Lesefutter für Vogelfreunde

Unter vielen der Beste: Der neue Kosmos Vogelführer ist das einzige Buch, das Sie brauchen, um sämtliche bei uns vorkommenden Piepmätze zu bestimmen und außerdem alle Arten, die beim Urlaub in Europa, Nordafrika und Vorderasien an Ihnen vorbeifliegen, -wackeln oder -schwimmen könnten. 758 Arten auf 400 Seiten, mit mehreren Tausend Zeichnungen plus Verbreitungskarten ist dieser Schmöker die „Bibel aller Birder“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu Recht urteilte.

Wo fliegen sie denn? Wer sich nicht damit begnügen mag, Vögel am winterlichen Futterhäuschen, am Ententeich im Park oder hinter Draht im Zoo zu beobachten, wird begeistert sein von der Kosmos Naturführer-Reihe „Vögel beobachten in…“. Ich habe mich von Christoph Moning und Christian Wagner mit „Vögel beobachten in Süddeutschland“ dazu verführen lassen, einige der „besten Beobachtungsgebiete zwischen Mosel und Watzmann“ aufzusuchen. In übersichtlichen Karten sind nicht nur Anfahrtswege und Parkmöglichkeiten dargestellt, sondern auch Rundgänge und Wanderungen mit exakten Markierung für jene Stellen, an denen es beispielsweise Eisvögel oder Neuntöter, Blaukelchen oder Beutelmeisen zu sehen gibt. Wer das Pech hat, nicht in Süddeutschland zu wohnen, braucht nicht traurig zu sein: Das Konzept war offensichtlich so erfolgreich, dass in kurzer Folge auch Bücher für den Rest von Deutschland vorgelegt wurden, nämlich „Vögel beobachten in Nordeutschland: Die besten Beobachtungsgebiete zwischen Sylt und Niederrhein“ und  „Vögel beobachten in Ostdeutschland: Die besten Beobachtungsgebiete zwischen Rügen und Thüringer Wald

Geadelt für seine Naturfilme: Sir David Attenborough (Foto: www.wildscreen.org, (c) 2003)
Geadelt für seine Naturfilme: Sir David Attenborough (Foto: www.wildscreen.org, (c) 2003)

Eigentlich wollte ich hier ja nur über den Glatzköpfigen Bülbül erzählen. Aber nachdem Sie mir nun schon so weit gefolgt sind, schreibe ich einfach weiter und lobe noch einen Menschen über den grünen Klee, der die für mich eindrucksvollste Doku-Serie über die Vogelwelt produziert hat: Was für die Deutschen Bernhard Grzimek ist der geadelte Tierfilmer Sir David Attenborough für Großbritannien und darüber hinaus.

Mit seinen unnachahmlichen, gleichermaßen liebenswerten wie lehrreichen Moderationen zu Filmaufnahmen auf höchstem technischen Niveau hat der mittlerweile 82-jährige sich eine riesige Fangemeinde erobert. Die schlechte Nachricht ist, dass Attenboroughs Werke in Deutschland (und auf deutsch) nur zum Teil erhältlich sind und dann oft nur zu überhöhten Preisen. So kostet das deutsche DVD-Set zur BBC-Reihe „Das geheime Leben der Vögel“ stolze 116 Euro. Nicht viel besser sieht es mit den Büchern zur Serie aus. „Das geheime Leben der Vögel“ wird wohl nicht mehr gedruckt und muss ebenso wie das englische Original „The Life of Birds“ z.B. bei Amazon indirekt über Zweitanbieter erworben werden.

Mein Tipp lautet daher 1. Abwarten und die TV-Zeitschrift studieren, bis einer unserer Staatssender sich bequemt, neben den Unmengen von Gebühren-finanziertem Müll auch Attenboroughs Vogel-Serie zu wiederholen. Dann mitschneiden und aufheben für einen schönen, lehrreichen und unterhaltsamen Familienabend. Und der zweite Tipp: Da es noch jede Menge andere Bücher und Filme (als DVDs) von David Attenborough gibt, suchen Sie sich diejenigen aus, die zu fairen Preisen angeboten werden. Meine Favoriten sind die DVD-Box „Verborgene Welten – Das geheime Leben der Insekten“ und das Buch „Das geheime Leben der Pflanzen„. Der dritte Tipp lautet: Lernen Sie englisch und genießen Sie Attenborough im Original. Oder umgekehrt: Genießen Sie Attenborough im Original und lernen Sie dabei englisch. Am besten und – im Vergleich zu den obigen Angeboten – auch noch äußerst preiswert geht das mit: „David Attenborough: The Life Collection„. Die von der BBC veröffentlichte Sammlung von Meilensteinen des Naturfilms umfasst auf 24 DVDs acht von neun „Life“-Serien Attenboroughs, nämlich Life on Earth (1979), The Living Planet (1984), The Trials of Life (1990), Life in the Freezer (1993), The Private Life of Plants (1995), The Life of Birds (1998), The Life of Mammals (2002) und Life in the Undergrowth (2005). Es fehlt lediglich die jüngste Produktion „Live In Cold Blood“ über Amphibien und Reptilien und die ist – sorry Sir David – zwar ebenfalls gut, aber für mich längst nicht so toll wie die Vögel-, Pflanzen- und Insektenserie.

Peinlich: BBC kennt Deutsche Nationalhyme nicht

Aua, aua, aua: Die von mir so hoch geschätzte BBC leistet sich einen peinlichen Ausrutscher in ihrer ansonsten hervorragenden Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft:

Zum Auftakt des gestrigen Fußballspiels Deutschland gegen England wurden dort beide Nationalhymnen wieder gegeben. Schön und gut, sollte man meinen. Doch leider hatte das Team unter der Leitung von Moderator Jonathan Stevenson die erste Strophe der Deutschen Nationalhymne online gestellt – und wie hier jedes Kind weiß, wird von unserer Nationalhymne nun einmal seit Jahrzehnten nur noch die dritte Strophe gesungen. Und das aus gutem Grund. Die erste Strophe nämlich ist die mit dem Spruch, dass wir die größten seien und die heutzutage oberpeinliche Ansage des Grenzverlaufs als

Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt

Ihr glaubt nicht, dass der altehrwürdigen BBC so etwas passieren kann? Hier ist der Beweis:

Erst wollte ich eine empörte SMS schicken und den Kollegen erklären, dass jeder deutsche Moderator, der sich solch einen Flop leistet, ruck-zuck seinen Job los wäre. Aber andererseits leiden die Engländer ja schon genug unter dem gestrigen Ergebnis.

Und für all diejenigen, die es immer noch nicht kapiert haben: Die erste Strophe des Deutschlandliedes, welche die BBC zitiert hat, war nur in den 12 Jahren des Dritten Reichs die offizielle deutsche Nationalhymne*. Anschließend wurde übrigens immer das Horst-Wessel-Lied gesungen. Wenigstens das haben uns aber die Herren von der BBC erspart.

Nachtrag: Ich hab´ die SMS dann doch noch geschickt, und kurz danach war der falsche Text aus dem Liveticker gelöscht. Der Moderator – das sei zu seiner Ehrenrettung gesagt, hatte seinen Fehler bemerkt und sich nach wenigen Minuten mit der Bemerkung entschuldigt, das sei keine böse Absicht gewesen. Dennoch blieb der Text bis zum Morgen nach dem Spiel stehen. Die Brisanz der „Nazi-Panne“ (so titelte kurz darauf das Schweizer Online-Magazin 20 Minuten), war den Sportreportern wohl entgangen und es bleibt zu hoffen, dass irgendwann alle unsere Freunde auf der Insel begreifen werden, dass der 2. Weltkrieg vorbei ist.

* Einige Kommentatoren haben mich darauf hingewiesen, dass die Nationalhymne bzw. deren Text – das Deutschlandlied – lange vor dem Dritten Reich geschrieben wurde. Das stimmt, es ist mir nicht erst seit gestern bekannt und das habe ich auch nicht behauptet. Dass allerdings im Dritten Reich 12 Jahre lang NUR die erste Strophe gesungen wurde und dass dies zweifellos geschah, um eine angebliche Überlegenheit des Deutschen Volkes über den Rest der Welt zu proklamieren, lässt sich nun einmal nicht leugnen. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Nazis sich die erste Strophe zu eigen gemacht haben? Sicher hätte dies dem Schöpfer aller drei Strophen, Hoffmann von Fallersleben auch nicht gefallen, und – nein – ich wollte auch nicht behaupten dass Hoffmann von Fallersleben ein Nazi war. Lieber entschuldige ich mich hier für meine missverständliche Ausdrucksweise und verweise alle, die sich näher mit dem Thema beschäftigen wollen 1. auf den Kommentar unseres Schweizer Lesers Heinz (siehe unten) und 2. auf die Einträge der Wikipedia zum Lied der Deutschen bzw. zur Deutschen Nationalhymne.