Blütenwanderweg Ebersweier

Das Timing ist wichtig für diese einfache, flache Wanderung rund um das Dorf Ebersweier. Man sollte dafür zwischen Ende März und Ende April anpeilen. In diesem Zeitraum entfalten die ersten Obstbäume zaghaft ihre Blüten, verwandeln dann – manchmal über Nacht – die Landschaft zu Tausenden in ein pointillistisches Gemälde, bis schließlich die weiße Pracht wie Schneeflocken herabrieselt und vom Wind verweht wird.
 
Bei Ebersweier im Frühling: Hier blüht Euch was!

Wer aus der Wanderung einen Event machen will, der sollte sich Mitte April am nächstgelegenen Sonntag einfinden. Dann findet nämlich der Ebersweirer Blütenwandertag statt, bei dem Freiwillige aus den örtlichen Vereinen, Winzer, Obstbauern, Schnapsbrenner und Gastronomen entlang der Strecke für abwechslungsreiche Bewirtung sorgen. Der Parkplatz im Dorf kann dann schon mal voll werden, die Wanderung selbst ist aber auch an diesem Tag (noch) nicht überlaufen.

 
Die Strecke ist identisch mit dem gut beschilderten Rundweg Ebersweier 1, der zum Beispiel auf der sehr gepfegten Webseite von Durbach zu finden ist. Dort kann man auch die zugehörige gpx-Datei herunterladen, oder – falls ihr das bevorzugt – die exakten, von mir gelaufenen Strecken inklusive der Einkehr in der Weiler Mühle bei
 
Los geht es an der Halle am Durbach, wo es fast immer reichlich Parkplätze gibt. Dann über Bach und Straße ein paar Meter bis zum „Stöcken“, dort links ein kurzes Stück dem Badischen Weinradweg folgen. Nach Querung der Landstraße kommt die erste Attraktion (für mich ist es jedenfalls eine): An der Weißkopfhütte („Wisskopf“) steht eine überdachte Schnapsbar, die rund um die Uhr geöffnet ist, und eine Selektion von Vetters Edelbränden anbietet (Mirabell war fein!).
 
Bezahlt wird ins Kässle oder per PayPal, und auf dem weiteren Weg wird man die vielen Obstbäume hier womöglich mit anderen Augen sehen. Außerhalb des Blütenwandertages gibt es keine weiteren Stände und Verpflegungsmöglichkeiten entlang der Strecke, doch dafür steht kurz vor dem Ziel jenseits des Baches und der Straße das Gasthaus Weiler Mühle mit kleinem Biergarten. Nun wird´s Zeit anzustoßen auf diese kleine, aber feine Wanderung und – leicht befügelt – vielleicht gleich die nächste der zahlreichen schönen Touren in dieser Gegend zu planen.
 

Seelbach

Vorgestern war ich wieder mal in diesem schönen Ort (per Rennrad), für den ich gerne ein wenig Reklame mache: Seelbach liegt im Schuttertal und gehört zur Ortenau in Baden. Es hat knapp 5000 Einwohner und ist als Luftkurort anerkannt. Am Ortsrand fließt die Schutter durch, und auf einem Hügel thront in östlicher Richtung die Burgruine Hohengeroldseck. Erwähnt wurde Seelbach erstmal 1179, damals als Besitz des Klosters St. Georgen.

Landschaft bei Seelbach am Westrand des Schwarzwaldes

Essen kann man in Seelbach im Bären mit badischer Küche und großen Portionen – zumindest bei Google ist es das beliebteste Restaurant im Ort. Auch der günstige Italiener Belmondo scheint empfehlenswert. Einer von mehreren Gasthöfen, der sich Deutschlands ältester nennt, liegt in Richtung Biberach an der Bundesstraße auf der Passhöhe. Allerdings ist die Herberge zum Löwen, die seit 1231 belegt war, aktuell geschlossen.  Geöffnet ist dagegen trotz Corona das Freizeitbad in Seelbach. Vor allem lohnt sich ein Besuch aber für Mountainbiker, Rennradfahrer und Wanderer.

So liegt Seelbach an der 4. und letzten Etappe des Schwarzwald-Querweges von Rottweil nach Lahr. In östlicher Richtung trifft sich dieser Weg auf 500 Metern Höhe am Sodhof mit dem Kandel-Höhenweg. Um 1900 war der Sodhof noch ein Sudhaus, zu dem der Gerstensaft mit Pferdegespannen angeliefert wurde. Heute ist es eine beliebte Gartenwirtschaft (Montag und Dienstag geschlossen).

In der Radkarte für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, die unter dem Titel „Sagen und Mythen der Ortenau“ 30 magische E-Bike- und Tourenradstrecken verspricht, starten und enden gleich 3 dieser Touren in Seelbach, jeweils an der Sporthalle:

    • die 46,5 Kilometer lange „Geroldseck-Tour“ wird gerade noch als leicht eingestuft. Sie führt über Lahr am Rande des nördlichen Zipfels des „Vorgebirges“ entlang, dann über Gengenbach und Biberach nach länglichem Anstieg unter die Burgruine Geroldseck, die der Tour ihren Namen gab, und zu der man einen Abstecher machen sollte. Zurück auf der Passhöhe am Denkmal auf der Alten Landstraße bergab hat man zurück in Seelbach 315 Meter Gesamtanstieg geschafft.
    • die 31 Kilometer lange „Silbererz-Tour“ ist schon etwas schieriger, denn sie hat 420 Höhenmeter. Sie führt zunächst auf die Passhöhe nach Schönberg, ins Kinzigtal nach Biberach und von Steinach wieder bergauf bis zum Langbrunnenpass, von wo man abwärts durch das Schuttertal zurück nach Seelbach gelangt.
    • Die „Grüselhorn-Tour“ mit ihren 47 Kilometern Länge und 560 Höhenmetern ist mittelschwierig. Der Anstieg ist zum größten teil auf den 12 Kilometern zu bewältigen und führt das Schuttertal hinauf. Dann biegt man ab in Richtung Ettenheim um kurz davor in nördlicher Richtung nach Schmieheim zu fahren, wo sich eine Rast in der Brauerei anbietet. Weiter geht´s am Waldrand entlang über Kippenheim, Sulz und schießlich ab Lahr entlang der Schutter stromauf zurück zum Ausgangspunkt.

Neckargemünd

Kindheit und Jugend habe ich hier verbracht, den Neckar vorbeifließen sehen, die vielen Burgen in der Umgebung entdeckt und den Odenwald durchstreift. Schön war´s, und schön ist es dort noch immer, deshalb würde ich es gerne mit Euch teilen:

Hin & Weg: Neckargemünd liegt im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und ist gleichzeitig Teil des Naturparks Neckartal-Odenwald. Neben Bussen, die ins etwa 10 Kilometer entfernte Heidelberg und (seltener) ins Umland fahren, halten in Neckargemünd die Linien 1, 2, 5 und 51 der S-Bahn Rhein-Neckar (Streckenplan als pdf), sowie verschiedene Regionalbahnen. Es gibt zwei Haltestellen: Bahnhof Neckargemünd und Neckargemünd Altstadt. Sie liegen beide etwa 700 Meter vom eigentlichen Ortszentrum entfernt.

Neckargemünd, Kupferstich nach Matthäus Merian. Der Ortskern sieht immer noch so aus (Quelle: Wikipedia)

Speis´ & Trank: Solange ich zurückdenken kann gibt es hier schon das „Roma“, ein Eiscafé und mittlerweile auch Pizzeria, von wo aus man das Kommen und Gehen der Gäste und Einheimischen beobachten kann. In der Gasse, die schräg gegenüber zum Neckar hinführt, befindet sich die 2. Neckargemünder Institution: Das „Schiff“, wo es neben gutem Essen auch jede Menge Sammlerstücke zu bewundern gibt, die der unermüdliche Inhaber Edgar von nah und fern zusammengetragen hat.

Aktivitäten: Für Wanderer ist Neckargemünd interessant, weil es am Neckarsteig liegt, was wiederum ein besonders schöner Abschnitt des Neckarwegs ist, der von der Quelle bis zur Mündung dieses Flusses führt (Buch und Karte bei Amazon). Der Neckarsteig (er läuft übrigens direkt an meinem Elternhaus vorbei) wurde 2018 vom Wandermagazin zu Deutschlands schönstem Wanderweg gekürt; beim Trecking Magazin war er 2019 der zweitbeliebteste Fernwanderweg – und entsprechend viel begangen ist er auch!

Kommt man von Heidelberg und hat den heftigen Aufstieg hinter sich gebracht, so liegt die Neckarriedkopf-Hütte als erste bewirtete Hütte quasi auf der Zielgeraden nach Neckargemünd (aktuell Fr. – So. bis 19:00 geöffnet). Zum Übernachten gibt es mindestens 3 Hotels und einen ziemlich zentral gelegenen Campingplatz.

Radfahrer können von Neckargemünd stromaufwärts die 52 Kilometer bis zur Quelle auf dem Elsenztal-Radweg strampeln. Oder wenn´s ein wenig mehr sein darf, von Mannheim kommend auf dem 370 Kilometer langen Neckartal-Radweg bis nach Villingen-Schwenningen.

Erwähnenswert ist auch das große Freischwimmbad (das übrigens mein Vater geplant hat, ebenso wie das benachbarte Sportstadium und diverse Häuschen im Ort und außenrum) Eine Übersicht dieser und weiterer Aktivitäten hält die Stadt auf ihrer Webseite bereit.

Geschichte: Der Ort, in der ich groß geworden bin, wird zuerst 988 als Gemundi erwähnt, und ist somit über 1000 Jahre alt. Im 13. und 14. Jahrhundert freie Reichsstadt, dann an die Kurpfalz und 1803 an Baden gekommen. Somit bin ich beides: Kurpfälzer und Badener! Der Name Neckargemünd bezieht sich auf die Elsenz, die hier in den Neckar mündet. Im Brockhaus von 1906 liegt Neckargemünd noch im badischen Kreis Heidelberg, hat 2205 Einwohner, und „wird als Luftkurort viel besucht“.

In meiner Jugend presst das Bertelsmann-Lexikon alles Wissenswerte in nur einen Absatz: „Stadt in Baden-Württemberg, Rhein-Neckar-Kreis, an der Mündung der Elsenz in den Neckar, östlich von Heidelberg, 14500 Einwohner (1983); Pfarrkirche (14 Jh.), Karlstor (1788) ; Weinmarkt, Leder, Textil- und landwirtschaftl. Industrie. -1240 Freie Reichsstadt.“

20 Jahre später ist mein Lexikon zwar digital, in Neckargemünd hat sich aber nicht viel verändert: Hinzugekommen ist das Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche (inzwischen umfirmiert zum SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd), die Einwohnerzahl (14200) ist aber nicht weiter gestiegen.

Und sonst? Ob es Euch gefällt oder nicht – Neckargemünd hat eine ganz besondere Verbindung zum FC Bayern München. Ein Sohn der Stadt (genauer gesagt des heutigen Ortsteils Dilsberg) war nämlich Rainer Ohlhauser. Und der spielte beim FCB von 1961 bis 1970, schoss in 286 Spielen 186 Tore – und ballerte sie damit auch in die Bundesliga. Auch Hansi Flick hat in Neckargemünd Station gemacht. Er verbrachte die Jahre 1976 – 81 als Jugendspieler bei der SpVgg Neckargemünd.

Quellen & Infos:

E1 – Mauer nach Mühlhausen

Es war nass, und es war kalt. Und es war trotzdem eine wunderschöne Wanderung:

Ein trüber Novembertag im Kraichgau bringt die Farben des Herbstes erst richtig zum Leuchten. 

Meine zweite Etappe auf dem europäischen Fernwanderweg E1 führte mich von Mauer – dem ersten Fundort eines Homo heidelbergensis – über die Hügel und durch manche herbstlich-bunten Wälder im Kraichgau nach Mühlhausen (Was es mit diesem Projekt auf sich hat, könnt Ihr hier nachlesen).

Start und Ziel: Die dem E1 am nächsten gelegene Haltestelle liegt in der Gemeinde Mauer und ist mit der S-Bahn-Linie 51 von Heidelberg aus zu erreichen. Ziel ist die Gemeinde Mühlhausen im Kraichgau.

Hin und Weg: Um von Mauer zum E1 zu kommen, läuft man vom Bahnhof durch den Wald ca. 2,1 Kilometer bis zur Wegkreuzung Rosengarten. Zwischendurch gibt es nur in Unterhof eine Bushaltestelle, von der man mit der Linie 702 nach Wiesloch/Walldorf gelangt (Fahrplan als pdf). In Mühlhausen besteht mit dem Bus ein regelmäßiger Anschluss zum Bahnhof Rot, Malsch bei Wiesloch.

Daten: Inklusive der 2,1 Kilometer Anmarsch von Mauer zum E1 hat diese Etappe eine Länge von 17,3 Kilometern. Knapp die Hälfte der 400 Höhenmeter läuft man gleich zu Beginn. Insgesamt ist die Strecke aber eher flach und – von ein paar matschigen Passagen bei nassem Wetter  abgesehen – durchweg einfach zu laufen. Die Gehzeit betrug 4:30 Stunden, wobei ich mir ausgiebig Zeit zum Fotografieren genommen habe.

Als Service für Euch hier die Route interaktiv und mit ein paar Zusatzinfos angereichert:

Wegbeschreibung: Wer mit dem Zug anreist wird dies in Regel mit der Elsenztalbahn tun, und zwar mit der Linie 5 bzw. 51 der S-Bahn Rhein-Neckar von Heidelberg kommend. Vom Bahnsteig geht es an der Bahnhofsgaststätte vorbei, links in die Elsenzstraße, rechts in die Silberbergstraße, und Am Silberberg auf den Pfad zum Waldrand. Dort erst rechts, und dann dem linkerhand in den Wald hineinführenden Pfad folgen, der Euch zum ersten Wegweiser für den E1 bringt. Den E! erreicht man schließlich nach zwei weiteren Wegkreuzungen am Rosengarten – jener Ort, an dem wir die vorherige Etappe beendet hatten.

Von hier ab ist wieder alles sehr engmaschig ausgeschildert und mit dem grünen Kreuz auf weißem Grund markiert. Im Zweifel geht´s nach Süden. Meist sind die Wege breit, gelegentlich auch asphaltiert. Sie führen über offenes Feld, an Waldrändern entlang, und immer wieder ´mal durch kleinere Waldstücke hindurch.

Kurz nach einem Unterstand auf halber Strecke und Melissas Eier-Shop erreichen wir Unterhof, wo die Buslinie 702 etwa im Stundentakt einen Anschluss nach Wiesloch/Walldorf ermöglicht.

Gleich nach der Überquerung der Landstr. weist uns ein Schild darauf hin, dass wegen Bauarbeiten an der A6 die normale Unterquerung nicht möglich ist. Stattdessen werden wir über Dielheim geleitet. Auch hier ist alles perfekt ausgeschildert, statt grünem Kreuz auf weißem Grund hat die Umleitung als Symbol ein weißes Kreuz auf braunem Grund.

Nach ca. 4 Kilometern trifft die Umleitung wieder auf den „eigentlichen“ E1. Im Wald passieren wir eine eher ungewöhnliche Gedenkstätte für einen „Otto J. Braun“, der hier womöglich Förster war. Danach verlassen wir den Wald und der Weg schlängelt sich der Weg die letzten paar Kilometer über die Felder auf Mühlhausen zu. Die von mir empfohlene Kraichgaustube liegt sehr nahe am E1, ich habe den Weg dahin deshalb in die Route und die Downloads mit einbezogen.

Kartenmaterial: Obwohl es schwer ist, sich hier zu verlaufen, habe ich eigentlich immer eine oder mehrere Karten dabei.  Die Auswahl für diese Region ist überschaubar, eigentlich kann man nur das Kartenset 827 Bergstraße-Odenwald / Neckartal von Kompass empfehlen. Es deckt auch die vorherige, und die nächsten beiden Etappen ab, über die ich hier berichte.

Download-Link: In der Regel wandere ich mit Karte und nutze die Segnungen der Technik in Form von GPS-Daten. Die meinen habe ich ziemlich sorgfältig aufgearbeitet und stelle sie hier als Dank an meine zahlreichen Vorgänger und als Service für meine Leser zur nicht-kommerziellen Verwendung kostenlos zur Verfügung:
Route E1 von Mauer nach Mühlhausen zum Download

-> im gpx-Format

-> als KML-Datei

Sehenswert: Erst war ich etwas angesäuert von dem Nieselregen, der mich Mitte November zwei Drittel des Weges begleitet hat. Dann habe ich aber  bemerkt, dass mir dafür Einsamkeit und wunderbare Herbstfarben beschert wurden. Ein fast schon meditatives Erlebnis war es, hier den Blick auf das Laub unter den Füßen zu lenken, und ihn dann wieder schweifen zu lassen über die Landschaft in ihrer pointillistischen Farbenpracht.

Ob man das Urgeschichtliche Museum in Mauer gesehen haben muss? Ich bin mir da nicht so sicher, es liegt aber nicht weit vom Bahnhof und hat werktags bereits ab 8:00 geöffnet, sodass Frühaufsteher den Abstecher zu Beginn der Wanderung problemlos einbauen könnten.

Über den Kraichgau, den wir teilweise durchwandern, steht noch einiges auf Wikipedia. Wenn ich das mal kurz zusammenfassen darf, so ist diese Landschaft zwischen Schwarzwald und Odenwald ein durch Löss- und Lehmbedeckung besonders fruchtbares Gebiet mit intensiver Landwirtschaft. Das ist streckenweise ganz hübsch anzusehen, aber seien wir ehrlich: Große Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne hat diese Etappe nicht zu bieten.

Einkehr / Pausen: Unterwegs gibt es keine Brunnen, und erst recht keine Restaurants am Wegesrand. Immerhin haben die Naturfreunde Krebsbachaue etwa in der Mitte dieser Etappe vor der Gemeinde Unterhof einen Unterstand mit Tisch und Bänken errichtet, wo man vespern könnte und auf einer Infotafel auch noch nebenher den Verlauf des E1 abchecken. Spoiler: Von hier aus ist es noch ziemlich weit bis zum südlichsten Punkt…

Buchstäblich um´s Eck findet sich Melissas Eier-Shop, eine Minihütte am Rande eines großen Bauernhofes. Sie ist „durchgehend, 24 Stunden geöffnet“, und freut sich über ehrliche Menschen, die im Austausch für Dosenwurst, Marmelade und andere Spezereien ihr Geld in eine kleine Kasse werfen.

Da der Weg noch bis weit ins Jahr 2020 über Dielheim umgeleitet wird, könnte man sich theoretisch auch dort in der Bäckerei Breiter oder bei einem Döner (beide in der Hauptstraße) den Bauch füllen, oder einen Kaffee nehmen.

Am Zielort Mühlhausen gibt es entlang der Hauptstraße diverse Möglichkeiten, sich zu verpflegen und für Gäste auch mindestens zwei Übernachtungsmöglichkeiten.

Übernachtung: Ich habe sowohl für die Übernachtung, als auch fürs Abendessen die Kraichgaustube gewählt und war damit sehr zufrieden.

E1 von Heidelberg nach Süden

Ein richtig gutes Gefühl ist das: Mit einer Sache zu beginnen, die man schon sehr lange Zeit machen wollte, und immer wieder aufgeschoben hat. Eine dieser „Sachen“, war für mich der europäische Fernwanderweg E1.

Der Herbst ist da. Blick von der Aukopfhütte nach Norden über den Odenwald

Und so stand ich an diesem trüben Herbsttag am S-Bahnhof in Schlierbach bei Heidelberg und bin endlich losgelaufen. Mit kleinem Rucksack über den Berg und auf der anderen Seite wieder ´runter. Vorbei am Heidelberger Hausberg, dem Königstuhl, durch den südwestlichsten Zipfel des Odenwaldes und hinein in den Kraichgau. Nach 14 Kilometern zum nächsten Bahnhof und wieder heim mit dem Vorsatz: Bald geht´s weiter. 

Warum ich gerade den E1 laufe, und warum ich gerade hier damit anfange, könnt ihr in meiner Einleitung nachlesen. Ansonsten geht´s direkt ´los mit den Infos. Wenn Ihr Anregungen habt, oder Aktualisierungen vermelden wollt freue ich mich über Eure Kommentare.

Start und Ziel: Los geht´s auf der Südseite des Neckars an der S-Bahn-Station Heidelberg-Schlierbach / Ziegelhausen

Hin und Weg: Ein halbes Dutzend S-Bahnen führen von Mannheim und Heidelberg bzw. aus dem Neckartal kommend zum Startpunkt. Gegen Ende der Etappe kommt man von Gaiberg und Gauangelloch mit der Buslinie 757 in ca. 30 Minuten zum Bahnhof Heidelberg. Alternativ kann man den E1 in östlicher Richtung verlassen und erreicht nach zwei zusätzlichen Kilometern die Haltestellen der Elsenzbahn (S5 und S51) in Mauer oder Meckesheim, von wo man zurück nach Heidelberg gelangt.

Daten: Auf einer Entfernung von 14 Kilometern waren 465 Höhenmeter zu bewältigen. Die reine Gehzeit betrug 3 Stunden. Ich bin dann noch 2 km zum Bahnhof in Mauer gelaufen, von wo die S-Bahn zurück nach Heidelberg fährt. Nahe dem Bahnhof gibt es sowohl ein ordentliches Restaurant, als auch direkt am Bahnsteig eine Pizzeria.

Als Service für Euch hier die Route interaktiv und mit ein paar Zusatzinfos angereichert:

Wegbeschreibung: Der E1 beginnt direkt an der Schranke am Ende des Bahnsteigs in Heidelberg-Schlierbach. Nach wenigen Schritten sehen wir die ersten Markierungen in Form eines grünen Kreuzes auf weißem Grund. Von denen gibt es auf dieser Etappe so viele, dass man sich eigentlich kaum verirren kann. Nach wenigen Schritten schon verlassen wir Schlierbach und laufen auf einem breiten Waldweg stets bergauf. Die Steigung ist eher sanft, aber etwa drei Kilometer lang.

Im typisch Odenwälder Mischwald liegen immer wieder Hütten und Brunnen, auf die man sich allerdings nicht verlassen sollte. Ende Oktober fand ich auf der ganzen Strecke nur eine Trinkwasserquelle, und zwar neben einer namenlosen Hütte ganz in der Nähe der Stelle, wo der E1 auf den Neckarsteig trifft (in der Karte markiert).

Von dort geht es stetig und sanft bergab. Der Weg ist wirklich sehr angenehm und bis Gaiberg völlig frei von Asphalt. In diesem Dorf gibt es eine Bäckerei direkt an der Strecke und als freundliche Geste für den Wanderer haben die Kollegen aus Gaiberg am Ortsrand ein Gästebuch ausgelegt, in das man sich eintragen kann.

Nun öffnet sich die Landschaft, man läuft über schöne Obstwiesen und durch ein letztes Stück Odenwald, bevor man dann in Gauangelloch die Grenze zum Kraichgau erreicht. Die ist mit einem großen Wegstein markiert und bietet sich zur Rast an, wenn man nicht im Ort essen und / oder übernachten möchte.

Nach weiteren 2 Kilometern geradeaus habe ich die Wanderung beendet, den E1 verlassen und bin von der Wegkreuzung Rosengarten nach Osten in das zwei Kilometer entfernte Mauer hinabgelaufen, von wo ich mit der S-Bahn wieder zurück in Richtung Heidelberg fuhr.

Kartenmaterial: Die beste Karte, die ich gefunden habe, kommt vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Die Karte für die hier durchlaufene Region heißt: 12 Heidelberg Neckartal-Odenwald. Die Auflösung ist mit 1:20.000 sehr hoch und sie enthält so viele Wander- und Radwege, dass man damit eine ganze Zeitlang beschäftigt sein dürfte. In der gleichen Aufmachung gibt es noch 20 weitere Karten der Region, die man z.B. bei Amazon bestellen kann oder auch beim Geo-Naturpark selbst, wo mir der Bestellvorgang aber etwas umständlicher erscheint.

Auch gut, aber mit nicht einmal halb so hoher Auflösung (1:50.000) kommt das Kartenset 827 Bergstraße-Odenwald / Neckartal von Kompass daher. Es deckt im Gegensatz zur obigen Empfehlung auch die nächsten beiden Etappen ab, über die ich hier berichte.

Download-Link: Zwar wandere ich nie ohne Karte(n), freue mich aber auch an den Segnungen der Technik in Form von Navigationsgeräten und -Software. Als Dank an meine zahlreichen Vorgänger und als Service für meine Leser gibt´s hier zur nicht-kommerziellen Verwendung kostenlos die
Route E1 von Heidelberg nach Mauer zum Download

-> im gpx-Format

-> als KML-Datei

Sehenswert: Charakteristisch für die Gegend sind die moosbewachsenen Felsbrocken aus Sandstein, die wir häufig am Wegesrand liegen sehen. Am eindruckvollsten sind sie im Naturschutzgebiet Heidelberger Felsenmeer. Dieses erreichen wir mit einem Umweg von 700 Metern (einfache Strecke), ausgehend von der Hohler Kästenbaum-Hütte. Eigentlich sollte der 1956 unter Schutz gestellte „Urwald“ ungestört wuchern dürfen. Als dann aber einige der „falschen“ Baumarten sich ausbreiteten, hat man im Jahr 2011 ein wenig ausgemistet um diese ökologische Nische mit ihren seltenen Pflanzenarten wie Keulenbärlapp, Grünes Koboldmoos und Leuchtmoos zu erhalten.

Erwähnt sei auch der Evolutionsweg, der am Ortsrand von Gauangelloch entlang verläuft, und den wir vom Ende her erreichen. Auf zahlreichen Infotafeln wird dort die gesamte, vier Milliarden Jahre umfassende Evolutionsgeschichte der Erde in einen Kilometer Strecke gepresst und die riesigen Zeiträume durch die entsprechenden Abstände veranschaulicht. Ich finde das eine gute Idee, die hoffentlich Schule macht.

Einkehr / Pausen: Es gibt keine Gasthäuser direkt am Weg und auf Trinkwasser führende Brunnen unterwegs würde ich mich auch nicht verlassen. Daher empfiehlt es sich, ein Vesper für eine der zahlreichen Hütten auf dieser Etappe einzupacken. Alternativ gibt es an der Hauptstraße in Gaiberg die Bäckerei Schneider.

Übernachtung: Ziemlich am Ende des Weges liegt in der Ortsmitte von Gauangelloch der Gasthof Hotel zum Schwanen.

Ein Traum vom Wandern

Endlich. Endlich habe ich meinen Hintern hochgekriegt und diese Sache angefangen. Ein Traum, eine Fantasie, ein Wahn? Nennt es wie ihr wollt. Aber vorgestern bin ich meine erste Etappe auf dem E1 gewandert, dem Europäischen Fernwanderweg Nr. 1. 

Der europäische Fernwanderweg E1 führt vom Nordkap bis nach Sizilien. Auf ein einheitliches Symbol konnte man sich aber nicht einigen…

Der E1 führt, wie man anderswo im Detail nachlesen kann, vom Nordkap bis nach Sizilien und ist an die 8000 Kilometer lang. Dass ich die alle schaffen werde, ist äußerst unwahrscheinlich, aber wie Herman Hesse schon sagte: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Den Gedanken, dass man theoretisch ganz Europa auf diesem Weg von Nord nach Süd (oder umgekehrt) durchqueren könnte, finde ich jedenfalls sehr inspirierend.

Einige Menschen haben das tatsächlich geschafft, und einige wenige sind den ganzen Weg sogar am Stück gelaufen (bis auf die Lücken, die es ärgerlicherweise in Italien immer noch gibt). Hut ab. Da kann ich nicht mithalten. Und werde auch nicht die ultimative Webseite zum E1 basteln, oder das allertollste Blog dazu schreiben.

Nein, der Michel fängt bescheiden an, und zwar ganz nah seiner Heimatstadt Neckargemünd. Dort kreuzen sich der E1 und ein weiterer europäischer Fernwanderweg, der in west-östlicher Richtung verlaufende E8. Und von dieser Kreuzung aus wird der Michel in eher kleinen Etappen nach Süden laufen. Voraussichtlich werden ihm schon bald die Füße wehtun, oder das Wetter ist zu schlecht, oder er hat keine Lust mehr und außerdem muss er ja eigentlich arbeiten (wobei das theoretisch ja von unterwegs klappen könnte, aber das wäre dann ein anderes Experiment…).  

Wie dem auch sei: Wer mich virtuell begleiten will findet die einzelnen Beiträge in der Kategorie Wandern unter „E1„. Dort werde ich in strukturierter Form berichten und Informationen bereitstellen. Kein enzyklopädisches Gesamtwerkes ist zu erwarten, sondern lediglich Mosaiksteinchen zu einzelnen Etappen, aber die will ich dafür ordentlich machen. Für einen kompletten Überblick empfehle ich die Webseite Hiking Europe, da kommen auch Profiwanderer auf ihre Kosten!

Zur ersten Etappe…

Hügel um Offenburg – Kammweg Ohlsbach

Ok, nachdem ich bei Offenburg nur einen echten Dreihunderter gefunden habe, kommen jetzt die Vierhunderter ´dran.  Wieder fange ich mit dem Kartenstudium an. Gut lesbar, reiß- und wasserfest ist die Rad- und Wanderkarte „Kinzigtal im Schwarzwald“.  Die hat zwar nur einen Maßstab von 1:50.000, dennoch finde ich dort im Planquadrat nördlich von Gengenbach das Scheibenköpfle (466 Meter), das in der Open Street Map noch nicht verzeichnet ist, und deshalb auch vom Navi in meiner Garmin-Uhr Fenix 5 Plus nicht gefunden wird. Recht prominent und zwischen zwei Mountainbike-Strecken findet sich das Scheibenköpfle auch in der Karte „Offenburg und Renchtal“ (Maßstab 1:30.000). Man hätte das auch als Hinweis nehmen können, dass der Hügel möglicherweise mit dem Rad nicht so ohne weiteres zu erreichen ist – aber so schlau war ich halt nicht…

Jedenfalls erfahre ich nach einiger ´rumgoogelei, dass das Scheibenköpfle wohl früher einmal der Austragungsort des Scheibenschießens war, ein Fasent-Brauch, der mittlerweile als „Schiewerädli-Schießen“ direkt oberhalb von Ohlsbach stattfindet. Im Wesentlichen geht es darum, brennende Holzscheiben der Dame seines Herzens oder anderen hochverehrten Personen zu widmen, und diese  (die Holzscheiben, natürlich) dann mehr oder weniger gekonnt bergab zu schlagen, sodass sie eine feurige Spur am Himmel hinterlassen.

Die Anfahrt von Offenburg zum Scheibenköpfle mit dem Mountainbike führt auf Radwegen über Ortenberg nach Ohlsbach und dort von der Ortsmitte über das Mühleckle in den Wald auf den Kammweg, der an der Gemarkungsgrenze zwischen Ohsbach und Gengenbach verläuft. Der erste Teil ist wunderbar zu fahren, dann kommen immer wieder extrem steile Passagen auf denen man das Bike vor sich her drücken muss (oder man ist gleich so schlau, das Fahrrad stehen zu lassen und den Kammweg bis zum Brandeck-Lindle und zurück zu erwandern). Ziemlich viel Schweiß habe ich dabei an einem Nachmittag im August vergossen, wurde aber belohnt mit Einsamkeit, Wald, und dem gelegentlichen Ausblick über Ohlsbach in das untere Kinzigtal.

Der Bonus für mich war, dass ich nicht nur das Scheibenköpfle erreicht habe, sondern auf dem Weg dahin auch noch zwei weitere „Gipfel“, die auf meinen Karten nicht verzeichnet waren: Hoher Stein (409 M, Geokoordinaten 48,43876618,0166562) und Buchenkopf (460 M, 48,4448438, 8,0206604). Dabei muss man für Ersteren fast schon kraxeln, während Zweiterer halt eher flach ist und „nur“ die höchste Erhebung auf einem Teil des Kammweges darstellt. Beim Hohen Stein gibt´s zwei Betonhocker zum Ausruhen und beide Stellen sind mit Holzschildern und Höhenangaben markiert.

Während der Tour habe ich mich ein bisschen wie Humboldt gefühlt, der auch so einiges „entdeckt“ hat – obwohl natürlich die Einheimischen ihre Hügel schon seit grauer Vorzeit kannten. Jedenfalls bin ich dann noch zum Hauptziel des Tages weitergeradelt, dem Scheibenköpfle (Geokoordinaten 48,4491457, 8,0225519), und dann weiter zum Brandecklindle und auf der anderen Seite des Berges hinunter nach Durbach und zurück nach Offenburg. So ganz perfekt ist diese Entdeckertour noch nicht, daher verlinke ich hier auch noch nicht auf den GPS-Track. Das hole ich dann nach, wenn ich die Strecke in der Gegenrichtung gefahren bin und meine Vermutung sich bestätigt, dass man dabei größere Teile des Kammwegs auf zwei Rädern schaffen kann. Einstweilen habe ich die „fehlenden Berge“ jedenfalls bei Open Street Map eingetragen.

Hügel um Offenburg – Keugeleskopf und Silberlöchlebühl

Sie suchen extreme körperliche Herausforderungen und unberührte Bergwelten? Dann sind sie hier falsch. Meine Wahlheimat Offenburg liegt am Fuße des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und inmitten einer vielfältigen Kulturlandschaft, so dass man hier Rhein, Reben und Wald jeweils in kürzester Zeit erreichen kann. Für diese Miniserie habe ich einfach nur systematisch die Hügel um Offenburg besucht und aufgeschrieben, was es dort zu sehen gibt. Laut Wikipedia gelten in Deutschland bereits Erhebungen ab 300 Metern als „Berge“. Es ist bei uns also ziemlich einfach, zum Gipfelstürmer zu werden – sogar mit dem Mountainbike.

Wir fangen an mit Keugeleskopf und Silberlöchlebühl. Beides sind (angeblich) „Dreihunderter“, und damit die niedrigsten Erhebungen, die  in meiner Landkarte und bei OpenStreetMap verzeichnet sind. Der schönere und mit 7 Metern auch Höhere der beiden ist mit 372 Metern der Keugeleskopf, manchmal auch „Kügelskopf“ genannt (Geokoordinaten: 48,4439508; 7,9831146). An seinem Westhang liegt Schloss Ortenberg und nicht weit entfernt in südöstlicher Richtung das urige, aber nur Sonntags geöffnete Naturfreundehaus Nothalde. Will man den Keugeleskopf aus südlicher Richtung von Ohlsbach her an einem anderen Tag erwandern, so bietet sich „Im Schlauchberg“ (Geokoordinaten: 48,4418519; 7,9845933) als schöner Rats- und Aussichtspunkt an.

Blick vom Hohen Horn auf den Keugeleskopf (Bildmitte links), einen Hügel oberhalb von Ohlsbach am Eingang zum Kinzigtal.

Vom flachen Gipfel sind es in nordöstlicher Richtung nur etwa 600 Meter bis zum Freudentaler Eck (Geokordinaten: 48,44592367,9869662), wo gleich ein halbes Dutzend Wege zusammentreffen und ebenfalls eine Hütte zur Rast einlädt. Von dieser Seite lässt sich der Keugeleskopf übrigens auch mit dem Mountainbike fahrenderweise erreichen, die anderen Zugangswege sind über weite Strecken dafür zu steil. Ein Fahrverbot, das dort noch vor einigen Jahren wegen archäologischer Ausgrabungen galt, ist offenbar aufgehoben.

Der Hügel selbst ist zumeist mit Buchenwald bedeckt, und die kahl gefegten Flächen, die der Sturm Lothar an Weihnachten 1998 hinterlassen hat, sind weitgehend zugewachsen. Leider bedeutet dies, dass man von hier oben nicht in die Ebene schauen kann. Aber was soll´s – dafür hat man einen schönen Wald und sobald man ihn wieder verlässt gibt´s entlang der Reben wieder Aussicht satt.

Geschichtsträchtig ist der Keugeleskopf auch, wie die Ortsverwaltung Ortenberg auf ihrer Webseite verkündet. Demnach hausten hier etwa 600 v. Ch. die Kelten, und 1000 Jahre später auf den Überresten der alten Befestigungen die Alemannen. Von dort oben hatte man wohl die Kontrolle über eine wichtige Handelsroute, die zu Zeiten der Römer von Straßburg durch das Kinzigtal nach Rottweil ging. Zahlreiche Gegenstände aus Metall und Keramik hat man auf dem Keugeleskopf entdeckt, lese ich. Wo die ausgestellt sind, habe ich aber nicht heraus gefunden. Nun ja, wer mehr darüber wissen will kann ja bei Amazon die Bücher bestellen, die der Leiter der Ausgrabungen Michael Hoeper geschrieben hat.

Dann wäre noch die Sache mit dem Zweitnamen „Kügelskopf“ zu klären. Der kommt – so wird vermutet – aus der Zeit des französisch-holländischen Krieges als Ludwig XIV. die Burg zu Ortenberg zerstören ließ. Die Kanonenkugeln (Kügels) wurden demnach von hier oben auf das tiefer liegende Ziel abgefeuert.

Der zweite „Dreihunderter“ sollte laut Open Street Map das Silberlöchlebühl sein. Es liegt demnach in nordöstlicher Richtung auf dem Gebiet der Gemeinde Ohlsbach und hat die Geokoordinaten 48,4500223; 8,0030067. Zunächst musste ich ein wenig über meinen Karten brüten , um letztlich eine sinnvolle Anfahrtsroute zu entwerfen. Ein guter Orientierungspunkt ist, von Ohlsbach kommend, die Kapelle Maria im Weinberg (Geokordinaten 48,43643057,9950024), die gleichermaßen prominent und schön in den Reben oberhalb der Ortschaft thront. Im Inneren informiert ein Gedicht über den Stifter und die vielen Freiwilligen, die die Kapelle binnen kürzester Zeit erbaut haben.

Die kürzeste Verbindung von hier zum Silberlöchlebühl führt über den Kammweg, der oberhalb der Kapelle am Waldrand links beginnt. Das ständige auf und ab mag Wanderer erfreuen, für Mountainbiker ist diese Route aber nicht so spaßig. Denen würde ich daher empfehlen, vom Kammweg die erste Abzweigung links zu nehmen, und die nächste rechts, sodass man auf der nördlichen Seite des Kamms bleibt, bis man auf einen breiten Fahrweg trifft. Von hier sind es dann in Fahrtrichtung leicht bergab nochmals ca. 100 Meter, bis zu… Ja bis wohin eigentlich? Tatsächlich handelt es sich beim Silberlöchlebühl um eine Wegkreuzung und mitnichten um einen Gipfel! Denn die ursprünglich auf der Karte angegebene Position liegt 50 Meter weiter im Wald, und die einzigen Hügel, die ich dort gesehen habe, gehören mehreren Ameisenvölkern. An der Kreuzung selbst steht dagegen ein Pfosten mit drei Wegweisern und darauf ganz unmissverständlich die Positions- und Höhenangabe: „Silberlöchlebühl“, 370 Meter (Geokoordinaten 48,45035988,0040632).

Erst habe ich mich geärgert, dass ich dermaßen um den Gipfel betrogen wurde, nur weil vor acht Jahren jemand in der Karte einen falschen Eintrag gemacht hat. Dann aber habe ich es positiv gesehen: In einer Zeit, in der es fast nichts mehr zu entdecken gibt, habe ich einen falschen Gipfel enttarnt. Wieder daheim wurde der dann auch bei Open Street Map entfernt und in eine Kreuzung zweier Waldwege umgewandelt. Wie dem auch sei, gibt es von hier aus zwei Wege zurück nach Ohlsbach. Der eine führt von der Kreuzung talwärts durch den Riesenwald, bis er unweit des Naturfreundehauses Nothalde (nur Sonntag geöffnet) wieder auf den Ortsrand von Ohlsbach trifft. Die andere Route geht zunächst einige wenige Höhenmeter bergauf und dann am Jugendheim Schindelhof durchs Dorf zurück.

Merke: es gibt bei Offenburg nur einen „Dreihunderter“, und das ist der Keugeleskopf. Und was es an „Vierhundertern“ zu erklimmen gibt, will ich in der nächsten Folge ausloten.

Essen in Offenburg

Hab´ schon so lange nichts mehr geschrieben, und auch bei der letzten großen Reise keine Zeit dafür gefunden. Aber jetzt geht´s wieder weiter. Ich starte vor der Haustüre mit meinen Empfehlungen zum Essen, Trinken, und Spaß haben. Hier kommen die ersten drei aus meiner Bestenliste:

Gasthaus Biergarten Brandeck

Zellerstraße 44, 77654 Offenburg. Webseite. Facebook.
geöffnet täglich von 10:30 – 23:30, Sonntags bis 23:00. Tel: 0781-30352

Die Betonung liegt auf „Biergarten“. Davon gibt´s in unserer Gegend leider nur wenige, die den Namen verdienen. Dieser hier ist der Beste. Die Kronen-Brauerei die einst hier stand ist umgezogen, und macht Platz für einen ganzen Block von Eigentumswohnungen. Doch obwohl der Biergarten dadurch noch längere Zeit von einer Baustelle umgeben ist, hat er sich seinen Charme als beliebter Treffpunkt für jedermann bewahrt. Die Speisekarte ist badisch, bietet neben Schnitzeln, Hähnchen und Flammkuchen auch Salate und ist stets variabel.  Das kühle Bier dazu genießt man am besten aus dem Steinkrug. Tagesessen gibt´s auch, und zwar jeweils zwei Speisen zur Auswahl für unter 8 Euro. Der Service ist freundlich und auch bei Vollbetrieb meist ziemlich schnell. Kinder haben ihre Spielecke und einen ganzen Fuhrpark an Tretrollern und ähnlichen Gefährten zur Auswahl, sodass auch viele Familien gerne hierher kommen.

„Alles im Griff“ heißt es auch, wenn wieder einmal eine Fußball-Meisterschaft läuft und die alte Bühne zur Großleinwand umfunktioniert wird. Dann kriegt man die Speisen und Getränke an seinen schattigen Platz unter den Kastanien gebracht – und zwar in einem Bruchteil der Zeit, in der man anderswo für sein Bier ansteht! Das Schlimmste, was einem hier passieren kann ist, dass der Winter kommt oder es anfängt zu regnen – aber selbst dann gibt´s ja immer noch die gemütliche Gaststube.

Wolfsgrube

Obertal 102, 77654 Zell-Weierbach bei Offenburg. Facebook.
geöffnet 14:00 – 20:00, Sonntags 11:00 – 19:00.
Ruhetage: Montag & Dienstag. Tel.: 0160-1873962

Zu Recht ist „die Wolfsgrube“ (offizieller Name „Schützenhaus Wolfsgrube“) eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Nähe Offenburgs. Die Straße, die von Zell-Weierbach heraufführt endet direkt vor der Tür, sodass neben den zahlreichen Wanderern und Radfahrern auch Fußkranke und Faulpelze hierher kommen, um bei einem Flammenkuchen oder anderen einfachen Speisen die fantastische Aussicht über die Reben bis hinüber ins Elsaß zu genießen. Dazu gibt es ein sorgfältig ausgewähltes Angebot hiesiger Weine oder für Biertrinker das beliebte Ulmer. Er herrscht Selbstbedienung und manchmal steht man ein bisschen länger an. Aber die Stimmung ist freundlich, die Preise sind moderat und mit einem großen Kinderspielplatz sowie ein paar eingezäumten Ziegen ist auch für die Unterhaltung der Kleinen gesorgt. Also: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
 

Gasthaus Bleiche

Badstraße 63, 77652 OffenburgWebseite
geöffnet ab 10:30. Ruhetage: Montag & Dienstag. Tel 0781 -71 100

Gemütlich und im Grünen nahe dem Mühlbach gelegen ist diese Wirtschaft mit angeschlossener Kegelbahn auf sympathische Art in die Jahre gekommen. Wahrscheinlich findet man deshalb hier meist Einheimische, und Schnösel verirren sich nur selten hierher. Markenzeichen waren lange Zeit die gegrillten Hähnchen, und die haben nach einem Intermezzo minderer Qualität ein schönes Comeback erlebt. Mit € 6,50 markieren sie so ziemlich das preiswerte Ende der Speisekarte, gefolgt von Flammkuchen, Wurstsalat, Schnitzeln und anderen Klassikern. Steaks gibt es nicht nur von heimischen Rindern, sondern auch aus Irland (Hereford) und den USA (Black Angus, € 26). Abwechslung bringen täglich wechselnde Tagesessen und Freitags Fischgerichte. Viele Plätze im Freien und ein guter Service runden die Sache ab.

Den Namen hat die Wirtschaft übrigens daher, dass einstmals die Leinenweberei Clauss eine Rasenfläche nutzte, um ihre Stoffe in der Sonne zu bleichen. Dies taten im 19. und bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe auch viele Offenburgerinnen, nachdem sie ihre Wäsche im benachbarten Mühlbach gewaschen hatten (nachzulesen bei der Stadt Offenburg).

GR 221 – 17. Lluc – Pollenca

Ab sieben Uhr erwachen die Schnarcher im Refugi Son Amer. Statt deren nächtlichen Geräuschen erfüllt nun das Gequietsche der Matratzen den Raum. Um acht Uhr gibt es das eher bescheidene Frühstück, und eine halbe Stunde später bin ich wieder im Wald. Es wird noch einmal eine ziemlich lange Etappe, allerdings ohne große Kletterpartien und auf vergleichsweise angenehmen Untergrund.

Gut 16 Kilometer laufe ich so unter 5 Stunden, 250 Meter bergauf und 700 bergab. Bin eher schnell, kann aber der Realität nicht entkommen. Muss ständig an die Opfer islamistischer Terroristen denken. Gestern in Stockholm, davor in London, und in Oslo wurde eine Bombe heute noch rechtzeitig entschärft. Ich dachte, wenn ich alleine laufe, könnte ich solche Gedanken besser ausblenden, und mich auf Landschaft und Natur konzentrieren, statt auf die Suche nach den Verantwortlichen. Doch das ist ein Irrtum. Bestimmte Dinge schleppe ich offenbar immer mit mir herum…

Erst nach der Hälfte der Etappe gelingt es mir, das Kopfkino zu stoppen. Ich lasse ich den Wald hinter mir und passiere schöne Fincas entlang des Torrent de la Vall d´en Marc. Bazillionen von Rennradfahrern auf der nahe gelegenen Ma-10 machen mir vor, wie man sich entspannt. Und dann, kurz vor dem Zielort Pollenca, scheint mir Mallorca wie zur Belohnung einen Vogel vorbei zu schicken, den ich bisher noch nie gesehen hatte: Ein Wiedehopf, der auf der Wiese nach Nahrung sucht. In Deutschland steht er mit wenigen hundert Brutpaaren auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Im schönen Pollenca, das ich vor zwei Jahren erstmals besucht habe, endet der GR 221 an der letzten Herberge, der Refugi del Pont Roma. So zeigt es meine Wanderkarte mit Stand Februar 2017, so schreibt es die Wikipedia, und so steht es auch in der offiziellen, mit unseren EU-Beiträgen gesponserten Broschüre zum Trockenmauerweg.

Doch was ist das? Auf der Landkarte am Refugi geht die rote Linie einfach weiter. Nochmals 1,5 Stunden wären da zu laufen bis zum Meer nach Port de Pollenca. Und zwar zu 90 % direkt an der Landstraße, vorbei auch am Industriegebiet von Pollenca. Nicht zum ersten Mal fühle ich mich auf diesem Weg veräppelt. Das Consell de Mallorca weist das kurze Stück jetzt kurzerhand als 8. Etappe des Weges aus. Und von da ab bis zum Cap de Formentor ganz im Osten ist der Weg gemäß dieser Karte geplant. „In Planung“ sind auf dieser Karte aber auch vier weitere Abschnitte, die ich in den vergangenen 11 Tagen ohne Probleme gelaufen bin: Port d´Andraxt – Sant Elm, Sant Elm – Sa Trappa, Coll de Sa Gramola – Ses Fontahelles, und Valldemossa – Deiá !

Offiziell endet der Trockenmauerweg GR 221 in Pollenca. Laut diesem Schild geht´s aber noch weiter nach Port de Pollenca. (Copyright 2017, Michael Simm)

Wenn ich mir dieses Chaos anschaue, kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Wie viel besser haben wir es doch daheim im Schwarzwald, wo fast jede Kreuzung sauber ausgeschildert ist, mit eindeutigen Wegmarkierungen, Entfernungsangaben, Haltestellen für Busse und Bahnen und natürlich dem Hinweis auf die nächste Wirtschaft!

Epilog: In Pollenca gab´s noch eine feine Dorade bei dem Italiener La Trencadora, den ich mit meiner Foursquare-App gefunden habe. Dann ging´s mit dem Bus zum Touristrand Platja del Muro, ins Sportlerhotel Viva Blue & Spa mit vergleichsweise günstigen Preisen. Überlegte kurz, ob ich mir ein Rennrad leihen sollte und entschied: Vielleicht ein anderes Mal. Freute mich stattdessen an der Poollandschaft, dem riesigen Frühstücksbuffet und dem quasi hinterm Haus gelegenen Parc Natural de s´Albufera mit erstaunlich vielen Wasservögeln. Stieg zwei Tage später in den Bus nach Palma, fuhr von dort zum Flughafen und von Basel mit den Bahn nach Hause.

Die Tour hier war gut, keine Frage. Mein Plan ist weitestgehend aufgegangen, das Projekt gelungen. Allerdings war die Aktion auch ziemlich teuer. Alleine zu reisen ist eben ein Luxus. Und so werde ich nach meiner Rückkehr wohl einige Zeit brauchen, um die Reisekasse wieder aufzufüllen. Derweil werde ich den Frühling und den Sommer in Baden genießen und sicher auch ein paar Touren machen, um die nähere Heimat zu erkunden…