nächste Tour.

Die „Altstadt“: Fußballkneipe mit Atmo

Für Fußballfans und solche, die es werden wollen ist die „Altstadt“ sicher die beste Adresse in Offenburg. Hier hängen die Schals und andere Memorabilia des Offenburger Fußballverein 1907 – kurz OFV. Auch die Schals sämtlicher Bundesliga- und vieler ausländischer Mannschaften schmücken die Wände. Die Spiele kann man an mindestens vier Bildschirmen / Leinwänden verfolgen. Das Publikum ist – wenig überraschend – zumeist männlich. Man trinkt Bier vom Fass oder Weinschorle, und meistens hängen Rauchschwaden in der Luft. Der Service ist aufmerksam und freundlich, die Wirtsleute Dirk und Heike sind wie alle hinter Tresen einfach sympathische Menschen. Weitere Pluspunkte sind die beiden Dart-Automaten, und kürzlich wurde nach mehrjähriger Corona-Abstinenz auch mal Karaoke geboten (naja…).

Das klingt alles ganz normal, und doch ist die Altstadt eine besondere Kneipe. Sie ist authentisch und voller Leidenschaft. Ganz besonders bei den Spielen des FC Freiburg, oder wann immer es gegen meinen Verein Bayern München geht. Dann wird es schon mal laut, und die Tacklings und Nickligkeiten springen vom Platz in die Kneipe über. Abseits oder nicht? Foulspiel oder Schwalbe? Die Interpretationen sind so unterschiedlich wie die Lieblingsvereine der hier versammelten Fans. Beschimpfungen, Häme und Schadensfreude werden verbal oder in Form von Schlachtgesängen ausgetauscht. Es wird geraucht und manch einer hat schon vor dem Abpfiff einen sitzen. Danach noch einen Tequila zur Versöhnung, und es war ´mal wieder ein schöner Abend. Und wer das nicht vertragen kann, der soll doch bitte zuhause bleiben.

Die Öffnungszeiten orientieren sich an den Übertragungen der Spiele – sei es Bundesliga, Pokal, UEFA-Cup oder Championsleague. So ist die Altstadt zwar theoretisch Montag bis Donnerstag von 16:00 bis Mitternacht geöffnet, an Freitag bis 2:00 und Samstag schon ab 13:00. An spielfreien Sonntagen kann aber auch geschlossen sein. Im Zweifel checkt man die Facebook-Seite (https://www.facebook.com/Altstadt-Offenburg-1534243143298650), wo auch aktuelle Events bekannt gemacht werden.

Übrigens: Bei Google heißt der Laden fälschlicherweise „Alt Offenburg“, doch droht Verwechselungsgefahr, weil es auch in 250 Metern Entfernung ein gleichnamiges Parkhaus gibt. Also besser gleich das Navi auf die Spitalstraße 5 einstellen oder sich von Google Maps leiten lassen (https://goo.gl/maps/ho5wnchuymu1JJis8). Eine Aktualisierung habe ich beantragt.

Life Nachtcafe – Bei Kalle im Keller

[Hinweis: Im August 2022 ist Kalle umgezogen. Ihr findet ihn jetzt im Golfstüble Rammersweier]

Kalle kann Kneipe.

Hinter jeder guten Kneipe steht ein guter Kneiper. Im Life Nachtcafe in Offenburg ist das Karl-Heinz Adelmann, besser bekannt als „Kalle“. Sein Laden liegt nur wenige Schritte von den Bushaltestellen der Hauptstraße entfernt in einem Gewölbekeller, der früher ´mal das „Bax“ beherbergte. Das war von jeher ein Treffpunkt für Nachteulen, doch unter Kalles Leitung ist das „Life“ viel mehr geworden, als nur die letzte Tränke auf der Tour. Zwischen Dienstag und Samstag treffen sich Jung und Alt in dieser Wohlfühloase.

Der Name ist Programm. Freitags und Samstags gibt es meistens Life-Musik von Rockbands oder Singer-Songwritern aus der Region; hin und wieder legen DJs auch mal Techno auf. Der Eintritt ist frei, der Hut geht ´rum. Es gibt ein Dutzend verschiedene Biere aus der Flasche, eine schöne Sammlung schottischer und irischer Whiskys, natürlich auch Cocktails, ein paar Kleinigkeiten zu essen, eine Dartmaschine und einen Billiardtisch. Es darf geraucht werden. Und es wird geraucht. Nichts besonderes, könnte man meinen, wäre da nicht der Kalle.

 
Sein Elefantengedächtnis speichert die bevorzugten Getränke der Stammgäste, und scheinbar deren Lebensgeschichten gleich mit. Und das ist erst der Anfang. Dass der Mann hinterm Tresen ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Kundschaft haben sollte, versteht sich von selbst. Doch Kalles Repertoire an Lebensweisheiten und klugen Ratschlägen, an aufmunternden Worten und klaren Ansagen ist legendär. Die Erfahrung hat er sich hart erarbeitet. Ob als Maurer, Call-Center-Chef, Koch oder Thai-Boxer – Kalle hat viel erlebt und viel zu erzählen. Seit Jahrzehnten ist er eine feste Größe in Offenburg. Scheint alle zu kennen und weiß auch, wer wann mit wem und warum. Das behält er natürlich meistens für sich, es sei denn, dass die gelegentliche Info dem Weltfrieden dient und das Lebensglück seiner Kundschaft mehrt. Kein Wunder, dass ihm auf Facebook mehr als 2000 Anhänger folgen, die er gefühlt rund um die Uhr mit einer endlosen Reihe von Sinnsprüchen versorgt.
 
Wer artig ist darf schon ´mal unter der Woche ein paar eigene Songs abspielen, und mitunter sind daraus auch spontane Partys geworden. Hier geht eigentlich alles, solange man sich benimmt. So ist das „Life“ binnen kurzer Zeit zu einem Ort der Begegnung für freundliche, liebenswerte, interessante und respektvolle Menschen jedweder Herkunft und Orientierung geworden. Einen herzlichen Glückwunsch, mein Freund – Dein Plan ist voll aufgegangen.
 
[Hinweis: Im August 2022 ist Kalle umgezogen. Ihr findet ihn jetzt im Golfstüble Rammersweier]

Blütenwanderweg Ebersweier

Das Timing ist wichtig für diese einfache, flache Wanderung rund um das Dorf Ebersweier. Man sollte dafür zwischen Ende März und Ende April anpeilen. In diesem Zeitraum entfalten die ersten Obstbäume zaghaft ihre Blüten, verwandeln dann – manchmal über Nacht – die Landschaft zu Tausenden in ein pointillistisches Gemälde, bis schließlich die weiße Pracht wie Schneeflocken herabrieselt und vom Wind verweht wird.
 
Bei Ebersweier im Frühling: Hier blüht Euch was!

Wer aus der Wanderung einen Event machen will, der sollte sich Mitte April am nächstgelegenen Sonntag einfinden. Dann findet nämlich der Ebersweirer Blütenwandertag statt, bei dem Freiwillige aus den örtlichen Vereinen, Winzer, Obstbauern, Schnapsbrenner und Gastronomen entlang der Strecke für abwechslungsreiche Bewirtung sorgen. Der Parkplatz im Dorf kann dann schon mal voll werden, die Wanderung selbst ist aber auch an diesem Tag (noch) nicht überlaufen.

 
Die Strecke ist identisch mit dem gut beschilderten Rundweg Ebersweier 1, der zum Beispiel auf der sehr gepfegten Webseite von Durbach zu finden ist. Dort kann man auch die zugehörige gpx-Datei herunterladen, oder – falls ihr das bevorzugt – die exakten, von mir gelaufenen Strecken inklusive der Einkehr in der Weiler Mühle bei
 
Los geht es an der Halle am Durbach, wo es fast immer reichlich Parkplätze gibt. Dann über Bach und Straße ein paar Meter bis zum „Stöcken“, dort links ein kurzes Stück dem Badischen Weinradweg folgen. Nach Querung der Landstraße kommt die erste Attraktion (für mich ist es jedenfalls eine): An der Weißkopfhütte („Wisskopf“) steht eine überdachte Schnapsbar, die rund um die Uhr geöffnet ist, und eine Selektion von Vetters Edelbränden anbietet (Mirabell war fein!).
 
Bezahlt wird ins Kässle oder per PayPal, und auf dem weiteren Weg wird man die vielen Obstbäume hier womöglich mit anderen Augen sehen. Außerhalb des Blütenwandertages gibt es keine weiteren Stände und Verpflegungsmöglichkeiten entlang der Strecke, doch dafür steht kurz vor dem Ziel jenseits des Baches und der Straße das Gasthaus Weiler Mühle mit kleinem Biergarten. Nun wird´s Zeit anzustoßen auf diese kleine, aber feine Wanderung und – leicht befügelt – vielleicht gleich die nächste der zahlreichen schönen Touren in dieser Gegend zu planen.
 

Ebersweier bei Durbach

Dort, wo sich das Durbacher Tal zur Rheinebene hin öffnet, liegt das Dorf Ebersweier. Links und rechts des Durbachs leben seine 1250 Einwohner, von denen sich mindestens 50 hauptberuflich oder nebenher der Schnapsbrennerei widmen. Das Obst dafür stammt von den ungezählten Kirsch-, Zwetschgen-, Apfel-, Birnen-, Mirabellen und wasweißichfür-Bäumen in der allernächsten Umgebung. Von der Qualität der Schnäpse konnte ich mich zuletzt am Blütenwandertag überzeugen – ein toller Event, der jährlich Mitte April an einem Sonntag stattfindet. Von dort habe ich folgende Empfehlungen mitgebracht (es wird um telefonische Voranmeldung gebeten!):

  • Vetter Edelbrände. Am Durbach 3, 77770 Durbach. Tel. 0781-6300770. 
  • Destillerie Werner. Windschlägerstr. 10, 77770 Durbach Ebersweier. Tel 0781-41933. info@destillerie-werner.de

Gastronomisch hat mir die Weiler Mühle gut gefallen (Besprechung hier); die zweite Wirtschaft des Dorfes – das Gasthaus Kreuz – kenne ich noch nicht.

Umgeben von Obstwiesen – das Dorf Ebersweier bei Durbach

Ebersweier, das zur wesentlich bekannteren Gemeinde Durbach gehört, hat mindestens drei leichte Wanderwege zu bieten. Am schönsten sind sie zur Kirschblüte, etwa Ende März bis Ende April (Tourbeschreibung hier).

Ein bisschen mehr über das Dorf bieten die Wikipedia, Facebook und die eigene Webseite. Letztere erinnert mich von der Aufmachung her ein wenig an die Ortsblättchen meiner Jugend, erfüllt aber ihren Zweck, indem sie aktuelle Informationen liefert und das Dorf zusammenhält.

Weiler Mühle – Wirtschaft ohne Schnick-Schnack

Freundliche Wirtschaft mit kleinem Biergarten, leicht zu finden am Ortsausgang Ebersweier in Richtung Durbach. Die Gerichte sind recht typisch für die Gegend, die Karte fleischlastig und übersichtlich. Angefangen vom Vesper mit Bauernbratwurst und zweierlei Wurstsalat, zu vollständigen Mahlzeiten wie dem Mühlenschnitzel mit Pommes (und natürlich Sauce dazu) geht´s weiter mit Cordon Bleue, Schweinerückensteak, Putenmedaillion etc. Vegetarier haben die Wahl zwischen Pfannkuchen, Käsespätzle und Camembert. Für Veganer wird´s also eng und beim Dessert bleibt nur die Wahl zwischen Eis und Panna cotta.
 
Aber Hey – ich war ja nicht auf der Suche nach einem Gourmet-Tempel, sondern einer ordentlichen Wirtschaft, um am Ende der famosen Ebersweirer Blütenwanderung in der Sonne sitzend den Tag ausklingen zu lassen. Und dafür war die Mühle genau richtig. Die Weine sind übrigens von der Winzergenossenschaft Durbach, und nicht vom hochgelobten Weingut Alexander Laible direkt nebenan. Den schätze ich auch, aber irgendwie passt es so besser und für Bodenständigkeit gibt´s bei mir immer einen Punkt extra.
 
„Schön, dass Du da bist“ steht auf der Serviette, und das werde ich hier voraussichtlich noch öfter lesen.
 
Noch zu erwähnen wäre, dass die Weiler Mühle wie fast alles in Durbach gut vernetzt ist. Man kann sich also verlassen auf die Öffnungszeiten und weiteren Infos unter  https://weiler-muehle.eatbu.com/?lang=de oder https://www.durbach.de/gastronomie/weiler-muehle-7226621179.