Meine Top-Themen 2013

Seit einem Viertel Jahrhundert schreibe ich nun schon als Journalist über Medizin, Wissenschaft & Technik – nun wird es Zeit für meinen ersten Jahresrückblick. Der ist natürlich ebenso subjektiv wie lückenhaft, aber keineswegs willkürlich. Schließlich habe ich auch im vergangenen Jahr wieder mehr als 100 eigene Texte verfasst und dafür mindestens zehn Mal so viele Originalartikel und Pressemitteilungen aus den tonangebenden Fachzeitschriften gelesen habe. Daraus ist eine erste Auswahl entstanden, die ich dann noch mit den Rankings der Magazine Science, Nature, Scientific American und Discover, den Beiträgen meiner geschätzten Kollegen David Dobbs, Carl Zimmer, Ed Yong, Nik Walter und Kai Kupferschmidt, sowie mit diversen Webseiten abgeglichen habe. Heraus kam ein Dutzend Themen, die ich in der Reihenfolge der gefühlten Wichtigkeit sortiert habe.

Vorhang auf für Michels Top-Themen 2013 aus Medizin, Wissenschaft und Technik:

  1. Gene im Rampenlicht
  2. Gefährlicher Streifschuss
  3. Der stärkste Sturm?
  4. Kohlekraft schlimmer als Atomkraft?
  5. Immuntherapie gegen Krebs
  6. Erbgut vom Frühmenschen
  7. Der Preis des Frackings
  8. Hirnchen, Nierchen, Leberlein…
  9. Drohnen im Anflug
  10. Blick unter die Schädeldecke
  11. Spüli im Gehirn
  12. Ernie und Bert am Südpol gefangen

Top-Thema Nr. 5 – „Durchbruch“ in der Krebsforschung

Vorsicht ist angebracht, wenn Wissenschaftler – oder Journalisten – von Durchbrüchen reden. Dies gilt umso mehr bei der Therapie von Krebspatienten in fortgeschrittenen Stadien und mit besonders bösartigen Tumoren. Dennoch feiern die Redakteure des Magazins Science just solch eine Therapie als „Durchbruch des Jahres“. Große Aufmerksamkeit war dieser Wahl gewiss, denn mit einer Reichweite von etwa einer Million Lesern ist Science die führende Publikation auf dem Gebiet der Wissenschaften.

Glaubt man dem Magazin Science, so ist die Immuntherapie gegen Krebs der "Durchbruch des Jahres 2013" (Foto: Valerie Altounian/Science)
Glaubt man dem Magazin Science, so ist die Immuntherapie gegen Krebs der „Durchbruch des Jahres 2013“ (Foto: Valerie Altounian/Science)

Der Gedanke, dass die Auszeichnung als unangemessen sensationelle Darstellung empfunden werden könnte, wird in der Zeitschrift zwar kurz erwogen, dann aber verworfen. Es folgen anekdotische Beschreibungen dreier spektakulärer Einzelfälle, bei denen nach der Therapie die Tumoren schrumpften und nicht wiederkehrten. Ihre Entscheidung begründen die Science-Redakteure damit, dass Wissenschaftler zwar seit Jahrzehnten eine Immuntherapie gegen Krebs für möglich gehalten hätten, dass dieser Plan aber “unglaublich schwierig“ in die Tat umzusetzen war. Jetzt hätte man nach Meinung vieler Onkologen die Wende geschafft, weil zwei verschiedene Techniken einem Teil der Patienten helfen können. Die eine Vorgehensweise nutzt Antikörper, um eine Art Bremse bei T-Zellen zu lösen, sodass diese Tumorzellen erfolgreich angreifen können. Die andere Strategie besteht darin, T-Zellen von Patienten zu gewinnen, die dann im Labor derart modifiziert werden, dass sie ihre Zielzellen besser angreifen können. Schließlich werden diese Zellen zurück in den Körper der Patienten geleitet. Die am weitesten fortgeschrittene Therapie dieser Art kostet 120000 Dollar und wurde bislang an etwa 1800 Patienten mit Schwarzem Hautkrebs (Melanom) angewandt, die man ansonsten wohl als „hoffnungslose Fälle“ aufgegeben hätte. Die Firma Bristol Myers-Squibb, die diese Therapie verkauft, stellt es als großen Erfolg dar, dass nach drei Jahren 22 Prozent dieser Patienten am Leben waren – also etwas mehr als jeder Fünfte. Genaueres erfahren Sie in diesem Artikel, den ich für Medscape Deutschland geschrieben habe. Meine Vorstellung von einem Durchbruch sieht allerdings anders aus…

Alle Top-Themen der Wissenschaft 2013:

  1. Gene im Rampenlicht
  2. Gefährlicher Streifschuss
  3. Der stärkste Sturm?
  4. Kohlekraft schlimmer als Atomkraft?
  5. Immuntherapie gegen Krebs
  6. Erbgut vom Frühmenschen
  7. Der Preis des Frackings
  8. Hirnchen, Nierchen, Leberlein…
  9. Drohnen im Anflug
  10. Blick unter die Schädeldecke
  11. Spüli im Gehirn
  12. Ernie und Bert am Südpol gefangen

Top-Thema Nr. 9 – Drohnen im Anflug

Für Amazon-Chef Jeff Bezos sind sie ein Transportmittel mit großer Zukunft. Bald schon könnten die Päckchen des Unternehmens mithilfe der fliegenden Maschinen verteilt werden, verkündete er im Dezember. Andere fürchten angesichts der Schnüffelaktionen von NSA & Co., dass Drohnen wie geschaffen sind, um den Überwachungsstaat vollends zu verwirklichen.

Der "Reaper" - ein unbemanntes, bewaffnetes Flugzeug der US Air Force (Foto: Wikipedia)
Der „Reaper“ – ein unbemanntes, bewaffnetes Flugzeug der US Air Force (Foto: Wikipedia)

In der Kriegsführung haben sie sich schon lange „bewährt“- zumindest wenn man der militärischen Logik folgen mag, wonach die eigenen Truppen möglichst wenigen Risiken ausgesetzt sein sollten. Die Kehrseite zeigen Daten des Büros für investigativen Journalismus in London, die hier in einer Grafik dargestellt sind. Demnach waren unter den mehr als 3200 Opfern US-amerikanischer Drohnenangriffe in Pakistan bislang auch 535 Zivilisten und 175 Kinder.

Alle Top-Themen der Wissenschaft 2013:

  1. Gene im Rampenlicht
  2. Gefährlicher Streifschuss
  3. Der stärkste Sturm?
  4. Kohlekraft schlimmer als Atomkraft?
  5. Immuntherapie gegen Krebs
  6. Erbgut vom Frühmenschen
  7. Der Preis des Frackings
  8. Hirnchen, Nierchen, Leberlein…
  9. Drohnen im Anflug
  10. Blick unter die Schädeldecke
  11. Spüli im Gehirn
  12. Ernie und Bert am Südpol gefangen

Was geht im World-Wide-Web:

Gary Hayes, ist nicht nur Direktor des Australischen Labors für Fortgeschrittene Medienproduktion, LAMP, sondern auch eine Art Hans-Dampf-in-allen-Gassen, was Soziale Medien angeht. Durch einen Tweet wurde ich auf ein nettes Spielzeug aufmerksam, welches Hayes auf seinem Blog allen Besuchern kostenlos zur Verfügung stellt. Der folgende Zähler zeigt Euch, was derzeit alles passiert im Internet und vor allem, wie schnell es passiert. Ich fand´s einfach cool und habe Garys Social Media Counter deshalb hier eingebaut:

Übrigens: Wenn ihr rechts oben auf den roten Schriftzug „mobile“ klickt, seht Ihr ähnlich beeindruckende Statistiken über Mobiltelephone und bei dem gelb markierten „games“ gibt´s Informationen zu Online-Spielen und ähnlichem Zeitvertreib. Direkt darunter kann man auch Statistiken für das vergangene Jahr, den letzten Monat oder die vorige Woche abrufen.

Den Trend, sich immer mehr Informationen aus dem Internet zu holen, belegt auch folgende Meldung, die ich aufgeschnappt habe: Wie das Unternehmen Cision berichtet, recherchieren mittlerweile 89 Prozent der US-Journalisten in Blogs und 65 Prozent nutzen soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn. Cision ist nach eigenen Angaben der „weltweit führende Dienstleister für Medienmonitoring“ und hat diese Zahlen in einer Umfrage herausgefunden, bei der zusammen mit Wissenschaftlern der George Washington Universität Fragebögen an mehr als 9000 Journalisten verschickt wurden.

Und zu guter Letzt möchte ich noch vermelden, dass auch das von mir wegen seiner Qualität geschätzte Deutschlandradio einen neuen Internetsender aufgemacht hat, diesmal zum Thema Wissen. Leider kann ich mich darüber nicht so richtig freuen, denn dieser Sender macht mir und meiner Webseite Simmformation Konkurrenz. Ich habe ihn nicht gewollt und ich muss ihn trotzdem mit meinen Gebühren mitfinanzieren. Das Geld für meine Webseiten muss ich dagegen selbst aufbringen. Das ist nicht fair. Nebenbei bemerkt: Bei mir haben Politiker wie Roland Koch keinen Einfluss.

Lammert macht die Leberwurst

Norbert Lammert, seines Zeichens Bundtagspräsident, ist beleidigt. Weil ARD und ZDF die Eröffnungssitzung des neuen Bundestages nicht live übertragen haben, hat er nicht nur das mangelnde Interesse der so genannten öffentlich-rechtlichen Sender beklagt, sondern auch gleich noch kräftig den Zaunpfahl geschwungen. Der Agentur ddp entnehme ich, das Lammert die Gebührenfinanzierung von ARD, ZDF und Co. „indirekt“ in Frage gestellt hat.

Die Gebührenzahlungen der Zuschauer sind nämlich ein „üppig dotiertes Privileg“, hat Lammert erkannt – und da bin ich ganz seiner Meinung. 200 Euro im Jahr zahle ich für den Mix aus dümmlicher Unterhaltung, nach Parteibuch gewichteten Kommentaren, Schleichwerbung, tendenziösem Pseudoinvestigativjournalismus, zerfledderter Bundesliga und dem gelegentlichen großartigen Dokumentarfilm, dessen Abspann ich entnehmen kann, dass er von der BBC produziert wurde. Bleibt eigentlich nur der Tatort, für den wir vereinigten Zwangsgebührenzahler dann jährlich an die sieben Milliarden Euro berappen müssen.

Doch Herr Lammert, dem offensichtlich entgangen ist, dass die Nichtwähler längst zur größten Partei im Lande geworden sind und dass kaum einer mehr zugucken mag, wenn „unsere“ Parlamentarier den Aufbruch in vier weitere Jahre voller Fehlentscheidungen, Ungerechtigkeiten und eigener Privilegien feiern, dieser Herr Lammert also, der will nicht etwa weniger, sondern mehr Staatsfernsehen. Und wenn die von der Politik ausgekungelten Senderchefs es wagen, Parlament oder Regierung zu kritisieren – dann nehmen wir denen einfach das Geld weg – so übersetze ich Lammerts Botschaft „ob und in welchem Umfang diese herausgehobene, privilegierte Position durch offenkundig alternative Programmangebote auch hinreichend gerechtfertigt ist. Und weiter (laut ddp): Er wünsche sich, dass seine Kritk an den öffentlich-rechtlichen ein Nachspiel mit den Intendanten haben werde, mit denen in der vergangenen Legislaturperiode die Vereinbarung bestanden habe, dass wichtige Ereignisse in Zukunft im Hauptprogramm übertragen werden“. Am heutigen Mittwoch haben die Ministerpräsidenten der Länder dann auf ihrer Jahreskonferenz unter anderem über die Rundfunk“gebühren“ beraten. Na so ein Zufall.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass die Party der Parlamentarier dreieinhalb Stunden lang auf Phoenix übertragen wurde? Kennen Sie nicht? Das ist ein weiterer Staatssender, den man aus unseren Gebühren finanziert, und wo jeder, dem das Politgemurkse nicht zum Halse heraus hängt, Lammert und Co. anschauen kann, solange er will. Das hat der ARD-Chefredakteur Thomas Bauman in einem Anflug von unabhängig-sein-wollen dem Herrn Lammert übigens auch gesagt (Das mit den 3,5 Stunden natürlich nur). Das ZDF hat dagegen gleich erkannt, woher der Wind weht und sofort bestätigt, Lammert werde in allen Nachrichtensendungen mit Ausschnitten aus seiner Bundestagsrede vertreten sein.

Und Lammert? Der hat die Nase gerümpft und gesagt: „Ich habe zur Kenntnis genommen, das die Chefredaktion (die konstituierende Sitzung des Deutschen Bundestages) nicht für ein wichtiges Ereignis hält und erkläre, ich bin dezidiert anderer Meinung.“ Ich weiß noch, wie wir früher im Kindergarten auf sowas  reagiert haben:

„Beleiiidigte Leberwurst, beleiidigte Leberwurst, beleidigte Leberwurst“.

Buchbesprechung: Die Welt ist flach von Thomas Friedman

Wenn ein dreifacher Pulitzerpreis-Träger sich anschickt, seinen Lesern die Globalisierung zu erklären, dann darf man die Meßlatte ruhig etwas höher legen. Die Rede ist von dem Buch: „Die Welt ist flach“ (gelesen habe ich die englische Ausgabe, „Version 3.0“). Hier präsentiert der New York Times Auslands-Kolummnist Thomas L. Friedman in gewohnt flüssiger Schreibe seine These, dass die Welt „flach“ geworden sei. Aus vielen verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Wirtschaftssystemen, die sich mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden und abgrenzen, wird ein globales Spielfeld.

Dass dieses Spielfeld „flach“ ist, dient als Metapher für den fast gleichberechtigten Zugang zu einigen der wichtigsten Ressourcen und Produktionsmittel unserer Zeit. Standardisierte, erschwingliche Software und ein praktisch kostenloses System zum weltweiten Austausch von Informationen versetzen immer mehr Menschen in die Lage, ihre Dienste anzubieten, zu wachsen und schließlich den ehemals dominierenden und abgeschotteten Unternehmen Konkurrenz zu machen. Zehn Kräfte listet Friedman, die die Welt geplättet haben sollen, darunter die Terroranschläge des 11. September und den Fall der Berliner Mauer, der Aufbau des Internet als weltumspannende Datenautobahn und effizienz-steigernde Trends wie Outsourcing, Offshoring oder Supply-Chaining. Sie alle werden mit anscheinend zwingender Logik und zahlreichen faszinierenden Anekdoten belegt. Friedman ist viel gereist und sichtlich beeindruckt von all den Arbeitsessen mit den Wirtschaftsführern dieser Welt zurück gekommen, um uns zu erklären, warum zum Beispiel Walmart und UPS über lange Zeit so erfolgreich waren. Dieses erste Drittel ist für mich der stärkste Teil des Buches und liefert starke Argumente für die Globalisierung, die auch Kritiker zur Kenntnis nehmen sollten.

Enttäuschend allerdings und eines Pulitzerpreis-Trägers unwürdig scheint es mir, sich von den Profiteueren der Globalisierung hofieren zu lassen, und deren dunkle Seiten mit erschreckender Naivität einfach auszublenden. Hätte Friedman nicht auch einen Abstecher in die Slums von Bombay machen können? Warum sprach er nicht mit jenen zwangsenteigneten und vertriebenen chinesischen Bauern, auf deren Land nun milliardenweise billige Socken für den Export gefertigt werden? Und wird Friedman eigentlich eine Version 4.0 dieses Buches schreiben, wo er uns erklärt, dass die „Bankenkrise“ eigentlich nur ein kleiner Betriebsunfall war?

Bezeichnend scheint mir, dass die Originalversion des Buches in den USA von den Hobbykritikern bei Amazon im Durchschnitt vier von fünf möglichen Sternen erhielt. Dagegen vergaben die Rezensenten der deutschen Version auf amazon.de durchschnittlich nur drei Sterne. Kritisches Denken, so scheint mir, ist zumindest auf dieser Seite des Atlantiks noch nicht völlig aus der Mode gekommen. Und Friedman? Der haut weiter in die Tasten. „Hot, Flat and Crowded“ heißt sein jüngster Erguss in dem der „Guru der Globalisierung“ doch tatsächlich die These vertritt, die – us-amerikanische – Marktwirtschaft sei das effektivste und fruchtbarste System, um uns in eine bessere, grünere Zukunft zu katapultieren. Der deutsche Titel „Was zu tun ist“ setzt noch einen ´drauf.

Wieder ist Friedman mehrmals um den Globus geflogen, um sich von seinen Gesprächpartnern beeindrucken zu lassen. Er entdeckt, dass die Erde sich erwärmt und die Bevölkerung wächst und er merkt, dass dies ein Problem werden könnte für das ausgerechnet die USA die Lösung berät halten. Eine Kostprobe: „Es gibt nur eine Sache, die größer ist als Mutter Natur – und das ist Vater Profit“. Wer so etwas heute immer noch behauptet, glaubt wahrscheinlich auch, die Welt sei eine Scheibe.

Besuch im Newseum

Newseum? Das laut Eigendarstellung „interaktivste Museum der Welt“ verdankt seinen Namen nicht etwa einem Druckfehler, sondern einem Wortspiel. Hier dreht sich alles um „News“, um Nachrichten also und darum, wie sie gemacht werden und von wem. Etwas holpriger klingt das im „Mission Statement“. Demnach ist es das erklärte Ziel des Newseums, einen Treffpunkt zu bieten, wo Medien und Öffentlichkeit aufeinander treffen und lernen, einander besser zu verstehen.

Eröffnet im Frühjahr 2008, finanziert und unterhalten aus den Spendengeldern der Stiftung „Freedom Forum“ zählt das Newseum für mich zu den größten Sehenswürdigkeiten in der an Attraktionen gewiss nicht armen US-Hauptstadt Washington.

O.k. – das hat vielleicht auch ein ganz klein wenig damit zu tun, dass ich mich als Journalist gebauchpinselt fühle, weil endlich mal jemand zeigt, wie toll und wichtig die Arbeit ist, die unsereins so leistet. Und außerdem – jawohl, ich gebe es zu – blieben mir die 20 Dollar Eintritt erspart, da ich zu den Gästen gehörte, die hier zum Empfang der Präsidentin auf der Jahrestagung der Society for Neuroscience eingeladen waren.

Gelegen in Blickweite des Capitols zeigt das Newseum seinen Besuchern schon auf der Straße, worum es hier geht: In Marmor gehauen ziert die Vorderseite des Gebäudes das „First Amendment“, der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Er wurde 1791 verabschiedet und schützt Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Petitonsrecht vor Eingriffen durch den Staat. Wörtlich heißt es:„Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.“

Schon auf der Straße fallen die aktuellen Titelseiten Dutzender amerikanischer und internationaler Zeitungen ins Auge. Wer eine bestimmte Zeitung sucht, hat gute Chancen, diese auf einem der zahlreichen Monitore im Inneren zu finden – sortiert nach Alphabet oder Ländern.  Auf Laufbändern und Fernsehmonitoren im ganzen Gebäude prasseln die Nachrichten auf den Besucher ein – alleine 130 Fernsehsender hat das Newseum abonniert, deren Inhalte von einem für die Besucher einsehbaren Kontrollraum aus überwacht und je nach Bedarf in den verschiedenen Abteilungen zu- oder abgeschaltet werden können.

Interessante und interaktive Ausstellungen finden sich sowohl im Museum selbst als auch auf dessen Webseite, und wer sich traut, kann sogar selbst als Reporter aktiv werden und seine Ansage dem Newseum und seinen Besuchern als Video zum Download zur Verfügung stellen.

Wie sehr unsere Sicht der Welt von Nachrichten geprägt wird, daran erinnert bereits im Eingangsbereich ein Stück der Berliner Mauer – komplett mit Wachturm und der dazugehörigen Dokumentation. Ein Stockwerk darüber steht einsam im Raum ein von der Hitze des Feuers grotesk verbogener Stahlträger aus dem Inneren des World Trade Centers. Im Hintergrund die Titelseiten der Zeitungen vom Tag nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Die Macht der Bilder veranschaulicht die Sammlung von Fotografien, die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurden. Kriege, Mord und Gewalt, Flüchtlingslager, Hunger- und andere Katastrophen sind die häufigsten Motive, versehen mit Erklärungen der Fotografen, warum sie es trotzdem geschafft haben, in diesen Augenblicken den Auslöser zu drücken. Daneben aber auch zahlreiche Aufnahmen, die Hoffnung machen, sei es die Geburt eines Babies oder der Blick des freundlichen Polizisten und die vertrauensseelige Erwiderung durch den kleinen Jungen, der am Rande einer Demonstration verloren gegangen ist.

Ein „Journalist Memorial“ erinnert an die Menschen, die sterben mussten, weil sie aus Krisengebieten berichten wollten, Umweltskandale aufdeckten oder Verbrecher entlarvten. Im Raum steht der von Kugeln durchsiebte Pickup-Truck eines Kriegsreporters aus Bagdad. An den Wänden die Gesichter und Namen derjenigen, die ihr Leben ließen für ihre Berichte. Journalisten, die mit ihrer Arbeit nicht nur die Auflage und die Quoten ihrer Auftraggeber erhöhten, sondern die mitunter auch Leben gerettet haben, weil sie die öffentliche Meinung mobilisiert und letztlich auch die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen gezwungen haben.

Die freie Presse ist einer der Eckpfeiler der Demokratie, lautet die vielleicht wichtigste Botschaft des Newseums. Aus Nachrichten wird Geschichte und Journalisten sind es, die heute die ersten Entwürfe unserer Geschichte verfassen. Und wenn diese Journalisten richtig gut sind, enthüllen sie dabei die Wahrheit.