Bilder verwalten – so geht das

Zurück aus dem Urlaub will ich diesmal einiges besser machen als sonst. Insbesondere habe ich mir vorgenommen, meine Bilder nicht einfach auf die Festplatte zu kopieren, wo sie dann keiner mehr findet und wo sie solange ´rumliegen, bis sich niemand mehr dafür interessiert und sie aus Versehen gelöscht werden. Auf die Schweden-Bilder werden unsere Freunde also noch ein paar Tage warten müssen, dafür beglücke ich alle Interessierten mit dieser Gebrauchsanleitung. In sieben Schritten soll sie euch helfen, Zeit zu sparen und eure digitalen Urlaubserinnerungen optimal zu verwalten.

1. Für die Vorsichtigen: Schon unterwegs vom Speicherchip der Kamera die Bilder gelegentlich auf den Laptop kopieren oder auf einem Speicherplatz im Internet wie z.B. die Dropbox. Dazu muss man natürlich entweder einen Laptop mit auf die Reise nehmen oder ab und zu ins Internet-Café bzw. an einen W-LAN Hotspot, um die Dateien hochzuspielen. Ersteres kostet Gewicht, letzteres vor allem Zeit. Erfahrungsgemäß bringen wir zu zweit aus 14 Tagen Urlaub ca. 1500 digitale Fotos mit, was etwa 6 Gigabyte entspricht.

Die ganz Vorsichtigen machen nach jedem der folgenden Schritte eine neue Sicherheitskopie aller (verbleibenden) Dateien. Ich tue dies nicht, denn das frisst einen Haufen Speicherplatz bzw. DVDs, und es kostet auch extra Zeit. Mein Windows 7 läuft auf einem gewöhnlichen Aldi-Rechner stabil genug, um auf diese Vorsichtsmaßnahme zu verzichten – trotzdem folgt ihr meinem Beispiel natürlich auf eigenes Risiko.

2. Wer es nicht schon auf der Kamera gemacht hat sollte daheim an einem größeren Bildschirm alle Fotos mit einem Dateibetrachter oder dem Explorer schnell durchsehen und den Ausschuss sofort löschen.

3.  Überprüfen, ob das Datum der Dateien stimmt. Oftmals vergisst man nämlich diese Einstellung zu korrigieren, wenn man in eine andere Zeitzone reist. Oder man hat übersehen, dass von Winter- auf Sommerzeit umgestellt wurde. Oder beim Austausch der Kamera-Batterie wurde alles zurück gestellt auf den 1.1.2010 usw. Falls nötig, das Datum bei allen betroffenen Bildern auf einen Rutsch korrigieren. Ich mache das mit dem Zahlprogramm IMatch von Photools, indem ich direkt die EXIF-Daten überschreibe und diese dann auch noch in die IPTC-Daten kopiere. Das Programm ist allerdings in englisch und mit seinen Bazillionen von Funktionen eher ´was für Fortgeschrittene. Viele andere Bildbearbeitungsprogramme und Bildverwaltungsprogramme haben die Funktion der reihenweisen Datumskorrektur aber ebenfalls, zum Beispiel das sehr gelungene Picasa von Google. Zur Not geht es angeblich auch mit der Windows Live Fotogalerie, die beim Betriebssystem Windows 7 mit enthalten ist (Anleitung von Microsoft hier).

4. An diesem Punkt sollte man den Dateien sinnvolle Namen geben, sodass sie auch mit der einfachen Windows-Suche wieder leicht zu finden sind. Völlig nutzlos sind dabei natürlich Dateinamen wie „P1030733.JPG“, „P1030734.JPG“, „P1030735.JPG“ wie sie Digitalkameras automatisch erzeugen. Mehr Sinn macht ein Format wie „Schweden – 001“, „Schweden – 002“, „Schweden 003“.

Spätestens an dieser Stelle möchte ich das Programm IrfanView empfehlen, das für Hobbyfotografen wie unsereins kostenlos zu haben ist unter http://www.irfanview.de/ (rechts oben auf „deutsche Version“ klicken und samt deutschsprachiger Hilfe ´runterladen). Damit klappt die Umbenennung ganz leicht: Erst unter „Optionen“ unter „sortiere Dateien“ im ausgewählten Verzeichnis nach Datum aufsteigend sortieren. Dann unter Datei/Batch-Konvertierung/Batch-Umbenennen den Bildern sinnvolle Namen geben. Wenn ihr diese nun noch in ein Verzeichnis wie „Urlaub/2011“ kopiert, habt ihr schon einen großen Schritt in Richtung einer ordentlichen Bildersammlung getan.

IrfanView kann übrigens noch sehr viel mehr als nur Bilder umbenennen und es ist – wenn man sich ein wenig eingearbeitet hat – immer noch eine gute Alternative zu Picasa. Wem allerdings das Umbenennen mit IrfanView zu kompliziert ist und oder wer nur diese eine Funktion braucht, ist mit dem Ant Renamer womöglich besser beraten.

Mir erscheint es sinnvoll an dieser Stelle eine Sicherungskopie der Foto-Dateien auf DVD und/oder eine externe Festpatte zu machen. Wer es gerne einfach hat, kann hier einen Schlussstrich ziehen und die Lektüre dieses Beitrags beenden. Wer weitermachen will hat hiermit nicht nur eine gute Versicherung, wenn bei der späteren Bildbearbeitung etwas schief gehen sollte, er kann diese Bilder auch leicht weiterreichen und z.B. seinen Freunden unter den Weihnachtsbaum legen, sodass diese die Bilder nach eigenen Vorstellungen ausmisten, bearbeiten oder katalogisieren können.

Angesichts der Fortschritte bei der Software zur Bildbearbeitung und –Verwaltung könnte ich mir vorstellen, dass viele Schritte, die in den weiteren Punkten dieser Gebrauchsanleitung beschrieben werden, schon in wenigen Jahren überflüssig sein könnten. Etwa dann, wenn wirklich intelligente Programme mit hoher Zuverlässigkeit erkennen, was man da eigentlich fotografiert hat und ohne fremdes Zutun die Bilder katalogisieren.

5. Nicht jeder wird diesen Punkt für nötig halten, dennoch empfehle ich auch noch in die Dateien hinein zu schreiben, wer die Bilder aufgenommen hat. Dass ihr die Rechte an den Bildern habt, wird z.B. durch einen Copyright-Vermerk wie „Copyright © 2011 Michel Mustermann“ klar gestellt. Den schreibe ich wiederum mit dem Programm IMatch standardmäßig in alle meine digitalen Fotodateien hinein, und zwar bei den IPTC-Daten, wo hierfür ein eigenes Feld vorgesehen ist.

Übrigens kann man seinen Namen auch direkt ins Bild hinein schreiben, sodass er zum Beispiel am rechten unteren Rand für jeden sofort sichtbar wird (so geht´s mit IrfanView). Ich bevorzuge allerdings die erste Variante und schreibe meinen Namen nur dann noch zusätzlich in die Kopien von Bildern, wenn ich diese Internet veröffentlichen will und von  einer großen „Klau-Gefahr“ ausgehen muss.

6. Jetzt geht´s ans Eingemachte. Soll heißen, dass ich mit derzeit etwa 30000 Bildern auf meiner Festplatte (darunter eingescannte Dias und Fotos aus Familienalben, die bald 100 Jahre zurück reichen) ständig gegen das Chaos ankämpfen muss. Es lockt mich auch die Vorstellung, auf Knopfdruck jedem meiner Bekannten eine Zusammenstellung seiner Porträts anfertigen zu können oder den Computer beispielsweise alle Bilder mit Brücken, Leuchttürmen oder Vögeln ausspucken zu lassen. Nochmals hier die Warnung: Dieser Versuch, Ordnung zu schaffen, kann leicht zum Fass ohne Boden werden. Besser ist es allemal – ihr sucht einen gelangweilten Onkel oder einen 1-Euro-Jobber, der euch diese Arbeit abnimmt.

Keinen gefunden? Dann also los mit der Katalogisierung. Nein halt. „Erst grübeln, dann dübeln“, habe ich gelernt. Soll heißen, dass ihr euch VORHER einen Plan machen sollt, welche Art von Ordnung für EUCH sinnvoll ist. Bei mir gibt es zum Beispiel Personen, Orte, Tiere & Pflanzen, Wissenschaft & Technik. Als Unterkategorien dann Familie, Freunde, Bekannte bzw. Europa, Schweden, Stockholm. Andere knipsen lieber Schlösser, Burgen und Kirchen oder Mopeds oder Musiker. Macht euch ´ne Liste und verästelt die Kategorien (manchmal „Tags“ genannt) so weit, wie es sinnvoll erscheint. Am Ende sollte eine Bildersammlung stehen, in der vor allem ihr selbst findet, wonach ihr sucht. Wenn auch noch eure Enkel in 50 Jahren euer System durchblicken seid ihr richtig gut – aber wetten würde ich darauf nicht.

Die Software, die euch einen Teil der Arbeit abnimmt, ist ständig im Wandel ist und die Geschmäcker sind ebenso verschieden wie die Vorkenntnisse. Daher ist meine Empfehlung auch mit Vorsicht zu genießen: Aktuell erscheint mir Picasa von Google ein gelungener Kompromiss zwischen Leistungsfähigkeit und leichter Bedienung – noch dazu ist es kostenlos. Zum Kaufen gibt´s zum Beispiel Lightroom, Photoshop Elements und ACDSee.

Ein Fallstrick bei der Auswahl ist die Tendenz der Firmen, jeweils eigene Systeme anzubieten, die sich später als nicht kompatibel erweisen. Soll heißen, dass euch zum Beispiel das Programm A verlockend erscheint und ihr nach ein paar Hundert Stunden Arbeit feststellt, dass mittlerweile Programm B viel besser ist. Dumm nur, dass ihr all eure Informationen nicht mitnehmen könnt und nun vor der Wahl steht, mit einem veralteten Programm zu arbeiten oder einen riesigen Haufen Informationen neu eingeben zu müssen. Dies ist auch der Grund, warum ich (vorerst) bei IMatch bleibe: Hier werden meine Daten nämlich so abgespeichert, dass ich sie hinterher auch wieder ´rausholen kann. Hoffentlich.

Ein Tipp zum Abschluss dieses Abschnitts: In den Kategorien oder Tags solltet ihr auch eine Bewertung eurer Bilder vorsehen. Ob A,B,C oder einen bis fünf Sterne ist wurscht. Hauptsache, ihr habt einen Filter, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Eure Zuschauer werden es Euch danken. Nichts ist ätzender, als sämtliche 4000 Bilder anschauen zu müssen, die Onkel Karl binnen 7 Tagen auf Mallorca geknipst hat – nur weil er die 100 besten einfach nicht finden kann.

7. Es ist Zeit für eine weitere Sicherungskopie, denn mit jeder Stunde Arbeit werden eure Bilder wertvoller. Jetzt also die Sicherung mit all den Stichworten. Bitte sorgt dafür, dass auch in zehn Jahren das Programm noch auffindbar ist, mit dem ihr diese Stichworte eingepflegt habt.

Steht ihr so wie ich auf GPS-Daten? Wollt genau wissen, welches Bild wo aufgenommen wurde? Dann empfiehlt sich eine Kamera, die das für euch schon vor Ort erledigt. Beispielsweise die Lumix TZ 10 von Panasonic, die ich mit ihren Tücken und Tugenden bereits in einem früheren Beitrag beschrieben habe. Ansonsten gibt es Helferlein von Google, den Geosetter, Locr und andere Produkte, auf die ich ein andermal eingehen werde.

Und natürlich kann man noch beliebig viel Zeit damit verlieren, seine Bilder zu bearbeiten: Weg mit den roten Augen, die dunklen Stellen aufhellen, den Ex-Freund ausradieren oder auch nur die Staubkörnchen, die unmittelbar vor dem Einscannen auf unsere Dias herab gerieselt sind. All das wäre einen eigenen Beitrag wert – und vielleicht schaffe ich auch den einmal in ferner Zukunft. In der Zwischenzeit könnt ihr aber gerne schon mal loslegen und eure Erfahrungen hier hinterlassen. Falls die Sache in die Hose geht und ihr feststellen solltet, dass die Bilder vorher eigentlich doch besser waren, habt ihr ja immer noch die letzte Sicherheitskopie – gelle?

Ichenheim – Mein neues Leben im Ried

Ich habe es getan: Der nunmehr zehnte Umzug meines Lebens liegt (größtenteils) hinter mir und mit der Ummeldung bin ich seit dem 1. Januar 2011 nun auch offiziell ein Ichenheimer. Inspiriert von zweien meiner Lieblingsbücher und voller guter Vorsätze habe ich beschlossen, diese Herausforderung anzunehmen, die Kunst des Reisens auch in der neuen Heimat zu praktizieren und von der Schönheit des Guten zu berichten – auch wenn es mich ganz schön nervt, dass ich hier Internet-mäßig offenbar am A…… der Welt gelandet bin.

Ichenheim ist der bislang kleinste Ort, an dem ich gelebt habe und der erste, der in meinem Lieblingslexikon Encyclopedia Britannica nicht erwähnt wird „Sorry, we were unable to find an exact match“). Nein, ich habe nicht Hildesheim gemeint und auch nicht Rüdesheim!

Selbst die Wikipedia befindet meine neue Heimat offenbar nicht würdig für einen eigenen Eintrag. Und wer jetzt schon ´mal in seinen großen Weltaltlas zu suchen beginnt, wird wahrscheinlich ebenfalls nicht fündig – es sei denn, das Teil ist mindestens 37 Jahre alt. Das liegt nicht etwa daran, dass Ichenheim eine Geisterstadt wäre. Vielmehr wurde der Ort am 1. Januar 1973 ein Opfer der baden-württembergischen Gemeindereform. Zusammen mit Altenheim, Dundenheim, Müllen und Schutterzell wurde Ichenheim an diesem Tag zum Ortsteil der Großgemeinde Neuried degradiert – und verschwand damit von zahlreichen Landkarten. Dies ist auch der Grund, warum mich mit dem Navi, dem Tripadvisor oder -zig anderen nützlichen Einrichtungen keiner findet: Wer „Ichenheim“ statt „Neuried“ eingibt bekommt lediglich eine Fehlermeldung.

Schade eigentlich, denn auch wenn Ichenheim mit seinen aktuell 2870 Einwohnern nicht gerade der Nabel der Welt ist, so gibt es „im Ried“ doch einiges zu entdecken. Früher wurde hier vorwiegend Tabak für Roth-Händle & Co angebaut und noch immer ist Neuried eine der größten Tabakanbaugemeinden Deutschlands. Weil aber heute kaum einer mehr ungestraft rauchen darf und weil sogar die EU ihre Subventionen für das tödliche Kraut nach jahrelangem Gezeter auslaufen lies, haben die hiesigen Bauern flexibel reagiert. Jetzt versperren sie uns im Sommer mit Maisfeldern die Sicht, die das Rohmaterial für ökologisch völlig unsinnigen Biosprit liefern und die natürlich ebenfalls subventioniert werden. Grummel. Und nun zurück zum Thema – Michel!

Gleich hinter den Maisfeldern liegt im Westen der Rhein mit seinen stillen Altwassern und Seegraswiesen, umgeben von oft dichtem Unterholz und bewohnt von zahlreichen Vogelarten. Pflanzenfreunde dürfen sich an allerlei Sumpfgewächsen und den gelegentlichen Orchideen freuen und auf den vielen Streuobstwiesen könnte man das halbe Jahr über Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Mirabellen klauen – wenn das nicht verboten wäre und wenn nicht all die feinen Früchtchen für das Obstwasser gebraucht würden. Diese Landschaft ist dem 20 Kilometer entfernten Taubergießen recht ähnlich, wenn auch weitaus weniger Besucher hierher finden.

Am schönsten erlebt man den Altrhein mit dem Kanu, das Eingeweihte z.B. in der Rheinstraße in Ottenheim ins Wasser lassen. Von dort dümpelt man dann gemütlich westlich an Meißenheim vorbei, um nach einer Rast am Ichenheimer Anglerheim mit ein oder zwei kurzen Umtragungen weiter zu paddeln hinter Altenheim vorbei bis knapp südlich der dortigen Rheinbrücke (eine genauere Beschreibung gibt es z.B. bei Kanu-Wolf unter „Ottenheimer“).

Erfrischung ohne Kanu bieten nahe gelegene Baggerseen, wie z.B. der bei Tauchern sehr beliebte Matschelsee an der B36 in Richtung Lahr oder der Blattsee, die allerdings beide in Privatbesitz sind und deren Zugänglichkeit daher schwankt.

Verhungern muss in Ichenheim auch keiner. Gut geschmeckt hat es mir im vorwiegend vegetarisch orientierten Löwen (Hauptstr. 40), der allerdings nur an Mittwochabenden regelmäßig geöffnet hat(!). Schräg gegenüber gibt es den nur Montags geschlossenen Schwanen, der auf seiner langen Speisekarte ökologisch korrekt vorwiegend regionale Gerichte aus einheimischen Zutaten anpreist, und zwischen Löwen und Schwanen liegt der Prinzen, wo ich trotz Fastnachtstrubel auch schon ein ordentliches Schnitzel gekriegt habe.

Da wir nun schon mal in Downtown Ichenheim sind, will ich auch die katholische Kirche erwähnen, die 1822 von Hans Voss im Weinbrenner-Stil erbaut wurde. Heute wird die Kultur nicht nur von dem Verein „Läwe im Lewe“ gepflegt, sondern es gibt hier wie auch in den benachbarten Ortschaften eine sehr lebendige und m.E. unterschätzte Künstlergemeinde (z.B. die Malerin Ellen Vetter, Birgitt Fischer aus Altenheim oder mein Nachbar Jürgen Rudolf).

 

Weitere Informationen:

PC-Upgrade, Teil 4: Das Happy-End

Es ist Aschermitwoch. Draußen der Himmel wolkenverhangen (oder Wolken verhangen?). Na jedenfalls so´n Grau-in-Grau-Tag, genau richtig um ihn im Bett zu verbringen. Aber da ich nun schon mal wach bin, starte ich den neuen Rechner und beschließe, Euch den Rest von der Geschichte mit dem Upgrade zu erzählen. Wer die ersten drei Teile nachlesen will, findet sie übrigens hier:

Das habe ich aber alles schon hinter mir, meine letzten noch fehlenden Dateien inzwischen ebenfalls zusammen geklaubt und auf den neuen Aldi-PC Medion Akoya E4360 D überspielt, der auch als MD 8338 verkauft wurde. Der startet übrigens bei mir in ganz schön flotten 1:15 hoch. Dabei arbeitet das Teil völlig geräuschlos (jedenfalls mit meinen Ohren ist praktisch nichts zu hören). Ebenfalls bemerkenswert in Zeiten der Krise, wo sparen angesagt ist: Dieser Aldi-PC verbraucht im Desktop-Betrieb lediglich 53 Watt, und damit weniger als die gute alte Glühbirne, die über meinem Schädel baumelt.

Die meisten der mitgelieferten Programme habe ich bisher links liegen lassen und statt dessen meine eigenen Favoriten installiert – sie laufen durchwegs zufrieden stellend. Und damit ich sie nicht jeden Morgen einzeln per Hand starten muss, habe ich im Autostart-Ordner die entsprechenden Verweise angelegt. Mit dem Einschalten lädt der Rechner bei mir nun automatisch nicht nur den Firefox-Browser und öffnet darin fünf Fenster. Aufgerufen wird gleichzeitig auch das Büroprogramm Open Office mit drei Dokumenten, Outlook 2007, das ich als E-Mail-Programm und Organizer benutze, sowie das Tweetdeck, ein Programm, das mich komfortabel darüber informiert, was meine Freunde auf Facebook so treiben oder auf Twitter so twittern. In Outlook habe ich übrigens noch ein Zusatzprogramm eingeklinkt, das InfoDeskPhone, welches wiederum den entsprechenden Kontakt aus dem Adressbuch öffnet, falls mich jemand anrufen sollte. Dafür war es wiederum in meinem Fall erforderlich, einen kostenlosen Treiber zu installieren, der „TAPI Services for FRITZ!Box“ heißt und der natürlich nur demjenigen etwas nützt, der 1. Microsoft Outlook besitzt und der 2. seine Telefonate über eine FritzBox abwickelt. Mehr zu diesem Schnickschnack erzähle ich Euch demnächst in einer ganzen Reihe von Erfahrungsberichten über die optimale Software für den Aldi-PC Medion Akoya E4360 D alias MD 8338, aber auch für andere PCs mit vergleichbarer Ausstattung und dem Betriebssystem Windows 7.

Mit der obigen Aufzählung ist die Liste der Programme, die bei mir gleichzeitig laufen, noch keineswegs komplett. So startet standardmäßig auch noch Skype und das ControlCenter3, welches die Schnittstelle darstellt zu meinem Multifunktionsgerät Brother MFC-7320. Natürlich läuft im Hintergrund auch ein Sicherheitsprogramm – ich habe mich entschieden, das mitgelieferte Bullguard ´rauszuschmeißen und durch die Kaspersky Security Suite zu ersetzen, die praktisch jeder Ausgabe der Computerbild kostenlos beiliegt. Zusätzlich überwacht das Startcenter meiner AVM Fritz!Box WLAN 7240 die Zugriffe vom und auf das Internet. Selbst wenn ich noch den Zufallsgenerator von iTunes diverse Songs aus meiner Musiksammlung vorspielen lasse, läuft all das ohne die geringsten Probleme. Es flutscht und funzt geradezu, obwohl der Taskmanager mit 75 Prozessen gleichzeitig jongliert. Zwischenzeitlich hatte ich auch noch die (nicht mehr verfügbare) Google Desktop Sidebar installiert, um dabei sehen zu können, wie sehr meine Sammlung gleichzeitig laufender Programme und Prozesse die CPU auslastet: Es sind in aller Regel weniger als zehn Prozent. Bei meinen sechs Jahre alten Aldi-PC  Titanium 8080XL (mit selbst auf 1,5 Gig erweitertem Arbeitsspeicher) war das ganz anders. Dort haben die gleichen Programme die CPU den Großteil der Zeit zu 100 Prozent ausgelastet, was nicht nur meine Geduld strapaziert, sondern auch meine Arbeitsleistung merklich gedrosselt hat. Nun ja, das war ja auch letzlich der Grund, warum ein Neuer her musste.

Eine Warnung für Gamer (zu deutsch: Spieler): Ob der Medion Akoya E4360 D (MD 8338) für Euch geeignet ist, habe ich nicht ausgetestet, und die Meinungen dazu gehen auseinander. Während beispielsweise die PC-Welt in ihrem Test einen angeblichen Schwindel mit der Grafikkarte zum Hauptthema macht und von einer „Mogelpackung“ spricht, kam die Computerbild in ihrem Test nicht nur zu dem Fazit: das Gerät „bietet beim Arbeiten und bei der Bild-, Video und Tobbearbeitung ein hohes Tempo“. Vielmehr urteilte lobte die von mir hoch geschätzte Zeitschrift auch: „Die eingebaute Nvidia-GT330-Grafikkarte sorgt auch beim Spielen für richtig Dampf“ und weiter: „So macht das Zocken … richtig Spaß.“ Wie dem auch sei, so habe ich bisher (abgesehen von den Schwierigkeiten beim Formatieren und Partitionieren der Festplatte) wenig zu meckern.

Bei meinen Ansprüchen und vor allem bei den ständig steigenden Ansprüchen neuer Software und Betriebssysteme scheint ca. alle vier Jahre ein neuer Rechner fällig zu sein, und die bisherigen Umzüge haben jeweils etwa eine Woche meiner Zeit gefressen. Nach meiner Erfahrung läßt sich das Upgrade-Intervall auch um ein oder zwei Jahre verlängern. Aber dann sollte man dem alten PC mindestens mehr Arbeitsspeicher spendieren, braucht eventuell auch eine zusätzliche Festplatte und irgendwann sieht man sich trotz aller Wartungs- und Tuning-Software angesichts fortschreitender Versumpfung der Registry gezwungen, das ganze System platt zu machen und neu aufzusetzen. Das war bei mir im Schnitt alle drei Jahre fällig, kostet ebenfalls eine Woche Zeit und hat das Problem bestenfalls abgeschwächt, aber niemals ganz gelöst. Meine bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Aldi-PC sind überwiegend positiv und der Umzug ging schneller als gedacht. Menschen, die am Computer arbeiten müssen, würde ich ohnehin empfehlen, alle drei bis vier Jahre eine neue Kiste anzuschaffen und diese hier (vermutlich schon längst ausverkauft?) wäre nicht die schlechteste gewesen.

Was mir noch aufgefallen ist in den ersten Tagen mit meinen neuen Aldi-PC, den Medion Akoya E4360 D (MD 8338) betrifft weniger die Hardware als das Betriebssystem Windows 7: Der Computer findet mein Netz, allerdings ist das Verhalten etwas sonderbar: Manchmal logt der Rechner sich über die Kabel-Verbindung ein, und manchmal drahtlos. Wie ich ihm vorschreiben kann, entweder die eine oder die andere Zugangsart als Standard zu akzeptieren, habe ich noch nicht heraus gefunden. Andere User scheint dies ebenfalls zu fuchsen, wie ich aus den Suchanfragen entnehmen kann. Mit Windows 7 bin ich ansonsten aber sehr zufrieden. Es ist definitiv besser als XP, was man von Vista ja nicht gerade sagen konnte.

Die integrierte Suchfunktion ist wesentlich schneller geworden, auch wenn die Darstellung der gefundenen Dateien noch zu wünschen übrig läßt und längst nicht alle Informationen ausgelesen werden, die ich zum Beispiel in meine Bilddateien eingepflegt habe. Über Alternativen wie die im Google Desktop enthaltene Suche oder Copernic Desktop Search werde ich hier berichten, sobald ich diese Päckchen in der neuen Umgebung durchgetestet habe. Das Umschalten zwischen verschiedenen, gleichzeitig geöffneten Programmen mit Hilfe der Taskleiste ist wesentlich komfortabler geworden. Apple-Freunde werden wohl zu recht sagen: „Das ist alles nur geklaut“, aber ich freue mich trotzdem über die Zeitersparnis und wenn Microsoft mal etwas ordentlich macht, sollte man die ruhig auch dafür loben. Ein Blick in die Systemsteuerung listet aktuell 68 installierte Programme und wie die meisten ernsthaften Anwender probiere auch ich häufiger neue Software aus, die dann bei Nichtgefallen schnell wieder deinstalliert wird. Dass hierbei nach noch nicht einmal zwei Wochen ganz offensichtlich noch die Reste von mindestens zwei Programmen zu sehen sind, ärgert mich und sagt mir, dass (natürlich) auch Windows 7 nicht sauber programmiert ist.

Damit will ich meinen Vierteiler zum „Abenteur Upgrade“ beschließen . Das Fazit zum Aldi-PC Medion Akoya E4360 D fällt jedenfalls überwiegend positiv aus. Auf dem neuen Arbeitsgerät habe ich zwar nicht alles so einrichten können, wie ich wollte, doch insgesamt läuft alles Bestens. Innerhalb von 13 Tagen ist der Rechner kein einziges Mal abgeschmiert, nicht einmal einzelne Programme haben sich aufgehängt und zu keinem Zeitpunkt musste ich länger als ein paar Sekunden warten, bis der PC seine Aufgaben verrichtet hatte. Selbst diese Sekunden ließen sich noch nutzen, indem man einfach in einem anderen Programm weiter arbeitet. An die 20 Stunden habe ich investiert, um soweit zu kommen. Gleichzeitig beginne ich bereits, schneller und produktiver zu arbeiten. Das war es es, was ich wollte und somit wird sich die Investition von 499 Euro und 20 Stunden Arbeit sicher binnen weniger Monate bezahlt machen.

Abenteuer Upgrade: Datenschaukelei mit Easy Transfer

So ein Computerkauf ist ein ergiebiges Thema. Dies gilt vor allem für fortgeschrittene Anwender, die nicht gerade ihren ersten PC kaufen und die vom Vorgänger jede Menge Daten, Programme und Einstellungen mit umziehen wollen. Solche Leute sind die Zielgruppe meines mehrteiligen Erfahrungsberichtes zum neuen Aldi-PC, dem Medion Akoya E4360 D (auch MD 8338 genannt). Womöglich hätte ich ganz ähnliche Dinge erlebt und mich mit den gleichen Problemen herum schlagen müssen, wenn ich meinen neuen Rechner beim Media Markt, bei Lidl, Penny oder sonstwo gekauft hätte. Aber ich bin nun ´mal ein bekennender Aldi-Fan und Freund der freien Marktwirtschaft und ich glaube, dass die Gründer Karl und Theo Albrecht mit ihrer Ladenkette mehr getan haben zur Bekämpfung der Armut, als die Bundesregierungen der  letzten 20 Jahre. Doch lassen wir das mit der Polit-Provokation für heute. Hier geht es wieder einmal nur um Computer und wen das nicht interessiert, der soll doch bitte in den nächsten Tagen erneut vorbei schauen, wenn ich mich wieder des Lebens praller Fülle zuwende.

Aaaallso: In Teil 1 meines Berichtes hatte ich die Ausgangssituation beschrieben, einen Testbericht zum neuen Rechner referiert, und die Vorarbeiten mit der Datensicherung am alten Rechner beschrieben. In Teil 2 ging es um den Frust beim Formatieren der Festplatte. Die wollte ich nach meinen eigenen Vorstellungen aufteilen, bin aber daran gescheitert. So habe ich mich damit zufrieden gegeben auf dem Laufwerk C einfach ein paar neue Ordner anzulegen, die mehr oder weniger die Verzeichnisstruktur meines alten Rechners widerspiegeln).

Ich will drahtlos, Windows 7 will Kabel

In diesem, dem dritten Teil der Serie geht´s um ein Problem mit dem drahtlosen Netzwerk, um das Einrichten eines ordentlichen Browsers, nämlich Firefox, und hauptsächlich um das Programm Windows-Easy Transfer, das Teil des Betriebssystems Windows 7 ist. In Teil 2 hatte ich mich ja bereits darüber beschwert, dass dieses Werkzeug 1. nur schwer zu finden war und dass 2. der Datentransfer – zumindest übers Netzwerk – bei mir nicht funktioniert hat. Aber irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen, vor allem bei so einem Computer. Soll heißen, dass an dem fehlgeschlagenen Datentransfer via Netzwerk nicht unbedingt Windows-Easy Transfer schuld sein muss, es könnten ja auch die Netzwerkeinstellungen falsch gewesen sein. Dieser Verdacht kam mir, als ich den Rechner am Tag nach dem Kauf hochgestartet habe. Meine drahtlose Verbindung, die der neue Aldi-PC alias Medion Akoya E4360 D, alias MD 8338 noch am Vortag ohne zu murren hergestellt hat, erkennt die Kiste heute nicht. Die Hilfefunktion von Windows 7 rät mir wenig überraschend, den alten AEG-Trick zu probieren (wer den Kalauer noch nicht kennt: das steht für „Aus-Ein-Gut“). Nix ist  gut und was gestern noch lief wie von selbst, klappt schon heute nicht mehr. Dabei findet mein Laptop das drahtlose Netzwerk ohne Probleme. Also was ist da los?

Wohlfühl-Browser Firefox mit Xmarks

Mein erster Verdacht als Langzeit-Microsoft-Geschädigter: Sabotage durch den Internet-Explorer, der in der Version 8 vorinstalliert ist. O.k., daran lag´s nicht, aber laßt mir doch meine Vorurteile. Um das Mysterium des nicht funktionierenden W-LANS kümmere ich mich später und stelle statt dessen mit dem LAN-Kabel eine Verbindung zu meinem Router her, auf dem Fritz!Box Fon WLAN 1&1 Home Server´drauf steht und Fritz!Box Fon WLAN 7240 ´drin ist. Auf meiner Liste der zu installierenden Programme steht der Firefox-Browser ganz oben, an den ich mich seit Jahren gewöhnt habe. Einen letzten Dienst muss mir der IE noch erweisen, indem er mich zur Download-Seite des kostenlosen Webbrowsers Firefox führt, dann geht alles ganz schnell.  Natürlich will ich nicht nur den Browser, sondern auch meine Lesezeichen (Bookmarks oder Favoriten) wieder, von denen ich wie ein Hamster auf meinem alten Rechner ein paar Hundert gesammelt und ordentlich sortiert habe. Was für ein Glück, dass ich seinerzeit schon das Add-On Xmarks für Firefox entdeckt habe. Es wurde entwickelt für Leute, die zum Beispiel einen Rechner auf dem Schreibtisch stehen haben und die gelegentlich mit dem Laptop unterwegs sind. Xmarks, das es inzwischen auch für die Browser Google Chrome, Safari von Apple und natürlich für den Internet Explorer gibt, kann die Veränderungen an den Lesezeichen über das Internet abgleichen und erspart so die Mühe, die entsprechenden Dateien hin und her zu kopieren oder die Lesezeichen gar per Hand synchron zu halten. Zum Glück erinnere ich mich an meine Benutzerdaten für den Dienst und bin dadurch nach wenigen Minuten meiner vertrauten Arbeitsumgebung wieder einen Schritt näher gekommen.

Was fehlt sind aber immer noch meine Dateien. Die hole ich mir jetzt auf den neuen Rechner, indem ich die externe Festplatte an eine USB-Schnittstelle hänge und ein Verzeichnis nach dem anderen auf das C-Laufwerk der Festplatte meines neuen Aldi-PC Medion Akoya E4360 D / MD 8338 kopiere. Meine 21631 Fotos belegen 30,6 Gigybyte im neuen Verzeichnis „Bilder“. Rund 20000 Musikdatein finden eine neue Heimat im Verzeichnis „Musik“, das etwa 100 Gigabyte belegt. Der Rest – an die 80000 Texte, Tabellen etc. – zieht um nach „Dokumente“, mit vergleichsweise bescheidenen 12 Gigabyte Speicher. Auch wenn ich in den nächsten Tagen noch jede Menge Programme installieren werde, bleibt angesichts einem nutzbaren Speicherraum von insgesamt 950 Gigabyte sicher genug Platz für die nächsten drei Jahre – jedenfalls solange ich nicht allzu viele Videos produziere.

Daten sind das eine, Einstellungen etwas ganz anderes. Noch immer bin ich nicht bereit, alles von Hand neu einzugeben und so erhält Windows-Easy Transfer eine zweite Chance. Diesmal wähle ich die Option, den Abgleich über eine externe Festplatte vorzunehmen. Die hängt ja praktischerweise noch an dem neuen Rechner ´dran und empfängt nun zunächst das Programm Easy Transfer selbst. Anschließend muss ich wieder mal den Monitor umstöpseln, den alten Rechner anschmeißen und ihm sagen, er möge sich doch bitte  Easy Transfer im entsprechenden Verzeichnis der ebenfalls umgestöpselten externen Festplatt starten. Diesmal geht alles glatt und ich verfolge gebannt, wie mein alter Rechner mir schlappe 6,9 Gigabyte an „Dateien“ zur Übertragung anbietet, in denen die Einstellungen festgehalten sind sowie 152 Gigabyte an „freigegebenen Elementen“. Letzteres entspricht ziemlich genau dem, was ich ohnehin gerade überspielt habe, also deaktiviere ich diese Option und schaue mir die angebotenen Dateien genauer an. Erschreckend, was sich da in den vergangenen viereinhalb Jahren alles angesammelt hat. Immerhin erleichtert mir diese Art der Darstellung eine wesentlich einfachere Trennung von Spreu und Weizen. Geschätzte 80 Prozent dessen, was hier in Verzeichnissen wie „Eigene Dateien“ liegt, lasse ich zurück, den Rest spielt Windows Easy Transfer auf die externe Festplatte.

Easy Transfer – diesmal klappt´s prima

Abgesehen davon, dass ich wieder einmal zum Umstöpseln unter den Schreibtisch krabbeln muss, ist diese Prozedur viel komfortabler als die in Teil 1 beschriebene Art des Umzuges. Und auf dem Neuen, dem „Zielcomputer“ überrascht mich Easy Transfer sogar damit, dass ich erneut aus einer Liste auswählen darf, welche Dateien / Einstellungen ich denn nun ´rüberholen mag. Da ich diese Auswahl bereits beim „Export“ getroffen habe, lasse ich die Einstellungen unverändert und freue mich daran, dass meine Schätze nun endlich da sind, wo sie sein sollen. Hut ab vor Microsoft für eine letzte freudige Überraschung mit Windows Easy Transfer: Unter „Windows-EasyTransfer-Berichte“ finde ich nicht nur eine alphabetische Aufstellung der 11661 übertragenen Dokumente mit altem und neuem Speicherort. Vielmehr verbirgt sich hinter dem Reiter Programmbericht auch eine saubere Aufstellung, welche Programme auf dem alten Rechner installiert waren, samt Angabe des Herstellers und – das erleichert die Übersicht enorm – grün unterlegten Hinweissymbolen, falls die entsprechenden Programme auf dem neuen Rechner (dem Zielcomputer) bereits vorhanden sind.

Das ist in der Tat benutzerfreundlich und beeindruckt mich auch als alten Microsoft-Skeptiker. Der Zeitaufwand bis hierher war übrigens 5 Stunden und 45 Minuten, auch das ist weniger als ich erwartet hatte. Natürlich gibt es noch jede Menge zu tun und vor allem müssen viele jener Programme installiert werden, an die ich mich gewöhnt habe. Welche das sind, welche Probleme es dabei gab und ob nicht die bereits vorinstallierten Programme auf dem neuen Aldi-PC Medion Akoya E4360 D / MD 8338 besser sind, erfahrt Ihr im letzten Teil meines Berichtes: „Das Happy-End„.

Abenteuer Upgrade, Teil 2: Frust beim Formatieren

Dies ist der zweite Teil meines Erfahrungsberichtes mit dem neuen Aldi-PC, dem Medion Akoya E4360 D, der auch als MD 8338 verkauft wird. Er richtet sich an Leute, die so wie ich Daten und Programme möglichst schnell und effizient vom alten auf den neuen Rechner übertragen wollen. Gleichzeitig wechsele ich das Betriebssystem, und zwar von Windows XP auf Windows 7 (Vista habe ich übersprungen).

Meine Schilderung der Probleme, Lösungsversuche, Fehlschläge, aber auch Aha-Effekte und angenehmen Überraschungen bei diesem Unternehmen mögen all jenen helfen, die sich auf das gleiche Abenteuer einlassen. Aber aufgepasst: „Never change a running system“. Das soll heißen: Wer aktuell keine Computerprobleme hat, sollte sich glücklich schätzen und die Finger von dem Apparat lassen. Freaks, Geeks und Nerds, die schon alles über Computer wissen, können getrost auf die weitere Lektüre verzichten. Auch wird dies kein niveauvoller Essay und zum Lachen gibt es auch nichts, sondern es wird wieder einmal eher technisch-langweilig und ingenieursmäßig-problemorierentiert zugehen (Keine Sorge, meine Freunde, auch dies geht vorbei und in der kommenden Woche werde ich hoffentlich wieder über die angenehmen Seiten des Lebens berichten können).

In Teil 1 meines Erfahrungsberichtes habe ich die Ausgangssituation beschrieben, einen Testbericht zum Medion Akoya E4360 D (MD 8338) referiert, und die Vorarbeiten mit Datensicherung vom alten Rechner beschrieben. Den Zeitaufwand dafür habe ich protokolliert und bin noch vor dem ersten Einschalten des neuen Rechners auf 2 Stunden und 30 Minuten gekommen.

Ein zweiter Monitor gegen Stöpselitis

Noch während die Datensicherung auf dem alten Rechner läuft, schalte ich den neuen an, der mich fast lautlos mit seinen dezent-schönen blauen Lichtleisten begrüßt. Damit ich auch sehen kann, was der Aldi-PC mir zu sagen hat, muss ich vorher den Monitor umstöpseln. Monitor aus, Monitorkabel vom alten Rechner abziehen und beim neuen ´reinstecken, Monitor wieder anschalten. Und wieder zurück. Denn diese Handgriffe werde ich in den nächsten Stunden und Tagen immer wieder ausführen müssen, um bestimmte Einstellungen nachzuschauen und um nach Dateien zu stöbern, die trotz der aufwändigen Vorarbeiten beim Transfer verloren gingen oder die – auch das kann passieren – plötzlich nicht mehr lesbar sind. Wohl dem, der einen zweiten Monitor hat, sodass er die Geschehnisse auf beiden Rechnern im Auge behalten kann!

Ich tröste mich damit, dass im Lieferumfang des Medion Akoya E4360 D (alias MD 8338) sowohl eine leichtgägige PS/2 Tastatur als auch eine USB-Maus (inklusive Drehrad) enthalten sind – ansonsten würde ich wohl die Stöpselitis kriegen. „Dienste werden gestartet“, lese ich also mit freudiger Erwartung auf dem Bildschirm, dann ein viel versprechendes „Geräte werden installiert“ und einen Zähler der mir sagt: 10%, 38%, 47%.. Das sieht alles ziemlich gut aus und läuft wesentlich schneller als seinerzeit mit XP. Windows 7 wirkt dagegen irgendwie geschmeidiger und sammelt bei mir die ersten Pluspunkte. Sogar das Heimnetz erkennt der neue PC problemlos, er fragt nach dem Passwort für meinen W-LAN Router und – um es mit Boris Becker zu sagen: „Ich bin drin“.

Jetzt geht´s ans Eingemachte: Nicht nur die Daten, sondern auch die Einstellungen für die einzelnen Programme will ich umziehen. Und dabei geht es nicht nur um ein Lesezeichen für den Browser und eine Handvoll E-Mails, sondern um geschätzte 150 Programme, von der Bürosoftware Open Office über die Bildbearbeitung mit Photoshop, die Foto-Verwaltung mit iMatch, Musik- und Videoabspieler bis hin zu Dutzenden von Helferlein und Tools, die mir tagtäglich Zeit sparen helfen. Wo liegen die Dateien zum jeweiligen Programm, wo die Backups, wo steht meine Adresse, wo die Registriernummer? Schon unter Windows XP gab´s für den Umzug ein Werkzeug, den „Assistenten zum Übertragen von Dateien und Einstellungen“ und bei Windows 7 gibt es das auch. Allerdings hat man diesen Assistenten nicht nur weiter entwickelt, sondern dabei auch gleich umbenannt (damit in keiner findet?). Jetzt heißt das Teil Windows Easy-Transfer, und man findet es am schnellsten, wenn man das Start-Symbol links unten anklickt und in das Feld „Programme / Dateien durchsuchen eben diesen Namen eintippt. Ich wähle zunächst die Option „Netzwerk“ zur Datenübertragung, schließlich hängt der alter Rechner noch ´dran und vielleicht muss ich dann ja den Monitor etwas seltener umstöpseln.

Easy Transfer? Von wegen!

Mein neuer Rechner läuft jetzt seit einer knappen halben Stunde und schon erlebe ich die erste Enttäuschung mit Windows 7. Der Transfer der Einstellungen über das Netzwerk funktioniert nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. So kann ich meine Geringschätzung all dessen, wo „Microsoft“ ´drauf steht, erst mal bewahren (Erst im zweiten Anlauf hat´s geklappt. Wie erfahrt Ihr in Teil 3 meines Berichtes). Ich breche den Versuch ab und probiere, die Festplatte neu zu partitionieren. Auch dies ist Teil meiner „Umzugsstrategie“, denn ich will meine Daten auf dem neuen Rechner genau so organisieren, wie auf dem Alten. Dort habe ich Ordnung gehalten, indem ich die Programme alle auf das C-Laufwerk kopiert habe, meine Dokumente auf das Laufwerk D und für Mediendateien (Musik, Bilder, Videos) hatte ich ein weiteres Laufwerk eingerichtet und ihm den Buchstaben E zugewiesen. Diese Anordnung habe ich zur Sicherung auf mein externes Laufwerk kopiert und genau so möchte ich die Dateien von dort auf den neuen PC spielen. Der hat mit etwa 950 Gigabyte nutzbarem Speicher zwar fast doppelt so viel Platz wie der alte, doch ist dieser Platz beim Aldi-Rechner Medion Akoya E4360 D /MD 8338 anders aufgeteilt: Das Laufwerk C (Boot) hat 910 Gigabyte abgekriegt, Laufwerk D (Recover) weitere 20 und dann gibt es noch 100 Megabyte für „System reserved“ und einen Gigabyte ohne eigenen Namen, der in der Datenträgerverwaltung als „Fehlerfrei (OEM Partition)“ gekennzeichnet ist.

Um diese Aufteilung zu verändern, braucht man ein Programm zur Partionierung der Festplatte. Ich weiß, dass ich so ein Ding mal hatte; vermutlich liegt es auf dem alten Rechner. Soll ich also mal wieder den Monitor umstöpseln und nachschauen? Nein, das bringts nicht, überlege ich. Denn ich kann ein installiertes Programm ja nicht einfach irgendwo hin kopieren, sondern ich muss es neu installieren. Also brauche ich die Installationsdatei für ein Partionierungsprogramm, dessen Name ich nicht kenne. Ich durchwühle an die 50 CDs und DVDs mit nützlichen Programmen, die ich in den vergangenen Jahren als Beilagen aus Computerbild und ´ct entnommen habe, aber das verdammte Partionierungswerkzeug finde ich nicht. Die Uhr tickt und ich will doch eigentlich arbeiten und nicht meine Zeit mit dem Computer verplempern.

Datenträgerverwaltung gut versteckt und riskant

Nun hat Windows 7 auch ein „Partionierungsprogramm“, versteckt hinter bzw.enthalten in der Datenträgerverwaltung. Wer nun glaubt, er könne dieses Werkzeug finden, indem er die Suchfunktion von Windows 7 nutzt, der wird sich wundern. Wenn man nämlich das Start-Symbol links unten anklickt und in das Feld „Programme / Dateien durchsuchen“ den Begriff „Datenträgerverwaltung“ eingibt, findet man: Nichts! Auch das Suchwort „Partionieren“  brachte mich nicht weiter. Die Lösung: Man muss „formatieren“ schreiben oder auch „Festplatte“. Jetzt endlich verrät Windows 7, welches Programm man nutzen muss und blendet ein unter der Rubrik „Systemsteuerung“: „Festplattenpartionen erstellen und formatieren“. Ein Klick auf diesen Eintrag bringt uns endlich zur Datenträgerverwaltung, die jeden Versuch, etwas zu verändern mit bedrohlichen Meldungen quittiert, sodass ich schließlich entnervt aufgebe und auch das Vorhaben fallen lasse, die Festplatte so zu formatieren / partionieren, wie ICH das will. Am Abend des gleichen Tages verrät mir übrigens ein Freund in der Kneipe, dass er am Weihnachtsabend mit seinem neuen Windows 7-Rechner vor dem gleichen Problem stand, die Warnhinweise ignoriert hat und dafür bestraft wurde, indem er schlussendlich die gesamte Festplatte neu formatieren und sämtliche Programme neu aufspielen musste. Ein Blick in die einschlägigen Internetforen zeigt mir zudem, dass auch andere „Experten“ etliche Stunden verloren haben, weil sie sich nicht mit den Windows-Vorgaben abfinden wollten. Wieder einmal schießt mir der Gedanke durch den Kopf: Einen Apple müsste man haben!

Längst ist es draußen dunkel geworden. Der erste Tag mit meinem neuen Aldi-PC, dem Medion Akoya E4360 D (MD 8338) geht zu Ende. Knappe sechs Stunden haben mich bisher meine Versuche gekostet, die alten Daten und Einstellungen zu transferieren und von Anfang an Ordnung auf dem PC zu schaffen. Es ist mir nicht gelungen, diese Aufgabe mit dem Programm Windows-Easy Transfer über das Netzwerk zu lösen. Auch die Datenträgerverwaltung hat mich derart verunsichert, dass ich davon abgesehen habe, die Festplatte so aufteilen, wie ich es wollte. Das sind schon mal zwei dicke Minuspunkte für das „beste Windows aller Zeiten“. Habe ich einfach nur Pech gehabt, war ich zu dumm, waren meine Erwartungen zu hoch oder bin ich einfach zu ungeduldig? Noch ist es zu früh, diese Fragen zu beantworten. „Nur der Verlierer gibt auf“, hat mir der Betreuer meiner Diplomarbeit einst mit auf den Weg gegeben. Aber aufgeben werde ich noch lange nicht. Das Abenteuer Upgrade hat gerade erst begonnen und in Teil 3 meines Berichtes könnt Ihr nachlesen wie es weiterging und wie ich am Ende doch noch eine elegante Methode gefunden habe, um Dateien und Einstellungen zu übertragen.

Abenteuer Upgrade: Neuer PC, neues Betriebssystem

Lang, lang ist´s her, da hatte ich mir vorgenommen, auf diesem Blog gelegentlich auch ein paar Technik-Tipps zu veröffentlichen. Aber wer will schon wissen, wie ich mit dem mittlerweile acht Jahre alten Betriebssystem Windows XP zurecht komme? Und wen interessieren Berichte über meinen letzten Aldi-Rechner, dessen Garantie längst abgelaufen ist und der trotz mehrfacher Transplantation neuer Innereien allenfalls noch für Geduldsproben geeignet ist?

Aldi-Computer gekauft um 11:30

Doch ab heute ist alles anders. Endlich gehöre ich wieder zu den Pionieren des Fortschritts, zu denen, die mitreden können. Zu den „In-People“. Jawohl, Leute. Ich habe einen neuen PC. Den Medion Akoya E4360D. Der heißt auch MD 8338. Man könnte auch sagen: Der Neue von Aldi. Da ich ja offensichtlich nicht der einzige bin, der Aldi gut findet, gehe ich davon aus, dass derzeit einige Zehntausend Leute so wie ich vor dem Bildschirm sitzen und mit dem neuen Rechner kämpfen. Und ebenso wie ich werden die meisten mit dem Akoya E4360D / MD 8338 auch erstmals Windows 7 kennen lernen, das neue Betriebssystem von Microsoft.

In der Hoffnung, wenigstens einigen dieser Leute ein paar Tipps geben zu können habe mir deshalb vorgenommen, hier ausführlich über das „Abenteuer Upgrade“ zu berichten. Auch diejenigen, die eh´ schon alles wissen haben vielleicht ihren Spass daran, aus der Ferne meine wachsende Verzweiflung zu verfolgen, weil ich dies oder jenes nicht zum Laufen bringe, obwohl doch jeder Anfänger… Ich gönne Euch diesen Spass und vielleicht revanchiert Ihr Euch ja mit einigen Tipps auf den Kommentarseiten?

Spätestens jetzt sollte auch klar sein, dass dieser Blogeintrag nicht für Lyriker und Poeten geschrieben wurde, sondern für Technikfreunde, Geeks und Nerds. Übersetzung: Wer Computer doof findet, kann jetzt weiterklicken. Vor einer weiteren Entäuschung sei gewarnt: In folgenden Text wird es weder um Sex gehen, noch um Gewalt. Es sei denn natürlich, dass mich der Umzug meiner 60000 Dokumente, meiner 20000 Bilder und ebensovieler mp3-Dateien sowie geschätzter 100 Programme  wieder an den Rand des Wahnsinns bringt. Ich sage „wieder“, weil ich vor zwei Jahren schon einmal an diesem Punkt war. Ich wollte einen neuen Computer kaufen und auf ein neues Betriebssystem updaten. Nach zwei Tagen verbissener Konfigurationsversuche, nach Dutzenden vergeblicher Anläufe zur perfekten Anpassung der System- und Netzeinstellungen, und vor allem weil ich Vista und das Windows Media Center total blöd fand, war ich dann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Völlig frustriert habe ich das Teil damals zu Aldi zurück gebracht. Man hat mir dort zwar ohne wenn und aber meinen Kaufpreis zurück erstattet, aber mein Selbstvertrauen hat schwer gelitten und es dauerte lange, bis diese Wunde verheilt war 😉

Diesmal aber wird alles anders. Schließlich soll Windows 7 ja gaaaannz toll sein und auch der Medion Akoya E4360D / MD 8338 hat vorab gute Noten bekommen. Außerdem bin ich für einen Apple leider immer noch zu arm. Jedenfalls habe ich bei Computerbild.de einen Test zum neuen Aldi-Rechner gelesen, der dem 499 Euro-Teil bescheinigt, ein „empfehlenswertes Schnäppchen“ zu sein. Die Gesamtnote gut (1,90) bekam er für

  • Sehr hohe Arbeits und Spielegeschwindigkeit (Zweikern-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 2,93 Gigahertz)
  • Sehr große Festplatte (954 Gigabyte nutzbaren Speicher)
  • Viele Anschlüsse, und dafür, dass er
  • „Leise“ ist.

Genauer sind es 1,2 Sone und obwohl ich nicht weiß, was ein Sone ist, kann ich bestätigen, dass von unter dem Schreibtisch nicht einmal ein laues Lüftchen an meine Ohren dringt. Bemängelt wird von Computerbild.de lediglich, dass der Rechner keine TV-Karte hat. Aber das kommt mir gerade recht, schließlich bin ich dabei, mich von der GEZ zu verabschieden, weil ich keinen Bock mehr habe, für Parteisender 200 Euro im Jahr zu zahlen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Bei Aldi habe ich jedenfalls um 11:30 am ersten Verkaufstag des Akoya E4360D gerade noch die letzte Kiste gekriegt und zusammen mit Milch, Multivitaminsaft, Eiern, Nutoka und anderen Kraftspendern nach Hause getragen, denn ich wollte mich wappnen für einen langen Tag. Los geht es mit dem Umzug der alten Daten auf den neuen Computer. Wie schon angedeutet geht es dabei nicht um eine Handvoll Musikstücke und ein Dutzend Texte. Vielmehr schleppe ich mit meinem Buchhaltertick so ziemlich alle „nützlichen“ Daten durch mein Leben, die ich bisher am Computer erzeugt habe. Und da mein erster Computer ein IBM XT aus dem Büro meines Vaters war (mit grünlich schimmerndem Monitor und einer 20 Megabyte-Festplatte, von der der Verkäufer behauptete: „Die kriegen sie nieeee vollgeschrieben“), und da ich außerdem seit gut 20 Jahren mein Geld als Journalist für Medizin & Wissenschaft verdiene, kommt da so einiges zusammen.

11:45 – Erst mal die alten Daten sichern

Wie also die Daten vom alten auf den neuen PC kriegen? Ich nutze dafür eine externe Festplatte. Nicht besonders originell, aber doch relativ zuverlässig. Meine Daten habe ich bisher mit dem (nicht mehr verfügbaren) SyncToy gesichert, einem netten kleinen Freeware-Programm, das die Inhalte verschiedener Geräte bzw. Ordner miteinander vergleichen kann und dann je nach Wunsch fehlendes von der einen Seite zur anderen kopiert. Weil ich SyncToy auch mehr oder weniger regelmäßig für meine Sicherungskopien benutze, dauert es nur wenige Minuten, bis das nützliche Tool die neuen, noch nicht gesicherten und die veränderten bzw. gelöschten Dateien ermittelt hat und die entsprechenden Veränderungen auf meiner externen Festplatte vorgenommen hat. Zwanzig Minuten dauert die Aktion – na gut 30, weil ich in letzter Minute noch 10 Gigabyte an Videos entdeckt habe. Die erreichen gerade noch so die Grenze zum Aufbewahrungswerten, also kopier ich sie hinüber.

In der Zwischenzeit packe ich den Neuen schon mal aus, schnuppere an den beigelegten Recovery Discs mit Windows 7 Home Premium sowohl im 32- als auch im 64 Bit-Format. Neben einer kleinen Übersichtskarte, auf der sämtliche Bedienungselemente und Anschlüße des Medion Akoya E4360 / MD 8338 klar gekennzeichnet sind, liegt dem Packer noch eine ca. 100 Seiten starke, deutsche Bedienungsanleitung bei, die verständlich geschrieben ist und sich auf die wichtigen Dinge konzentriert. Mit 30 Jahren PC-Erfahrung fällt es mir schwer zu beurteilen, wie ein Anfänger damit klar käme, aber wer schon mal einen Computer hatte, ist hiermit sicher gut bedient.

Also gut: Die Medien-Dateien aus meinem alten Laufwerk D (Musik, Bilder, Videos) und die Informationen (Texte unterschiedlichster Formate, Adressbücher, Outlook-Dateien, gescannte Dokumente etc.) aus Laufwerk E liegen jetzt auf der externen Festplatte. Leider haben jedoch viele Programme die blöde Angewohnheit, bestimmte Einstellungen, wie Pfadinformationen, die Lesezeichen des Browsers, Nutzerdaten / Adressen, Wörterbücher usw. auf dem C-Laufwerk  zu verstecken. Diese Informationen, die man mitunter über Jahre hinweg mühsam gesammelt hat, gingen verloren, wenn man die zugehörigen Programme einfach auf den neuen Rechner spielt. Deshalb mache ich – mit Acronis True Image – auch noch eine Kopie des gesamten C-Laufwerkes, die ebenfalls auf dem externen Laufwerk abgelegt wird. Zur Not müsste ich dann wieder herankommen an all den Kleinkram, der sich vor allem in Verzeichnissen wie „Dokumente und Einstellungen / Besitzer / Eigene Dateien“ angesammelt hat (aber leider nicht nur dort).

Nicht vergessen: Einstellungen & Co. auf C:

Während der zwei Stunden, die Acronis vor sich hintuckert, mache ich mir einen „Schlachtplan“, welche Programme ich auf dem neuen Rechner wirklich brauche und in welcher Reihenfolge die Installation sinnvollerweise erfolgen sollte. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um all den Schmäh hinter sich zu lassen, von dem man schon längst vergessen hat, wozu er einstmals überhaupt gebraucht wurde (Erfahren sie in einer der nächsten Folgen von „Abenteuer Upgrade“, welche Programme für mich die wichtigsten sind und welche Überraschungen ich bei deren Mitnahme auf den neuen Rechner erlebt habe). Ein Tipp noch, bevor wir uns genauer mit dem neuen Rechner beschäftigen: Sammeln Sie systematisch ihre Benutzernamen, Passworte, Registrierungs- und Kundennummern. Wer sicher sein will, dass er nichts vergisst ruft dazu nicht nur alle Programme auf, die sich auf dem Desktop befinden, sondern überprüft auch im Startmenü alle Einträge und startet jene Programme, die nicht im Laufe der Zeit überflüssig geworden sind. Mein Computer ist gut gepflegt und dennoch staune ich immer wieder, wieviel Schrott sich hier ansammelt.

Viele Infos zu Euren privaten Kenndaten finden sich im Menü Hilfe / Info oder ihr sucht in den Optionen und Einstellungen. Stellt Euch schon ´mal darauf ein, dass hierfür einige Stunden auf der Strecke bleiben – oder riskiert es einfach, diesen Schritt zu überspringen, Euch hinterher bei allen möglichen Diensten neu anmelden zu müssen, oder sogar an Eure alten Daten nicht mehr heran zu kommen. Falls es Euch tröstet: Meine Liste an Benutzernamen und Passwörtern ist mittlerweile vier Seiten lang. Ich habe sie ausgedruckt und gebe sie während der bangen Zeit des Überganges nicht aus der Hand. Anschließend wird alles verbrannt oder aufgegessen.

Jetzt endlich ist es Zeit, das neue Gerät anzuschließen und mir genauer anzuschauen, was er taugt, der Medion Akoya E4360 D alias MD 8338. Die nächsten Tage werden spannend und wer dabei sein will, sollte einfach bald wieder vorbei schauen.

Buchtipp: Von der Schönheit des Guten

Etwa 80000 neue Bücher erscheinen jedes Jahr in Deutschland – und die meisten davon braucht kein Mensch. Ich denke, dies ist ein guter Grund, auf einen Klassiker hinzuweisen: Die  „Gedankensammlung“ des 1882 verstorbenen Amerikaners Ralph Waldo Emerson, die unter dem Titel „Von der Schönheit des Guten“ erschienen ist. Wahrscheinlich hätte der Autor schon wegen seines „komischen“ Namens keine Chance, sich heute Gehör zu verschaffen. Niemand würde den ehemaligen Wanderprediger in eine Talkshow einladen. Unter den Marktschreiern und Eso-Päpsten unserer Zeit würde der Non-Konformist eingehen wie eine Primel.

Ralph Waldo Emerson: „Wer ein Mensch sein will, der muss Nonkonformist sein“

Emerson hat nie die große Bühne der Welt betreten, sein Leben hatte nichts Romanhaftes und nichts Romatisches, warnt sein Biograph Egon Friedell bereits im Vorwort des schmalen Bandes. „Die Grundeigenschaft, die Emerson als Mensch wie als Schriftsteller in gleichem Maße kennzeichnete, war eine ungeheure Selbstverständlichkeit, zu der alle aufregenden, auffallenden und überraschenden Züge nicht passen wollen“, schreibt Friedell. Emersons Leben sei im Gegensatz zu dem der meisten Menschen frei gewesen von Sprüngen, Rissen, unorganischen Beimengungen und Gewolltheiten, erfahren wir.  Und dass er seine natürlichen Lebensbedingungen begierig aufgesucht habe, statt wie der Rest danach zu streben, sie willkürlich zu verändern. „Sein Leben floß mit der einfachen und ausgeglichenen Richtkraft eines Stromes dahin, der sich selbst sein Bett gräbt und durch die natürlichen Fallgesetze seinen Lauf bestimmt.“

Mich hat der 1882 verstorbene Emerson denn auch nicht mit seinen Taten beeindruckt, sondern mit seinen Gedanken, die kurzen Tagebuchnotizen entstammen und die mitunter als die „intellektuelle Unabhängigkeitserklärung Amerikas“ gepriesen werden. Dabei ist die lockere Form der Darstellung stark beeinflusst von einem anderen Querdenker, dem „Erfinder“ des Essays, Michel de Montaigne.

Wie Montaigne hat auch Emerson seine Gedanken bestimmten Themen zugeordnet. So schreibt er über Kunst und Kultur, Natur und Gesellschaft, Arbeit und Wohlstand, Liebe und Schönheit,  Erfahrung und Erfolg, Freundschaft und Schicksal. Er denkt nach über Intellekt und Illusion, über Mut und Selbstständigkeit, über Frömmigkeit oder das Alter. Und er verrät uns seine Meinung über berühmte Zeitgenossen wie Goethe und Napoleon, ebenso wie über verstorbene „große Männer“, von Plato über Shakespeare bis zu Montaigne.

Nicht jede Meinung Emersons muss man teilen. Und mehr noch als die antiquierte Sprache verhindert die enorme Dichte der Ideen die schnelle Lektüre an einem verregneten Sonntag-Nachmittag. Doch wer bereit ist, diese kleinen Hürden zu überspringen, wird dafür mit jeder Menge tiefer Einsichten und Inspirationen belohnt. Meine Ausgabe des Buches habe ich mit zahlreichen Markierungen und Randnotizen versehen. „Von der Schönheit des Guten“ ist ein Buch zum Mitdenken und es zählt sicher zu den wenigen Werken, die mir das Gefühl geben: Einmal lesen ist nicht genug.

Gut möglich auch, dass Überlegungen, die mir wenig einleuchtend erschienen, anderen Lesern umso mehr Gewinn bringen (oder dass sie die eine oder andere Passage verstehen, die mir zu hoch erschien…). Warum ich „Von der Schönheit des Guten“ zu meinen Lieblingsbüchern zähle, wird hoffentlich durch die folgenden Zitate klar. Sie sind eine kleine Auswahl jener Passagen, die ich mir dick angestrichen habe. Und wer darin nichts Besonders finden kann, mag getrost auf die Lektüre verzichten.

Der Schöpfer des guten Buches ist der gute Leser. Ein guter Kopf wird nichts nutzlos lesen: in jedem Buche findet er vertrauliche Mitteilungen und Seitenbemerkungen, die allen anderen verborgen bleiben und die zweifellos nur für sein Ohr bestimmt sind…

Jedes Schiff ist ein romantischer Gegenstand, solange wir nicht darin sitzen. Steige hinein, und die Romantik flieht dein Fahrzeug und hängt sich an das Segel des nächsten Schiffes. Unser Leben erscheint uns trivial, und wir scheuen die Erinnerung daran. Der Mensch scheint vom Horizont gelernt zu haben, der auch die Kunst besitzt, immer zurückzuweichen und sich immer auf andere zu beziehen.

Es ist eine Täuschung, wenn man glaubt, daß die gegenwärtige Stunde nicht die kritische, die entscheidende Stunde sei. Schreibe es in dein Herz, daß jeder Tag der beste Tag des Jahres ist. Niemand hat vom Leben etwas ordentliches gelernt, solange er nicht weiß, daß jeder Tag Gerichtstag ist… Der allein ist reich, dem der Tag gehört.

… es gibt keinen Menschen, der nicht seinen Lastern zu Dank verpflichtet wäre, wie es keine Pflanze gibt, die sich nicht von Dünger nährte. Wir wollen nur eines: daß der Mensch sich veredle, und daß die Pflanze wachse und den Mist in schöne Blüten verwandle.

Der Verstand kann sich gerade so wenig selbsttätig entleeren, wie es eine Holzkiste kann. Der Wunsch, uns beim Sprechen den Bedürfnissen eines anderen anzupassen, kürt unseren eigenen Geist. Eine bestimmte Wahrheit hat von uns Besitz ergriffen und ringt mit allen möglichen Mitteln danach, sich zum Ausdruck zu bringen. Jedesmal, wenn wir etwas gesprächsweise von uns geben, vollbringen wir eine mechanische Arbeit, indem wir es leicht und handlich weiterbefördern. Ich schätze die mechanischen Leistungen des Gesprächs. Ein Gespräch ist Flaschenzug, Hebel und Schraube.

Andere Gedanken erschienen mir zunächst als Binsenwahrheiten, deren Tiefe sich erst bei einem kurzen Innehalten offenbarte. Ein Beispiel:

Alles Gute liegt auf der goldenen Mittelstraße. Die mittleren Regionen unseres Lebens sind die gemäßigten Zonen. Wir können in die dünne und kalte Luft der reinen Geometrie und der leblosen Wissenschaft klettern, und wir können in die Welt der Sinne herabsinken. Zwischen diesen beiden Extremen liegt der Äquator des Lebens, des Gedankens, des Geistes, der Poesie – ein schmaler Gürtel.

Als gelernter Naturwissenschaftler, Skeptiker und bekennender Gegner jeder Art von Eso-Quatsch, hat mir der folgende Ausspruch gut gefallen:

Flache Menschen glauben an Glück, glauben an äußere Umstände: irgend ein Name war schuld, oder man hätte damals gerade woanders sein sollen, oder es  war damals so und an einem anderen Tag wäre es anders gewesen. Starke Menschen glauben an Ursache und Wirkung.

Jeder kennt sie. Die Nervensägen, Idioten und Blödmänner (im badischen heißen sie Dappschädel), die uns an den Rand des Wahnsinns treiben. Aber wer hätte schon jemals eine ähnlich tolle Beschreibung dieser Charaktere geliefert, wie Emerson?

Die Stupidität eines einzigen verdrehten Gehirns kann die besten Köpfe außer Rand und Band bringen, denn wir müssen ja mit seiner Albernheit kämpfen. Aber der Widerstand bringt den bösen Narren noch mehr in Saft, denn er glaubt, daß Natur und Schwerkraft völlig unrecht haben und nur er allein recht hat… Es ist wie in einem Boot, das zu kentern droht, oder in einem Wagen, an dem die Pferde scheu geworden sind: – nicht nur der verrückte Pilot oder Kutscher, sondern jeder Insasse ist gezwungen, die lächerlichsten und absonderlichsten Stellungen einzunehmen, um das Fahrzeug im Gleichgewicht zu halten und das Umstürzen zu verhindern. Wie sollten wir mit Leuten auskommen können, die nicht zu uns passen? Wenn wir mit ihnen zusammen bleiben, so ist der größte Teil unseres Lebens vergeudet, und unsere Erfahrung kann uns kaum etwas Besseres hierüber lehren, als unser erster Instinkt der Selbstverteidigung, nämlich: uns nicht mit ihnen einzulassen, uns in keiner Weise mit ihnen abzugeben, sondern ihrem Wahnsinn ruhig sein Lauf zu lassen.

Oder, aus aktuellem Anlaß:

… Wenn alle Menschen sich ausschließlich dem Bezahlen von Rechnungen widmen wollten, wäre das nicht eine Ungerechtigkeit? Hat man keine anderen Schulden als Geldschulden, und müssen alle übrigen Ansprüche hinter den Forderungen eines Wirtes oder eines Bankiers zurückstehen?

Bei gesunden wirtschaftlichen Verhältnissen fließt das Eigentum von selbst von den Faulen und Unfähigen zu dem Emsigen, Tapferen und Ausdauernden.

Solange unsere Zivilsation in der Hauptsache sich auf Eigentumsrechte, auf Einzäumungen und Absperrungen stützt, wird sie immer das Opfer von Enttäuschungen sein.

Nicht alles scheint mir frei von Widersprüchen, doch selbst die Selbstzweifel, die Emerson durchscheinen lässt, bereichern die Lektüre:

Obwohl diese ewige Geschwätzigkeit im Ratgeben uns angeboren ist, so muß ich dennoch gestehen, daß wir aus dem Leben mehr Verwunderung als Belehrung ziehen. Es greift soviel Schicksal, soviel unüberwindliche Macht des Temperamentes und unbekannter Eingebung in unser Leben ein, daß es zweifelhaft erscheint, ob wir aus unserer eigenen Erfahrung irgend etwas sagen können, womit einem anderen gedient ist…

Das hält den Dichter aber nicht davon ab, uns zu raten:

Hänge kein trauriges Bild an deine Wand und beflecke deine Reden nicht mit schwarzer Schwermut. Sei kein Zyniker und kein Prediger der Trostlosigkeit. Jammere und wehklage nicht. Lasse alle verneinenden Reden. Belebe uns durch unaufhörliches Bejahen. Erschöpfe  dich nicht in Kritteleien und kläffe nicht gegen das Schlechte, sondern erzähle uns von der Schönheit des Guten.

Das ist ein guter Ratschlag, finde ich. Und die gute Nachricht ist, dass man für das Taschenbuch keine zehn Euro ausgeben muss, zum Beispiel hier, bei meinem Werbepartner Amazon.

Buchbesprechung: Tipping Point von Malcolm Gladwell

Darf man das? Ein Buch besprechen, das man nicht zu Ende gelesen hat? Sei´s drum – dies ist mein Blog und hier mache ich, was ich will. Auf Seite 213 von 300 war meine Geduld mit „The Tipping Point“ von Malcolm Gladwell (gelesen habe ich die englischsprachige Taschenbuchausgabe) jedenfalls zu Ende und wenn ich es recht bedenke, verlor ich das Interesse an diesem US-Nationalen Nr. 1-Bestseller wohl schon in der Mitte des Buches. „Wie kleine Dinge Großes bewirken können“ lautet der Untertitel des Schmökers. Dies ist ein Thema, das mich interessiert und außerdem lag das Buch auf dem Tisch mit dem großen Schild „buy 1, get 1 half price“. Jetzt aber genug der Entschuldigungen.

Der „Tipping Point“, das ist laut Buchdeckel jener „magische Moment, an dem eine Idee, ein Trend oder ein soziales Verhalten eine Schwelle überschreitet, umkippt, und sich wie ein Flächenbrand ausbreitet.“ Die Suche nach Gesetzmäßigkeiten, die erklären könnten, wie es zu diesem Umkippen kommt, beschäftigt den Autor Malcom Gladwell, der zehn Jahre lang als Reporter für die Washington Post gearbeitet hat, erst als Wissenschaftsjournalist, und dann als Leiter des New Yorker Büros. Als Business-Ratgeber sei das Buch großartig, lobte denn auch ein Kritiker, denn der „Tipping Point“ stecke voller neuer Theorien über die Wissenschaft der Manipulation.

Epidemien, behauptet Gladwell, gingen immer von einigen wenigen Leuten aus. Claro, würde ich entgegnen, denn sonst wären es ja keine Epidemien. Aber Gladwell hat noch mehr entdeckt: die Schlüsselpersonen, die eine Epidemie verbreiten, ließen sich anhand ihres speziellen Charakters und ihrer Talente in drei Gruppen unterscheiden: Die „Connectors“, das sind grob gesagt Leute, die sehr viele Leute kennen. Die „Mavens“ sind diejenigen mit Ahnung. Experten also, oder wandelnde Lexika, die noch dazu ein tiefes Bedürfnis haben, ihr Wissen anderen mitzuteilen. Und natürlich dürfen auch die „Salesmen“ nicht fehlen – gute Verkäufer die eine Idee oder ein Produkt an den Mann bringen. Als Beispiel muss die Wiederentdeckung der Hush Puppies herhalten, einer Reihe von Schuhen, die jahrzehntelang immer weniger verkauft wurden und dann binnen weniger Jahre Bestseller wurden, nachdem ein paar New Yorker Jugendliche sie für cool befunden hatten. Auch die amerikanische Revolution, hätte Gladwells Logik zufolge nicht stattgefunden oder wäre anders verlaufen, wenn Paul Revere (er warnte die Kolonialisten vor den heran rückenden britischen Truppen) ein anderer Mann gewesen wäre.

Dann ist da noch die Feststellung „Little things can make a big difference“. Natürlich kann man, wie Gladwell das tut, große Ereignisse so lange unter die Lupe nehmen, bis man einen scheinbaren Schlüsselfaktor entdeckt, ohne den das Ganze nicht statt gefunden hätte. Man kann aber auch den Standpunkt vertreten, dass irgendwann das Fass voll ist und dass der berühmte Tropfen, der zum Überlaufen führt, jede x-beliebige Kleinigkeit sein kann. Gladwell geht den ersten Weg und arbeitet nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“.

Zugegeben: Gladwell schreibt angenehm flüssig, sei Stil ist lebendig und er ist leicht verständlich. Aber sein Bemühen – oder sollte ich sagen, seine Masche? – Gesetzmäßigkeiten herzuleiten, wo andere lediglich den Zufall am Werk sehen, wirkt streckenweise sehr ermüdend und vor allem sehr unwissenschaftlich. Spannend wird es dort, wo der Autor über die Verbreitung von Aids und Syphilis schreibt oder über das plötzliche Verebben eine Welle von Gewaltverbrechen in New York City, nachdem Bernie Goetz in der U-Bahn vier Schwarze nieder schoss und dadurch fast zum Volksheld wurde. Allerdings hat man diese Erzählungen anderswo auch schon gelesen und es beschleicht einen der Verdacht, dass hier Dinge in ein Schema gepresst werden, um eine vorgefasste Meinung zu untermauern. Eine saubere Recherche oder gar wissenschaftliche Arbeit, bei der auch andere Erklärungsmöglichkeiten überprüft würden, sieht jedenfalls anders aus.

Geradezu absurd wird es, wenn am Beispiel der Sesamstraße minutiös-langatmig erklärt wird, wie deren Macher durch fleißiges herum experimentieren zum Erfolg kamen oder wenn die religiöse Gemeinschaft der Hutterer, die Armee und die Firma Gore-Tex dafür herhalten müssen, die Zahl 150 zur magischen Obergrenze für erfolgreiche Gruppenarbeit zu erklären.

Nein, Herr Gladwell, so geht das nicht. Der Ansatz ist löblich, die Frage wichtig, doch in der Ausführung halte ich dieses Projekt für gescheitert. Abgesehen von einigen netten Anekdoten habe ich von dieser Lektüre nichts zurück behalten außer der Verwunderung darüber, wie ein Buch mit derart löchriger und angreifbarer Argumentation auf Platz 1 der (amerikanischen) Bestsellerliste klettern konnte. Wer mir nicht glaubt und sich lieber eine eigene Meinung bildet, kann hier das Original oder die deutsche Übersetzung bestellen und hilft damit, weitere Kritiken zu finanzieren.