Ich verabschiede mich von der Posada Nena und lasse mich von Google Maps auf dem Handy leiten. Dabei stelle ich schnell fest, dass meine Freude über den USB-Ausgang in der Mittelkonsole verfrüht war, denn der dient nur als Eingang fürs Radio und taugt nicht, um das Handy während der Fahrt aufzuladen (ich habe dann aber zwei Tage später in einem Handy-Laden in Turrialba für ca. 5 Euro einen funktionierenden Adapter ähnlich diesem hier für die Öffnung des Zigarettenanzünders gekriegt). Ist ja klar: Die Autovermieter wollen ihre Navigationssysteme an den Mann bringen. Die sind womöglich besser als Google, aber 11 Euro pro Tag finde ich völlig überteuert.
Bereits die Auffahrt zur Autobahn ist dermaßen voller Schlaglöcher, dass ich schon jetzt für meinen Allrad mit etwas mehr Bodenfreiheit dankbar bin. Es geht durchs Valle Central nahe Cartago vorbei, dessen Kirche ich auf einer früheren Reise besucht habe. Es ist Sonntag, und überall sehe ich Radfahrer. Teilweise gibt es an den langen Steigungen auch Proviantstationen – ein Service für alle, die hier gegen kleines Geld einen Snack oder kalte Getränke möchten. Am Orosi-Ausblick halte ich an und nehme mir viel Zeit, um die Aussicht auf dieses wunderschöne Tal mit den orange blühenden Korallenbäumen zu genießen, und die Atmosphäre einzusaugen. Nachdem ich noch einige Radfahrer angefeuert habe, geht es weiter ins hübsche Orosi, ein angenehmes Städtchen, wo ich früher bereits einmal Station gemacht habe. Hier steht unter anderem die älteste noch genutzte Kirche des Landes (1741). Natürlich wurden schon früher welche erbaut, aber viele sind dem großen Erdbeben von 1910 zum Opfer gefallen.
Da ich den Tapanti-Nationalpark (hier die offizielle Seite) auf der Liste habe, fahre ich weiter. Eine Stichstraße führt über einen Fluß, in dem viele Ticos baden oder ein Picknick einnehmen – eine Szene, die man hier häufig sieht. Wie häufig an solchen Stellen hat sich einer eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Securidad“ aufgesetzt, und nimmt ein kleines Trinkgeld dafür, auf die Autos aufzupassen.
Bis zum Besucherzentrum sind es nochmal 5 Kilometer Schotterpiste, allerdings will man dort eine elektronische Reservierung sehen. Das ist ziemlich blöd, da es in diesem Eck am Fuße des Berges keinen Empfang hat. Also fahre ich zurück und versuche erfolglos, dies in einem der kleineren benachbarten Orte zu erledigen. Mann! Den ersten Tag auf der Straße und gleich so ein Flopp!
Ziemlich verärgert ob des Zeitverlustes fahre ich wieder am Nationalpark vorbei und folge (das hatte ich schon zuhause so geplant), einem kleinen Sträßchen zu einem angeblich 14 Kilometer entfernten Hotspot für Vögel. Das Sträßchen ist auf der Karte 3-stellig, also offiziell, und wenn Google Maps mir diese Route vorschlägt, dann kann ja eigentlich nichts schiefgehen – oder?
Es geht stetig bergauf, und die Straße wird allmählich schlechter, aber noch kein Grund zur Beunruhigung. Die kommt erst, als ich knapp hinter dem höchsten Punkt von einem Tico, der sich eben noch in seiner Gartenliege aalte, darauf hingewiesen werden, dass die Straße voraus eine „via muy mala“ sei, und ob ich nicht lieber bei ihm übernachten wolle.
Will ich nicht – und fahre ahnungslos dem Abenteuer entgegen. Die Straße ist nämlich richtig schlecht, richtig schmal, und richtig steil. Noch dazu mal schön schlammig, so dass der Wagen ins Rutschen gerät und sich bedrohlich zur Seite neigt, dann wieder mit derart großen Felsblöcken garniert, dass ich mehrmals aufsetze und beim ´drüberziehen nur noch hoffen kann, den Auspuff nicht zu verlieren.
Dann ein weiteres Fahrzeug vor mir, und davor – man glaubt es nicht – ca. 10 Ticos aus 2 Familien in einem Kleinbus, die bei der Überquerung eines Baches stecken geblieben sind. Gemeinsam versuchen wir, schiebend und an einem Abschleppseil ziehend, den Karren über den kritischen Punkt zu bringen. Wir werfen Steine auf den Weg, um die Löcher zu füllen, und schieben sie unter die Reifen, damit die nicht länger durchdrehen. Doch alle Mühe ist vergebens. Nun kommen uns auch noch drei ernsthafte Geländewagen entgegen: Allesamt breit und hoch genug für diese Strecke, außerdem bepackt mit Äxten, Leitern und anderem Zubehör, das man für solche Ausflüge offenbar dabei haben sollte.
Sie erklären dem Busfahrer, dass die Strecke voraus noch viel schlimmer wird, und ich sehe mich schon hier übernachten oder zum nächsten Dorf laufen und kleinlaut um Hilfe bitten. Der Bus dreht um, und fährt den drei hinterher, während der Kollege vor mir sich durchkämpft und ich ihm nun recht mühelos folge. Die Gegenrichtung erschien mir wesentlich schlimmer, und ich wüsste gerne, wie der andere Trupp es geschafft hat. Oder ob.
Genug Abenteuer für heute. Ich erreiche mein nächstes Ziel, das Städtchen Turrialba, mache noch einen kleinen Stadtrundgang und niste mich dann im angenehmen Wagelia Hotel ein.