Seelbach

Vorgestern war ich wieder mal in diesem schönen Ort (per Rennrad), für den ich gerne ein wenig Reklame mache: Seelbach liegt im Schuttertal und gehört zur Ortenau in Baden. Es hat knapp 5000 Einwohner und ist als Luftkurort anerkannt. Am Ortsrand fließt die Schutter durch, und auf einem Hügel thront in östlicher Richtung die Burgruine Hohengeroldseck. Erwähnt wurde Seelbach erstmal 1179, damals als Besitz des Klosters St. Georgen.

Landschaft bei Seelbach am Westrand des Schwarzwaldes

Essen kann man in Seelbach im Bären mit badischer Küche und großen Portionen – zumindest bei Google ist es das beliebteste Restaurant im Ort. Auch der günstige Italiener Belmondo scheint empfehlenswert. Einer von mehreren Gasthöfen, der sich Deutschlands ältester nennt, liegt in Richtung Biberach an der Bundesstraße auf der Passhöhe. Allerdings ist die Herberge zum Löwen, die seit 1231 belegt war, aktuell geschlossen.  Geöffnet ist dagegen trotz Corona das Freizeitbad in Seelbach. Vor allem lohnt sich ein Besuch aber für Mountainbiker, Rennradfahrer und Wanderer.

So liegt Seelbach an der 4. und letzten Etappe des Schwarzwald-Querweges von Rottweil nach Lahr. In östlicher Richtung trifft sich dieser Weg auf 500 Metern Höhe am Sodhof mit dem Kandel-Höhenweg. Um 1900 war der Sodhof noch ein Sudhaus, zu dem der Gerstensaft mit Pferdegespannen angeliefert wurde. Heute ist es eine beliebte Gartenwirtschaft (Montag und Dienstag geschlossen).

In der Radkarte für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, die unter dem Titel „Sagen und Mythen der Ortenau“ 30 magische E-Bike- und Tourenradstrecken verspricht, starten und enden gleich 3 dieser Touren in Seelbach, jeweils an der Sporthalle:

    • die 46,5 Kilometer lange „Geroldseck-Tour“ wird gerade noch als leicht eingestuft. Sie führt über Lahr am Rande des nördlichen Zipfels des „Vorgebirges“ entlang, dann über Gengenbach und Biberach nach länglichem Anstieg unter die Burgruine Geroldseck, die der Tour ihren Namen gab, und zu der man einen Abstecher machen sollte. Zurück auf der Passhöhe am Denkmal auf der Alten Landstraße bergab hat man zurück in Seelbach 315 Meter Gesamtanstieg geschafft.
    • die 31 Kilometer lange „Silbererz-Tour“ ist schon etwas schieriger, denn sie hat 420 Höhenmeter. Sie führt zunächst auf die Passhöhe nach Schönberg, ins Kinzigtal nach Biberach und von Steinach wieder bergauf bis zum Langbrunnenpass, von wo man abwärts durch das Schuttertal zurück nach Seelbach gelangt.
    • Die „Grüselhorn-Tour“ mit ihren 47 Kilometern Länge und 560 Höhenmetern ist mittelschwierig. Der Anstieg ist zum größten teil auf den 12 Kilometern zu bewältigen und führt das Schuttertal hinauf. Dann biegt man ab in Richtung Ettenheim um kurz davor in nördlicher Richtung nach Schmieheim zu fahren, wo sich eine Rast in der Brauerei anbietet. Weiter geht´s am Waldrand entlang über Kippenheim, Sulz und schießlich ab Lahr entlang der Schutter stromauf zurück zum Ausgangspunkt.

Hagia Sophia

Wie kann das sein? Wie konnten die Menschen im 6. Jahrhundert binnen 5 Jahren solch ein Bauwerk erstellen? Mir ging es wie den meisten Besuchern der Hagia Sophia in Istanbul: Schon beim Eintritt überfiel mich eine Mischung aus ungläubigem Stauen und Demut. Und genau so sollte das wohl sein. Die Hagia Sophia ist ein Monument, das den Glauben an Größeres fördert. Ganz egal, ob man zum Beten hingeht, oder mit der Volkshochschule. Das Gotteshaus zählt noch heute zu den imposantesten Gebäuden der Menschheitsgeschichte. Ich frage mich, wie es wohl auf die ersten Besucher gewirkt hat, die es betraten, als hier Kaiser Justinian regierte und Istanbul (damals noch „Konstantinopel“) das kulturelle Zentrum der Welt war?

Hagia Sophia Außenansicht

Bild 1 von 8

In 55 Metern Höhe schwebt eine riesige Kuppel über dem Boden. Sie hat einen Durchmesser von 31 Metern, zieht den Blick immer wieder nach oben, und sorgt mit ihren 40 Fenstern für ein magisches, sich stetig wandelndes Licht im Inneren. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die zahlreichen, goldglänzenden Mosaiken. Während man sonst meist nur den Kaiser kennt, „unter dem“ ein Bauwerk errichtet wurde, haben bei der Hagia Sophia auch die Architekten ewigen Ruhm erlangt. Es sind Anthemios von Tralleis und Isidor von Milet, die sich offensichtlich mit Mathematik, Mechanik und Statik besser auskannten, als sämtliche Baumeister vor ihnen. Fünf Jahre haben sie gebraucht, von 532 – 537.

Seitdem sind nahezu 1500 Jahre vergangenen. Endlose Umwälzungen, Umstürze, Kriege und Naturkatastrophen hat das Gebäude seitdem überstanden, und natürlich auch zahlreiche Reparaturen und bauliche Veränderungen. So stürzte 558 bei einem Erdbeben ein Teil des Doms herab, die Kirche wurde 1206 durch die Kreuzfahrer (!) ausgeplündert, und nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 in eine Moschee verwandelt. Außenrum wurden vier Minarette hochgezogen und der Großteil der christlichen Mosaiken mit Wandputz überdeckt. Auf Erlass von Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, wurde die Hagia Sophia dann 1935 in ein Museum verwandelt. Sie ist seit 1985 Teil des Weltkulturerbes, und für die meisten Menschen war das wohl eine gute Lösung.

Nicht aber für den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der gab im Juli 2020 die jüngste „Statusänderung“ bekannt und öffnete die ehemalige Kirche wieder für Muslime zum Gebet. Der Status als Museum wurde vom Obersten Verwaltungsgericht der Türkei aberkannt, und unmittelbar danach begannen – unter Protesten vor allem aus Griechenland und Russland – die Arbeiten zur „Umwidmung“.