Als „Der wahrscheinlichst lustigste Roman des Jahres“ wird das schmale Büchlein Unknorke beworben. Wer das gesagt hat, erfahren wir leider nicht und ich will hoffen, dass er unrecht hat. Amüsant? Ja sicher. Auch ist es nett zu lesen, wie der Komiker Lars Niedereichholz – bekannt als die eine Hälfte des Komiker-Duos Mundstuhl – sich hier einen Spaß daraus macht, alle (oftmals allzu wahren Klischees) über die Anhänger der Ökobewegung zu bedienen. So kann man durchaus einen verregneten Sonntag-Nachmittag damit verbringen, Marc, dem Helden der Geschichte zu folgen, dessen Kindheit nach 16 Semestern VWL-Studium und der Schwangerschaft seiner Freundin Nadja ein plötzliches Ende nimmt. Weil die anderen 28 Kreditinstitute, Sparkassen und Versicherungen seine Bewerbung mit einem freundlichen Standardschreiben samt Unterlagen prompt zurück geschickt haben, landet Marc bei der Alternativen Multikulturellen Ökologie Bank, kurz AMÖB. Dort sagt er beim Vorstellungsgespräch den einzigen Satz, den die durchgeknallten Ökos hören wollen: „Ja, ich möchte die Welt ein kleines bisschen besser machen.“ Von da an gibt Marc sein bestes, um es allen recht zu machen: Allen voran die GeschäftsführerInnen Almut („mit heruntergezogenen Mundwinkeln und den dazu passenden Schlupflidern“) und Arnulf („schütteres Haar zu einem erbärmlichen Zopf gebunden, mit übergroßer Brille aus knallgelbem Plastik“), aber auch die Kollegin Jacqueline, die barfuss geht und in den Mittagspausen chantet, „vergleichbar mit einem defekten Vesparoller ohne Schalldämpfer – `Remngnangaremnremnremngnagnagremn…´“ oder Jockel, der überaus cholerische, kleine und pedantische Chef des Marktbereichs bei der AMÖG, der zuvor Lehrer an einer Behindertenschule war aber behauptet, es habe sich um eine Waldorfschule mit integriertem Zweig gehandelt. So geht es weiter, bis die Geschichte nach 160 Seiten mit Marcs Entlassung eine nicht wirklich überraschende Wendung nimmt und einem Happy-End zustrebt, wie man es in ähnlicher Form schon allzu oft gelesen hat. Weitere Details würden jenen potentiellen Lesern, die auf leichte Unterhaltung aus sind, den Spass nehmen und das kann ja keiner wollen. Außerdem ist das Buch Bon Scott, Jim Morrison, Jimi Hendrix, Mama und Papa gewidmet und wer so etwas tut, kann ja kein schlechter Mensch sein. Im Gegenteil. Ne Du? Also, wenn Du dann mal 12 Euro übrig hast und Dir partout nichts besseres einfällt für den verregneten Sonntag-Nachmittag, dann hol´s Dir doch, das Buch. Und zwar hier:
Schlagwort: Humor
Buchbesprechung: Wer´s glaubt, wird selig von Dieter Nuhr
Eine ziemlich lustige Abrechnung mit Esos, Ökos, Ignoranten, Dumpfbacken, religösen und anderen Fanatikern, gepaart mit einem ordentlichen Schuss Philosophie, gewürzt mit einigen Anleihen aus der Hirnforschung. Kein Wunder, dass mir dieses Buch gefällt, bestätigt es doch im Wesentlichen mein eigenes Weltbild. Oder sind es nur meine Vorurteile? Und wo ist der Unterschied? Gar nicht so einfach, einfache Antworten zu finden, wenn man sich einmal entschlossen hat, die graue Masse zwischen seinen Ohren zu nutzen.
Worum es geht und was der Leser davon hat, dieses Buch zu lesen, beschreibt Autor Dieter Nuhr folgendermaßen: „Mit diesem Buch haben Sie endlich einen Überblick. Es stellt dar, woran der Mensch glaubt, und warum er so bekloppt ist, den ganzen Krempel nicht gleich als Humbug zu erkennen.“ Von dem vielfach preisgekrönten (aber was heißt das schon?) Komiker und Philosophen Nuhr stammt der Ausspruch: „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Fresse halten.“ Diese Botschaft transportiert auch dieses Buch und obwohl das ziemlich arrogant klingt, so darf sich ein Schlaumensch wie Nuhr diesen Ratschlag wohl erlauben, zumal er es wie kaum ein Anderer es versteht, seine Angriffe gegen die grassierende Dummheit ausgesprochen lustig zu verpacken.
Dass Nuhr ein schlauer Mensch ist, hat ihm übrigens gerade der Mensa e.V. bestätigt: Dieser Verband der Hochbegabten verlieh dem Wortkünstler gerade den IQ-Preis 2008. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich lohnt, über Nuhr nicht nur zu schmunzeln, sondern auch ´mal nachzudenken, findet sich auf dessen Webseite. Sein Gästebuch musste der Arme nämlich schließen, weil – Zitat – „Da versammeln sich Nazis und alte Sozialisten aus der Stalinschule mit Emanzipationsgeschädigten und Verteidigern von Steinigungen und Auspeitschungen.“ Viel Feind, viel Ehr, würde ich sagen, aber ich schweife ab.
Zurück zum Buch, das sich dem Grundproblem widmet, dass Menschen auch den größten Unsinn glauben, weil sie so wenig wissen. Und woher weiß Nuhr, dass er nicht nur glaubt, wenn er behauptet, dass das 3:2 gegen England in Mexiko in der Verlängerung durch Gerd Müller erzielt wurde? Antwort: „Es handelt sich um eine in meinem Gehirn gespeicherte Geschichte, die dadurch zur Wahrheit wird, dass sie sich mit der Erinnerung anderer deckt“. Vielleicht denkt er aber nur, dass er denkt, könnte man da einwenden oder sich anderer philosophischer Spitzfindigkeiten bedienen. Gut so! Zwar weiß ich nicht, ob Nuhr tatsächlich vorsätzlich seine Leser dazu verführt, über den Sinn des Lebens nachzudenken, aber intelligente Menschen werden sich diesen schön verpackten Denkanstößen wohl kaum verweigern wollen. Ein weiterer Pluspunkt des leicht und schnell zu lesenden Büchleins ist Nuhrs Sammlung von originellen Reisefotos. Sie belegen, dass der Mann nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin gebrütet hat, sondern tatsächlich in die große weite Welt hinaus gezogen ist, um sich eine Meinung zu bilden. „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, hat Goethe dazu gesagt. Mag sein, aber bei Nuhr klingt das einfach eine Prise lustiger: „Nichts bringt die Relativität der menschlichen Geisteskraft so zum Leuchten wie Reisen. Man kommt nach Hause und weiß: Ich bin nicht der einzige Verrückte! Es gibt Milliarden!“