Costa Rica Update 05 – Orosi & Offroad

Ich verabschiede mich von der Posada Nena und lasse mich von Google Maps auf dem Handy leiten. Dabei stelle ich schnell fest, dass meine Freude über den USB-Ausgang in der Mittelkonsole verfrüht war, denn der dient nur als Eingang fürs Radio und taugt nicht, um das Handy während der Fahrt aufzuladen (ich habe dann aber zwei Tage später in einem Handy-Laden in Turrialba für ca. 5 Euro einen funktionierenden Adapter ähnlich diesem hier für die Öffnung des Zigarettenanzünders gekriegt). Ist ja klar: Die Autovermieter wollen ihre Navigationssysteme an den Mann bringen. Die sind womöglich besser als Google, aber 11 Euro pro Tag finde ich völlig überteuert.

Bereits die Auffahrt zur Autobahn ist dermaßen voller Schlaglöcher, dass ich schon jetzt für meinen Allrad mit etwas mehr Bodenfreiheit dankbar bin. Es geht durchs Valle Central nahe Cartago vorbei, dessen Kirche ich auf einer früheren Reise besucht habe. Es ist Sonntag, und überall sehe ich Radfahrer. Teilweise gibt es an den langen Steigungen auch Proviantstationen – ein Service für alle, die hier gegen kleines Geld einen Snack oder kalte Getränke möchten. Am Orosi-Ausblick halte ich an und nehme mir viel Zeit, um die Aussicht auf dieses wunderschöne Tal mit den orange blühenden Korallenbäumen zu genießen, und die Atmosphäre einzusaugen. Nachdem ich noch einige Radfahrer angefeuert habe, geht es weiter ins hübsche Orosi, ein angenehmes Städtchen, wo ich früher bereits einmal Station gemacht habe. Hier steht unter anderem die älteste noch genutzte Kirche des Landes (1741). Natürlich wurden schon früher welche erbaut, aber viele sind dem großen Erdbeben von 1910 zum Opfer gefallen.

Da ich den Tapanti-Nationalpark (hier die offizielle Seite) auf der Liste habe, fahre ich weiter. Eine Stichstraße führt über einen Fluß, in dem viele Ticos baden oder ein Picknick einnehmen – eine Szene, die man hier häufig sieht. Wie häufig an solchen Stellen hat sich einer eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Securidad“ aufgesetzt, und nimmt ein kleines Trinkgeld dafür, auf die Autos aufzupassen.

Bis zum Besucherzentrum sind es nochmal 5 Kilometer Schotterpiste, allerdings will man dort eine elektronische Reservierung sehen. Das ist ziemlich blöd, da es in diesem Eck am Fuße des Berges keinen Empfang hat. Also fahre ich zurück und versuche erfolglos, dies in einem der kleineren benachbarten Orte zu erledigen. Mann! Den ersten Tag auf der Straße und gleich so ein Flopp!

Ziemlich verärgert ob des Zeitverlustes fahre ich wieder am Nationalpark vorbei und folge (das hatte ich schon zuhause so geplant), einem kleinen Sträßchen zu einem angeblich 14 Kilometer entfernten Hotspot für Vögel. Das Sträßchen ist auf der Karte 3-stellig, also offiziell, und wenn Google Maps mir diese Route vorschlägt, dann kann ja eigentlich nichts schiefgehen – oder?

Es geht stetig bergauf, und die Straße wird allmählich schlechter, aber noch kein Grund zur Beunruhigung. Die kommt erst, als ich knapp hinter dem höchsten Punkt von einem Tico, der sich eben noch in seiner Gartenliege aalte, darauf hingewiesen werden, dass die Straße voraus eine „via muy mala“ sei, und ob ich nicht lieber bei ihm übernachten wolle.

Will ich nicht – und fahre ahnungslos dem Abenteuer entgegen. Die Straße ist nämlich richtig schlecht, richtig schmal, und richtig steil. Noch dazu mal schön schlammig, so dass der Wagen ins Rutschen gerät und sich bedrohlich zur Seite neigt, dann wieder mit derart großen Felsblöcken garniert, dass ich mehrmals aufsetze und beim ´drüberziehen nur noch hoffen kann, den Auspuff nicht zu verlieren. 

Dann ein weiteres Fahrzeug vor mir, und davor – man glaubt es nicht – ca. 10 Ticos aus 2 Familien in einem Kleinbus, die bei der Überquerung eines Baches stecken geblieben sind. Gemeinsam versuchen wir, schiebend und an einem Abschleppseil ziehend, den Karren über den kritischen Punkt zu bringen. Wir werfen Steine auf den Weg, um die Löcher zu füllen, und schieben sie unter die Reifen, damit die nicht länger durchdrehen. Doch alle Mühe ist vergebens. Nun kommen uns auch noch drei ernsthafte Geländewagen entgegen: Allesamt breit und hoch genug für diese Strecke, außerdem bepackt mit Äxten, Leitern und anderem Zubehör, das man für solche Ausflüge offenbar dabei haben sollte.

Sie erklären dem Busfahrer, dass die Strecke voraus noch viel schlimmer wird, und ich sehe mich schon hier übernachten oder zum nächsten Dorf laufen und kleinlaut um Hilfe bitten. Der Bus dreht um, und fährt den drei hinterher, während der Kollege vor mir sich durchkämpft und ich ihm nun recht mühelos folge. Die Gegenrichtung erschien mir wesentlich schlimmer, und ich wüsste gerne, wie der andere Trupp es geschafft hat. Oder ob.

Genug Abenteuer für heute. Ich erreiche mein nächstes Ziel, das Städtchen Turrialba, mache noch einen kleinen Stadtrundgang und niste mich dann im angenehmen Wagelia Hotel ein.

Fortsetzung …

Seelbach

Vorgestern war ich wieder mal in diesem schönen Ort (per Rennrad), für den ich gerne ein wenig Reklame mache: Seelbach liegt im Schuttertal und gehört zur Ortenau in Baden. Es hat knapp 5000 Einwohner und ist als Luftkurort anerkannt. Am Ortsrand fließt die Schutter durch, und auf einem Hügel thront in östlicher Richtung die Burgruine Hohengeroldseck. Erwähnt wurde Seelbach erstmal 1179, damals als Besitz des Klosters St. Georgen.

Landschaft bei Seelbach am Westrand des Schwarzwaldes

Essen kann man in Seelbach im Bären mit badischer Küche und großen Portionen – zumindest bei Google ist es das beliebteste Restaurant im Ort. Auch der günstige Italiener Belmondo scheint empfehlenswert. Einer von mehreren Gasthöfen, der sich Deutschlands ältester nennt, liegt in Richtung Biberach an der Bundesstraße auf der Passhöhe. Allerdings ist die Herberge zum Löwen, die seit 1231 belegt war, aktuell geschlossen.  Geöffnet ist dagegen trotz Corona das Freizeitbad in Seelbach. Vor allem lohnt sich ein Besuch aber für Mountainbiker, Rennradfahrer und Wanderer.

So liegt Seelbach an der 4. und letzten Etappe des Schwarzwald-Querweges von Rottweil nach Lahr. In östlicher Richtung trifft sich dieser Weg auf 500 Metern Höhe am Sodhof mit dem Kandel-Höhenweg. Um 1900 war der Sodhof noch ein Sudhaus, zu dem der Gerstensaft mit Pferdegespannen angeliefert wurde. Heute ist es eine beliebte Gartenwirtschaft (Montag und Dienstag geschlossen).

In der Radkarte für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, die unter dem Titel „Sagen und Mythen der Ortenau“ 30 magische E-Bike- und Tourenradstrecken verspricht, starten und enden gleich 3 dieser Touren in Seelbach, jeweils an der Sporthalle:

    • die 46,5 Kilometer lange „Geroldseck-Tour“ wird gerade noch als leicht eingestuft. Sie führt über Lahr am Rande des nördlichen Zipfels des „Vorgebirges“ entlang, dann über Gengenbach und Biberach nach länglichem Anstieg unter die Burgruine Geroldseck, die der Tour ihren Namen gab, und zu der man einen Abstecher machen sollte. Zurück auf der Passhöhe am Denkmal auf der Alten Landstraße bergab hat man zurück in Seelbach 315 Meter Gesamtanstieg geschafft.
    • die 31 Kilometer lange „Silbererz-Tour“ ist schon etwas schieriger, denn sie hat 420 Höhenmeter. Sie führt zunächst auf die Passhöhe nach Schönberg, ins Kinzigtal nach Biberach und von Steinach wieder bergauf bis zum Langbrunnenpass, von wo man abwärts durch das Schuttertal zurück nach Seelbach gelangt.
    • Die „Grüselhorn-Tour“ mit ihren 47 Kilometern Länge und 560 Höhenmetern ist mittelschwierig. Der Anstieg ist zum größten teil auf den 12 Kilometern zu bewältigen und führt das Schuttertal hinauf. Dann biegt man ab in Richtung Ettenheim um kurz davor in nördlicher Richtung nach Schmieheim zu fahren, wo sich eine Rast in der Brauerei anbietet. Weiter geht´s am Waldrand entlang über Kippenheim, Sulz und schießlich ab Lahr entlang der Schutter stromauf zurück zum Ausgangspunkt.