Viele Wege führen nach Istanbul, der 15 Millionen-Stadt am Bosporus. Als günstigste Variante erschien uns ein Flug vom Baseler Euro-Airport zum Atatürk-Flughafen für knapp 200 Euro inklusive aller Steuern und Gebühren mit Turkish Airlines. Im Gegensatz zu unserem letzten Flug mit Ryan Air (im Januar nach Barcelona) durften wir ohne weitere Zuzahlung nicht nur Handgepäck mitnehmen, sondern auch bis zu 30 Kilogramm pro Nase aufgeben. Angesichts der vielen Einkaufsmöglichkeiten am Zielort waren die Koffer auf dem Hinflug halb leer, auf dem Rückflug dagegen hart am Limit. Ende Mai und Anfang September soll Istanbul am schönsten sein und tatsächlich genossen wir im Frühsommer 2009 eine Woche lang fast durchgehend milde Temperaturen und wohl dosierten Sonnenschein.
Der Flug war pünktlich, der Service o.k. – nur leider fehlte bei der Ankunft mein Koffer, sodass sich die Fahrt ins Zentrum bis zur hereinbrechenden Dunkelheit verzögerte. Das Zimmer hatten wir vorgebucht, und wie vereinbart wurden wir von einem Fahrer für 15 Euro direkt zum Mystic Hotel gebracht, dessen Inhaber Oktay Balkir uns sogleich auf einer Karte die nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten markierte. (Der Koffer wurde übrigens noch in der Nacht ins Hotel nachgeliefert.)
Das Mystic Hotel bietet neben einer freundlich-familiären Atmosphäre auch mehrere Zimmer mit Blick auf das Marmara-Meer, sowie eine Terrasse, die zum Entspannen einlädt, und ist damit durchweg empfehlenswert. Wenn man es über die hoteleigene Webseite bucht, spart der Betreiber die 14 Prozent Provision, die Vermittler wie „IstanbulHotels.com“ einstreichen – und er wird Ihnen deshalb wahrscheinlich ein günstigeres Angebot machen. Als westlich orientierter Türke ist Mr. Balkir weit gereist und zeigte sich als interessanter Gesprächspartner. Sein Literaturstudium in Frankreich musste er abbrechen, als den Eltern das Geld ausging. Erst versuchte er sich mit Nebenjobs im Elsass über Wasser zu halten, ging dann nach London, arbeitete lange Jahre in diversen Hotels in Istanbul, heiratete dort und steckte sein Erspartes schließlich in die Renovierung des denkmalgeschützten Hauses, dem er nun seinen „osmanischen Charme“ zurück geben will.
Das Mystic Hotel liegt zentral im Viertel Sultanahmet in Gehweite zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt: Neben Blauer Moschee, Hagia Sofia und dem etwas weiter entfernten Topkapi Palast samt Harem und Schatzkammer sowie dem Großen Bazar und der Zisterne Yerebatan Sarayi lohnt auch das historische Türkische Bad Cemberlitas Hamam einen Besuch. Außerdem gibt es in geschätzten 800 Metern Entfernung eine Straßenbahnhaltestelle, von der aus man binnen weniger Minuten die Schiffsanlegestellen von Eminönü erreicht oder über die Galata-Brücke ins Stadtviertel Beyoglu gelangt. (Was an diesen Punkten so sehenswürdig ist, können Sie durch Anklicken der Links bei Wikipedia erfahren oder in einem der Reiseführer nachlesen, die auf der Einstiegsseite zur Türkei gelistet sind. Weitere Eindrücke aus Istanbul stelle ich in den nächsten Tagen in eine Bildergalerie, wenn ich das elende Plug-In bei meinem Host 1&1 endlich zum Laufen kriege)
Vielreisende und Immobilienmakler wissen natürlich, dass „Zentrale Lage“ meistens auch „laut“ bedeutet und das Mystic Hotel macht da keine Ausnahme. Gewöhnungsbedürftig sind nicht nur die Rufe des Muezin aus den Lautsprechern Dutzender Moscheen (besonders Morgens um fünf aus der nur einen Steinwurf entfernten Sokollu-Mehmed-Pasa-Moschee), sondern auch Scharen von Möwen, die ihm Licht der Scheinwerfer Nachts die Minarette umkreisen und die mit ihrem Geschrei manchmal wie Katzen klingen, dann wieder wie das Weinen einer Horde Babys. Außerdem kicken Nachwuchsfußballer nach Schulschluss auf der Straße, es gibt Verkehrslärm und Baustellen – das volle Programm einer pulsierenden Großstadt eben. Aber was soll´s? Wer Ruhe und Erholung sucht, sollte um Istanbul einen großen Bogen machen und es statt dessen mit Kiyiköy versuchen, einem kleinen Fischerdorf an der Schwarzmeerküste, dem ich auf diesem Blog eine eigene Seite gewidmet habe.
Tipp:
- Eine Bootsfahrt über den Bosporus kostet nicht viel und gehört zu jedem Istanbul-Besuch einfach dazu. Schön aufgeschrieben hat dieses Erlebnis Karen Krüger in diesem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung