Irland – Ein Hoch auf die Grüne Insel

Wie kommt man am besten nach Irland? Ganz klar mit RyanAir! Die Fluglinie ist nicht nur die billigste (für ca. 70 Euro kommt man derzeit vom Airport Karlsruhe-Baden nach Dublin und zurück), sie liegt auch ganz vorne in der Kundenzufriedenheit, ist pünktlicher als die Konkurrenz, verliert am wenigsten Gepäck und erlaubt dem, der´s braucht, an Bord sogar das Telefonieren mit dem Handy.  Also nix wie hin im Juli 2008 mit der wohl erfolgreichsten Billig-Airline der Welt zu deren Heimatflughafen Dublin.

Info-mäßig bewaffnet und auch vorbereitet hatte ich mich mit dem Reiseführer „Ireland“ von Lonely Planet, einem Verlag, dessen Bücher neben einer hervorragenden und lockeren Schreibe dermaßen viele nützliche Hinweise, Hintergründe, Preisangaben und brauchbare-Tipps enthalten, dass er für mich die erste Wahl darstellt – zumindest für Reisen in englischsprachige Länder. Dazu noch eine Straßenkarte des ADAC, dem Handy für alle Fälle noch die Navigationssoftware aufgespielt (bin ganz zufrieden mit dem von Nokia bzw. Ovi bereitgestellten Karten) – und fertig ist die Gartenlaube.

Sieben Tage waren eingeplant, in denen wir uns auf Dublin und eine Rundfahrt in der südlichen Hälfte des Landes beschränken wollten, aber natürlich ist das viel zu wenig. Das habe ich übrigens schon vorher gewusst, denn außer zu zwei geschäftlichen Besuchen in Dublin war ich bereits vor zehn Jahren auf einer Fahrradtour an der Westküste gewesen, und konnte mich schon damals nicht satt sehen an den tollen Landschaften.

Reden wir zuerst über Geld

Bei den Dingen, die man im Ausland wissen sollte, steht für mich als Reisender die Trinkgeldfrage weit oben. Schließlich will man sich nicht blamieren, andererseits auch nicht die Erwartungen (und die Preise) durch allzu üppige Gaben in die Höhe treiben. Also habe ich mich schlau gemacht und dabei so hilfreiche Aussagen gefunden wie „Die Gabe von Trinkgeldern in Irland ist eine oskure Kunst, die nur von wenigen erleuchteten Individueen beherrscht wird.“ Aha. Immerhin bestätigt mir die Webseite About.com, dass wer lesen kann, klar im Vorteil ist. Wenn also auf einer Restaurantrechnung steht: „Service included“, dann handelt es sich um den Endpreis und es wird kein Trinkgeld erwartet. Auch wenn dort steht: „A Service Charge of x % will apply“ braucht man sich keinen Kopf zu machen, denn der Wirt schlägt den genannten Prozentsatz ´drauf, und alles ist gut. Ansonsten sind maximal zehn Prozent der Rechnungssumme angesagt. Beim Friseur oder im Barber Shop sollte man ebenfalls um die zehn Prozent geben. Im Pub – und da werden Sie in Irland hoffentlich öfter mal ´reinschauen – gibt man kein Trinkgeld, kann jedoch dem Keeper seine Zuneigung zeigen, indem man ihm einen Drink ausgibt. In Hotels, Taxis und Cafés sind Trinkgelder eher unüblich, der eine oder andere Euro – etwa für das Zimmermädchen – schadet aber auch nicht wirklich.

Hungerdenkmal
Hungerdenkmal

Wo wir gerade vom Geld reden: Irland ist teuer. Unter zehn Euro gibt´s kein anständiges Essen und für ein Bett muss man mit 60 Euro rechnen, in Dublin eher mit 80. Als EU-Skeptiker könnte ich nun zu grummeln anfangen über den gewaltigen Boom, den Irland auch Dank anderer Leute Steuern erlebt habt. Aber schwamm ´drüber, schließlich war ich zum Urlaub hier. Dennoch sollte man wissen, dass Irland lange Zeit zu Europas Armenhäusern zählte, bis man dort Anfang der 1980er Jahre durch Steuerdumping ausländische Unternehmen anzog. Seit 1981 müssen deren Gewinne in Irland dort nur noch mit zehn Prozent versteuert werden, die übrigen Unternehmensteuern sanken von 45 auf 12,5 Prozent. Das war ziemlich schlau, denn bis zum Jahr 2003 stiegen die Einnahmen durch diesen Trick von 184 Millionen Euro auf 5100 Millionen. Ganz klar hat Irland mit am stärksten von der Globalisierung profitiert. Im Vergleich zu meiner letzten Reise dorthin im Jahr 1999 schien es fast, als ob jede zweite Familie sich seitdem ein neues Haus angeschafft hätte. Leider muss ich sagen, dass die Leute deshalb nicht gerade freundlicher geworden sind. Im Gegenteil standen dem einen oder anderen regelrecht die Dollarzeichen in den Augen. Zwar hatten wir nie das Gefühl, ausgenommen zu werden und wir bekamen immer einen ordentlichen Gegenwert für unser Geld. Ganz so charmant, liebenswert, und mitunter auch skurril wie ich die Iren 1999 kennen gelernt hatte, waren sie zehn Jahre später aber nicht mehr.

Fleischtheke mit Geflügel und Wild
Fleischtheke mit Geflügel und Wild

Ziemlich irritierend fand ich es auch zu sehen, wie in Irland allerorten mit EU-Mitteln Breitbandkabel gelegt werden, während zum Beispiel zehn Kilometer vor meiner Haustür Dorfbewohner die Telekom seit Jahren vergeblich um schnellere Leitungen anflehen. Man mag dies als engstirniges Genöle abtun, doch gibt es harte Belege für den neuen Wohlstand Irlands und die vergleichsweise miserable Entwicklung Deutschlands: Das Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen (BNE), ein Maß für die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, lag auf der grünen Insel zuletzt bei 47610 Dollar; das unsrige bei 38990 Dollar. Aber versuchen wir doch, die Sache positiv zu sehen: Wenn Geld den Charakter verdirbt, dann haben wir Deutschen in Europa in den vergangenen Jahren kräftig Sympathiepunkte gesammelt. Und auch für Irland gibt es neue Hoffnung. Schließlich waren die dortigen Einwohner innerhalb der Eurozone am schwersten von der Banken- und Finanzkrise betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt wird laut Frühjahrsprognose der EU-Kommission in 2009 um neun Prozent sinken und mit zwölf Prozent des BIP wird Irland voraussichtlich ein EU-weites Rekord-Haushaltsdefizit einfahren.

Sei´s drum. Zur Einstimmung auf den Urlaub gibt es sicher Besseres, als die Wirtschaftsbilanzen des Ziellandes. Auf der nächsten Seite werde ich daher einige Filme, Bücher und natürlich Musiktipps zusammen stellen, die Lust machen auf Irland. (Ich bitte um etwas Geduld)

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