Costa Rica Update 06 – Turrialba ohne Vulkan

Die Stadt Turrialba mit ihren knapp 30.000 Einwohnern ist recht sympathisch. Bei der gestrigen Ankunft sah ich die Leute hinter den Absperrungen im Park sitzen und vor der Eisdiele in der Schlange schwatzen – immer mit Abstand und Maske und Händewaschen, versteht sich. Für Touris ist die Gegend vor allem als Ausgangspunkt für Wildwassertouren auf dem Pacuare berühmt. Aber erstens bin ich ja kein Touri sondern ein Reisender, und zweitens ist die Saison hier ohnehin vorbei, der Fluß hat nicht mehr genug Wasser, um spannend zu sein, und außerdem gäbe es nicht genug weitere Interessenten, um ein Boot vollzukriegen.

Wie die meisten Städte Costa Ricas ist auch Turrialba keine Schönheit. Typisch ist das Grundmuster mit, im Schachbrettstil verlaufenden Straßen (Avenidas) und Gassen (Calles), die vom Zentrum aus in die verschiedenen Himmelsrichtungen durchnummeriert werden. Das Standardhaus hat einen Betonsockel, darüber Holz, und obendrauf Wellblech. Zum guten Ton gehört es leider auch, dies alles mit Gittern, hohen Zäunen und/oder Stacheldraht zu sichern. Ist wohl eine Art Statussymbol, wie mir ein Kenner der Szene erklärte. Denn weder gibt es hier viel zu klauen, noch ist Einbruchs- oder sonstige Kriminalität in Costa Rica ein großes Thema.

Das Städtchen hat eigentlich alles, was man hier so braucht. Es gibt Supermärkte, Elektromärkte, Tankstellen, Eisenwarenhandlungen und jede Menge günstige Restaurants (Sodas); dazu ein paar Bars, die wegen verkürzter Schließungszeiten vergeblich auf Kunden warten. Schnickschnack sucht man in Turrialba vergebens, und die Stadt hat sicher schon bessere Zeiten gesehen. Damals, als noch die Eisenbahn von San José nach Limon fuhr, war dies ein Haltepunkt, und im Hotel bestaune ich ein paar vergilbte Bilder aus der „guten alten Zeit“.

Der ehemalige Bahnhof mit ein paar Gedenktafeln ist nicht zu verfehlen, wenn man den verrosteten und verbogenen Gleisen folgt, die das stärkste (bekannte) Erdbeben Costa Ricas mit seinem Epizentrum in Limon im Jahr 1991 hinterlassen hat. Die Küste wurde damals innerhalb von 30 Sekunden um fast 2 Meter angehoben – und natürlich waren dann auch die Gleise futsch.

Der Hauptgrund für meinen Besuch in dieser Ecke war eigentlich der relativ nahe gelegene Vulkan Turrialba – einer von 9 im Land, die bei Wikipedia als aktiv gelistet werden. Der hatte seine letzte Eruption im August 2020, lese ich auf einer Seite der Smithonian Institution, die solche Ereignisse besser überwacht und aufzeichnet als die hiesige Nationalparkverwaltung. „Aktiv“ heißt dabei nicht, dass der Berg ständig Feuer spuckt, sondern dass man sich – wenn überhaupt – nur mit Einschränkungen dorthin begeben darf.  Nachdem auf Google Maps mehrere Leute erst wenige Tage zuvor dort waren, bin ich mit dem Auto dorthin gefahren, ohne jedoch die erhoffte Wanderung zum Kraterrand machen zu dürfen. Die ausgeschilderte Route führte auf Schotterpisten hinterm Berg entlang, und dann wieder vom Vulkan weg. Die Google-Route führte bis auf geschätzte 4 Kilometer heran, endete dann jedoch vor einer Absperrung, die man zur Sicherheit auch noch mit ein paar Steinklötzen blockiert hatte. Alles, was ich tun konnte, war aus der Ferne ein paar verbrannte Bäume an der Flanke des Berges zu fotografieren und mir einbilden, ein kleines Wölkchen über dem Krater gesehen zu haben. Irgendwie geht es möglicherweise doch; denn man scheint hier immer eine Tür offen zu halten für Touris, die sich für ca. 20 Dollar einem Guide anvertrauen. Nur ist diese Hintertür leider nicht so einfach zu finden. Da ich keinen Link legen konnte, hier die Angaben eines Google Local Guides vom Ende Januar 2021:

1. Sie betreten die Monte Calas Farm, die Adresse finden Sie hier auf den Karten. 2. Sie müssen im Voraus buchen, wenn sie direkt auf dem Bauernhof ankommen, lassen sie sie nicht passieren, es sei denn, es sind Plätze verfügbar. Nur 17 Personen treten pro Stunde ein und es gibt Führungen um 5, 6, 7, 8, 9 und 10 Uhr morgens. 3. Für den Reiseleiterservice müssen 6000 per (10 USD) pro Person gezahlt werden. Zusätzlich zu 30 1130 pro Person bei Ankunft am Parkeingang. Alles ist per Überweisung oder per Karte. Kein Bargeld. 4. Die Aufstiegsroute beträgt 2 Stunden, was 4 km bei mäßigem Tempo entspricht. Reiner Aufstieg von 2700 m ü.M. bis zur Spitze des Vulkans. Der Weg führt zuerst in einem Gebiet mit viel Schlamm und dann aus Stein oder Ballast. 5. Sie können nur 30 Minuten am Aussichtspunkt des Kraters bleiben. Ich hatte nicht das Glück, es zu sehen, weil es bewölkt war. 6. Der Abstieg auf demselben Weg dauert etwas mehr als eine Stunde und dauert fünfzehn Minuten. 7. Ich empfehle, Schuhe mit einer Sohle zu tragen, die einen guten Griff hat, vorzugsweise einen wasserdichten Mantel oder einen Poncho. Wenn Sie an Höhenkrankheit leiden, bereiten Sie sich vor, ein Coca-Tee wäre angebracht. Bringen Sie Wasser und leichte Snacks mit. Insgesamt dauert die gesamte Tour ca. 4 Stunden. Die Route ist wunderschön, Sie können viele Bäume, Silber und Vögel sehen. Hoffentlich ein Säugetier. Die Landschaft, um dorthin zu gelangen, ist wunderschön, die Reise wird genossen.

Ein Flop kommt selten allein, und so bin ich auf dem Rückweg auch noch zur Espino Blanco Lodge gefahren. Dieser Ableger meines Hotels in Turrialba warb auf der Webseite mit den schönen angelegten Wandepfaden, auf denen es zahlreiche Vogelarten zu sehen gäbe. Kann man glauben. Allerdings stand ich auch hier vor verschlossener Tür. Mangels Kundschaft hatte man den Laden vorübergehend geschlossen; einen Hinweis hatte man nicht für nötig gehalten 🙁

Gibt´s auch was Positives zu berichten von meinen 2 Tagen in Turrialba? Na ja. Wieder im Hotel und früh im Bett, weil es früh dunkel wird und nichts zu tun gibt, höre ich richtig laute, schrille Geräusche von draußen, die bereits in der gestrigen Abenddämmerung genervt haben. Ich hielt sie zunächst für Vogellaute, war auch schon draußen, um mit der Handy-Taschenlampe nachzusehen, jedoch erfolglos. Beim Googeln finde ich einen Artikel, der von Scotinomys teguina spricht, auch als Alstons Braune Maus oder Alstons Singmaus bekannt. Man hört sie auch in der nahen Nachbarschaft, und wer sich für so´n Viehzeug interessiert, findet bei der Süddeutschen Zeitung mehr bemerkenswertes über diesen Nager.

Fortsetzung

Costa Rica Update 05 – Orosi & Offroad

Ich verabschiede mich von der Posada Nena und lasse mich von Google Maps auf dem Handy leiten. Dabei stelle ich schnell fest, dass meine Freude über den USB-Ausgang in der Mittelkonsole verfrüht war, denn der dient nur als Eingang fürs Radio und taugt nicht, um das Handy während der Fahrt aufzuladen (ich habe dann aber zwei Tage später in einem Handy-Laden in Turrialba für ca. 5 Euro einen funktionierenden Adapter ähnlich diesem hier für die Öffnung des Zigarettenanzünders gekriegt). Ist ja klar: Die Autovermieter wollen ihre Navigationssysteme an den Mann bringen. Die sind womöglich besser als Google, aber 11 Euro pro Tag finde ich völlig überteuert.

Bereits die Auffahrt zur Autobahn ist dermaßen voller Schlaglöcher, dass ich schon jetzt für meinen Allrad mit etwas mehr Bodenfreiheit dankbar bin. Es geht durchs Valle Central nahe Cartago vorbei, dessen Kirche ich auf einer früheren Reise besucht habe. Es ist Sonntag, und überall sehe ich Radfahrer. Teilweise gibt es an den langen Steigungen auch Proviantstationen – ein Service für alle, die hier gegen kleines Geld einen Snack oder kalte Getränke möchten. Am Orosi-Ausblick halte ich an und nehme mir viel Zeit, um die Aussicht auf dieses wunderschöne Tal mit den orange blühenden Korallenbäumen zu genießen, und die Atmosphäre einzusaugen. Nachdem ich noch einige Radfahrer angefeuert habe, geht es weiter ins hübsche Orosi, ein angenehmes Städtchen, wo ich früher bereits einmal Station gemacht habe. Hier steht unter anderem die älteste noch genutzte Kirche des Landes (1741). Natürlich wurden schon früher welche erbaut, aber viele sind dem großen Erdbeben von 1910 zum Opfer gefallen.

Da ich den Tapanti-Nationalpark (hier die offizielle Seite) auf der Liste habe, fahre ich weiter. Eine Stichstraße führt über einen Fluß, in dem viele Ticos baden oder ein Picknick einnehmen – eine Szene, die man hier häufig sieht. Wie häufig an solchen Stellen hat sich einer eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Securidad“ aufgesetzt, und nimmt ein kleines Trinkgeld dafür, auf die Autos aufzupassen.

Bis zum Besucherzentrum sind es nochmal 5 Kilometer Schotterpiste, allerdings will man dort eine elektronische Reservierung sehen. Das ist ziemlich blöd, da es in diesem Eck am Fuße des Berges keinen Empfang hat. Also fahre ich zurück und versuche erfolglos, dies in einem der kleineren benachbarten Orte zu erledigen. Mann! Den ersten Tag auf der Straße und gleich so ein Flopp!

Ziemlich verärgert ob des Zeitverlustes fahre ich wieder am Nationalpark vorbei und folge (das hatte ich schon zuhause so geplant), einem kleinen Sträßchen zu einem angeblich 14 Kilometer entfernten Hotspot für Vögel. Das Sträßchen ist auf der Karte 3-stellig, also offiziell, und wenn Google Maps mir diese Route vorschlägt, dann kann ja eigentlich nichts schiefgehen – oder?

Es geht stetig bergauf, und die Straße wird allmählich schlechter, aber noch kein Grund zur Beunruhigung. Die kommt erst, als ich knapp hinter dem höchsten Punkt von einem Tico, der sich eben noch in seiner Gartenliege aalte, darauf hingewiesen werden, dass die Straße voraus eine „via muy mala“ sei, und ob ich nicht lieber bei ihm übernachten wolle.

Will ich nicht – und fahre ahnungslos dem Abenteuer entgegen. Die Straße ist nämlich richtig schlecht, richtig schmal, und richtig steil. Noch dazu mal schön schlammig, so dass der Wagen ins Rutschen gerät und sich bedrohlich zur Seite neigt, dann wieder mit derart großen Felsblöcken garniert, dass ich mehrmals aufsetze und beim ´drüberziehen nur noch hoffen kann, den Auspuff nicht zu verlieren. 

Dann ein weiteres Fahrzeug vor mir, und davor – man glaubt es nicht – ca. 10 Ticos aus 2 Familien in einem Kleinbus, die bei der Überquerung eines Baches stecken geblieben sind. Gemeinsam versuchen wir, schiebend und an einem Abschleppseil ziehend, den Karren über den kritischen Punkt zu bringen. Wir werfen Steine auf den Weg, um die Löcher zu füllen, und schieben sie unter die Reifen, damit die nicht länger durchdrehen. Doch alle Mühe ist vergebens. Nun kommen uns auch noch drei ernsthafte Geländewagen entgegen: Allesamt breit und hoch genug für diese Strecke, außerdem bepackt mit Äxten, Leitern und anderem Zubehör, das man für solche Ausflüge offenbar dabei haben sollte.

Sie erklären dem Busfahrer, dass die Strecke voraus noch viel schlimmer wird, und ich sehe mich schon hier übernachten oder zum nächsten Dorf laufen und kleinlaut um Hilfe bitten. Der Bus dreht um, und fährt den drei hinterher, während der Kollege vor mir sich durchkämpft und ich ihm nun recht mühelos folge. Die Gegenrichtung erschien mir wesentlich schlimmer, und ich wüsste gerne, wie der andere Trupp es geschafft hat. Oder ob.

Genug Abenteuer für heute. Ich erreiche mein nächstes Ziel, das Städtchen Turrialba, mache noch einen kleinen Stadtrundgang und niste mich dann im angenehmen Wagelia Hotel ein.

Fortsetzung …

Costa Rica Update 04 – Mobilität / Escazu

Hinweis: Michel schreibt diese Notizen auf einer 7-wöchigen Reise durch Costa Rica, deren „Leitmotiv“ die Frage ist, ob er sich aus Deutschland verabschieden und hier niederlassen sollte. Ich will herausfinden, wie das geht, welche Optionen es gibt, und was das beste Plätzchen für mich wäre (siehe Einleitung). Ansonsten ist das hier ein ganz normalen Bericht, mit einem Schwerpunkt auf Natur- und Vogelbeobachtung und diversen Tipps für Reisende, die hoffentlich auch jene nützlich finden, die Deutschland (noch) nicht gegen das wunderbare Costa Rica eintauschen wollen.

Heute mach ich mich von Santa Ana auf den Weg ins ca. 15 Kilometer entfernte Escazú, einem weiteren angesagten Vorort der Hauptstadt San Jose. Die billigste Variante, hier zu reisen, ist mit Bussen, die sowohl den Nah- als auch den Fernverkehr bedienen, und mit denen man fast überall hin kommt (Öko-Lodges u.ä., die fernab der Straßen im Wald liegen, natürlich ausgenommen).

Leider gibt es keine übergreifende, komfortable App oder Webseite, auf der man beispielsweise die nächsten Haltestellen, Abfahrzeiten etc. aufrufen könnte. So sucht man eine der überdachten Haltestellen am Straßenrand (häufig in einer Parallelstraße zur Plaza Central) und muss sich mehr oder weniger auf die Beschilderung der ankommenden Busse verlassen oder – wenn man kann – die Einheimischen fragen. Einen Busfahrplan sucht man vergeblich. Ich brauche 2 Anläufe bis ich meine Haltestelle finde, und mich in die Reihe der Masken-tragenden Ticos einreihen kann. Bin etwas irritiert, weil zwar jeder Bus obendrauf „Escazu“ stehen hat, aber angeblich nicht jeder dorthin fährt. Mit meinem bescheidenen Spanisch-Kenntnissen vertraue ich mich einem jungen Paar an, das in die gleiche Richtung fährt und mir signalisiert, wann es Zeit ist, den Bus zu wechseln.

Unterwegs geht es steil am Rande des Valle Central hoch, während auf der gleichen Straße gerade ein Radrennen stattfindet. Überhaupt ist das Rennrad- und Mountainbiken hier total im Trend. Es gibt jede Menge Läden mit teuren Edelbikes, und die halbe Bevölkerung scheint auf diesen unterwegs zu sein. Außerdem am Wegesrand: Einige Luxushotels, feine Restaurants und prächtige Villen.

Beim Umsteigen sehe ich Niederlassungen von Porsche und anderen Luxus-Automarken, außerdem für Mountainbiker eine Dependence der Mountainbike-Marke Scott, deren Logo auf einer geschätzt fünf Stockwerke hohen Glasfassade prangt.

Der zweite Bus setzt mich nur einen Block von der Kirche und dem zentralen Platz ab. Der ist zwar mit Banderolen gesperrt, der samstägliche Markt findet aber in der parallel verlaufenen Straße trotzdem statt. An beiden Seiten stehen freundliche Menschen mit Masken, die aus großen Tanks und mit Sprühflaschen Desinfektionsmittel für groß und klein verteilen. Die Kunden tragen ebenso Masken wie die Markthändler, an deren Ständen Absperrungen für Abstand sorgen sollen. Denkt man sich das Corona-Zubehör weg, ist es ein ganz normaler Markt mit frischem Obst und Gemüse, Eiern, Säften, Fisch und Fleisch, zwei Freßbuden, die Gegrilltes anbieten, und ein paar weitere Stände mit Schnickschnack wie Schmuck oder Handyzubehör. Die Erdbeeren waren köstlich, und schon der Geruch war so betörend, dass ich alle Vorsicht außer Acht gelassen und sie ungewaschen verputzt habe… 

Escazu ist einer der reichsten Orte in ganz Costa Rica, mit vielen teuren Restaurants und Läden. Er liegt auf 1100 Metern Höhe und hat ca. 11000 Einwohner. Der Plan war, von hier über die Berge nach Santa Ana zu laufen, oder realistischer betrachtet und erst mal zum Aufwärmen, von dem über Escazu gelegenen Aussichtspunkt (Mirador) bis zum Dorf Salistral, ca. 5 Kilometer talaufwärts von Santa Ana.

Uber: Billiger als ein Taxi – bequemer als ein Bus 

Theoretisch fährt ein Bus nahe an den Ausgangspunkt dieser Wanderung, jedoch probiere ich hier erstmals Uber aus, deren App ich mir schlauerweise schon zuhause installiert und eingerichtet habe. In dieser Gegend zumindest funktioniert das System einwandfrei, wie ich bei 3 Probeläufen am heutigen Tag erfahre. Und weil es ja Leute gibt, für die das Internet Neuland ist, beschreibe ich die Funktion etwas genauer:

Die App weiß, wo man steht und fragt nach dem Ziel, das man eintippt. Man bekommt eine Preisschätzung (mit und ohne CO2-Kompensation) und im gleichen Moment erhält einer der privaten Fahrer für Uber eine Mitteilung. Ich erfahre den Namen des Möchtegern-Fahrers und seine Bewertung im System, außerdem Marke, Model und Nummernschild seines Autos (damit man ihn leichter erkennt). Wenn beide Seiten bestätigen, sieht der Fahrer meinen Standort und ich auf der Landkarte den Wagen, der sich auf mich zubewegt, sowie eine Schätzung, wie viele Minuten es noch dauert. Nach der Fahrt kann man über die App ein Trinkgeld geben und den Fahrer bewerten. Die Zahlungen werden über PayPal oder Kreditkarte abwickelt und Uber verschickt zusätzlich Abrechnungen, was für guten Durchblick sorgt.

Uber ist also ein Mittelding zwischen Mitfahrzentrale, Taxi und öffentlichem Verkehrsmittel und die App dazu ist eine der besten, die ich kenne. Preislich lag ich mit meinen 3 Fahrten heute bei ca. 2 Euro für Fahrten von jeweils etwa 5 Kilometer (etwa das dreifache einer Busfahrt) bei Wartezeiten von ca. 6 Minuten. Für die Fahrt zum Flughafen um meinen Mietwagen abzuholen habe ich über die App im Voraus bestellt und der Fahrer war nicht nur pünktlich, sondern hat mich auch genauso schnell wie ein Taxi dorthin gebracht, wobei ich aber nur 8 Euro bezahlt habe gegenüber den 20 für die Gegenrichtung mit dem Taxi.

Zurück nach Escazu, wo ich nach steiler Fahrt bergauf mich bei einem Restaurant mit großartiger Aussicht auf´s Valle Central habe absetzen lassen, direkt neben dem eigentlichen Aussichtspunkt gelegen. Leider gibt es keine ausgeschilderten Wanderwege, und so habe ich mich mit einem Vorschlag aus meiner Trecking-Uhr (einem Vorläufer der aktuellen Garmin Fenix 6) begnügt, der ich – noch so ne schlaue Idee – vor der Abreise noch geschwind für 10 Euro die Open Street Map von Costa Rica aufgespielt habe. Die Investition hat sich ausgezahlt, denn auch wenn wenn es mitunter etwas dauert, so findet das Gerät doch auch ohne Netzempfang nur anhand der allgegenwärtigen GPS-Signale fast alle Sehenswürdigkeiten, geographischen Punkte, Hotels, Restaurants etc.. Ich finde, dass ist eine gute Absicherung, falls man sich ´mal verlaufen oder verfahren sollte, und mein Eindruck ist, dass dies sogar besser funktioniert hat, als im heimischen Offenburg!

Ok. Ich folge also der Linie, die meine Uhr vorgibt, und so konnte ich schöne Ausblicke auf das dicht besiedelte Valle Central genießen und erneut fette Villen am Wegesrand bewundern. Sie wurden offenbar auf jenen Grundstücken gebaut, wo nur ursprüngliche kleinen Farmen und große Gemüsegärten standen. Nur wenige sind erhalten geblieben, und wenn die Bauern hier ihr Land verkaufen, haben sie bestimmt ausgesorgt.

Währenddessen führt die Uhr mich über zunehmend schmalere Sträßchen erst steil bergauf und nach einem ganz kurzen Stück echten Wanderweges noch steiler bergab, bis ich endlich mit weichen Knien in Salitral ankomme und – Uber sei Dank – von dort zurück in meine Unterkunft. Also, diese eher direkte Route kann ich eigentlich nicht empfehlen (habe sie aber trotzdem auf Komoot veröffentlicht), aber für die in meinem Reiseführer empfohlene Strecke über die 2400 Meter hohen Cerros de Escazu konnte ich mich mangels Zeit und Beschilderung halt auch nicht entscheiden.

Das letzte „Abenteuer“ des Tages: Mit Uber zum Flughafen und dort meinen Mietwagen abgeholt – mitsamt dem fast schon typischen Ärger. Wie vermutlich die meisten Individualreisenden hatte ich natürlich bei diversen Portalen nachgeschaut und auch Volker von der Posada Nena eine Anfrage geschickt. Obwohl es einen enormen Wettbewerb gibt, kosten manche  Wagen doppelt so viel wie andere – in der gleichen Klasse wohlgemerkt!

Zwar gibt es einige wenige Ziele, die man auch mit einem „normalen“ Kleinwagen erreicht, für alles, was wirklich interessant, ungewöhnlich und spannend ist, braucht man jedoch einen Allrad-Antrieb. Wobei leider viele Wagen zwar Allrad haben, aber trotzdem nicht wirklich geländetauglich sind, wie ich auf meinen letzten 3 Touren feststellen musste. Der wohl meistvermietete Daihatsu Bego z.B. ist so schwachbrüstiges Ding, das zu hassen ich gelernt habe. Wie oft habe ich neidisch den Leuten in ihrem Suzuki Jimny hinterher geschaut. Das hat mein Vermieter schamlos ausgenutzt, seine Dienste mit dem Bild des Jimny beworben, und im Kleingedruckten den Hinweis („oder ähnlich“) versteckt. Den Rest der Geschichte könnt ihr Euch denken: Kein Jimny weit und breit, der blöde Bego soll´s sein. Noch dazu fehlt ihm die Gepäckabdeckung – auch so eine Unsitte, mit der die Vermieter in aller Welt mich in den letzten Jahren auf die Palme treiben. Wie soll ich denn bitte mein Gepäck verstecken, wenn jeder in den Gepäckraum sehen kann? Und wo sind die verdammten Verbraucherschützer, wenn man sie mal braucht?

Also der Michel auf dem Parkplatz rumgetobt. No Senor – den Bego kannste behalten! War kurz davor, wieder vom Hof zu laufen und den Vertrag zu canceln, bis er mir dann die einzige Gepäckabdeckung angeboten hat – und dazu ein Upgrade zu einem geringfügig besseren Karren, dem SsangYang Korando. 250 Dollar extra hat der Dealer mir dafür abgenommen, und sich wahrscheinlich ins Fäustchen gelacht. Ziemlich ärgerlich, das Ganze.  Eine Alternative wäre vielleicht gewesen für diesen längeren Aufenthalt einen Wagen zu kaufen, und dann wieder zu verkaufen (oder zu parken, bis zum nächsten Mal). Aber das überstieg dann doch meine sprachlichen und logistischen Fähigkeiten, und wahrscheinlich hätte ich Tage gebraucht, um die Versicherung klar zu machen. Also abhaken den ganzen Ärger und los geht´s im Korando (der sich ein paar Tage später bewährt hat…)

Fortsetzung…

Costa Rica – Update 03 – Ankunft / Santa Ana

Hinweis: Viele der folgenden Adressen sind dem „Stefan Loose Reiseführer Costa Rica“ entnommen, der mir im Quervergleich der beste und aktuellste in deutscher Sprache zu sein scheint. Ich betrachte das Land auch als möglichen Ruhesitz und versuche, das Ganze um eigene Eindrücke in Zeiten von Corona zu ergänzen (siehe Einleitung).

Wer aus Europa kommend in Costa Rica landet, trifft hier meist am Abend auf einem der beiden internationalen Flughäfen ein: Liberia auf der Pazifik-Seite, oder für die meisten am Juan Santamaria-Flughafen, der zwischen der Hauptstadt San Jose und Alajuela liegt. Theoretisch könnte man mit dem Mietwagen gleich weiterfahren in Richtung Küste. Manche Reiseveranstalter organisieren auch die Abholung und einen nächtlichen Transfer zur ersten Unterkunft. Klüger ist es aber, in der näheren Umgebung zu übernachten und vielleicht noch ein paar Tage einzuschieben, um das zentrale Hochland zu erkunden (Valle Central), in dem die Hälfte aller Ticos lebt.

Ich habe mich dabei für die Posada Nena in Santa Ana entschieden, was sich als glückliche Wahl erweisen sollte, denn die wird, wie ich eben bei ein paar Bierchen erfahren habe, vom Hauptautor des obigen Reiseführers  mit seiner venezolanischen Ehefrau Minerva betrieben (mehr dazu). Volker Alsen – so heißt er – dürfte durch seinen Job einer der besten deutschsprachigen Kenner der Landes sein. Er bietet zahlreiche eigene Touren an und ist hervorragend vernetzt, sodass ich ihn mit seinem Insiderwissen sofort angezapft habe.

Das Städtchen Santa Ana, um das es in diesem Bericht hauptsächlich geht, liegt nur 10 Kilometer vom Flughafen entfernt im Speckgürtel der Hauptstadt San José. Der Ort mit seinen 11000 Einwohnern hat alle Annehmlichkeiten der Zivilisation und ist auf einer Höhe von 900 Metern auch klimatisch rund ums Jahr eine Wohlfühlzone. Die Temperaturen liegen zwischen 20 und 30 Grad bei gemäßigten Niederschlägen. Zahlreiche  „Expats„, also gebürtige Ausländer, haben sich hier niedergelassen und genießen die Mischung aus (für uns) erschwinglichen Preisen, Mieten oder Grundstücken und einer Top-Infrastruktur inklusive jeder Menge guter Restaurants und alle erdenklichen Dienstleistungen.

Zum Glück wird Santa Ana trotzdem von Einheimischen dominiert, die mit ihrer freundlichen Art durchaus typische Vertreter ihres Landes sind. Gestern etwa, im beliebten Restaurant „El Coco“ gab´s zu Quesadillas und Bier eine Gesangseinlage der Bedienung, die ebenso wie der Barkeeper unter ihrer Maske die kitschigen Schlager aus der Jukebox mitträllerte. Auch sonst werden die Masken auf der Straße einigermaßen diszipliniert getragen, an Bushaltestellen und anderen Orten, wo es eng wird, sowieso.

Nach der Besichtigung des Ortskerns, der wie jede ordentlich Stadt hier einen zentralen (Treff)platz zum Chillen, für Konzerte o.ä. besitzt, sowie eine katholische Kirche, mache ich einen Spaziergang zum Centro de Conservatión de Santa Ana. Auf dem Gelände einer historischen Farm werden dort diverse Tiere in Käfigen zur Schau gestellt und – wesentlich interessanter – das damalige Leben auf diversen Schautafeln erklärt und in einem kleinen Museum erklärt. Der Pflanzenbestand ist sehr abwechslungsreich, es gibt kleine Schaugärten dazu, und vieles ist ebenfalls beschildert erklärt, allerdings nur auf spanisch. Von außen wirkt es auf den ersten Blick etwas heruntergekommen; doch drinnen gibt es schöne Wege durch den Wald und zu einem kleinen Flüsschen, außerdem einen großen Picknickplatz und offenbar diverse Einrichtungen, um den hiesigen Schülern Natur und Geschichte näher zu bringen. Vögel habe ich natürlich auch gesehen. Unter den 10 Arten, die ich eindeutig identifizieren konnte war auch ein Linienspecht, der mit seiner roten Haube aussah wie ein Punk, sowie ein prächtiger Diademmotmot. Der Park ist sicherlich keines des spektakulären Highlights Costa Ricas, die man gesehen haben muss. Aber als Naturschutzgebiet mitten in der Stadt doch ein Gewinn für die Einwohner und durchaus vorzeigbar (4,2 von 5 möglichen Punkten aus 642 Rezensionen bei Google, dort auch zahlreiche Fotos). Eintritt war 4000 Colones, also gut 5 Euro. Dem stehen gegenüber ca. 7000 Colones (also 8 Euro) im empfehlenswerten und preiswerten Restaurant El Jardin , wo ich mir auf dem Rückweg einen Burrito und ein Bier gönne. Dass die Biere hier ungefähr ein Drittel der Rechnung ausmachen ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber was will man machen, bei der Hitze 😉

Auf dem Weg zum Park fallen mir diverse schicke neue Gebäude auf. Besonders am Santa Ana Town Center mit seinen Geschäften und Restaurants sieht man, dass die Amerikanisierung schon weit fortgeschritten ist. Einen Steinwurf entfernt sind die Santa Ana Flats, ein Appartementkomplex, der hier nahe der Straße steht, und der Wohnungen zum Vermieten anpreist, jedoch erfahre ich nicht, wie viel sie kosten. Ein deutscher Immobilienmakler hatte offenbar eine der Wohnungen dort für $ 340.000 im Angebot, und in einem ähnlichen Apartmentkomplex verlangt man zur Miete $ 750 / Monat. In Deutschland wäre das sicher ein tolles Preis/Leistungsverhältnis, aber für die meisten Einheimischen unerschwinglich. Generell scheinen die Immobilienpreise in diesem angesagten Vorort durch die Decke zu gehen. Ein Makler preist Häuser ab $ 118.000 Dollar an, und dann geht es nach oben bis über 2 Millionen. Als nächstes werden dann wohl die umliegenden grünen Hügel bebaut, wie erste Baustellen andeuten. Der Vorteil solch einer Entwicklung ist natürlich eine hervorragende Infrastruktur, einschließlich jeder Menge Kliniken, Läden und Restaurants. Hmm. Ich stehe ja erst am Anfang meiner Reise, habe noch kaum Vergleichsmöglichkeiten, und enthalte mich daher einer Bewertung.

Fortsetzung…

Costa Rica – Update 02

zur Einleitung

Ich schreibe dies am Tag nach meiner Ankunft bei sonnigen 27 Grad und blauem Himmel in Santa Ana, einem Vorort der Hauptstadt Costa Ricas und nur ca. 10 Kilometer vom Flughafen entfernt. Für mich gab es mehr gute Gründe, vor den Corona-Problemen aus Deutschland hierher zu fliehen, als wegen Corona-Ängsten in Deutschland zu bleiben, und auf das Ende des Lockdowns zu warten. Schnell ein paar Fakten zu diesem Thema:

  • Update vom 5.3.21: In Costa Rica wurden bislang insgesamt 204.341 Fälle (nachgewiesene Infektionen) von Corona  gemeldet, das entspricht 4011 / 100.000 Einwohner. Zum Vergleich Deutschland: 2,442 Millionen Fälle; 2915 / 100.000 Einwohner. 
  • Es starben in Costa Rica bisher 2800 Menschen an/mit Corona, davon 37 in der Woche zum 2. März. Das entspricht einer Rate von 55 Toten / 100.000 Einwohner. In Deutschland stehen wir zum gleichen Zeitpunkt bei 70045 Tote insgesamt, davon 2204 in der letzten Woche, und umgerechnet auf die Einwohnerzahl 83,6 Tote / 100.000 Einwohner. Die neuen Virus-Varianten, die ansteckender und/oder tödlicher sind als die Stammform, wurden bisher in Costa Rica noch nicht nachgewiesen.
  • Auch wenn ich als Medizinjournalist die weltweiten Coronazahlen wegen unterschiedlicher Zählweisen nur bedingt für vergleichbar halte, kann man dennoch folgern, dass – über die ganze Zeit gesehen – Costa Rica nicht schlechter durch die Pandemie gekommen ist, als Deutschland. Die Zahlen stammen übrigens von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Datum vom 2 März 2021, und wer aktuelle Angaben sucht, findet sie für alle Länder und Regionen in den Situation Reports.

Costa Rica hat ein extrem gutes Gesundheitssystem – in ganz Nord-, Süd-, und Mittelamerika ist nur Kanada besser; und die USA liegen dahinter (!) Die Lebenserwartung ist ebenso hoch wie bei uns – ich finde das bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von einem Viertel des Deutschen eine bewundernswerte Leistung. Und mit dem Impfen haben sie übrigens auch vor uns angefangen.

Das Land lebt mittlerweile zuerst vom (Öko)-Tourismus, dann Halbleiter und Mikrochips, und erst danach kommt der Export von Kaffee, Bananen, Ananas etc.  Costa Rica gilt zwar immer noch als Schwellenland, ist seinen Nachbarn aber in praktisch jeder Hinsicht um Lichtjahre voraus. Den Ruf als „Die Schweiz Mittelamerikas“ haben sie sich wirklich verdient. Außerdem – verzeiht mir bitte dieses Pauschalurteil – leben hier die freundlichsten und höflichsten Menschen die mir bisher auf meinen Reisen in 50 Länder begegnet sind. 

All dies erzähle ich nicht nur, um unbezahlte Werbung für mein Lieblingsland zu machen, sondern auch zum Verständnis der aktuellen Vorschriften: Man kann es sich hier einfach nicht leisten, auf die Touristen und ihr Geld zu verzichten. Ich nehme an, man hat deshalb ganz bewusst bereits im vergangenen November damit begonnen, die Vorschriften zu lockern. Aktuell verlangt Costa Rica für die direkte Einreise aus Deutschland keinen Coronatest, und es gibt auch keine Quarantäne (solange man nicht erkrankt). Auf den Straßen herrscht Maskenpflicht, die auch weitgehend eingehalten wird. Restaurants und Kneipen dürfen bis 22:00 bzw. 21:00 am Wochenende geöffnet haben, aber nur mit halber Kapazität. Der Privatverkehr ist ebenfalls eingeschränkt, was aber nicht für Mietwagen gilt. Strandbesuch ist wieder bis 18:00 erlaubt. Hier geht es also nicht um einen Urlaub, wo man die Sau raus lassen kann, sondern um den verantwortungsvollen, aber nicht hysterischen Umgang mit einer Krisensituation.

Ganz wichtiger Punkt: Costa Rica verlangt bei der Einreise den elektronischen Nachweis einer Auslandskrankenversicherung, die das Risiko einer möglichen Quarantäne von bis zu 4 Wochen abdeckt. Dies und viele weitere Details findet Ihr auch auf deutsch auf der offiziellen Webseite „Essential Costa Rica„. Ich habe lange gesucht und nur eine deutsche Versicherung gefunden, die das Risiko abdeckt. Das war die HanseMerkur, aber dazu musste man erst eine ziemlich teure Grundversicherung abschließen, und die „Quarantäneversicherung“ obendrauf („ab 22 Euro“) war nur für Reisen bis maximal 43 (?) Tage verfügbar. Also musste ich in den sauren Apfel beißen und eine der beiden hiesigen Versicherungen abschließen, die sich das mit $ 11 / Tag vergolden ließen. Über obigen Link kann man das online erledigen und bekommt dann per Mail eine Versicherungsnummer. Die braucht man dann für das digitale Gesundheitsformular, welches man ab 48 Stunden vor dem Abflug ebenfalls ausfüllen muss. Profi-Tipp: Damit nicht erst in der Abflughalle zu beginnen, kann einem viel Stress ersparen. Am Ende der Prozedur hat man schließlich eine Mail samt angehängter pdf-Datei, die sinnigerweise auf dem Handy mitgeführt und bei der Einreise gescannt wird – fertig. Wem das Ganze bürokratisch vorkommt, den möchte ich daran erinnern, dass deutsche Gesundheitsämter im Jahr 2021 Infektionszahlen per Fax übermitteln und am Wochenende nicht erreichbar sind. 

Dies ist, nochmal zur Klarstellung, die Situation beim Schreiben dieser Zeilen am 4.2.21, und ich werde nicht in der Lage sein, das ständig zu aktualisieren. Daher möchte ich Euch zusammen mit meiner aktuellen Unterkunft, der Posada Nena, auch gleich die COVID-19-Informationen der Inhaber empfehlen, die so etwas hauptberuflich machen.

Noch ein paar Worte zur Anreise: Auch hier können sich die Bedingungen schnell ändern, Flüge gestrichen werden und dergleichen. Solange die Corona-Krise anhält, würde ich von Flügen über die USA oder andere Länder abraten, weil die Unwägbarkeiten zu groß werden. Ich hatte Glück, dass Lufthansa sehr günstig Direktflüge von Frankfurt nach San Jose anbot. Während ich noch ´drüber nachdachte war die Economy schon ausverkauft, aber in der „Premium Economy“ habe ich für die Mehrkosten nicht nur mehr Platz und prima Service bekommen, sondern hatte auch 8 Kilogramm Aufgabegepäck inklusive, die in der normalen Economy extra gekostet hätten.

Von der Lufthansa wurde für diesen Flug übrigens auch kein Corona-Test verlangt, und wie das mit der Maskenpflicht funktioniert, wenn 300 Leute in so einer Blechbüchse zu Mittag essen, werden wir sehen. Das mit der Testpflicht kann sich ja schnell wieder ändern. Ich hatte deshalb schon halb-panisch, aber vergeblich, versucht, einen beim Hausarzt zu kriegen. Dies scheiterte aber daran, dass es „2 – 3“ Tage gedauert hätte, das Ergebnis zu erfahren, der Test aber (wenn er verlangt wird) nicht älter als 48 Stunden sein darf. Den Stress hätte ich mir sparen können, wenn unsere Behörden eine ordentliche Liste führen würden, wo man solch einen Test direkt vor Ort machen kann. Als ich dann am Flughafen war, fand ich direkt vom Fernbahnhof kommend das riesige Testcenter der Firma Centogene. Die machen sowas anscheinend ziemlich gut und schnell, und man nannte mir einen Preis von 69 Euro für den PCR-Test und 59 für den Schnelltest.

Damit erst mal genug der Formalitäten und hinein ins Vergnügen…

Fortsetzung…

Costa Rica – Update 01

Gestern im deutschen Nieselregen abgeflogen, heute in meinem Lieblingsland unter Vogelgesang bei angenehmen 25 Grad und blauem Himmel aufgewacht. Machst´ Dich mal ein bisschen nützlich, habe ich mir gedacht, und werde hier in den nächsten Wochen Infos liefern für alle, die Costa Rica in Zeiten von Corona auf eigene Faust besuchen wollen (oder auch, wenn der ganze Dreck hinter uns liegt). Bin zum 4. Mal hier, habe also schon einiges gesehen, und werde das, was anderswo schon 1000 Mal beschrieben wurde etwas kürzer darstellen. Eine spezielle Zielgruppe für die folgenden Texte habe ich nicht; zur Einordnung hilft es aber zu wissen, dass ich als Journalist auch von unterwegs arbeite, und mich lieber früher als später in Costa Rica niederlassen möchte. Ein Ziel dieser Tour ist es deshalb auch herausfinden, wie das Leben hier wirklich ist – jenseits von Strandurlaub, Partys und teuren Öko-Lodges. Letzte Warnung: Ich bin Vogelfreund, reise mit Spektiv, Fernglas und Teleobjektiv, und werde Euch mit dieser meiner Leidenschaft nicht verschonen. 

Fortsetzung

Hagia Sophia

Wie kann das sein? Wie konnten die Menschen im 6. Jahrhundert binnen 5 Jahren solch ein Bauwerk erstellen? Mir ging es wie den meisten Besuchern der Hagia Sophia in Istanbul: Schon beim Eintritt überfiel mich eine Mischung aus ungläubigem Stauen und Demut. Und genau so sollte das wohl sein. Die Hagia Sophia ist ein Monument, das den Glauben an Größeres fördert. Ganz egal, ob man zum Beten hingeht, oder mit der Volkshochschule. Das Gotteshaus zählt noch heute zu den imposantesten Gebäuden der Menschheitsgeschichte. Ich frage mich, wie es wohl auf die ersten Besucher gewirkt hat, die es betraten, als hier Kaiser Justinian regierte und Istanbul (damals noch „Konstantinopel“) das kulturelle Zentrum der Welt war?

Hagia Sophia Außenansicht

Bild 1 von 8

In 55 Metern Höhe schwebt eine riesige Kuppel über dem Boden. Sie hat einen Durchmesser von 31 Metern, zieht den Blick immer wieder nach oben, und sorgt mit ihren 40 Fenstern für ein magisches, sich stetig wandelndes Licht im Inneren. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die zahlreichen, goldglänzenden Mosaiken. Während man sonst meist nur den Kaiser kennt, „unter dem“ ein Bauwerk errichtet wurde, haben bei der Hagia Sophia auch die Architekten ewigen Ruhm erlangt. Es sind Anthemios von Tralleis und Isidor von Milet, die sich offensichtlich mit Mathematik, Mechanik und Statik besser auskannten, als sämtliche Baumeister vor ihnen. Fünf Jahre haben sie gebraucht, von 532 – 537.

Seitdem sind nahezu 1500 Jahre vergangenen. Endlose Umwälzungen, Umstürze, Kriege und Naturkatastrophen hat das Gebäude seitdem überstanden, und natürlich auch zahlreiche Reparaturen und bauliche Veränderungen. So stürzte 558 bei einem Erdbeben ein Teil des Doms herab, die Kirche wurde 1206 durch die Kreuzfahrer (!) ausgeplündert, und nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 in eine Moschee verwandelt. Außenrum wurden vier Minarette hochgezogen und der Großteil der christlichen Mosaiken mit Wandputz überdeckt. Auf Erlass von Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, wurde die Hagia Sophia dann 1935 in ein Museum verwandelt. Sie ist seit 1985 Teil des Weltkulturerbes, und für die meisten Menschen war das wohl eine gute Lösung.

Nicht aber für den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der gab im Juli 2020 die jüngste „Statusänderung“ bekannt und öffnete die ehemalige Kirche wieder für Muslime zum Gebet. Der Status als Museum wurde vom Obersten Verwaltungsgericht der Türkei aberkannt, und unmittelbar danach begannen – unter Protesten vor allem aus Griechenland und Russland – die Arbeiten zur „Umwidmung“.

GR 221 – 17. Lluc – Pollenca

Ab sieben Uhr erwachen die Schnarcher im Refugi Son Amer. Statt deren nächtlichen Geräuschen erfüllt nun das Gequietsche der Matratzen den Raum. Um acht Uhr gibt es das eher bescheidene Frühstück, und eine halbe Stunde später bin ich wieder im Wald. Es wird noch einmal eine ziemlich lange Etappe, allerdings ohne große Kletterpartien und auf vergleichsweise angenehmen Untergrund.

Gut 16 Kilometer laufe ich so unter 5 Stunden, 250 Meter bergauf und 700 bergab. Bin eher schnell, kann aber der Realität nicht entkommen. Muss ständig an die Opfer islamistischer Terroristen denken. Gestern in Stockholm, davor in London, und in Oslo wurde eine Bombe heute noch rechtzeitig entschärft. Ich dachte, wenn ich alleine laufe, könnte ich solche Gedanken besser ausblenden, und mich auf Landschaft und Natur konzentrieren, statt auf die Suche nach den Verantwortlichen. Doch das ist ein Irrtum. Bestimmte Dinge schleppe ich offenbar immer mit mir herum…

Erst nach der Hälfte der Etappe gelingt es mir, das Kopfkino zu stoppen. Ich lasse ich den Wald hinter mir und passiere schöne Fincas entlang des Torrent de la Vall d´en Marc. Bazillionen von Rennradfahrern auf der nahe gelegenen Ma-10 machen mir vor, wie man sich entspannt. Und dann, kurz vor dem Zielort Pollenca, scheint mir Mallorca wie zur Belohnung einen Vogel vorbei zu schicken, den ich bisher noch nie gesehen hatte: Ein Wiedehopf, der auf der Wiese nach Nahrung sucht. In Deutschland steht er mit wenigen hundert Brutpaaren auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Im schönen Pollenca, das ich vor zwei Jahren erstmals besucht habe, endet der GR 221 an der letzten Herberge, der Refugi del Pont Roma. So zeigt es meine Wanderkarte mit Stand Februar 2017, so schreibt es die Wikipedia, und so steht es auch in der offiziellen, mit unseren EU-Beiträgen gesponserten Broschüre zum Trockenmauerweg.

Doch was ist das? Auf der Landkarte am Refugi geht die rote Linie einfach weiter. Nochmals 1,5 Stunden wären da zu laufen bis zum Meer nach Port de Pollenca. Und zwar zu 90 % direkt an der Landstraße, vorbei auch am Industriegebiet von Pollenca. Nicht zum ersten Mal fühle ich mich auf diesem Weg veräppelt. Das Consell de Mallorca weist das kurze Stück jetzt kurzerhand als 8. Etappe des Weges aus. Und von da ab bis zum Cap de Formentor ganz im Osten ist der Weg gemäß dieser Karte geplant. „In Planung“ sind auf dieser Karte aber auch vier weitere Abschnitte, die ich in den vergangenen 11 Tagen ohne Probleme gelaufen bin: Port d´Andraxt – Sant Elm, Sant Elm – Sa Trappa, Coll de Sa Gramola – Ses Fontahelles, und Valldemossa – Deiá !

Offiziell endet der Trockenmauerweg GR 221 in Pollenca. Laut diesem Schild geht´s aber noch weiter nach Port de Pollenca. (Copyright 2017, Michael Simm)

Wenn ich mir dieses Chaos anschaue, kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Wie viel besser haben wir es doch daheim im Schwarzwald, wo fast jede Kreuzung sauber ausgeschildert ist, mit eindeutigen Wegmarkierungen, Entfernungsangaben, Haltestellen für Busse und Bahnen und natürlich dem Hinweis auf die nächste Wirtschaft!

Epilog: In Pollenca gab´s noch eine feine Dorade bei dem Italiener La Trencadora, den ich mit meiner Foursquare-App gefunden habe. Dann ging´s mit dem Bus zum Touristrand Platja del Muro, ins Sportlerhotel Viva Blue & Spa mit vergleichsweise günstigen Preisen. Überlegte kurz, ob ich mir ein Rennrad leihen sollte und entschied: Vielleicht ein anderes Mal. Freute mich stattdessen an der Poollandschaft, dem riesigen Frühstücksbuffet und dem quasi hinterm Haus gelegenen Parc Natural de s´Albufera mit erstaunlich vielen Wasservögeln. Stieg zwei Tage später in den Bus nach Palma, fuhr von dort zum Flughafen und von Basel mit den Bahn nach Hause.

Die Tour hier war gut, keine Frage. Mein Plan ist weitestgehend aufgegangen, das Projekt gelungen. Allerdings war die Aktion auch ziemlich teuer. Alleine zu reisen ist eben ein Luxus. Und so werde ich nach meiner Rückkehr wohl einige Zeit brauchen, um die Reisekasse wieder aufzufüllen. Derweil werde ich den Frühling und den Sommer in Baden genießen und sicher auch ein paar Touren machen, um die nähere Heimat zu erkunden…

GR 221 – 16. Sa Font de Noguer – Lluc

Gar nicht so einfach, nach der gestrigen Niederlage weiter zu schreiben. Aber wenn ich schon eine Lücke beim Wandern verschuldet habe, so will ich doch wenigstens den Rest des Projektes zu Ende bringen. Also geht es heute früh planmäßig weiter; schon um 8:30 stehe ich an der Bushaltestelle in Soller. Der Bus besorgt denn auch zunächst die Kletterei für mich und zahlreiche weitere Wanderfreunde. Schraubt sich über zahlreiche Serpentinen bergauf vorbei an Fornalutx, entlang an militärischem Sperrgebiet und immer weiter bis zum Cúber Stausee auf ca. 750 Metern. Kurz danach ist Sa Font des Noguer erreicht – so heißt die Bushaltestelle im Nirgendwo, von der die heutige Wanderung startet.

Zum Glück wenden sich vier Fünftel der Wanderfreunde in Richtung Stausee – offenbar wollen sie die Route zurück nach Soller laufen oder zur Herberge Tossals Verds, in der ich vor zwei Monaten vergeblich versucht hatte, ein Bett für die Nacht zu kriegen. Nur ein halbes Dutzend Wanderer läuft vor mir her in nordöstlicher Richtung, einem kleinen Beton-Kanal folgend, der Wasser talwärts leitet.

Es ist frisch, so weit oben und so früh am Morgen. Dafür gibt es auf dem zunächst ebenen Weg schöne Ausblicke auf den Gorg Blau Staussee und auf den höchsten Gipfel der Insel, den Puig Major (1447 Meter). Der ist zwar nicht einmal so hoch wie der Feldberg im Schwarzwald, dennoch hat die Landschaft hier oben schon alpinen Charakter.

Das merke ich mit zunehmender Höhe beim Aufstieg zum Coll des Prat (1205 Meter), wo der Wind so heftig pfeift, das die Rastenden Zuflucht hinter einer Mauer suchen und ich mich frage, ob ich nicht doch ein paar Handschuhe hätte einpacken sollen. Während ich ein Schild auf dem Gipfel fotografiere gestikuliert ein Spanier heftig, aber leider erfolglos. „Hinter mir“, hat er wohl gerufen und mich darauf hinweisen wollen, dass dort ein Adler am Himmel zu sehen war.

Bis ich es endlich kapiere, ist der aber schon wieder weitergeflogen und hinter den Felsen verschwunden. Den Rest des Tages ärgere ich mich, dass ausgerechnet mir als passioniertem Vogelbeobachter der Adler entgangen ist. Immer wieder schaue ich während des Abstiegs gen Himmel, doch will sich partout keiner mehr zeigen.

Im Gegensatz zu den Etappen zwischen Valdemossa und Soller sind hier oben mehr „ernsthafte“ Wanderer unterwegs. Das sieht man zwar auch an der Größe der Rucksäcke, vor allem aber an der Geschwindigkeit, mit der manche an mir vorbei zischen. Zwei sind mir sogar begegnet, die den Wanderweg gerannt sind, und auch ein Mountainbiker hatte sich hier hoch verirrt, der jedoch eher unglücklich aussah.

Restaurierte Trockensteinmauer auf dem Cami Vell de Ses Voltes d´en Galileu (Copyright 2017, Michael Simm)

Zunehmend unglücklicher werde auch ich bei den fast 1000 Metern Abstieg an diesem Tag. Zwar gibt es weiterhin schöne Ausblicke und an manchen Stellen geradezu spektakuläre Abschnitte jener restaurierter Trockensteinmauern, die diesem Weg seinen Namen geben. Mir erscheint der Weg heute jedoch besonders schwierig, steinig, und unfallträchtig. Mehrfach komme ich ins Stolpern und frage mich, ob es am Weg liegt, oder an mir. Später melden mir meine Apps, dass ich für 14,5 Kilometer 6,5 Stunden unterwegs war, und dabei 45 Minuten Pause gemacht haben soll… 

Irgendwann erreiche ich dann aber doch das Kloster Lluc, wo ich auf Heerscharen von Rennradfahrern und Touristen treffe. Kaum zu glauben, dass dies hier das „spirituelle Zentrum“ Mallorcas sein soll. Aber nochmals 20 Minuten später ist dann auch die Herberge erreicht, das Refugi Son Amer. Gut, dass ich vor zwei Monaten schon reserviert habe, denn der Laden ist komplett voll und muss sogar einige Wanderer abweisen, die dann im Wald kampieren.

Hut ab vor den Betreibern, die hier eine wirklich schöne Hütte errichtet haben, und zum kleinen Preis ein überraschend gutes Abendmahl servieren – Rotwein inklusive. Friedlich richten sich daraufhin 24 Männlein und Weiblein ihre Betten im großen Schlafsaal, und um 23:00 geht das Licht aus. Das anschließende Konzert für Gewisper, Quitschbetten, Sägen, Pfeifen und sonstige Körpergeräusche war heftig. Am Ende aber hat meine Müdigkeit gesiegt und mir doch satte fünf Stunden Schlaf beschert, mit denen ich morgen die letzte Etappe angehen werde.

GR 221 – 15. Soller

Eigentlich wäre heute meine 9. Etappe auf dem GR 221 angesagt, und der 10. Wandertag in Folge. Aber ich will gar nicht lange drum herum reden: Der Michel hat verkackt. Und ist den Weg zum Cuber-Stausee bzw. nach Sa Font de Noguer NICHT gelaufen. Und das kam so:

Spät aufgestanden in Palma mit schweren Beinen habe ich zunächst noch einige dringende Mails beantwortet, und bin dann mit dem Bus erst zur Mittagszeit nach Soller gekommen, wo diese Etappe ihren Ausgang nehmen sollte. Unterwegs nochmal meinen Wanderführer studiert und das beeindruckende Höhenprofil angeschaut: Der Weg wird zwar in der umgekehrten Richtung beschreiben, in meiner Richtung wären es aber 990 Höhenmeter bergauf, die im Wesentlichen auf nur 5 der insgesamt 12 Kilometer Strecke entfallen.

Hier verläuft ein alter Pilgerweg durch die wilde Schlucht Barranc de Biniaraix. Über Felsabstürze, die jeden Aufstieg unmöglich zu machen scheinen, so das Tourbuch. Um Felsen herum, unter Felsen hindurch und in vielen Serpentinen bergauf. Das alles müsste ich in gut 5 Stunden hinkriegen, damit ich den einzigen Bus nicht verpasse, der in der zweiten Tageshälfte am Zielpunkt durchkommt und mich wieder hinunter bringen würde nach Soller.

Das war der Punkt, auf den der innere Schweinehund gewartet hatte. „Warum tust Du Dir das eigentlich an?“ hat er mich gefragt. „Macht Dir das etwa Spaß?“ Mit Bonuspunkten aus meinem Hotelprogramm hatte ich mir eine Übernachtung im Grand Hotel leisten können. Die haben nicht nur komfortable Zimmer, sondern auch ein Spa und einen Pool auf der Dachterrasse…

Und so kam es, dass der Schweinehund mich besiegt hat, und ich die eigentlich für heute geplante Etappe nur aus den Schilderungen anderer Wanderer kenne, die ich tags darauf in der Refugi Son Amer getroffen habe.

„Und – wie fühlt man sich so Versager?“ höre ich Euch fragen. „Ach, eigentlich ist es gar nicht so schlecht, hier auf der Dachterrasse“, antworte ich darauf. Man kann sogar direkt auf die lange steile Schlucht schauen, die ich ja eigentlich hinaufhecheln sollte. Doch wenn ich mir so die Nebelschwaden ansehe, die dort um den Gipfel jagen, sage ich mir: „Eins geschissen!“

Heute ´mal lieber auf der Dachterrasse chillen, als in der Steilwand schwitzen (Copyright 2017, Michael Simm)

Vielleicht ist so ein innerer Schweinehund manchmal ja auch ein guter Berater, sinniere ich dann in der Sauna. Und später, auf der Plaza des schönen Ortes Soller bei einem völlig unverdienten Bierchen: Man soll ja auch seine Feinde lieben.

Das also war Tag 11, und während ich mit drei Tagen Abstand diese Zeilen schreibe, will sich immer noch kein rechtes Schuldgefühl einstellen. Mal wieder habe ich mich an den Rat von Sean Brummel gehalten, der da sagte: „Einen Scheiß muss ich.“ Recht hat er.