Die Türkei: Viel erlebt für wenig Geld

Wohin reist Mann, wenn die Freundin gerne einkauft und auf Schnäppchenjagd geht? Wenn es schön bunt sein soll, mit viel Kultur und freundlichen Menschen? Gerne ein wenig abenteuerlich, meldet sich der Entdecker in mir. Mit schönen Stränden, aber ohne Heerscharen von Touristen. Dazu noch gutes Essen und ab und zu ein Bier. Und – auch da sind wir uns einig – das alles bitte so günstig, dass wir dafür keinen Kredit aufnehmen müssen.

Die Lösung, für die wir uns nach der Lektüre einiger Reiseführer und ein paar Stunden Googelei im Frühsommer 2009 entschieden, war ein Kontrastprogramm der besonderen Art: In der Türkei besuchten wir zunächst die 15-Millionen-Stadt Istanbul und entspannten dann eine weitere Woche in dem kleinen Fischerdorf Kiyiköy am Schwarzen Meer.

Die Vorbereitung – Gute Bücher über die Türkei und Istanbul

Als ahnungslose „Neckermänner“ wollten wir nicht in die Fremde reisen, und so investierten wir etliche Stunden in die Vorbereitung und Planung. Einige Tage hatte ich bereits im Jahr 2001 dienstlich in Istanbul verbracht und nebenbei drei der größten Sehenswürdigkeiten dort besichtigt: Die Hagia Sofia, die Blaue Moschee und die Zisterne Yerebatan Sarayi. Einen ersten Überblick, was die größte Stadt der Türkei sonst noch zu bieten hat, verrät in kompakter und übersichtlicher Weise  der ADAC-TourSet Istanbul. Das Teil ist für Mitglieder des Vereins kostenlos, es enthält all jene Viertel und Ausflugsziele, für die „normale“ Reisende sich interessieren und bietet außerdem einen ordentlichen Stadtplan, in dem allerdings nicht jede Gasse eingezeichnet ist.

Natürlich gibt es Dutzende, wenn nicht Hunderte von Reiseführern über Istanbul. Unter den preiswertesten findet sich der ADAC Reiseführer Istanbul für 6,50 Euro, die teuersten kosten 25 Euro und mehr. Mein Favorit ist der Vis-à-Vis Reiseführer Istanbul, der zwar mit 20,90 Euro am oberen Ende der Preisskala rangiert, der jedoch wie alle Bücher dieser Reihe mit einer wohl durchdachten Gliederung, einer Fülle von Informationen in Wort und Bild, mit zahlreichen guten Karten in verschiedenen Maßstäben sowie mit den für Vis-à-Vis typischen schönen Zeichnungen herausragender Sehenswürdigkeiten besticht. Als quasi literatischen Reiseführer entschied ich mich für den türkischen Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk und dessen autobiographisches Werk „Istanbul“.

Wer nicht nur Istanbul bereist, sondern sich auch für andere Teile der Türkei interessiert, der ist mit dem Türkei-Reiseführer des Verlages „Lonely Planet“ gut beraten. Das Buch richtet sich eher an junge und geistig jung gebliebene, neugierige Leute mit schmalem Geldbeutel, und es listet dementsprechend auch coole Cafés und Clubs sowie angesagte Shops. Alleine der Istanbul-Teil bietet 90 Seiten mit dicht gedrängten Informationen und so manchen echten Insider-Tipp. Mir gefällt an den Lonely-Planet Reiseführern besonders die lockere Schreibweise der Autoren, die mit ihren immer wieder eingestreuten, amüsanten Geschichten einfach näher ´dran sind als die Konkurrenz.

Die Übersichts- und Detailkarten sind allerdings gewöhnungsbedürftig und erfordern scharfe Augen. Ein zweiter Nachteil der Lonely-Planet Reihe scheint mir ebenfalls bemerkenswert: Da die Bücher zunächst in englisch erscheinen und dann erst mit einiger Verzögerung ins Deutsche übersetzt werden, muss man sich damit abfinden, dass so mancher heiße Tipp längst keiner mehr ist, bis man sein Reiseziel erreicht hat. Die oben verlinkte deutschsprachige Version etwa erschien am 1. April 2007, die aktuelle (englischsprachige) Ausgabe dagegen stammt vom 1. April 2009. Denjenigen, die fließend englisch sprechen sei deshalb gleich das Original empfohlen, das zudem noch um fünf Euro billiger ist als die deutsche Übersetzung. Diese Investition hat sich für uns auf jeden Fall ausgezahlt, denn sie führte uns schnurstracks zum Hotel Endorfina in Kiyiköy am Schwarzen Meer (Eine ausführliche Besprechung finden Sie hier. An dieser Stelle sei nur verraten, dass wir dort auf die gastfreundlichsten und nettesten Hotelbetreiber in 35 Reisejahren getroffen sind und dass Koch Mehmet nicht nur ein hervorragender Torwart ist 😉 , sondern uns auch den besten Steinbutt aller Zeiten serviert hat.)

Das beste Buch, das ich in jüngster Zeit gelesen habe, handelt übrigens auch von der Türkei – und ihren Menschen. Über „Atatürks Kinder“ von Hans-Joachim Löwer habe ich deshalb ebenfalls eine ausführliche Besprechung geschrieben. Dieser ungewöhnliche Reisebericht hat mich so begeistert, dass ich ihn am liebsten zur Pflichtlektüre für alle Türkei-Reisenden machen würde – und erst recht für all diejenigen, die sich über dieses Land ereifern, ohne jemals dort gewesen zu sein!

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