Sardinien – San Teodoro

1 x Bus, 2 x Bahn, 1 x Bus, und dann der gestern gebuchte Mietwagen. So gedenke ich, heute von Alghero nach San Teodoro zu gelangen. Am 6. Tag meiner Reise hat erstmals ein Verkehrsmittel Verspätung. Ich bin in Sassari, und es sind eigentlich nur knapp zehn Minuten, aber zwischen Bus und Bahnhof liegt ein knapper Kilometer und die Umsteigezeit ist ohnehin schon knapp bemessen. Jetzt zeigt sich wieder einmal der Vorteil des Reisens mit kleinem Gepäck, denn drei andere Leute, die ebenfalls zum Bahnhof wollen, lasse ich locker hinter mir. Und wenn ich es recht gesehen habe, haben sie allesamt den Anschluss verpasst.

Ich dagegen genieße die Fahrt mit einer Art Interregio, die durch eine  grüne, hügelige Landschaft mit vielen Eichen- und Olivenbäumen führt. Hier ist es zwar nicht mehr ganz so blüten-bunt wie auf den vorherigen Reiseabschnitten, aber schön anzusehen ist Sardinien eigentlich überall. Beim kleinen Ort Ozieri gabelt sich die Bahnstrecke, und ich steige um in einen äußerlich ziemlich ramponierten, aber sauberen Lokalzug mit lediglich zwei Waggons, der mich nach Olbia bringt. Nach der Beschreibung im Reiseführer des Michael Müller-Verlags bekommt eine Besichtigung keine Priorität und ich steige in einen weiteren Bus, der mich gegen Mittag am Flughafen absetzt.

Hier habe ich gestern Abend für ca. 23 Euro / Tag einen Kleinstwagen gemietet. Es ist – mal wieder – ein Fiat 500. Und wie es beim Autoverleih so üblich ist, versucht die Dame bei der Firma Maggiore mir gleich noch diverse Zusatzversicherungen aufzuschwätzen, die erfahrungsgemäß mehr kosten würden als die Miete selbst, und die ich wie immer ablehne. Sonst läuft aber alles reibungslos, und im Nachhinein stelle ich fest, dass auch die hier angebotene Tankregelung sehr fair ist: Falls ich das Auto mit leerem Tank zurückgebe, müsste ich dafür 66 Euro mehr zahlen – und dieser Literpreis wäre tatsächlich nicht höher gewesen, als beim Selbertanken.

Noch vom Flughafen aus habe ich nach kurzer Überlegung eine Unterkunft in San Teodore gebucht, für zwei Nächte á 50 Euro. Viel billiger wird es hier nicht, und natürlich zahle ich wieder einmal drauf, weil ich als Single unterwegs bin. Es ist ein Luxus, den ich mir leiste. Zwar fühlt es sich manchmal blöd an, beim Essen alleine zu sitzen, aber das ist eben der Preis. Natürlich hatte ich auch schon sehr angenehme Reisegefährtinnen. Aber jederzeit tun und lassen was man will, die Richtung ändern, länger bleiben oder früher abreisen – all diese Privilegien hat man in der Gemeinschaft eben nicht. Und manchmal, wenn ich alleine durch die Landschaft laufe, tun mir jene Pärchen und Grüppchen wirklich leid, die im Dauergespräch vertieft den Moment verpassen und/oder auf Gedeih und Verderb für die Dauer der Reise aneinander gebunden sind.

Das wäre doch wirklich ein Jammer. Stellt Euch vor, ihr findet einen derart schönen Strand, wie ich heute in San Teodore: Die Spiaggia La Cinta liegt auf einer ca. drei Kilometer langen Landzunge, ist breit, weiß und feinsandig und hat um diese Jahreszeit nur wenige Dutzend Besucher. Im Hintergrund liegt ein spektakulärer Felsklotz.  Aber das größte Spektakel bietet das Wasser, das in Dutzenden Farbtönen von dunkelblau über leuchtendes Türkis bis zu glasklarer Transparenz unter der Sonne changiert. Darüber ein blauer Himmel mit Weißtüpfelwolken, und mit ein paar Möwen und ein paar Seeschwalben ist die Szenerie perfekt.

Ja, und nun stellt Euch vor, ihr könntet das nicht auskosten. Dürftet nicht so lange bleiben, wie ihr wollt, und müsstet wegen irgendwelcher Befindlichkeiten der Begleitperson(en) gleich wieder weg – das wäre doch furchtbar. Derweil beobachte ich zwei menschliche Eistaucher die sich ins seichte Wasser wagen. Für Normalos wie mich war es jetzt (Ende April) am offenen Meer noch viel zu kalt zum Baden. Vielleicht sollte ich Ende Oktober nochmals herkommen, wenn die Sonne diese Badewanne namens Mittelmeer aufgeheizt hat, und die Touri-Saison sich zu Ende neigt? Schauen wir mal. Jetzt wird – s.o. – erst der Moment genossen. Die Füße bedanken sich für den langen Strandspaziergang, und als Zugabe kriegt die Haut ein Peeling  von den Sandkörnern, die der kräftige Wind von den Dünen nebenan herbeifegt. Schließlich noch das Bier in der Strandbar, und da war er: Der perfekte Tag am Meer.

Kaum zu glauben, doch scheint es auf Sardinien mindestens drei weitere Strände zu geben, die selbst die schöne Spiaggia La Cinta noch toppen. Das sagen zumindest die „Most Travelled People“ auf ihrer Webseite, wo sie unter anderem ihre weltweit 150 Top-Strände gelistet haben. In Sardinien gehören dazu La Pelosa am End des Nordwestlichen Zipfels, sowie die gut 140 Kilometer südlich meines Standortes gelegenen Cala Goloritze und Cala Mariolu. Ich gebe es zu: Es reizt mich ziemlich, den weiten Weg morgen zu fahren und zu schauen, ob die tatsächlich besser sind als La Cinta.

Für heute habe ich jedoch genug gesehen. Beim Versuch, abends noch ein bisschen zu arbeiten, scheitere ich an der miserablen Internet-Verbindung in meinem Domizil „Quaddrifoglio“, gebe schließlich auf, und lege mich ins Bett.

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