Enzyklopädie

Ein besonders umfangreiches Nachschlagewerk. Neben solchen, die nach dem Alphabet sortiert sind, gibt es auch welche, die nach Themenbereichen gegliedert sind. Manche versuchen auch, beide Aspekte zu kombinieren. Bevor die Wikipedia andere Lexika verdrängte galt die englischsprachige Encyclopedia Britannica als das weltweit beste Nachschlagewerk. Erstmals erschienen 1768 wuchs ihr Umfang mit jeder neuen Auflage weiter an, bis zur letzten Druckversion der 15. Auflage im Jahr 2010. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie mehr als 40000 Artikel auf 18000 Seiten. Sie waren verteilt auf 29 Bände, gegliedert in einen klassischen, alphabetisch sortierten Lexikonteil („Micropedia“), sowie in eine Sammlung längerer Aufsätze zu einzelnen Themen („Macropedia“). Dazu gab es ein zweibändiges Stichwortverzeichnis, das beispielsweise beim Nachschlagen von „Brockhaus“ jene Stellen im Gesamtwerk aufzeigte, wo man etwas über den Gründer des gleichnamigen Verlagshauses erfahren konnte, über die nach ihm benannte Enzyklopädie im Speziellen, oder über deren Bedeutung im Rahmen der Geschichte von Nachschlagewerken.

Eine Besonderheit der Britannica ist die Propaedia, eine Art von Organisations- und Lernhilfe, die das gesamte Wissen in einem Zehnersystem systematisch gliedert (z.B. 1. Materie und Energie; 1.1 Atom; 1.1.1 Struktur und Eigenschaften). Damit sollte ein logischer Rahmen für das gesamte Wissen der Menschheit geschaffen werden. Der Erfinder dieses Systems, Mortimer J. Adler, sah darin auch einen „Kreislauf des Wissens“, und er brauchte etwa acht Jahre dafür.

In Deutschland war im 20. Jahrhundert der Brockhaus das Maß aller Dinge. Er nutzte statt eines Index zahlreiche Querverweise in den alphabetisch sortierten Artikeln und fand in der nicht-englischsprachigen Welt ähnlich viele Nachahmer wie die Britannica in der Englischsprachigen. Meyers Konversationslexikon (herausgegeben vom Bibliographischen Institut) war ebenfalls wichtig, wurde aber 1986 vom Brockhaus geschluckt. Die 21. und letzte Ausgabe des Brockhaus erschien im Jahr 2005 mit 30 Bänden, 24500 Seiten und 300000 Stichwörtern. Auch Bertelsmann versuchte sich mit seiner „Lexikothek“ an einem allumfassenden Nachschlagewerk. Die letzte Ausgabe (1990 – 2002) enthält ein alphabetisches Lexikon mit 15 Bänden sowie 15 weitere Themenbände.

Sowohl bei Brockhaus als auch bei Bertelsmann (und bei der Britannica) war man sich der wachsenden Konkurrenz durch das Internet, digitale Medien, und die öffentlich zugängliche, kostenlose Wikipedia bewusst. Brockhaus bot daher auch einen kopiergeschützten USB-Stick mit den Inhalten des Lexikons an, sowie eine „Audiothek“, bestehend aus 2 CDs mit Tonaufnahmen. Bertelsmann dagegen lieferte sein Werk mit einer „Phonobox“ aus – einem batteriegetriebenen Abspielgerät in der Form eines kleinen Plastikkästchens. Dies setzte man dann zum Abspielen auf Plastikfolien, die zwischen den Textseiten platziert waren, und auf denen ähnlich einer Schallplatte Tonspuren kodiert waren.

Durch den enormen logistischen Aufwand bei der Aktualisierung der Printausgaben und die unbefriedigenden Möglichkeiten von gedruckten Querverweisen gerieten die Herausgeber zur Jahrtausendwende immer mehr unter Druck. Eine Antwort war es, die Enzyklopädien in Form von CDs bzw. DVDs anzubieten, was neben der Britannica und Bertelsmann auch Microsoft mit der „Encarta“ tat. Nach wenigen Jahren wurden diese Bemühungen eingestellt. Heute gibt zwar die Britannica und den Brockhaus noch als kostenpflichtige Online-Versionen. Deren Bedeutung ist jedoch im Vergleich zur Wikipedia gering.

Die Wikipedia enthält annähernd 2,5 Millionen Artikel in deutscher Sprache. Sie war hierzulande zuletzt auf Platz 7 der am häufigsten besuchten Websites, und ist die einzige unter den Top 50 ohne kommerziellen Hintergrund. Im Prinzip kann jeder zur Wikipedia beitragen, was einerseits der Vielzahl der Texte und der Aktualität zugutekommt, andererseits jedoch die Gefahr von Manipulationen birgt. Auch dieser Punkt wird ausführlich diskutiert im Wikipedia-Artikel über die Wikipedia.