Hinweis: Viele der folgenden Adressen sind dem „Stefan Loose Reiseführer Costa Rica“ entnommen, der mir im Quervergleich der beste und aktuellste in deutscher Sprache zu sein scheint. Ich betrachte das Land auch als möglichen Ruhesitz und versuche, das Ganze um eigene Eindrücke in Zeiten von Corona zu ergänzen (siehe Einleitung).
Wer aus Europa kommend in Costa Rica landet, trifft hier meist am Abend auf einem der beiden internationalen Flughäfen ein: Liberia auf der Pazifik-Seite, oder für die meisten am Juan Santamaria-Flughafen, der zwischen der Hauptstadt San Jose und Alajuela liegt. Theoretisch könnte man mit dem Mietwagen gleich weiterfahren in Richtung Küste. Manche Reiseveranstalter organisieren auch die Abholung und einen nächtlichen Transfer zur ersten Unterkunft. Klüger ist es aber, in der näheren Umgebung zu übernachten und vielleicht noch ein paar Tage einzuschieben, um das zentrale Hochland zu erkunden (Valle Central), in dem die Hälfte aller Ticos lebt.
Ich habe mich dabei für die Posada Nena in Santa Ana entschieden, was sich als glückliche Wahl erweisen sollte, denn die wird, wie ich eben bei ein paar Bierchen erfahren habe, vom Hauptautor des obigen Reiseführers mit seiner venezolanischen Ehefrau Minerva betrieben (mehr dazu). Volker Alsen – so heißt er – dürfte durch seinen Job einer der besten deutschsprachigen Kenner der Landes sein. Er bietet zahlreiche eigene Touren an und ist hervorragend vernetzt, sodass ich ihn mit seinem Insiderwissen sofort angezapft habe.
Das Städtchen Santa Ana, um das es in diesem Bericht hauptsächlich geht, liegt nur 10 Kilometer vom Flughafen entfernt im Speckgürtel der Hauptstadt San José. Der Ort mit seinen 11000 Einwohnern hat alle Annehmlichkeiten der Zivilisation und ist auf einer Höhe von 900 Metern auch klimatisch rund ums Jahr eine Wohlfühlzone. Die Temperaturen liegen zwischen 20 und 30 Grad bei gemäßigten Niederschlägen. Zahlreiche „Expats„, also gebürtige Ausländer, haben sich hier niedergelassen und genießen die Mischung aus (für uns) erschwinglichen Preisen, Mieten oder Grundstücken und einer Top-Infrastruktur inklusive jeder Menge guter Restaurants und alle erdenklichen Dienstleistungen.
Zum Glück wird Santa Ana trotzdem von Einheimischen dominiert, die mit ihrer freundlichen Art durchaus typische Vertreter ihres Landes sind. Gestern etwa, im beliebten Restaurant „El Coco“ gab´s zu Quesadillas und Bier eine Gesangseinlage der Bedienung, die ebenso wie der Barkeeper unter ihrer Maske die kitschigen Schlager aus der Jukebox mitträllerte. Auch sonst werden die Masken auf der Straße einigermaßen diszipliniert getragen, an Bushaltestellen und anderen Orten, wo es eng wird, sowieso.
Nach der Besichtigung des Ortskerns, der wie jede ordentlich Stadt hier einen zentralen (Treff)platz zum Chillen, für Konzerte o.ä. besitzt, sowie eine katholische Kirche, mache ich einen Spaziergang zum Centro de Conservatión de Santa Ana. Auf dem Gelände einer historischen Farm werden dort diverse Tiere in Käfigen zur Schau gestellt und – wesentlich interessanter – das damalige Leben auf diversen Schautafeln erklärt und in einem kleinen Museum erklärt. Der Pflanzenbestand ist sehr abwechslungsreich, es gibt kleine Schaugärten dazu, und vieles ist ebenfalls beschildert erklärt, allerdings nur auf spanisch. Von außen wirkt es auf den ersten Blick etwas heruntergekommen; doch drinnen gibt es schöne Wege durch den Wald und zu einem kleinen Flüsschen, außerdem einen großen Picknickplatz und offenbar diverse Einrichtungen, um den hiesigen Schülern Natur und Geschichte näher zu bringen. Vögel habe ich natürlich auch gesehen. Unter den 10 Arten, die ich eindeutig identifizieren konnte war auch ein Linienspecht, der mit seiner roten Haube aussah wie ein Punk, sowie ein prächtiger Diademmotmot. Der Park ist sicherlich keines des spektakulären Highlights Costa Ricas, die man gesehen haben muss. Aber als Naturschutzgebiet mitten in der Stadt doch ein Gewinn für die Einwohner und durchaus vorzeigbar (4,2 von 5 möglichen Punkten aus 642 Rezensionen bei Google, dort auch zahlreiche Fotos). Eintritt war 4000 Colones, also gut 5 Euro. Dem stehen gegenüber ca. 7000 Colones (also 8 Euro) im empfehlenswerten und preiswerten Restaurant El Jardin , wo ich mir auf dem Rückweg einen Burrito und ein Bier gönne. Dass die Biere hier ungefähr ein Drittel der Rechnung ausmachen ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber was will man machen, bei der Hitze 😉
Auf dem Weg zum Park fallen mir diverse schicke neue Gebäude auf. Besonders am Santa Ana Town Center mit seinen Geschäften und Restaurants sieht man, dass die Amerikanisierung schon weit fortgeschritten ist. Einen Steinwurf entfernt sind die Santa Ana Flats, ein Appartementkomplex, der hier nahe der Straße steht, und der Wohnungen zum Vermieten anpreist, jedoch erfahre ich nicht, wie viel sie kosten. Ein deutscher Immobilienmakler hatte offenbar eine der Wohnungen dort für $ 340.000 im Angebot, und in einem ähnlichen Apartmentkomplex verlangt man zur Miete $ 750 / Monat. In Deutschland wäre das sicher ein tolles Preis/Leistungsverhältnis, aber für die meisten Einheimischen unerschwinglich. Generell scheinen die Immobilienpreise in diesem angesagten Vorort durch die Decke zu gehen. Ein Makler preist Häuser ab $ 118.000 Dollar an, und dann geht es nach oben bis über 2 Millionen. Als nächstes werden dann wohl die umliegenden grünen Hügel bebaut, wie erste Baustellen andeuten. Der Vorteil solch einer Entwicklung ist natürlich eine hervorragende Infrastruktur, einschließlich jeder Menge Kliniken, Läden und Restaurants. Hmm. Ich stehe ja erst am Anfang meiner Reise, habe noch kaum Vergleichsmöglichkeiten, und enthalte mich daher einer Bewertung.