Beowulf

Das wichtigste Werk in altenglischer (anglosächsischer) Sprache und gleichzeitig deren erstes vollständig erhaltenes Gedicht und Epos. Ein wenig geschmälert wird der Ruhm allenfalls dadurch, dass der überlieferte Sprachschatz der Angelsachsen eher klein ist – und so machen die mehr als 3000 Stabreime des Beowulf etwa ein Zehntel des gesamten erhaltenen Textguts dieser Sprachform aus, wie die Wikipedia berichtet.

Der Beowulf ist zugleich das älteste vollständig erhaltene germanische Heldenepos. Ort der Handlung ist nicht England, sondern das heutige Dänemark und Südschweden. Von dort kommt der Kriegsheld Beowulf mit seinen Mannen in die Halle des dänischen Königs Hrothgar, dem er seine Hilfe im Kampf gegen das menschenfressende Monster Grendel anbietet. Beowulf besiegt Grendel und in einem weiteren Kampf die rachsüchtige Mutter des Monsters. Reicht belohnt vom weisen Hrothgar kehrt Beowulf in seine Heimat zurück, wo er den König Hygelac beerbt, der in einer Schlacht stirbt, wonach Beowulf 50 Jahre das Land regiert. Die letzte Herausforderung ist ein Drache, den der alternde Beowulf mithilfe eines treuen Gefährten zwar besiegt, doch muss er diesen Triumph mit seinem Leben bezahlen.

In der deutschen Übersetzung (ich hatte die mit vielen hilfreichen Anmerkungen versehene Kindle-Version von Johannes Frey) liest sich das erstaunlich flüssig und vermittelt auch die damalige Denkweise und Moralvorstellungen – zumindest was davon in den Heldengesängen zum Ausdruck kam. Waffen und Rüstung sind die wichtigsten Besitztümer, Treue zu seinem Herren ist ebenso geboten wie Rache gegenüber den Feinden. Gold und Edelsteine sind die Währung, die es zu erbeuten gilt, und mit der Verbündete bezahlt werden. Mord und Gewalt, Neid, Verrat und Hinterlist sind Alltag. Aber beim Töten gelten Regeln, und Feiglinge werden verachtet. Gefeiert, geprahlt und gesungen wird vor und nach der Schlacht in der großen Halle, wobei reichlich Bier und Met fließen.

Der Verfasser des Werkes ist unbekannt. Der historische Hintergrund sind Ereignisse aus dem frühen 6. Jahrhundert. Zwar gibt es keine Beweise für die Existenz des Beowulf, aber einige Charaktere, Orte und Ereignisse in dem Gedicht sind nachgewiesen.

Entstanden ist das Werk verschiedenen Quellen zufolge zwischen 700 und 750, als die Christianisierung Englands in vollem Gange war. Womöglich haben Mönche die bis dato nur mündlich überlieferte Sage niedergeschrieben und die heidnischen Vorstellungen der Götterwelt mit ihren eigenen Vorstellungen vermischt. Es ist nur eine einzige Handschrift überliefert; der etwa um das Jahr 1000 niedergeschriebene Nowell Codex, der in der British Library aufbewahrt wird.

Erwähnenswert scheint mir auch noch Grendel von John Gardner, ein Buch aus dem Jahr 1971, in dem der renommierte Autor und Professor für Mittelalterliche Geschichte die Story aus der Sicht des Monsters erzählt.