Internationale Raumstation

Das vielleicht aufwändigste und teuerste Gerät, das die Menschheit bisher geschaffen hat, kann man manchmal in klaren Nächten am Himmel leuchten sehen: Strahlender noch als der leuchtstärkste Planet (die Venus) und im Gegensatz zu einem Flugzeug ohne rote Lichter durchquert sie binnen weniger Minuten den Himmel: Die Internationale Raumstation, nach ihrer englischen Abkürzung auch ISS genannt.

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Die Internationale Raumstation (ISS) fotografiert vom Space-Shuttle Discovery. Quelle: NASA

Mit einer Spanweite von 109 Metern und einer Länge von 97,9 Metern ist sie so groß wie ein Fußballfeld. Bei einer Flughöhe von aktuell etwa 400 Kilometern und einer Geschwindigkeit von 28000 km/h braucht die ISS für eine Erdumrundung lediglich 91 Minuten. Weit mehr als 80000 Mal hat die ISS jetzt schon den Planeten umkreist, seit im Jahr 1998 das erste Modul in die Umlaufbahn gebracht wurde. Geht alles nach Plan wird sie bis mindestens ins Jahr 2020 betrieben und somit die 100000 Erdumrundungen weit übertreffen.

Die Idee für eine dauerhaft bewohnte Weltraumstation hatte die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA bereits in den 1960er Jahren, doch waren die Sowjets schneller und sandten schon 1971 Saljut1 in den Orbit. Skylab hies 1973 die Antwort der Amerikaner, doch war diese Station nur 171 Tage bewohnt. Zum Vergleich: Alleine an Bord der Mir flogen sowjetische Kosmonauten ab 1986 exakt 4594 Tage durch die Umlaufbahn. Ob aus Geldmangel oder nobleren Motiven sei dahin gestellt – jedenfalls wurde in den USA unter Präsident Ronald Reagan entschieden, den nächsten Anlauf zu einer Raumstation mit internationalen Partnern zu unternehmen. Heute sind diese Partner neben Russland und den USA zehn Mitgliedsstaaten der europäischen Weltraumbehörde ESA, Kanada und Japan.


Ein erklärtes Ziel der ISS war es, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Menschen und andere Lebewesen zu erforschen, sowie materialwissenschaftliche Untersuchungen anzustellen. Allerdings musste die Forschung vorübergehend eingestellt werden, als im Jahr 2003 die Raumfähre Columbia zerbrach und die US-amerikanischen Space Shuttels drei Jahre lang nicht mehr fliegen durften. Die Besatzung musste daraufhin von drei auf zwei Mitglieder reduziert werden, die mit Wartungsarbeiten weitgehend ausgelastet sind. Ob die bisherigen Forschungsergebnisse aus der ISS die Kosten rechtfertigen, wird von vielen Wissenschaftlern bestritten. Vor allem diejenigen, die nicht davon profitieren, verweisen auf Alternativen, die wesentlich billiger wären.

Laut Wikipedia schätzte die NASA die Gesamtkosten des Projektes ursprünglich auf 40 Milliarden US-Dollar, doch heute gibt man keine neuen Schätzungen mehr heraus. Dafür geht die ESA von 100 Milliarden Euro aus – was einer Verdreifachung der Kosten entsprechen würde. Darin enthalten sind aber laut Wikipedia nur Entwicklung, Aufbau und die ersten zehn Jahre der Nutzung. 8 Milliarden Euro davon trägt die ESA, deren Hauptzahler wiederum mit 41 Prozent Deutschland ist. Wer die kleine glänzende Kugel das nächste Mal dort oben vorbeiflitzen sieht darf sich also auch beim deutschen Steuerzahler bedanken, der diesen Anblick mit ca. 3,3 Milliarden Euro mitfinanziert hat…

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