Was geht im World-Wide-Web:

Gary Hayes, ist nicht nur Direktor des Australischen Labors für Fortgeschrittene Medienproduktion, LAMP, sondern auch eine Art Hans-Dampf-in-allen-Gassen, was Soziale Medien angeht. Durch einen Tweet wurde ich auf ein nettes Spielzeug aufmerksam, welches Hayes auf seinem Blog allen Besuchern kostenlos zur Verfügung stellt. Der folgende Zähler zeigt Euch, was derzeit alles passiert im Internet und vor allem, wie schnell es passiert. Ich fand´s einfach cool und habe Garys Social Media Counter deshalb hier eingebaut:

Übrigens: Wenn ihr rechts oben auf den roten Schriftzug „mobile“ klickt, seht Ihr ähnlich beeindruckende Statistiken über Mobiltelephone und bei dem gelb markierten „games“ gibt´s Informationen zu Online-Spielen und ähnlichem Zeitvertreib. Direkt darunter kann man auch Statistiken für das vergangene Jahr, den letzten Monat oder die vorige Woche abrufen.

Den Trend, sich immer mehr Informationen aus dem Internet zu holen, belegt auch folgende Meldung, die ich aufgeschnappt habe: Wie das Unternehmen Cision berichtet, recherchieren mittlerweile 89 Prozent der US-Journalisten in Blogs und 65 Prozent nutzen soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn. Cision ist nach eigenen Angaben der „weltweit führende Dienstleister für Medienmonitoring“ und hat diese Zahlen in einer Umfrage herausgefunden, bei der zusammen mit Wissenschaftlern der George Washington Universität Fragebögen an mehr als 9000 Journalisten verschickt wurden.

Und zu guter Letzt möchte ich noch vermelden, dass auch das von mir wegen seiner Qualität geschätzte Deutschlandradio einen neuen Internetsender aufgemacht hat, diesmal zum Thema Wissen. Leider kann ich mich darüber nicht so richtig freuen, denn dieser Sender macht mir und meiner Webseite Simmformation Konkurrenz. Ich habe ihn nicht gewollt und ich muss ihn trotzdem mit meinen Gebühren mitfinanzieren. Das Geld für meine Webseiten muss ich dagegen selbst aufbringen. Das ist nicht fair. Nebenbei bemerkt: Bei mir haben Politiker wie Roland Koch keinen Einfluss.

Facebook: Ich zeig Dir meins…

Von der Titelgeschichte „Generation Facebook – Wie sich Millionen Deutsche im Internet vernetzen“ habe ich mich dazu verführen lassen, wieder einmal den „Stern“ zu kaufen. Bevor Sie nun den gleichen Fehler machen und nur wegen dieser Geschichte 3,20 Euro investieren, seien Sie gewarnt: Wer schon bei Facebook ist, erfährt hier kaum etwas neues und wer sich für andere soziale Netzwerke im Internet interessesiert muss mit einer einzigen Doppelspalte vorlieb nehmen, in der Twitter & Co. mit jeweils einigen wenigen Zeilen abgehandelt sind. Statt dessen gibt es aber eine Handvoll ganzseitiger Porträts von Menschen, die bereits Facebook oder andere Dienste benutzen. Nun ist zwar der „Stern“ nicht zu Unrecht für seine Bildreportagen berühmt, hier aber frage ich mich, warum für so etwas Bäume sterben müssen.

Bei Licht betrachtet steht in der Titelgeschichte über Facebook fast nichts, was ich nicht schon wusste. Und weil mich so etwas ärgert, mache ich im Folgenden ein wenig von meinem Zitatrecht Gebrauch, erhöhe den Nutzwert dieses Blogs und schone damit womöglich sogar Ihren Geldbeutel.

Aaalllso: Facebook ist Weltmarktführer bei den sozialen Netzwerken des Internets. An die 1000 Mitarbeiter im kalifornischen Palo Alto arbeiten an der Verbesserung der Webseite und zermattern sich das Hirn, wie man damit richtig Geld verdienen kann. Ob der 25-jährige Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nun Milliardär ist oder nicht, will er im Interview mit dem Stern nicht verraten.

Aber wussten Sie, dass die Mitglieder bei Facebook bis zu 90 Angaben über ihre Person freiwillig machen dürfen? Viele tun das auch, was sie aber nicht davon abhält, gegen Volkszählungen und andere staatliche „Überwachungsaktionen“ zu protestieren. Der Stern bringt hier einen netten Vergleich: Die Erfassungsbögen der Stasi erfassten gerade einmal 48 persönliche Daten der Überwachten.

Wir erfahren außerdem: Das Internet wird derzeit von 1,1 Milliarden Menschen weltweit genutzt, die sozialen Netzwerke von 734 Millionen. Die Zahlen für Deutschland lauten: 40 Millionen Internetnutzer, von denen drei Viertel soziale Netzwerke gebrauchen. Facebok selbst hat 250 Millionen Mitglieder weltweit, im Juli besuchten 7,4 Millionen Deutsche die Website. Und warum?

Der Stern-Artikel macht hier einen psychologischen Exkurs und teilt die User in zwei Gruppen ein. Die einen sehen in Facebook eine Bühne, auf der sie sich austoben können und wo man auch nicht davor zurück schreckt, die letzten Banalitäten zu verbreiten. („Twitter – Ich esse gerade ein Brot“, fasste die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine Studie zusammen, wonach 40-Prozent der hier abgesetzen Kurznachrichten in die Kategorie „nichtiges Geschwätz“ fielen).

Mit solchen Leuten will ich natürlich nichts zu tun haben und identifizierte mich daher spontan mit der zweiten Gruppe, die laut „Stern“ Facebook und andere soziale Websites wie Xing, Twitter, studieVZ / meinVZ, wer-kennt-wen, myspace oder flickr als „Multiplikatoren ihrer Interessen benutzen“.

Nun ja, wenn ich so darüber nachdenke, verschwimmt die Trennungslinie zwischen den zwei Gruppen doch ziemlich. Jedenfalls denken beide, dass sie unheimlich wichtige Dinge zu sagen haben – oder? Nebenbei: Falls das hier hochnäsig klingt, gebe ich hiermit zu wissen kund, dass ich bei allen genannten Diensten Mitglied bin – auch wenn ich derzeit noch in der Experimentierphase bin und den einen oder anderen vermutlich wieder aussortieren werde.

Wie dem auch sei wird beim Stern als Beispiel für die zweite Gruppe (Facebook als Multiplikator) nicht meine Wenigkeit genannt, sondern Renate Künast und Karl-Theodor zu Guttenberg. Ob Frau Künast nun kund tut, dass sie gerade ein Wahlvideo gedreht hat, oder ob Herr zu Guttenberg verrät, in welchem Bierzelt er seinen nächsten Auftritt hat – ich frage mich, wie groß ist eigentlich der Unterschied zur 16-jährigen Nachbarstochter, die sich auf ihrer Bildergalerie in Facebook von aller Welt ins Dekolleté glotzen läßt?

Dann kommt in der Geschichte noch der wohl bekannte Sermon, wie Facebook & Co trotz repressiver Regierungen dazu beitragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, etwa zur Unterdrückung der Opposition im Iran. Dass z.B. China mit aktiver Mithilfe westlicher Firmen den Spieß längst umgedreht hat, lese ich hier leider nicht.

Was weiß der „Stern“ sonst, was wir nicht wissen? Facebook funktioniert ebenso wie DSDS und „Germany´s Next Topmodel“ nach dem Prinzip: „Man sieht mich, also bin ich“ Und während ältere Leute diese Geisteshaltung mit einem Kopfschütteln bedenken, gehört für jüngere Menschen „das Teilen intimster Dinge mit einem großen Freundeskreis“ zu ihrer Persönlichkeit. Fragt sich halt, was zuerst da war: Die narzisstische Geisteshaltung oder DSDS, Big Brother und jetzt eben Facebook.

Meine eigene Bilanz zum Nutzen der sozialen Netzwerke ist vorläufig: Noch nimmt zwar die Zahl meiner Kontakte zu, und – ja es ist ganz nett, den einen oder anderen verschollenen Klassenkamerad wieder zu finden oder zuzuschauen, wie andere sich hier darstellen. Abgesehen von dem fast immer oberflächlichen Gedankenaustausch, den ich hier pflege, bringen Facebook und Co mich aber auch ins Grübeln, ob ich überhaupt etwas von Belang zu sagen habe – und wenn ja, was.

Schon haben die ersten Leute wieder genug von den sozialen Netzwerken. Sie lassen ihre Konton löschen (oder versuchen es zumindest) und sorgen sich um das eine oder andere Bild, das voraussichtlich bis in alle Ewigkeit unrückholbar im Internet kursieren wird und ihrer nächsten Bewerbung im Wege stehen könnte. Und die Moral von der Geschicht: Wer die Hosen ´runter läßt, macht sich eben leicht zum Deppen. Nicht nur im Internet.

Reich und berühmt mit Blog und Twitter?

Wer bloggt möchte gelesen werden – da bin ich keine Ausnahme. Theoretisch hätte ich an dieser Stelle eine kleine Umfrage einbauen und erkunden können, ob ich diese Seiten ihrer Meinung nach wohl aus Geltungssucht, Größenwahn oder fehlgeleitetem Gutmenschentum erstellt habe? Aber dann graute es mir vor dem möglichen Ergebnis. Und noch mehr davor, dass sich keiner auch nur für die Frage interessiert. Laut einer Allensbach-Umfrage betrieb bereits im Jahr 2007 etwa jeder zwölfte Internet-Nutzer sein eigenes Blog. Gefühlsstatistisch scheint das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot jedoch eher unausgewogen. Ich zumindest besuche „normale“ Webseiten mit Nachrichten oder die Wikipedia sicher 100 Mal öfter als Blogs. Dazu passt eine aktuelle Meldung, wonach etwa die Hälfte aller Blogs „Web-Leichen“ sind, also von ihren Besitzern nicht mehr gepflegt werden. Auch die handvoll RSS-Feeds, die ich abonniert habe, sind inhaltlich meist enttäuschend. Ist der Zug also schon abgefahren? Das Blog ist tot, es lebe der Twitter? Noch vor wenigen Tagen hielt ich Twitter übrigens für eine Spielerei, und lese nun erstaunt, dass dieser Service zum Verbreiten von Kurznachrichten mehr News und Eindrücke zu den Wahlen im Iran geliefert hat, als so mancher große Fernsehsender. Tja, „Vorhersagen sind schwierig, vor allem was die Zukunft betrifft“, soll Mark Twain gesagt haben. Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass dieser Blog-Beitrag irgendwie typisch ist? Sie lesen und lesen und noch immer ist nichts passiert. Denn ich bin abgeschweift. Habe mich im Allgemeinen verloren, obwohl ich doch eigentlich ein Experiment in Sachen Eigenvermarktung schildern wollte. Also nochmal einmal von vorne:

Wer bloggt möchte gelesen werden, besser noch berühmt oder sogar reich. Letzterer Gedanke kam mir, als ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Geschichte von Robert Basic las, der mit seinem Blog „Basic Thinking“ einer der meistgelesenen war und nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 37000 Euro erzielte, bevor er das Teil bei Ebay für 47000 Euro versteigerte. „Herzlichen Glückwunsch“ und „das kann doch nicht so schwer sein“, dachte ich mir nach einem Blick auf die Seite. Und weiter: „Wenn der mit so einer Kraut-und-Rüben-Sammlung Geld verdienen kann, kann ich das auch!“ Zimmerte mit WordPress mein eigenes Blog zusammen, schrieb schwupps ein Dutzend Beiträge über alles Mögliche, was mir gerade so einfiel – und warte seitdem auf meinen Durchbruch als Medienstar. Hmmm.

Ach ja, das Experiment in Sachen Eigenvermarktung: Systematisch habe ich mich bei einem halben Dutzend Communities angemeldet und deren User über die Existenz dreier willkürlich ausgewählter Beiträge auf diesem Blog informiert. Zuerst die Buchbesprechung zu „Atatürks Kinder“, zwei Tage später dann die Reiseseite über das Dorf Kiyiköy am Schwarzen Meer und schließlich nochmals zwei Tage später den Beitrag, den Sie gerade lesen. Das Ergebnis würden PR-Leute wohl als „Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich“, verkaufen. Man könnte aber auch sagen, dass zu einer Handvoll Besucher noch zwei oder drei dazu gekommen sind. Bei Twitter habe ich jetzt zwei „Follower“, und da ich vorher keine hatte, ist das ein Anstieg ins Unendliche. Jetzt Obacht, denn ich verrate ein Betriebsgeheimnis: Die gesamten Werbeeinnahmen für diesen Blog liegen bisher bei 30 Cent. Da die Auszahlung durch Google aber erst erfolgt, wenn ich 70 Euro erreicht habe, werde ich diesen Tag jedoch vermutlich nicht mehr erleben 🙁

Wo liegt der Fehler? Meist sind es nicht die Goldgräber, die reich werden, sondern die Händler, die Schaufeln verkaufen. Das wäre eine Erklärung. Haben Sie eine bessere? Dann freue ich mich über ihren Kommentar, ihre Erfahrungen und Berichte zum Thema „Lust und Frust mit meinem Blog“.

Buchbesprechung: Die Welt ist flach von Thomas Friedman

Wenn ein dreifacher Pulitzerpreis-Träger sich anschickt, seinen Lesern die Globalisierung zu erklären, dann darf man die Meßlatte ruhig etwas höher legen. Die Rede ist von dem Buch: „Die Welt ist flach“ (gelesen habe ich die englische Ausgabe, „Version 3.0“). Hier präsentiert der New York Times Auslands-Kolummnist Thomas L. Friedman in gewohnt flüssiger Schreibe seine These, dass die Welt „flach“ geworden sei. Aus vielen verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Wirtschaftssystemen, die sich mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden und abgrenzen, wird ein globales Spielfeld.

Dass dieses Spielfeld „flach“ ist, dient als Metapher für den fast gleichberechtigten Zugang zu einigen der wichtigsten Ressourcen und Produktionsmittel unserer Zeit. Standardisierte, erschwingliche Software und ein praktisch kostenloses System zum weltweiten Austausch von Informationen versetzen immer mehr Menschen in die Lage, ihre Dienste anzubieten, zu wachsen und schließlich den ehemals dominierenden und abgeschotteten Unternehmen Konkurrenz zu machen. Zehn Kräfte listet Friedman, die die Welt geplättet haben sollen, darunter die Terroranschläge des 11. September und den Fall der Berliner Mauer, der Aufbau des Internet als weltumspannende Datenautobahn und effizienz-steigernde Trends wie Outsourcing, Offshoring oder Supply-Chaining. Sie alle werden mit anscheinend zwingender Logik und zahlreichen faszinierenden Anekdoten belegt. Friedman ist viel gereist und sichtlich beeindruckt von all den Arbeitsessen mit den Wirtschaftsführern dieser Welt zurück gekommen, um uns zu erklären, warum zum Beispiel Walmart und UPS über lange Zeit so erfolgreich waren. Dieses erste Drittel ist für mich der stärkste Teil des Buches und liefert starke Argumente für die Globalisierung, die auch Kritiker zur Kenntnis nehmen sollten.

Enttäuschend allerdings und eines Pulitzerpreis-Trägers unwürdig scheint es mir, sich von den Profiteueren der Globalisierung hofieren zu lassen, und deren dunkle Seiten mit erschreckender Naivität einfach auszublenden. Hätte Friedman nicht auch einen Abstecher in die Slums von Bombay machen können? Warum sprach er nicht mit jenen zwangsenteigneten und vertriebenen chinesischen Bauern, auf deren Land nun milliardenweise billige Socken für den Export gefertigt werden? Und wird Friedman eigentlich eine Version 4.0 dieses Buches schreiben, wo er uns erklärt, dass die „Bankenkrise“ eigentlich nur ein kleiner Betriebsunfall war?

Bezeichnend scheint mir, dass die Originalversion des Buches in den USA von den Hobbykritikern bei Amazon im Durchschnitt vier von fünf möglichen Sternen erhielt. Dagegen vergaben die Rezensenten der deutschen Version auf amazon.de durchschnittlich nur drei Sterne. Kritisches Denken, so scheint mir, ist zumindest auf dieser Seite des Atlantiks noch nicht völlig aus der Mode gekommen. Und Friedman? Der haut weiter in die Tasten. „Hot, Flat and Crowded“ heißt sein jüngster Erguss in dem der „Guru der Globalisierung“ doch tatsächlich die These vertritt, die – us-amerikanische – Marktwirtschaft sei das effektivste und fruchtbarste System, um uns in eine bessere, grünere Zukunft zu katapultieren. Der deutsche Titel „Was zu tun ist“ setzt noch einen ´drauf.

Wieder ist Friedman mehrmals um den Globus geflogen, um sich von seinen Gesprächpartnern beeindrucken zu lassen. Er entdeckt, dass die Erde sich erwärmt und die Bevölkerung wächst und er merkt, dass dies ein Problem werden könnte für das ausgerechnet die USA die Lösung berät halten. Eine Kostprobe: „Es gibt nur eine Sache, die größer ist als Mutter Natur – und das ist Vater Profit“. Wer so etwas heute immer noch behauptet, glaubt wahrscheinlich auch, die Welt sei eine Scheibe.