Von Valdemossa, dem meistbesuchten Dorf Mallorcas ging es heute über den Berg nach Deià. Eigentlich ist diese Route, die vom Wanderführer als „eine der großartigsten Touren, die man auf Mallorca machen kann, ohne zu klettern“, gelobt wird, nur 9,3 Kilometer lang und in gut vier Stunden zu bewältigen. Dann kamen einige Schlaumeier auf den Gedanken, eine Stiftung zu gründen, deren Ziel es sein soll, den Mönchsgeier hier wieder anzusiedeln. Sagt mein Wanderführer. Und das ist natürlich eine hervorragende Begründung dafür, den Zugang zu beschränken und nur eine begrenzte Zahl von Wandern pro Tag durchzulassen.
Da der Michel aber eher ein Skeptiker ist, und nicht alles glaubt, was man ihm erzählt, hat er die Sache hinterfragt. Und herausgefunden, dass hinter dem Verein Muntanya del Voltor einfach nur drei Fincas mit zusammen 300 Hektar Fläche stecken. Sieht für mich nach Großgrundbesitzern aus, die der Meinung waren, dass zu viele Wanderer über ihr Gebiet tappen würden. Einen Hinweis, dass irgendjemand ernsthaft hier Mönchsgeier wieder ansiedeln möchte, habe ich auf der Webseite nicht gefunden. Aber es gibt sie auf Mallorca. Übermorgen werde ich wohl durch deren bevorzugtes Gebiet marschieren, wenn ich einem älteren Spiegel-Artikel glauben darf. Und ich werde dafür keine Erlaubnis brauchen.
Für heute werde ich das vermeintliche Schutzgebiet nördich von Valldemossa umlaufen. Das tut auch der GR 221, der auf dieser Etappe laut offizieller Webseite noch geplant ist, auf meiner Wanderkarte (Stand Februar 2017) jedoch bereits fertig – zumindest bis kurz hinter dem Gipfel Puig de Caragoli. Die typischen hölzernen Wegweiser des GR 221 habe ich zwar vergebens gesucht, konnte mich auf dem langen Aufstieg über einen arg ramponierten Fahrweg jedoch nicht wirklich verlaufen.
Auf dem Hochplateau angekommen umschwirren mich Mauersegler, Boten des Sommers, deren Ankunft mich daheim immer in Hochstimmung versetzt. Eine Zeitlang verläuft der Weg ziemlich plan, mit tollen Ausblicken in alle Richtungen. Einzig, dass hier oben solch ein Trubel herrscht, trübt ein wenig die Entdeckerfreude. Besser wird es erst, als ich den Puig de Caragoli passiere, der mit seinen 944 Metern in Schottland als Munro durchgehen würde.
Ein kleines Stück geht es noch eher sanft bergab, dann aber kommt der Ausblick, auf den mein Wanderführer mich vorzubereiten versucht hat: 700 Meter unter mir liegt Deià, das Ziel meiner heutigen Wanderung. „Der Weg windet sich in die Steilwand, die senkrecht bis überhängend abbricht“, heißt es. Die Warnung, dass man schwindelfrei und trittfest sein muss, hat mich im Vorfeld schon etwas eingeschüchtert. Abgesehen davon, dass meine Knie sich beschweren, ging es dann aber doch besser als erwartet.
Die Rückfahrt mit dem Bus klappte reibungslos. Am Ende hatte ich für die 12,5 Kilometer 5:20 gebraucht, was einerseits den 670 Höhenmetern bergauf zu verdanken war, und mehr noch den 940 bergab. Morgen geht es von Deia nach Port de Soller, dann sind es nur noch drei Etappen. Die Knie schmerzen, aber dafür kann ich unter meiner Wampe schon wieder die Füße sehen. Alles wird gut…