Apps für Vogelfreunde

Was will man machen, wenn der Lock-Down einem das Leben vermiest? Die Stammkneipe und die meisten Läden sind geschlossen, man darf die Freunde nur noch einzeln empfangen, und hat alle Filme auf Netflix und Amazon schon zwei Mal gesehen.

Hier ist mein Tipp: Gehen Sie raus in die Natur und beobachten Vögel. Das verschafft Bewegung, beruhigt die Nerven und ist lehrreich dazu. Schon in jedem Stadtpark gibt es was zu sehen, und alles, was man braucht ist ein Fernglas und ein bisschen Know-How, das heutzutage kostenlos in Form verschiedener Apps zu haben ist. Unter den Dutzenden dieser Mini-Programme gibt es einige sehr empfehlenswerte, die Ihnen dabei helfen, die Vögel anhand ihres Aussehens, der Verhaltensweise oder ihres Gesanges zu erkennen. Die folgenden fünf habe ich getestet und präsentiere hier meine Rangliste, samt ausführlicher Begründungen. Mit Ausnahme des Kosmos Vogelführer sind sie in der Basisversion alle kostenlos.

Platz 5: NABU Vogelwelt

Orientierungshilfe bei der Vogelbestimmung: Die Einstiegsseite der NABU Vogel-App.

Herausgegeben vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und von den Nutzern bei GooglePlay heute mit durchschnittlich 3,8 von 5 möglichen Punkten bewertet. Zum Einstieg gut geeignet, enthält in der neuen Version Informationen zu 308 regelmäßig bei uns vorkommenden Vogelarten. Die kann man sich anhand der Bilder nach Gruppen (Gänse, Möwen, Falken..) anzeigen lassen, oder alphabetisch nach Artnamen (Alpenbraunelle, Alpendohle…) oder nach Gruppennamen.

Die Seite „Identifikation“ erleichtert die Bestimmung unbekannter Arten. Hier kann man Eigenschaften wie Größe, Umgebung (Habitat), Farbe von Gefieder oder Füßen, oder die Schnabelform jeweils unter mehreren Möglichkeiten anklicken, bis die Zahl der möglichen Vögel auf eine Handvoll geschrumpft ist. Die schaut man sich dann an und hat sehr gute Chancen, seiner Beobachtung einen Namen geben zu können. Die eigenen Sichtungen können samt der Zahl der Vögel erfasst und verschiedenen Orten zugeordnet werden – eine für „Birder“ unentbehrliche Funktion.

Für solche Apps eigentlich unentbehrlich ist die Suchfunktion. Nehmen wir an, Sie glauben, gerade einen Grünfink gesehen zu haben, tippen die ersten Buchstaben ein und landen auf einer Seite mit 5 Bildern, die Männchen und Weibchen darstellen, sowie ein Flugbild. Es folgt die Beschreibung von Aussehen, Verhalten und bevorzugtem Lebensraum; zudem einige Angaben zum Gesang und eine Verbreitungskarte. Sehr nützlich ist die Vergleichsfunktion, bei der man auf einen Blick die Unterschiede etwa zu einem Erlenzeisig oder Girlitz sehen kann. Wer mag, darf weitere Infos wie Tonaufnahmen der Vogelstimmen oder Videos einzeln dazukaufen, oder als Gesamtpacket, was dann aber schon 20 Euro kostet und angesichts der Leistungen anderer, kostenloser Apps eher eine Spende an den NABU darstellt.

Platz 4: NaturaList

Wer hat wann und wo welchen Vogel gesehen? Diese Infos liefert die App NaturaList

Optisch weniger ansprechend als die Konkurrenz, ist diese App eher für fortgeschrittene Vogelbeobachter gedacht, mit der aber auch alle anderen Tierarten erfasst werden können. Dazu muss man sich allerdings auskennen, denn eine Bestimmungsfunktion oder schöne Bilder sucht man hier vergeblich.

Dafür erlaubt die Vernetzung mit Datenbanken wie Ornitho.de es, die Beobachtungen von unterwegs dort automatisch zu speichern. Sie können dann anderen Birdern zugänglich gemacht werden und in wissenschaftliche Untersuchungen einfließen. Das funktioniert auch in die umgekehrte Richtung und dies ist für mich der größte Vorteil von NaturaList.

Nachdem ich mich auf der Webseite registriert und die bevorzugten Gebiete markiert habe, kann ich mir in der App anzeigen lassen, was die Kollegen in jüngster Zeit dort alles gesehen haben. Jede einzelne Beobachtung ist mit einer Ortsangabe versehen, und die wiederum wurde mit Google Maps vernetzt, sodass man sich auch routen lassen kann. Das ist eine sehr schöne Art, gute Beobachtungsgebiete zu entdecken und sie wird noch getoppt durch die Funktion „Rund um mich (selten)“ Ein Blick auf die aktuellen Einträge zeigt mir z.B. Prachttaucher, Eistaucher, Zwergsäger und einen Seeadler. Die Nutzer sind´s offenbar zufrieden: Durchschnittlich erhielt die App auf GooglePlay bisher eine Bewertung von 4,5.

Platz 3: Der Kosmos Vogelführer

Der Klassiker als App: Beschreibung des Wiedehopfs im Kosmos Vogelführer

Basierend auf dem gleichnamigen, meines Wissens besten Bestimmungsbuch für die Vögel Europas (aktuell für € 32 bei Amazon), eignet sich diese App durchaus als Ersatz für den Schmöcker. Sie ist nämlich mit € 14,99 nicht nur billiger, wiegt nichts, und ist per Handy immer am Mann.

Die Informationen zu 900 Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens sind genauso hochwertig und vollständig wie im im Buch, die Qualität der gezeichneten Bilder ist eher noch besser (weil man sie vergrößern kann), und per Suchfunktion findet man seine Piepmätze zudem leichter und schneller. Auch eine gute Bestimmungsfunktion gibt es.  Die habe ich leider lange Zeit übersehen. 

Leicht zu übersehen: Die Bestimmungsfunktion des Kosmos Vogelführers steckt hinter dem rot markierten Symbol.

Mensch Michel! Man muss doch nur auf dem Startbildschirm oben das 2. Symbol von rechts antippen (siehe Bild).

Was noch bietet diese App? Für die meisten Vogelstimmen gibt es Tonaufnahmen inklusive. Videos werden als in-App-Käufe für extra Geld angeboten – die habe ich nicht getestet. Im Zweifel hilft eine sehr gute Vergleichsfunktion, und die gesehen Arten kann man auch in Listen speichern (Import/Export ist möglich).

Für den Austausch mit anderen Vogelfreunden ist diese App ungeeignet. Oder anders gesehen: Sie ist ideal für jene, die ihre Daten für sich behalten wollen. Ich benutze sie vorwiegend, als 2. Autorität, wenn ich mir nicht sicher bin, und als „Backup“ in Gegenden mit schlechtem Empfang, weil alle Funktionen auch offline verfügbar sind. Der durchschnittlichen Nutzerbewertung mit 4,5 von 5 Punkten kann ich mich durchaus anschließen. 

Platz 2: Merlin

Unter allen Apps macht diese hier am meisten Spaß. Sie hat mindestens 10 Mal so viele Bewertungen wie die vorherigen Apps und deren Drchschnitt liegt bei 4,7 von 5 möglichen Punkten! Entwickelt wurde Merlin vom Cornell Lab of Ornithology, der vielleicht besten wissenschaftlichen Institution für Vogelkunde weltweit. Die App ist hierzulande in deutscher Sprache verfügbar, im Gegensatz zu NABU Vogelwelt, NaturaList und Kosmos-Vogelführer funktioniert sie aber (mindestens auf englisch) auch in den USA, Kanada, Mexiko, in den Vogelparadiesen Mittel- und Südamerikas, sowie in Asien und Australien. Im Wesentlichen ist Merlin ein verdammt guter Assistent, der beim Bestimmen hilft. Er stellt dazu nur fünf Fragen:

  • Wo haben Sie den Vogel gesehen? Angenommen wird der aktuelle Standort, man kann aber auf der Karte auswählen.
  • Wann haben Sie den Vogel gesehen? Angenommen wird das aktuelle Datum, das man natürlich für zurückliegende Beobachtungen ändern kann.
  • Wie groß war der Vogel? Nun werden zum Vergleich mehrere bekannte Arten wie Spatz, Amsel oder Gans eingeblendet, zwischen denen man seine Sichtung einordnet.
  • Was waren die Hauptfarben? Nun wählt man bis zu 3 Farben aus 9 Möglichkeiten aus.
  • War der Vogel… (Auswahlmöglichkeit) fressend an Futterstelle, schwimmend oder watend, am Boden, in Bäumen oder Büschen, am Zaun oder Draht, kreisend oder fliegend?

Sofort präsentiert Merlin eine Liste mit Vorschlägen, allesamt bebildert, mit einer guten Beschreibung inklusive dem Gesang zum Anhören. Die Trefferquote ist sehr hoch, und wenn man nicht den richtigen Vogel findet, so liegt es meiner Erfahrung nach häufiger an falschen Antworten auf die Fragen als an der App. Ersteres lässt sich durch eine Korrektur leicht ändern, letzteres durch eine Rückmeldung mit einem Klick erledigen.

Einfach zu bedienen mit hohem Spaßfaktor: Merlin ist der beste Assistent, um Vögel zu bestimmen.

Ebenso faszinierend ist die zweite Möglichkeit, mit Merlin Vögel anhand von Fotos zu identifizieren. Dabei kommen offenbar Techniken der künstlichen Intelligenz und des Deep Learning zum Einsatz – also die Art von Erkennung, mit der China seine Bevölkerung überwacht. Hier aber ist der Zweck ein guter, und die Ergebnisse mindestens so gut wie mit dem Fragespiel. Selbst ziemlich unscharfe Bilder werden akzeptiert und meist richtig gedeutet. Wirklich toll! Bleibt nur das Problem, wie man die Bilder auf´s Handy kriegt, denn mit den eingebauten Kameras alleine wird´s schwer. Mögliche Lösungen sind: Kauft Euch ein Spektiv (also ein Fernrohr das speziell für die Vogelbeobachtung konstruiert wurde), und dazu einen Aufsatz, mit dem man das Handy hintendran schrauben kann. Eine große Auswahl dieser Teile findet ihr auf Amazon, aber lest die Bewertungen aufmerksam durch, denn nicht alles funktioniert so toll, wie es beworben wird. Inzwischen bieten auch viele Kameras die Möglichkeit, Bilder drahtlos aufs Handy zuschicken (ich benutze dafür eine Sony Alpha 6400, aber es geht auch billiger). Wenn Eure Kamera das nicht kann, funktioniert immer noch die 3. Variante: Ihr ladet Eure Bilder auf einen der Clouddienste wie Google hoch, und von dort wieder ´runter auf´s Handy.

Platz 1: eBird

Die Hotspots in meiner Nähe – eine von sehr vielen, sehr nützlichen Funktionen bei eBird.

Der Alleskönner wurde ebenso wie Merlin von den Profi-Ornithologen der Cornell University entwickelt, und die zwei Apps arbeiten auch prima zusammen (wenn man sich bei beiden angemeldet/registriert hat). Als kleinen Vorgeschmack würde ich die Homepage von eBird empfehlen, wo man einen ersten Eindruck von der Qualität dieses Projekts gewinnt. Einige wenige Infos sind bisher nur auf englisch verfügbar, die App ist aber längst eingedeutscht, sodass es hier keine Hürden mehr gibt. Sie wurde mehr als 100000 Mal heruntergeladen und von über 2000 Benutzern mit durchschnittlich von 4,1 von 5 möglichen Punkten bewertet.

eBird kombiniert die Freude am Beobachten und Entdecken mit einem freundschaftlichen und zwanglosen Wettbewerb. „Diese kostenlose Dienstleistung macht es einfach für Sie nachzuvollziehen was sie gesehen haben, während Sie zugleich die Daten der Wissenschaft, Ausbildung und Naturschutz zur Verfügung stellen“, heißt es in den Infos zur App.

In Form von Checklisten kann jeder Benutzer an jedem Ort eintragen, was er gesehen hat. eBird weiß, welche Vögel hier am häufigsten vorkommen, und setzt diese nach oben auf die Liste, die Seltenheiten weiter unten. Die Merkmale der Vögel, ihr Gesang, Verbreitungsgebiet etc. sind nur einen Knopfdruck entfernt; was auf Merlin identifiziert wurde, kann an eBird übergeben werden. Es gibt Ranglisten, wer wo die meisten Vögel gesehen hat, und – ganz toll – die Möglichkeit, sich Hotspots (also Gegenden mit besonders vielen Arten) anzeigen zu lassen. Dies funktioniert schon aus der App heraus ganz prima, und von der Webseite aus kann man damit einen Traumurlaub für Birder planen, so wie ich es gerade für Costa Rica getan habe. Zu jedem Hotspot findet sich die Gesamtzahl der gesehen Arten, und welche dort wann und von wem beobachtet wurden.

Mir macht es großen Spaß mit buchstäblichen Hunderttausenden Gleichgesinnter zu diesem wissenschaftlichen Projekt beizutragen, aus dem schon Hunderte von Veröffentlichungen hervorgegangen sind. Mit dem Datenschutz sehe ich übrigens keine Probleme. Man kann nämlich auch als „anonymer eBirder“ teilnehmen, und ob man ein Profil anlegt oder teilt ist jedem selbst überlassen. Also worauf warten Sie noch? Probieren Sie es aus und hinterlassen Sie gerne ihre Erfahrungen hier, oder wir treffen uns bei eBird.

Loblied auf mein Handy

Seit wenigen Tagen trage ich in meiner Hosentasche das wohl leistungsfähigste Gerät spazieren, das ich je besessen habe. Angeblich besitzt jedes bessere Smartphone heute mehr Rechenkraft, als alle Computer und Maschinen unseres Planeten noch vor 40 Jahren zusammen. Bei meinen letzten beiden Handys hatte ich ehrlich gesagt noch nicht das Gefühl, einen Supercomputer in der Tasche zu haben. Jetzt aber, bei meinem Motorola G4 Plus will ich das gerne glauben. Alles flutscht, nichts ruckelt, und im Zusammenspiel mit den gut 100 Apps, die ich nach gründlichen Tests installiert habe, scheint alles möglich.

Dieses Gerät kann mir helfen, schneller und besser zu arbeiten. Es wird mir dadurch auch Geld sparen, und es motiviert mich, wieder fit zu werden und mehr für meine Gesundheit zu tun. Es dient mir als Tagebuch, Kamera und Fotoalbum, und es hilft mir, die Welt zu entdecken. Es ist Lernhilfe und Nachschlagewerk, Spielgerät, Navi, Music-Player, Mini-Fernseher und noch vieles mehr. Kurz, so ein modernes Smartphone ist einfach geil.

Wenn auch ihr solch ein Glückserlebnis haben wollt, solltet ihr euch gründlich informieren, welche Eigenschaften bei einem Handy für euch wichtig sind – und wie viel ihr dafür ausgeben wollt. Ich wollte eine eierlegende Wollmilchsau für möglichst kleines Geld. Die Messlatte waren mein Moto G2, dessen Arbeitsspeicher sich als zu klein erwiesen hatte, und davor das HTC One X +, bei dem der Akku sogar nach einem 90 Euro teuren Austausch schwächelte. Außerdem unterstützen diese Geräte den schnellen Mobilfunk mit LTE nicht, was oft zu unerträglich langen Ladezeiten führte.

Kurz gesagt waren also meine früheren Geräte an meinen Ansprüchen gescheitert. Nun sollte das Neue hauptsächlich schnell sein und ausreichend Speicher bieten. Außerdem war es mir wichtig, zwei Einschubplätze für SIM-Karten zu haben. Das erlaubt mir, im Nicht-EU-Ausland die Karte eines lokalen Anbieters zu nutzen, ohne die lästige Umstöpselei. Außerdem wollte ich ein möglichst reines Android-Betriebssystem auf dem neuesten Stand, und nicht den ganzen überflüssigen Müll, den viele Hersteller oben drauf packen, um Kunden an sich zu binden.

All das habe ich im Moto G4 Plus gefunden, dessen technische Daten ihr ebenso wie ziemlich viele begeisterte Besprechungen zum Beispiel bei Amazon findet. Unter anderem bietet das Gerät einen Fingerabdruck-Sensor zur bequemen Sicherung, eine 16-MB-Kamera und eine Schnelllade-Funktion, die den Akku angeblich (ich hab´s nicht nachgemessen) binnen 15 Minuten wieder fit macht für 6 Stunden Betrieb.

Die hier verlinkte Version Version kostete zuletzt € 299. Sie bietet dafür 2 GB Arbeitsspeicher (RAM) und eine interne 32 GB Festplatte, die per SD-Slot entsprechend erweitert werden kann. Das sollte für einen flotten Betrieb ausreichen, doch ich wollte auf Nummer Sicher gehen.

Deshalb habe ich mir auf der Webseite des Herstellers mit dem Moto-Maker mein Handy selbst konfiguriert und zwar mit 4 GB RAM und 64 GB Festplatte. Auf dieser Webseite kann man z.B. auch die Farben der Vorder- und Rückseite separat wählen, oder sich den Namen eingravieren lassen. Beide Optionen habe ich ebenfalls genutzt, war damit inklusive Versand bei € 350 Euro und glaube, einen sehr guten Deal gemacht zu haben. Die angegebene Lieferzeit von 12-15 Tagen hat Motorola übrigens um eine Woche unterschritten. Das Päckchen kam nach 5 Tagen direkt aus China frei Haus per DHL. Die Minibedienungsanleitung war ausreichend und auf deutsch. Für Euch gesucht und gefunden habe ich außerdem das komplette Handbuch von Motorola im pdf-Format.

Keine Kritik ohne Gemecker: Natürlich findet man auch beim Moto G4 Plus noch Dinge, die zu verbessern wären. Es ist zum Beispiel nicht wasserdicht, das Display hat nicht die höchste, derzeit mögliche Auflösung und manche anderen Handys haben bessere Kameras. Auch die „Wertigkeit“ ließe sich verbessern, etwa durch Austausch der Rückseite gegen ein Teil mit weniger Plastik-Feeling. Aber das ist nun wirklich Jammern auf höchstem Niveau. Wer bereit ist, doppelt so viel auszugeben wie ich, kann sich ja gerne den derzeitigen Spitzenreiter kaufen, das Samsung S7 Edge, oder für Apple-Fans das iPhone S6.

Wer jedoch 300 – 400 Euro sparen möchte und trotzdem ein Top-Handy besitzen mag, für den hier nochmals die Links zum Moto G4 Plus bei Amazon und zum Moto-Maker, wo man sich das Gerät nach eigenem Geschmack konfigurieren kann.

Nachtrag vom 21. März 2017: Bin immer noch hochzufrieden mit diesem Teil, der Akku hält und zeigt bisher keine Alterserscheinungen. Und ein Update für das Android-Betriebssystem namens „Nougat“ habe ich gestern auch bekommen. Kostenlos und automatisch.

Pfadfinder in der Kamera: Lumix DMC-TZ10 mit GPS

Seit vier Wochen ist sie im Einsatz, an die 2000 Bilder und ein paar Videos habe ich gemacht, und wen´s interessiert der findet hier so eine Art Testbericht: Die Lumix DMC-TZ10 ist meine siebte Kamera.

Zum Hintergrund sollte ich vielleicht sagen, dass ich mich als ambitionierten Hobby-Fotografen einstufe. Von zwei oder drei Ritsch-Ratsch-Klick-Kameras in meiner Kindheit wechselte ich zu meiner ersten – natürlich analogen – Spiegelreflex-Kamera, einer Fuji. Später habe ich dann eine Contax RTS mit Zeiss-Objektiven von meinem Vater geerbt, mir ein zweites, preiswerteres, Gehäuse dazu gekauft – und seitdem nie mehr so gute Bilder gemacht. Das kann ich deshalb mit Sicherheit sagen, weil ich momentan sämtliche Dias einscanne, die ich in den Jahren 1984 bis 1997 gemacht habe. Vor allem in der Bildschärfe sind sie nach wie vor unerreicht, doch muss ich fairerweise sagen, dass ich bis zum heutigen Tag den Sprung zu einer digitalen Spiegelreflexkamera nicht geschafft habe. Der Grund? Nachdem ich jahrelang immer mehr Zubehör angeschafft und in der Spitze 13 Kilogramm (!) Ausrüstung mit mir herum geschleppt hatte, machte Contax (eine Zusammenarbeit aus Fuji-Mechanik, Zeiss-Optik und Porsche-Design) den Laden dicht. Um eine gleichwertige Ausrüstung in Form einer digitalen Spiegelreflexkamera zu bekommen, hätte ich wohl an die 8000 Euro hinblättern müssen – no way! Also schwenkte ich um auf eine Filmkamera (Sony Handycam DCR-PC330) und dann auf eine Digitalkamera mit Videofunktion, die Kodak Easyshare Z 812 IS. Beide Geräte sind in ihrem Bereich ok, aber natürlich keine geeigneten Werkzeuge für „ernsthafte“ Fotografen. Dies erwarte ich ehrlich gesagt auch nicht von der Neuen – aber wir werden sehen, was die Lumix DMC-TZ10 zu bieten hat.

Leicht und portabel sollte die neue Kamera sein, mit einer möglichst guten Bildqualität und – dies ist so ein Spleen bei mir – idealerweise auch eine GPS-Funktion mitbringen. GPS steht für Global Positioning System und dies ist die Technik hinter jedem Navigerät. Für Fotografen ist GPS deshalb interessant, weil Bildern damit mehr oder weniger automatisch Informationen über den Aufnahmeort hinzugefügt werden können. Ich bin zwar durchaus in der Lage, den Eifelturm wiederzuerkennen, wer aber schon mal auf einer längeren Reise war und zu faul war, sich Notizen zu machen, kennt sicher das „wo war das noch mal?“-Problem. Besonders nützlich finde ich die GPS-Technik, wenn man ab zu mit dem Mountainbike oder auch zu Fuß in der Natur unterwegs ist, und dabei neue Wege beschreitet, die mit tollen Ausblicken oder interessanten Entdeckungen belohnen. Zuletzt habe ich mir dafür einem GPS-Tracker angeschafft, ein Aufzeichnungsgerät von der Größe einer Streichholzschachtel, dessen Daten dann mehr oder weniger mühsam mit den Fotos zusammen geführt werden mussten. Es war, soviel sei gesagt, eine ebenso zeitaufwändige wie fehleranfällige Prozedur. Sogar in meinem Handy habe ich GPS und Fotofunktion vereint – warum also sollte dies nicht auch in einer ordentlichen Kamera möglich sein?

Eine Antwort auf diese Frage will neben anderen Fabrikaten auch die Lumix DMC-TZ10 liefern. Sie kostete mich bei Amazon knapp 300 Euro. Allerdings ist in diesem Preis weder eine Speicherkarte enthalten, noch ein Ersatzakku. Beides zählt für mich nicht zum Luxuszubehör, sondern zur Grundausstattung. Weil in diversen Diskussionen immer wieder anklang, dass es mit Ersatzakkus, die nicht von Panasonic stammen, Probleme gab, biss ich in den sauren Apfel und kaufte das Original, welches über 30 Euro kostet. Damit sind wir also beim ersten Minuspunkt: Die Kamera wird angepriesen für unter 300 Euro, kostet de facto aber 350. Ärgerlich. Ansonsten: Lieferung von Amazon wie gewohnt problemlos. Bestellt am Sonntag, geliefert am Dienstag Vormittag und zwar ohne zusätzliche Versandkosten.

Die Bedienungsanleitung umfasst gerade einmal 25 Seiten und dies reicht bei weitem nicht aus, um alle Funktionen der Kamera zu beschreiben. Besser ist da schon die pdf-Datei von mehr als 170 Seiten, die sich auf der beigelegten CD findet. Die CD braucht man außerdem, wenn man die Bilder und vor allem die hochauflösenden Videos der Lumix möglichst reibungslos auf den Computer überspielen und dort verwalten will. Die erledigt die Software PHOTOfunnSTUDIO 5.1, die außerdem einige einfache Bildbearbeitungsfunktionen bietet. Wer es ernst meint mit seinen Fotos wird damit allerdings nicht glücklich und muss wohl so wie ich ein Bündel spezialisierter Programme installieren – doch über dieses Thema werde ich ein anderes Mal berichten. Was sonst noch drin ist in der kleinen Packung: Akku, Batterieladegerät, Netzkabel, USB-Kabel (zum überspielen von Bildern auf den PC) und ein AV-Kabel mit dem man auch HD-Videos auf anderen Geräten wiedergeben kann.

„Alles schön und gut“, höre ich Euch sagen – „aber macht die Lumix denn auch ordentliche Bilder?“ Die Antwort lautet „Ja, aber…“.

Ein Heer von Lumix-Fans kann sich nicht irren und die zahlreichen Modelle, die unter diesem Namen erschienen sind, liefern durch die Bank sehr hochwertige und vor allem scharfe Bilder. Eines von drei Problemen mit der DMC-TZ10 ist, dass man zuerst die Einstellungen entsprechend ändern muss. Und zwar auf:

  • Sättigung + 1
  • Schärfe +1
  • Kontrast -1 und
  • Rauschunterdrückung -2 oder -1

Danke, Robin Pomreinke, für diesen verdammt guten Tipp, den außer mir noch über 400 Amazon-Kunden hilfreich fanden. Mit obigen Einstellungen habe auch ich sichtbar bessere Bilder bekommen. Der Zoombereich ist mit 25-300 Millimeter-Äquivalent für mich ausreichend groß – eine noch stärkeres Tele wäre zwar nett gewesen, doch habe ich mir dis verkniffen, weil dies zumindest bei der Vorgängerkamera sichtbar zulasten der Bildqualität ging. Das Display könnte zwar noch etwas heller sein, doch wird dies wieder wettgemacht durch die Wahl zwischen vier verschiedenen Modi mit unterschiedlich vielen Infos. Die Benutzerführung in den Menüs ist einleuchtend und der Schnellzugriff mit dem Quick-Menu eine feine Sache.

Ansonsten bietet die DMC-TZ10 nicht nur alle Funktionen, die für eine Kamera dieses Typs heute selbstverständlich sein sollten (intelligente Automatik, manuelle Einstellungsmöglichkeiten, Blenden- und Zeitautomatik sowie 29 (!) verschiedene Programme), sondern auch ein ganzes Bündel fortgeschrittener Einstellungsmöglichkeiten wie z.B. drei benutzerspezifische Speicher, ein „Bracketing“, bei dem Bilder jeweils außer mit der normalen Belichtung gleich noch mit einer Stufe unter- bzw. überbelichtet werden und schließlich die Option, zwei weitere Positionen auf dem zentralen Drehknopf mit Programmen seiner Wahl vorzubelegen (bei mir die Sportautomatik und die Serienbildfunktion). Apropos Serienbilder: Hier kann man gefühlte unendliche Bildreihen auslösen, wenn man in der entsprechenden Einstellung den Finger auf dem Auslöser lässt. Die Auflösung schaltet dabei etwa auf ein Achtel des Maximums herunter – doch scheint mir dies ein kleiner Preis, wenn man das wirklich allerschönste Lachen seiner Liebsten einfangen mag oder wenigstens ein ordentliches Bild des Musikvereins knipsen will, mit dem auch wirklich alle Sänger zufrieden sind.

Nicht getestet habe ich die Möglichkeit der Gesichtserkennung. Angeblich kann man die DMC-TZ10 auf bis zu sechs Nasen trainieren, die die Kamera dann automatisch erkennt und deren Namen auch gleich mit in die Fotoinformationen geschrieben werden. Wer aber nur sechs Freunde hat oder immer die gleichen Nasen knippst wird womöglich auch die Möglichkeit toll finden, zwei Haustiere einzuspeichern und deren Wachstum über die Jahre von der Kamera verfolgen zu lassen (kein Quatsch!).

Ok, dies ist Gemeckere auf hohem Niveau. Reden wir also über das zweite Problem: Ein „Panoramaassistent“ soll dem Benutzer helfen, beispielsweise den Horizont von links nach rechts oder ein Hochhaus von unten nach oben scheibchenweise zu fotografieren – und das Ganze dann zu einem nahtlosen Bild zusammen zu setzen. Bei mir scheiterte dies schon daran, dass die Markierungen aus dem jeweils letzten Bild für meine trüben Augen kaum zu erkennen waren. Und als ich der Kamera das jeweils letzte meiner Panaoramabilder vermelden wollte, passiert: Nichts. Hmm. Ich will einen Bedienungsfehler nicht ausschließen, aber das hat meine alte Kodak besser hingekriegt.

Und das GPS? Das war doch der Grund, warum ich mir diese Kamera überhaupt erst gekauft habe! Das GPS also – es funktioniert, so leidlich. Zwar empfängt der eingebaute Empfänger das Satellitensignal schnell und schreibt die entsprechenden Koordinaten sauber in die Bilddatei. Wer anschließend das Bild z.B. in Google Earth aufruft, wird sofort sehen, wo es aufgenommen wurde. Ich finde, Panasonic hätte es dabei belassen sollen. Statt dessen wollte man aber noch einen ´drauf setzen und hat der DMC-TZ10 eine Datenbank von angeblich über 300000 Sehenswürdigkeiten mit auf den Weg gegeben. Die beruht auf dem Stand vom Februar 2010, eine Aktualisierung ist nicht vorgesehen, wie mich die Anleitung belehrt.

Wer sich die Mühe macht, wird auch das System bald durchschauen, mit dem diese Informationen nutzbar gemacht werden sollen: In einem „Reisemodus“ kann der Nutzer wählen, ob er nur das Land, den Bundesestaat, die Stadt oder eben auch exakt jene Sehenswürdigkeit in die Bilddaten schreiben will, die sich Anhand der GPS-Koordinaten ergibt. Dies funktioniert schon in Deutschland nicht ordentlich, denn im Schnittbereich mehrerer Sehenswürdigkeiten muss der Benutzer vor der Aufnahme auswählen, wo er sich befindet. Dass dies technisch nicht anders zu lösen war, kann ich zwar nachvollziehen, löst aber nicht das Problem. In meiner Stadt Offenburg kann ich problemlos das Rathaus erkennen, aber welche der drei Kirchen ich ins Visier nehme, sollte ich schon selbst wissen, denn die Kamera wird es mir nicht verraten.

Doch es kommt noch schlimmer: Im Ausland (ich habe die DMC-TZ10 bei einem vierwöchigen Kalifornienaufenthalt ausgiebig getestet) konnte ich mich nicht einmal mehr darauf verlassen, dass die Stadt exakt angezeigt wurde. So ist z.B. La Jolla einer der attraktivsten Stadtteile von San Diego, wird aber nicht separat angezeigt. Und in Venice, das sicher zu den Hauptattraktionen von Los Angeles zählt, erkennt die Panasonic nur einen kurzen Abschnitt des berühmten „Ocean Front Walk“ – der Rest wird einfach als Santa Monica deklariert. Und auf der beliebtesten Einkaufsmeile von Venice drängt sich ausgerechnet die Handelskammer als Sehenswürdigkeit auf, wo doch jeder Reiseführer hier vom „Abbot Kinney Boulevard“ spricht. Ich habe keine Ahnung, was für einen Algorithmus die Entwickler bei Panasonic für die Erstellung ihre Datenbank von Sehenswürdigkeiten benutzt haben, aber diese Funktion wurde meinen Anforderungen in keinster Weise gerecht. Ich schlage vor, bei der Modellpflege entweder ganz auf diesen unausgegorenen Schnick-Schnack zu verzichten, oder Kuratoren einzusetzten, die bei den Sehenswürdigkeiten die Spreu vom Weizen trennen. Bis es soweit ist, werde ich mich beim Fotografieren auf die „nackte“ GPS-Funktion beschränken und habe bei den Orts-Info Einstellungen alle Optionen auf „Off“ gestellt.

Dennoch fällt die Gesamtbilanz überwiegend positiv aus. Sagen wir: Vier von fünf Punkten. In der Klasse der kompakten Kleinbildkameras für anspruchsvolle Hobbyfotografen, die zudem noch Wert auf eine GPS-Funktion legen, ist die Lumix DMC-TZ10 von Panasonic trotz der drei genannten Probleme für mich die erste Wahl.