Top-Thema Nr. 2 – Gefährlicher Streifschuss

In Hollywoodfilmen á la Armageddon ist alles ganz einfach: Gegen gefährliche Asteroiden auf Kollissionskurs mit der Erde helfen im Zweifelsfall ein paar alte Haudegen wie Bruce Willis, die hinauffliegen und das Ding in die Luft sprengen. Doch die Realität sieht anders aus, wie die Einwohner der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk am 15. Februar 2013 erfahren mussten: Mit annähernd 60-facher Schallgeschwindigkeit flog an diesem Tag ein Meteor über die Stadt und zerbarst in der Atmosphäre, wodurch 1500 Personen verletzt wurden – mehr als jemals zuvor bei einem derartigen Ereignis.

Rauchspur des Meteors von Tscheljabinsk
Rauchspur des Meteors von Tscheljabinsk (Wikipedia/CC-Lizenz. Foto: Alex Alishevskikh)

An die 3700 Gebäude wurden beschädigt, doch wie durch ein Wunder gab es keine Toten. Dies obwohl die freigesetzte Energie einer Sprengkraft von bis zu 500 Kilotonnen TNT entsprach, oder 30 Hiroshima-Atombomben, wie Wissenschaftler später errechneten. Die Rekonstruktion zeigt auch, dass das Geschoss aus dem All ursprünglich ein Meteorit von etwa 20 Metern Durchmesser gewesen sein muss – und damit vermutlich der größte, seit im Jahr 1908 ein ähnlicher Brocken in der Nähe des sibirischen Flusses Tunguska einschlug.

Dem Metallurgen Viktor Grokhovsky von der Universität Jekaterinenburg gelang es binnen Tagen, aus der Flugbahn den vermutlich Einschlagsort des Meteors  von Tscheljabinsk zu bestimmen und mit seinem Team 700 Fragmente von zusammen elf Pfund Gewicht einzusammeln. Im Oktober bargen Taucher dann sogar ein Stück von 570 Kilogramm vom schlammigen Grund eines Sees im Westen der Stadt

Weder die NASA noch ESA oder andere Weltraumagenturen hatten den Meteor von Tscheljabinsk kommen sehen, er befand sich quasi in einem toten Winkel für die entsprechenden Teleskope. Und welche Lehren zieht die Politik aus dem Ereignis? Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündete im Oktober 2013 die Absicht, eine „International Asteroid Warning Group“ zu gründen. Und wenn man das nächste große Ding kommen sieht? Dann soll, wie der Scientific American berichtet ein (unbemanntes?) Raumschiff bereit stehen, um die fliegende Bombe zu rammen und vom Kurs abzubringen…

Alle Top-Themen der Wissenschaft 2013:

  1. Gene im Rampenlicht
  2. Gefährlicher Streifschuss
  3. Der stärkste Sturm?
  4. Kohlekraft schlimmer als Atomkraft?
  5. Immuntherapie gegen Krebs
  6. Erbgut vom Frühmenschen
  7. Der Preis des Frackings
  8. Hirnchen, Nierchen, Leberlein…
  9. Drohnen im Anflug
  10. Blick unter die Schädeldecke
  11. Spüli im Gehirn
  12. Ernie und Bert am Südpol gefangen

Top-Thema Nr. 3 – Der stärkste Sturm?

Mit Spitzengeschwindigkeiten von 305 bis 314 Stundenkilometern peitschte der Taifun Haiyan am 8. November 2013 auf die Philippinen ein und forderte dabei mehr als 6000 Todesopfer. Nur drei andere Stürme hatten jemals höhere Geschwindigkeiten erreicht – allerdings war dies auf dem offenen Meer passiert und nicht an Land. Wäre Haiyan in einer US-Großstadt gelandet – wie im Vorjahr „Sandy“ in New York – so hätte dies Schäden von 500 Milliarden US-Dollar verursacht, ergab eine Hochrechnung von Jeff Masters, dem Chef-Meteorologen der Firma Underground.

Taifun Haiyan am 7. November, beim Erreichen seines Höhepunkts
Taifun Haiyan am 7. November, beim Erreichen seines Höhepunkts (Foto: NASA)

Zwar diskutierte die Welt in den Tagen nach der Katastrophe wieder einmal über einen möglichen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Mit einem Hungerstreik versuchte zudem der Chefdelegierte der philippinischen Delegation, Yeb Sano, auf einer UN-Klima-Konferenz in Warschau „bedeutsame Fortschritte“ erzwingen. Das Thema verschwand jedoch binnen kurzem wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung und Sano musste seinen Hungerstreik nach zwei Wochen beenden, ohne dass es irgendwelche konkreten Zusagen gegeben hätte.

Apropos Globale Erwärmung: Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid hat im Mai die Schwelle von 400 ppm (Parts per Million) überschritten. Zuletzt gab es derart hohe Werte vor 800000 Jahren – nur lebten damals noch keine Menschen, die sich darüber hätten den Kopf zerbrechen können. Im Pliozän vor 2,5 Millionen Jahren hatte es ähnlich hohe CO2-Werte wie heute. Damals war es 3,5 Grad wärmer und in der Arktis wuchsen die Wälder.

Alle Top-Themen der Wissenschaft 2013:

  1. Gene im Rampenlicht
  2. Gefährlicher Streifschuss
  3. Der stärkste Sturm?
  4. Kohlekraft schlimmer als Atomkraft?
  5. Immuntherapie gegen Krebs
  6. Erbgut vom Frühmenschen
  7. Der Preis des Frackings
  8. Hirnchen, Nierchen, Leberlein…
  9. Drohnen im Anflug
  10. Blick unter die Schädeldecke
  11. Spüli im Gehirn
  12. Ernie und Bert am Südpol gefangen