Vogelparadies Wagbachniederung

Fast fünfzig Vogelarten in nur fünf Stunden gesehen – das war die Bilanz unserer ersten Expedition nach Waghäusel im März. So begeistert waren Andi, Ralph und ich, dass wir gelobten, gleich zu Beginn der Brutzeit nochmals dorthin zu fahren – und am vergangenen Karfreitag war es dann soweit. Diesmal haben wir fast das gesamte Naturschutzgebiet der Wagbachniederung umrundet, dabei eine Strecke von etwa zehn Kilometern zurück gelegt – und wurden erneut reichlich belohnt.

Mindestens zwei Purpurreiher (Ardea purpurea) waren unterwegs, einen davon konnten wir ausgiebig beim Nestbau beobachten. Als stark gefährdet wird dieser prächtige Vogel in der Roten Liste der seltenen Arten geführt und auf meiner Liste war er in diesem Jahr die 160ste Art. O.k., ich geb´s zu: etwa die Hälfte davon habe ich in Costa Rica gesehen. Aber auch Deutschland hat für „Birder“ viel zu bieten. Und so macht mein „Big Year-Projekt„, bei dem ich mir vorgenommen habe, möglichst viele verschiedene Spezies in diesem Jahr zu sehen, weiter Fortschritte. So konnte ich am vergangene Wochenende auch das Blaukehlchen (Luscinia svecica) der Liste hinzu fügen, und hier ist der Beweis:

Was will uns dieser Vogel sagen? Egal – es ist ein Blaukehlchen!

Keine Angst, ich werde hier nicht erneut die komplette Artenliste aufführen, diese Form der Buchhaltung habe ich nämlich inzwischen auf ornitho.de verlagert, eine wirklich großartige Webseite für ehrgeizige Vogelbeobachter, komplett mit Verbreitungskarten und den Sichtungen von bald 9000 Mitwirkenden, die man sich sogar nach Regionen filtern lassen kann. Ein tolles Projekt, bitte weiter so!

Zurück in die Wagbachniederung, dem Naturschutzgebiet und Vogelparadies bei Waghäusel: Schön zu sehen waren hier ein gutes Dutzend Kiebitze (Vanellus vanellus) im Balzflug: Hoch hinaus und dann im Sturzflug Richtung Wasseroberfläche, wo sie haarscharf die Kurve kratzten und das nächste Manöver flogen. Tja, was tut Mann nicht alles, um die Weibchen zu beeindrucken. Ganz sicher waren wir uns nicht bei einigen Watvögeln (Limikolen), haben uns dann aber auf Kampfläufer (Philomachus pugnax) geeinigt, die hier offenbar auf der Durchreise waren.

Unter den Greifvögeln waren diesmal zwei Schwarze Milane (Milvus migrans) am Himmel zu sehen, von denen einer im Flug seine Beute verspeist hat, außerdem ein Pärchen Rohrweihen (Circus aeruginosus). Wer auf Gänse und Enten steht, bekam am Karfreitag ebenfalls wieder das volle Programm geboten: Graugänse (mit den ersten Jungen!), Kanadagänse sowie eine Streifengans (Anser indicus) und eine Nilgans (Alopochen aegyptiacus), beides sicher die Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen sowie neben den häufigeren Arten auch Knäk-, Krick– und Kolbenenten.

Den ersten Kuckkuck der Saison habe wir ebenfalls am Karfreitag in der Wagbachniederung gehört, und pflichtgemäß wollten wir zudem vermelden: Der Sommer ist da. Denn auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, die etwa 20 Rauchschwalben (Hirundo rustica), die wir gesehen haben lassen keine Zweifel zu: Die kalte Jahreszeit ist vorbei.

Und wie geht´s weiter? Gleich ergänze ich die Liste der in Waghäusel gesehenen Arten bei der Encyclopedia of Live. Und ich freue mich an dem Fernglas meines Vaters, das meine Mutter mir als schönstes Osterei gestern mit auf den Weg gegeben hat. Das Zeiss 8×20 B ist ein Klassiker und schlägt um Längen die Billigoptik, mit der ich mich bislang zufrieden geben musste. Erst vor wenigen Stunden habe ich mit dem kompakten neuen Fernglas mein erstes Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) erspäht, fast direkt vor der Haustür hier in Ichenheim (Neuried). Mit der Erfahrung wächst die Begeisterung und jetzt, wo der sportliche Ehrgeiz geweckt ist, reizt mich auch das Birdrace, bei dem es bundesweit am 5. Mai darum geht, wer die meisten Vogelarten zu Gesicht bekommt. Das wäre doch gelacht, wenn Andi, Ralph und ich nicht mindestens… (Fortsetzung folgt)

Power-Birding bei Waghäusel

Verzeihung erst Mal für den „reißerischen“ Titel. Aber auch wenn die echten Profis unter den Vogelguckern & Birdern angesichts meiner Beobachtungen nur müde lächeln können, so bin ich doch absolut begeistert von der Vielzahl an Arten, die ich gestern binnen nur fünf Stunden in der Wagbachniederung gesehen habe, einem Naturschutzgebiet nahe bei Waghäusel. Laut der Infoseite von birdinggermany.de brüten dort 96 Arten und insgesamt wurden schon etwa 250 beobachtet. Immerhin ein Fünftel all dieser Arten bei nur einem einzigen Halbtagesausflug zu sehen – darauf bin ich schon ein wenig stolz. Danke an dieser Stelle Ralph für´s Mitnehmen und Andy für das Know-How und das großzügige Teilen Deines Super-Spektivs.

Das Gebiet ist absolut flach und daher leicht zu begehen, lediglich der Anfang des Weges ist oft etwas matschig. Dafür gibt es in der Wagbachniederung aber auch zwei Beobachtungsstände, was die Sache vor allem bei schlechtem Wetter angenehmer macht. Was wir gesehen haben? Ich beginne mit jenen Arten, die ziemlich selten sind und daher bei einer Sichtung die wohl größten Glücksgefühle auslösen: Ein Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), ein Raubwürger (Lanius excubitor), fünf Singschwäne (Cygnus cygnus) sowie eine ziemlich komplette Sammlung an Enten, als da wären: Schnatterente (Anas strepera), Löffelente (Anas clypeata), Krickente (Anas crecca), Tafelente (Aythya ferina), Pfeifente (Anas penelope), Spießente (Anas acuta), Knäkente (Anas querquedula) sowie die auch anderswo sehr häufige Reiherente (Aythya fuligula) und natürlich die Stockente (Anas platyrhynchos).

Weiter mit den Wasservögeln: Eher selten ist wohl auch der einzelne Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), den wir gesehen haben, wogegen ich eigentlich mehr Haubentaucher (Podiceps cristatus) erwartet hätte als das einsame Pärchen, das hier Anfang März bereits die ersten Balzbewegungen einübte. Dazu kamen vier Kiebitze (Vanellus vanellus) und natürlich gab es jede Menge Höckerschwäne (Cygnus olor) und Blässrallen (Fulica atra), die wohl eher unter ihrem alten Namen „Blässhuhn“ bekannt sein dürften.

In diesem Naturschutzgebiet lebt auch eine Kolonie von Kormoranen (Phalacrocorax carbo) und unter den Gänsen sahen wir neben Graugänsen (Anser anser) und Kanadagänsen (Branta canadensis) vergleichsweise viele Nilgänse (Alopochen aegyptiaca). Letztere sind die Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen, die sich ja auch im nicht weit entfernten Karlsruhe am Rhein und in Heidelberg am Neckar breit machen. Über uns flogen so an die 30 Lachmöwen (Larus ridibundus) und unter den Singvögeln waren vielleicht auch wegen ihres frühen Auftretens im Jahr noch bemerkenswert zwei Heckenbraunellen (Prunella modularis), ein Zilpzalp (Phylloscopus collybita), eine Bachstelze (Motacilla alba), eine Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) und große Scharen von Wacholderdrosseln (Turdus pilaris).

An Greifen sahen wir paar Mäusebussarde (Buteo buteo) und einen Sperber (Accipiter nisus), Reiher gab es dagegen zu unserer Verwunderung keine – die waren an diesem Tag wohl lieber entlang der Autobahn unterwegs. Ein schöner und ergiebiger Ausflug war es natürlich trotzdem, mit insgesamt 45 Arten, die ich inzwischen auch bei der Encyclopedia of Live als Sammlung „Birding in Waghäusel“ organisiert habe. So habe ich einerseits ein Protokoll und gleichzeitig können Birder aus anderen Ländern sich auch ohne deutsche Sprachkenntnisse anhand der Bilder einen Überblick verschaffen. Einen Umweg lohnt das nicht weit von Heidelberg und Karlsruhe entfernte Vogelparadies auf jeden Fall. Und ich konnte meinem Big-Year-Projekt gleich 13 neue Arten hinzu fügen, sodass der Zähler nunmehr auf 135 steht. In ein paar Wochen, wenn die ersten Zugvögel da sind, schauen wir wieder vorbei…

Weitere Informationen:

  • Bei HD-Birding können angemeldete Benutzer ihre Beobachtungen von Vögeln in ganz Nordbaden melden.
  • Auf ornitho.de habe ich mich auch gerade angemeldet. Diese Webseite soll „einen aktuellen Überblick über das vogelkundliche Geschehen in Deutschland und Luxemburg geben und im Verbund mit anderen ornitho-Systemen in einen europäischen Zusammenhang stellen. Es soll darüber an der Vogelwelt Interessierte zusammenführen, Menschen für die Avifaunistik begeistern und die Umweltbildung unterstützen. Die in ornitho.de versammelten Daten werden in geprüfter Form für wissenschaftliche Auswertungen bereitgehalten und im Sinne des Naturschutzes eingesetzt.“ – Und das gefällt mir!