Heute im Angebot: Organoide aus dem Labor. Sie sind das Produkt sogenannter pluripotenter Stammzellen, die australische Forscher einer speziellen Behandlung unterzogen haben. Als Ersatzorgane eigenen sich die Züchtungen zwar nicht, denn ihr Wachstum stoppt mangels Blutversorgung, wenn sie etwa die Größe eines Apfelkerns erreicht haben. Die Organoide zeigen jedoch im Kleinstformat eine sehr ähnliche Entwicklung wie die entsprechenden Organe, die in einem echten Embryo heran wachsen, war in Nature zu lesen. Wie ähnlich ein Hirn-Organoid einem echten Hirn ist, sehen Sie auf diesem Bild:
Vergleich zwischen einem Organoid (rechts) und einem Mäusehirn in der frühen Entwicklung. Foto: Marko Repic und Madeline A. Lancaster
Die Kartierung des menschlichen Gehirns hat es gleich bei mehreren Redaktionen unter die ersten Plätze geschafft. Fast gleichzeitig haben nämlich sowohl die EU als auch die USA milliardenschwere Bekenntnisse abgelegt. Die Summen klingen jedoch weniger beeindruckend, wenn man sie vergleicht zum Beispiel mit den Militärausgaben oder wenn man bedenkt, wie groß das unbekannte Terrain des Gehirns tatsächlich ist: Immerhin handelt es sich bei den 86 Milliarden Neuronen in einem durchschnittlichen Schädel und deren geschätzt 10 Billionen Verbindungen um das komplexeste Gebilde im bekannten Universum.
Geflecht von Nervenzellen (Quelle und (c): Human Brain Project)
Will man eine Initiative gut verkaufen, so hilft ein schöner Name. So taufte Obama das US-Projekt in einer Pressemitteilung auf den Namen „Brain Research Through Advancing Innovative Neurotechnologies“, oder – zünftig angekürzt – BRAIN. Zweck der Übung sei es, Techniken zu entwickeln, mit denen Tausende oder gar Millionen von Neuronen gleichzeitig belauscht werden können. Viele Hirnforscher haben da die Ohren gespitzt und wollten Genaueres erfahren. Klare Antworten haben sie aber nicht gekriegt, wie man beispielsweise hier auf dem Blog Scicurious nachlesen kann. Der Verdacht liegt nahe, dass man nicht untätig aussehen wollte, während die EU ein angeblich wegweisendes Projekt aufs Gleis setzt.
Betrachtet man die Qualität der Pressemitteilungen und das Design der Webseite, so liegen die Europäer mit „ihrer“ Initiative, dem Human Brain Project klar vorne. Hier ist das erklärte Ziel, das Gehirn zu verstehen, indem man lernt, es zu simulieren. Warum aber fällt es mir so schwer, mich über die Forschungsmilliarde für die Neurobiologie zu freuen? Nun, es gibt in Deutschland und der Schweiz, in England, Frankreich und einigen anderen EU-Ländern jede Menge erstklassige Hirnforscher mit Hunderten von förderungswürdigen Projekten. Und ich kann noch nicht so recht glauben, dass die HBP-Milliarde nicht anderswo zumindest teilweise wieder abgezogen wird.
Zuletzt durften wir außerdem beim Human Genome Project erleben, dass ein einzelner Mann (Craig Venter) mit ein paar Risikokapitalgebern ebenso viel auf die Beine gestellt hat, wie der Staat mit einem milliardenschweren Forschungsprogramm. Es würde mich nicht überraschen, wenn es den Brüsseler Gigantomanen genauso erginge.
Auf die Frage, warum wir eigentlich schlafen (müssen), haben Forscher der Rochester University eine überraschende neue Antwort gefunden: Bei Mäusen – und vermutlich auch bei Menschen – wird das Denkorgan regelrecht durchgespült, wenn der Körper ruht. Indem sie den Tieren einen Farbstoff injizierten konnten die Forscher zeigen, dass ein Netzwerk aus Mikro-Kanälen sich im Schlaf um 60 % vergrößert, und dass dadurch der Fluss der Nervenflüssigkeit zunimmt. Abfallprodukte, wie beispielsweise das bei der Alzheimerkrankheit anfallende Beta-Amyloid können dann besser abtransportiert werden, berichtete Science im Oktober.