Sardinien im April – dem Sommer entgegen

Fandet ihr den Winter in Deutschland auch so kalt? Und habt ihr es satt, im nass-trüben zu sitzen und auf den Sommer zu warten? Dann habe ich möglicherweise einen Tipp für Euch. Möglicherweise, weil es mein erster Besuch auf Sardinien ist, der zweitgrößten Insel im Mittelmeer. Bin also noch ziemlich ahnungslos, wenn man davon absieht, dass ich in diverse Lexika geschaut und mir nach gründlichem Vergleich zwei Reiseführer gekauft habe. Beide heißen logischerweise „Sardinien“, doch der Reiseführer aus dem Michael Müller-Verlag gefällt mir noch ein bisschen besser als der Baedeker Sardinien. Beide kosten um die 25 Euro und sind damit teurer als der Flug, den ich bei Ryanair mit Minimalgepäck in einem günstigen Moment geschnappt habe. Wenn meine Statistik nicht lügt, bin ich zum 19. Mal in Italien. 
 
Ist mir übrigens egal, ob irgendwelche „Aktivisten“ mich deshalb für ein Umweltschwein halten, solange die Heuchler statt zu frieren ihre Öfen mit Kohle befeuern und ihr Badewasser wahlreise mit russischem Erdgas oder amerikanischem Frackinggas aufheizen. Und im Gegensatz zu einer Luisa Neubauer und anderen Moralaposteln sehe ich auch keinen Grund, meine früheren Reisen zu vertuschen. Dies ist Nr. 298, und ich bin sehr zuversichtlich, dass es für die Generationen nach mir genauso viel zu reisen und zu entdecken geben wird, wie für uns.  
 
Wo war ich? Ach ja – die Anreise mit dem Billigflieger. Der ist nur zu etwa 2/3 ausgebucht und ich habe eine komplette Sitzreihe für mich. Gut, dass ich auf die Sitzplatzreservierung zu 10 Euro verzichtet habe, denn auch so sitze ich nun auf meinem Lieblingsplatz am Fenster. Fünf Minuten vor der geplanten Abflugzeit sind wir bereits in der Luft und 15 Minuten vor der geplanten Ankunftzeit am Boden.
 
Trotz der mitternächtlichen Stunde ist die Luft in Cagliari spürbar wärmer als bei uns daheim am Tag. Der Flughafen ist klein, aber aufgeräumt und modern. Theoretisch gibt´s auch eine Zuganbindung, die ich gerne genommen hätte. Leider ist es dafür aber zu spät – laut Google fährt der nächste um Viertel vor Sechs. Also nehme ich nach langer Zeit mal wieder ein Taxi, das  – wahrscheinlich schneller als die Polizei erlaubt – zur Stadtmitte braust und mich binnen 7 Minuten an meinem Appartement absetzt, dass nur ein paar Meter vom Bahnhof entfernt liegt. Ich bin gut gelaunt, gebe ein bisschen Trinkgeld und nehme achselzuckend zur Kenntnis, dass die letzten 6 Kilometer mich mehr gekostet haben, als die (laut flightstats.com) 1062 davor.
 
Die nächste positive Überraschung ist meine Unterkunft „Spacebility„. Die hatte ich über Booking.com gefunden und auch wegen der vielen positiven Bewertungen ausgewählt. Die Betreiberin Chiara hatte mir bereits kurz nach der Buchung alle Infos per Whatsapp geschickt (samt Video für die Doofen), und so konnte ich den Nummerncode an der Tür eingeben, mein Zimmerkärtchen am genannten Ort finden und das schön gestylte, große Appartement mit kleinem Balkon und großem Gemeinschaftsraum beziehen. „Coliving for Digital Nomads“ steht auf einem Kärtchen, und das regt mich zum Nachdenken an, warum ich derart coole Orte nicht öfter und länger nutze, statt übellaunig in Deutschland zu überwintern.
Müde bin ich, geh zur Ruh´ und freue mich auf den morgigen Tag mit Besuch des Naturparks Molentargius.