Mein Ding

Die Wende zum Journalismus

  • Student in Heidelberg – das klingt vielleicht ganz nett, doch sooo viel anders als in der Schule war das auch wieder nicht. Immerhin lernten wir die Blümchen und die Bienchen näher kennen, sahen wahrhaft gruselige Filme über Kakerlaken, Läuse, Flöhe, Wanzen und andere Blutsauger in den Vorlesungen des Professor Volker Storch und erfuhren von Professor Heinz-Friedrich Möller, wie man die größeren Tiere schmackhaft zubereitet. Dann kam der Hammer: Ich hatte tatsächlich die Bewerbung für das Stipendium gewonnen und durfte nun für fast ein Jahr in die USA, ja sogar nach Kalifornien an eine der besten öffentlichen Unis der Landes.
  • California Polytechnic State University San Luis Obispo – welch ein Bandwurmname für eine Universität! Tatsächlich war die Zeit an der „Calpoly“ so fantastisch, dass ich bereits Pläne schmiedete, auszuwandern und die amerikanische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Nun ja, um ehrlich zu sein, gab es da noch einen weiteren Grund für meine Begeisterung – aber Sie müssen ja nicht alles wissen 😉
  • Um die Sache etwas abzukürzen: Mein Studium habe ich nach der Rückkehr nach Heidelberg noch ganz ordentlich zu Ende gebracht und dabei die letzten 15 Monate damit verbracht, am Zentrum für Molekulare Biologie einen winzigen Schnipsel Erbsubstanz zu erforschen. Das Ergebnis ist ein Traktat mit dem Titel: „Untersuchungen zur Regulation synthetischer Promotor-Operator-Konstrukte nach ortsspezifischer Integration in das E. coli-Chromosom“. Hab´ ich übrigens selbst geschrieben. Ehrlich.
  • Seitdem darf ich mich Diplom-Biologe schimpfen. Schade nur, dass ich offensichtlich unfähig war, meinen Tequila-Kumpels (Sie wissen schon – die aus der Ratsschänke) zu erklären, was ich da eigentlich gemacht habe und wozu das gut sein soll. Noch dümmer war es festzustellen, dass ich für die Forschung eigentlich viel zu ungeduldig bin und auch nicht wirklich erpicht darauf, mich den Rest meines Lebens mit all diesen Details herumschlagen. So stand ich da nun mit all meinen Lehrbüchern im Kopf, und wäre da nicht mein Freund Jörg gewesen – wer weiß – vielleicht stünde ich heute noch da.
  • Jörg nämlich habe ich es zu verdanken, dass ich zunächst ein paar holprige Aufsätze für die Rhein-Neckar-Zeitung schreiben durfte, woran ich so viel Gefallen fand, dass ich beschloss, Wissenschaftsjournalist zu werden. Es folgten nicht wenige Bewerbungen bei verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen und ein Praktikum bei der „Welt“, das zu meiner Überraschung fast nahtlos in einen Redakteursposten mündete. Ein weiteres Stipendium – diesmal von der Robert-Bosch-Stiftung – kam dadurch eigentlich zu spät und so durfte die Stiftung ihr Geld behalten. Inzwischen habe ich so an die 4000 Artikel geschrieben – die meisten davon als Selbstständiger, aber auch als Redakteur der Süddeutschen Zeitung und als Fester Freier beim Focus.
  • Als eine Art Schaukasten für diese, meine berufliche, Tätigkeit habe ich 1999 meine erste Webseite zusammengeschraubt. Simmformation heißt sie (aus “Simm” + “Information” zusammengezogen), und bietet Artikel, Trends und Hintergründe aus Medizin, Pharma- und Hirnforschung. Mittlerweile ist bereits die siebte Version online. Dass meine Geschäfts-Webseite geraume Zeit auch den kämpferischen Slogan “gegen Infomüll, Hysterie und allgemeine Verblödung” trug, sagt wohl auch einiges über mich. Zehn Jahre später muss ich zugeben: Der Kampf war nicht besonders erfolgreich. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass selbst Marcel Reich-Ranicki gegen Dummheit und Ignoranz wenig ausrichten konnte und obwohl ich nicht religiös bin, finde ich Gefallen an dem so genannten Gelassenheits-Gebet:
  • “Gott erweise uns die Gnade, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können, den Mut, Dinge zu ändern, die geändert werden sollten, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”