Google beendet die Selbstzensur in China

Darf ich es wirklich glauben? Der „böse Datenkrake“ Google hat sich dem Unrechtsregime in Peking nicht gebeugt und den chinesischen Zensoren und Antidemokraten sogar einen kräftigen Tritt vors Schienbein verpasst. Statt die Suchergebnisse ihrer Tochte google.cn zu filtern, wie von den chinesischen Machthabern gefordert, werden die Nutzer nun umgeleitet zur Domäne google.com.hk. Deren Server stehen in Honkong, was zwar offiziell ebenfalls zu China gehört. Aufgrund seines Sonderstatus als ehemalige britische Kolonie besitzt Honkong jedoch seit 1997 eine „gewisse Autonomie“, die wohl auch einen Verzicht auf bestimmte Zensurmaßnahmen beinhaltet, lerne ich aus einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Umleitung der google.cn-Besucher nach Honkong sei „völlig legal“, sagte der oberste Rechtsbeauftrage von Google, David Drummond. Der Winkelzug werde auf bedeutsame Art den Zugang der Chinesen zu Informationen verbessern, so Drummond gemäß einem Bericht der BBC.

Noch werden die Suchergebnisse aus Honkong nicht gefiltert, doch würde es mich nicht wundern, wenn auch dieses Fenster zur Freiheit bald geschlossen würde. In der Zwischenzeit schäumen die Vertreter des Regimes in Peking und lassen über ihre Staatsorgane verbreiten, Google habe „ein schriftliches Versprechen gebrochen“. Kein Wort verliert die Agentur Xinhua dagegen über den offensichtlich von offiziellen Stellen unterstützen Angriff chinesischer Hacker auf Google und über 20 weitere Firmen, bei dem man kürzlich versucht hatte, an die Namen von Regimekritikern heran zu kommen.

Dass eine der mächtigsten Firmen der Welt nun ein klares Signal sendet, und sich den Zensoren nicht länger beugen will, ja dass Google sogar mit dem Rückzug aus der Volksrepublik China droht, finde ich vorbildlich. Peking unterhält eines der ausgefeiltesten und weitreichendsten Zensursysteme der Welt, bekräftigt der Bericht der BBC. Tausende von Polizisten sind dort damit beschäftigt, den Internetverkehrt abzuhören, außerdem überwachen automatisierte Systeme Blogs, Chaträume und andere Quellen, um sicher zu stellen dass verbotene Themen wie das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 nicht diskuttiert werden.

An Google mag man Vieles kritisieren. Ich jedenfalls freue mich über dieses Zeichen des Protestes. Ich freue mich, dass wenigstens diese Firma nicht bereit scheint, Menschenrechte im Namen der Marktwirtschaft zu opfern und ich sage: Hut ab vor Google.

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